Georg Pachernegg

"… und er soll ein Romantiger sein!"


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passt, fragen Sie im Notfall Ihre beste Freundin oder Ihre Kinder um Rat, allerdings auch nur dann, wenn diese Ihrem generellen Ansinnen hinsichtlich der Art und Weise Ihrer Partnerfindung wohlwollend gegenüber stehen. Wie Sie sich sicher selbst denken können, sind deren Vorschläge anderenfalls mit gutem Augenmaß zu prüfen, weil potentiell kontraproduktiv. Da ist doch die dritte Variante die nächstliegende, unkomplizierteste und zugleich bestimmt auch die persönlichste: Ihr Vorname. Vielleicht in einer eher fremdländischen Variante präsentiert oder rückwärts geschrieben (wirkt besonders gut bei Anna) oder auch gern als Koseform mit dem klassischen -i oder -chen am Ende und, wenn Sie einen von diesen leidigen Modenamen haben (und welche echte Frau hätte den nicht?), vielleicht auch erweitert um den Geburtstag oder das -jahr. Die Angabe der Cup - Größe halte ich in diesem Zusammenhang allerdings für mehr als bedenklich.

      Vermeiden Sie auch die Ungeschicktheit, Ihren Vornamen mit Ihrem aktuellen Alter zu verbinden, etwa „Isabel43“. In den allermeisten Singlebörsen werden die Profilangaben hinsichtlich des Alters in Jahren sowieso automatisch ergänzt und jährlich aktualisiert und wenn, was natürlich niemand hoffen will, dummerweise in drei Jahren Ihr Profil immer noch bestehen sollte, kann man da lesen: „Isabel43, Alter 46“. Diese Blöße wollen Sie sich doch nicht wirklich geben, denn jedermann weiß dann sofort, dass Sie schon seit drei Jahren erfolglos auf der Partnerpirsch sind und denkt sich: „Na, die will wohl anscheinend keiner auf Dauer haben, wohl höchstens immer nur für eine Nacht. Wer weiß, da lass ich lieber die Finger von …“ oder auch: „Ach, die sucht schon so lange, da hab‘ ich leichtes Spiel, die ist bestimmt so was von ausgehungert …!“

      Manche Damen gehen auch gern den ‚sinnfreien‘ Weg, aber ein Name wie „Meineransichtnach“ ist nach meinem Dafürhalten eindeutig zu lang. Neulich stach mir ein weibliches Profil ins Auge namens „Saftschubse“. Natürlich habe ich es mir auf der Stelle ausgiebig angesehen, somit hatte der seltsame Name tatsächlich seinen Zweck erfüllt. Hätten Sie widerstehen können?

      Noch vor ein paar Jahren wurde übrigens bei allen Börsen jeder Profilname nur einmal vergeben. Dann bekam man im Zweifelsfall vom System den Hinweis: „Der Name Maria ist leider bereits vergeben, wie wäre es mit Maria3456?“ Viele Börsenbetreiber haben diese Praxis inzwischen allerdings der Einfachheit halber abgeschafft und lassen es zu, dass alle Namen so oft vergeben werden, wie jemand sie haben will. Angesichts dieser Tatsache werden Sie mir bestimmt darin zustimmen, dass möglichst ein seltener Name mit einem hohem Merk - Effekt für Ihr Profil gewählt werden sollte, um den interessierten Männern das Wiederfinden desselben zu erleichtern. Denn kein Mann hat Zeit und Lust dazu, Tausende von „Maria“- Profilen zu durchsuchen, nur um Ihres wiederzufinden, um es sich nochmals anzusehen, auch wenn es noch so nett ist. Aber nicht alle Börsen haben die Namenswahl freigegeben. Es wird also auch Ihnen möglicherweise mindestens circa fünf- bis siebenmal passieren, dass der von Ihnen ausgesuchte tolle Profilname in dieser oder jener Börse nicht mehr zur Verfügung steht.

      Denn natürlich muss man ja immer damit rechnen, dass andere Leute gelegentlich auch eine gute Idee haben. Lassen Sie sich aber dadurch nicht gleich Ihren ganzen Mut rauben, sondern gewähren Sie Ihrer Fantasie freien Lauf, irgendwann fällt auch Ihnen der ultimative Name ein … Oh, ja, richtig! Ehe ich es ver-gesse: Ganz wichtig zu erwähnen ist an dieser Stelle, dass Sie sich auf Ihrem PC rechtzeitig eine kleine, akribisch gepflegte Übersichtstabelle der benutzten Börsen, Passwörter und Profilnamen zusammenstellen sollten. Sonst kann es leicht geschehen, dass Sie bei einer versehentlichen Vertauschung oder einer nicht korrekten Schreibweise der betreffenden geheimen Schlüsselwörter vom jeweiligen System gesperrt werden und nur umständlich und erst nach einiger lästiger Mailerei und womöglich nach schwieriger Identitätskontrolle wieder Zugriff auf Ihre Profile erhalten und somit Gefahr laufen, Ihrem künftigen Lebensglück ein Bein zu stellen, weil Sie erst nach drei Tagen antworten können, andere Frauen jedoch viel schneller waren.

      2.2. Dichtung und Wahrheit

      Überlegen Sie doch einmal kurz: Wann haben Sie eigentlich Ihre letzte Bewerbung auf eine Arbeitsstelle geschrieben? So richtig DIN - gerecht, mit schönem Foto und dem Lebenslauf mit Ihrem privaten und beruflichen Werdegang? Wehe, wenn dort früher irgendwelche Ungereimtheiten auftraten, wenn etwas vergessen worden war oder auch Unwahrheiten ans Licht kamen. Wissen Sie noch? Das konnte schwer ins Auge gehen und bedeutete meistens die ablehnende Antwort der Personalabteilung.

      Dies hier ist zwar eine ganz andere Baustelle, aber sie ist doch irgendwie damit vergleichbar im Aufbau und hinsichtlich dessen, was man schreiben und was man besser weglassen sollte. Wir haben hier beim Profil eine Mischung aus einer Bewerbung (auf die freie Stelle an seiner Seite) und einer Stellenausschreibung (zur Neubesetzung der freien Position Ihres Begleiters). Die jeweilige Stärke der Persönlichkeiten von beiden potentiellen Partnern entscheidet darüber, zu welcher Seite das Pendel letztendlich ausschlägt.

      Natürlich prüft niemand in Ihrem Börsenprofil, ob das, was Sie voll Überzeugungskraft da hinein geschrieben haben, so und nicht anders auch wirklich der Wahrheit entspricht (Sie glauben das alles beinahe ja schon selbst, stimmt's?). Gerade deshalb sollten Sie aber im Umkehrschluss auch nicht alles, was Sie in anderen Profilen lesen, komplett für bare Münze nehmen, sondern es mit Vorsicht genießen und lieber in der Schublade für Zielvorgaben und Wunschvorstellungen ablegen.

      Sehr gern wird hier, natürlich von beiden Geschlechtern, hinsichtlich des Körpergewichtes, des Fitnesslevels, der Schulbildung, der Penisgröße, bei der Oberweite, dem Hüftumfang sowie noch an einigen anderen profilrelevanten Körperstellen die kleine Flügelmutter der Wahrheit etwas nachjustiert. Ein paar Grämmchen weniger, eine halbe Körbchengröße mehr, das nur noch mit chemikalischer Unterstützung zu übertönende Grau im Haar, die überschminkten Krähenfüße vom vielen Lachen oder das fünf Jahre alte Foto, wer merkt das schon?

      Sie wären beileibe nicht die Einzige, die das täte. Lügen ist modern und zwar in jeder Lebenslage, nicht nur in den Partnerbörsen. Manche Frauen sollen ja insgesamt, sagt zumindest die „bz - online.de“, bis zu 180 Mal pro Tag lügen (na, das sagen gerade die Richtigen …), da werden wohl, statistisch gesehen, ein paar Profiltextlügen auch mit dabei sein. Aber es ist ja eigentlich nicht immer ein echtes, vorsätzliches Lügen, was diese Frauen betreiben, meistens liegt das Problem einfach im unterschiedlichen Sinnverständnis oder im nicht vorhandenen männlichen Abstraktionsvermögen begründet.

      Sie als Frau von Esprit und Stil kennen sicherlich auch schon die oft hieraus resultierende Problematik, wenn nämlich Männer, offenbar gemäß ihrer Natur, die hinter den weiblichen Aussagen liegenden tieferen Bedeutungen nicht verstehen, sondern lediglich die gesagten: Diskussionen ohne Ende, der schale Beigeschmack des aneinander vorbei Redens oder Schweigens auf beiden Seiten und Ihr heimlicher Gedanke: „Ist der jetzt so blöd oder tut der nur so?“

      Dabei entpuppt sich die zuerst erwähnte Art der Lüge, also die gezielte mit Täuschungsabsicht, als noch weitaus kontraproduktiver als die letztere, die ja wie gesagt eigentlich nur auf dem unterschiedlichen Verständnis einer Aussage basiert und woran der Mann wegen seiner doch eher einfach strukturierten Denkweise einen Großteil an Mitschuld trägt. Immerhin weiß aber jeder Mann, der jemals nach dem vorhin schon einmal erwähnten Motto: „Schatz, wir müssen reden!“ von seiner Partnerin eines dieser ernsteren Zwiegespräche verordnet bekommen hat (also eigentlich alle Männer), genau, dass zum Beispiel die Bedeutung von Sätzen wie „Ich bin nicht sauer“ so ziemlich genau das Gegenteil von dem ist, was man anhand des Wortlautes glauben würde. Einfach strukturierte Denkweise hin oder her.

      Je mehr man mogelt oder besser, die Wahrheit beugt oder interpretiert, desto größer und peinlicher wird möglicherweise allerdings der Erklärungsbedarf, falls man einmal aus Versehen an wirklich mitdenkende Mitmenschen geraten sein sollte oder an solche, die sich an ein paar Einzelheiten aus Ihrem Profiltext erinnern konnten. Wenn Sie es zu doll treiben, glaubt ein potentieller Partner womöglich sogar schon beim ersten Treffen, er habe sich in der Tür oder der Treffpunkt - Laterne geirrt. Und gerade Sie wollen doch eigentlich auch dafür gemocht werden, wer Sie sind und wie Sie sind und nicht für das, was Sie sein möchten.

      Aber Halt! So weit sind wir ja noch