Georg Pachernegg

"… und er soll ein Romantiger sein!"


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man doch mal auf Singlebörsen übertragen. Vielleicht sollte ich tatsächlich mal einen Musterprozess gegen die Preispolitik dieser Börsen führen, wegen offensichtlicher alters- und geschlechtsspezifischer Diskriminierung. Wollen doch mal schauen, was das Bundesverfassungsgericht dazu sagt.

      Aber jetzt kümmern wir uns erst einmal um etwas anderes! Nämlich um Sie! Jetzt wird es richtig spannend. Denn jetzt können Sie endlich so richtig loslegen! Jetzt ist andererseits auch die totale Ehrlichkeit angesagt. Theoretisch zumindest …

       „Butter bei die Fische!“

      (Redewendung, nicht nur aus dem Ruhrpott)

      2. Kapitel: An die Geräte! Wie schärfe ich mein Profil?

      In diesem Kapitel besprechen wir das Einrichten und Gestalten eines Börsenprofils, vom passenden Profilnamen und den nötigen Angaben zur Person bis hin zur Auswahl des Profilfotos und dem Formulieren eines ansprechenden Profiltextes.

      Hier liegt also der erste Schlüssel Ihres Sucherfolges verborgen, also lesen Sie besser aufmerksam und sorgfältig.

       2.1. Am Anfang war der Profilname

       

       2.2. Dichtung und Wahrheit

       

       2.3. Augen auf! Das Profilfoto

       

       2.4. Vorsicht Falle! Der Profiltext

      2.1. Am Anfang war der Profilname

       Die Krux mit dem Profilnamen

      Damit es jetzt endlich so richtig losgehen kann, schreiben Sie sich doch bitte ungefähr zwanzig Namen, die Sie gern als Profilnamen (oft englisch nicknames genannt oder nur nicks) benutzen würden, auf einen Zettel. Aber es darf auf keinen Fall einer dieser wunderschönen Kosenamen dabei sein, den Ihnen Ihr Ex oder einer seiner Vorgänger im Rausch der Sinne irgendwann einmal gegeben hat. Und zwar auch dann nicht, wenn er, der Name, noch so ausgefallen, süß oder niedlich ist, wie zum Beispiel ‚Schatzi‘, ‚Chérie‘ oder ‚Liebling‘, und Ihnen noch so sehr, natürlich aus durchaus verständlichen Gründen, ans Herz gewachsen. Ich will Ihnen gern erklären, warum das nicht geht.

      Na klar, es hat Sie ja schon so lange niemand mehr mit diesem Kosewort und vielleicht einem Stückchen Schokolade, neuen Ohrringen oder auch chromglänzenden Handschellen leise und zärtlich oder barsch und fordernd ins gemeinsame Schlafgemach gelockt oder beordert. Und diese Ihre Erkenntnis tut so furchtbar weh und Sie möchten, dass es endlich aufhört oder besser: dass wieder jemand damit anfängt. Aber genau dies sollten Sie nicht sofort auf den ersten Blick allen männlichen Lesern vermitteln. Zeigen Sie kein läufiges, sondern nur ein beiläufiges Interesse an der Männerwelt, also offenbaren Sie niemandem ungefragt Ihre tatsächliche, möglicherweise recht große seelische oder körperliche Bedarfs- oder gar Notlage.

      Mausi, Hasi, Piepmatz, kleine Hilti, Herzeken, Schnuckel, Schreckschraube, Püppi, Ey Alte!, Töffel, Schatzi, Stinker, Bärchen, Speckrübe, Rehlein, Zecke und andere solche mehr oder weniger originellen Ausgeburten von überschäumender und ausufernder maskuliner Zärtlichkeit sollten wirklich ungenutzt und sogar unter strengstem Verschluss bleiben, auch wenn oder sogar gerade weil Sie damit irgendwelche wunderschönen Erinnerungen an ebenso schöne alte Zeiten verknüpfen. Lassen Sie jeden Ihrer Kosenamen lieber bei dem entsprechenden Herrn, der ihn seinerzeit für Sie prägte, das ist später einmal weitaus übersichtlicher beim Sortieren Ihrer Erinnerungen. Denn so wissen Sie irgendwann, wenn Sie vielleicht schon längst den Namen des Verflossenen vergessen haben, wenigstens immer noch, wie er Sie gerne zu nennen pflegte, wenn er, meistens Samstags Abends nach der Sportschau oder auch an jedem ersten Mittwoch eines ungeraden Monats, etwas mehr an körperlicher Nähe und damit verbundener ‚Beziehungsarbeit‘ von Ihnen ergattern wollte. Sie erinnern sich doch noch? Hmm, ja, das stimmt, mit dem Betten Beziehen hatte es indirekt auch zu tun … aber hat er Ihnen denn je dabei geholfen?

      Kein Mann hat wirkliche, echte Freude daran, einen von einem anderen männlichen Wesen, also theoretisch von einem Futterneider oder Konkurrenten, erdachten Kose- oder Spitznamen zu benutzen, wenn er eine Frau zum ersten Mal anschreibt. Es steht zwar nicht direkt dran, wer ihn sich überlegt hat, aber manche dieser Namen klingen doch allzu sehr nach testosteronhaltigem Liebesgeflüster. Der möglicherweise in naher Zukunft von ihm selbst für Sie ausgedachte Name hingegen ist vergleichbar mit den Pflöcken, mit denen die Goldsucher in Alaska seinerzeit ihre Claims absteckten. Ein eigener, neuer Kosename muss also sein, zum Beispiel etwas ganz Persönliches wie ‚Häschen‘‚ ‚Süße Schnecke‘, oder ,Lady‘, denn allein schon der Gedanke, dass diese Frau an sich ja bereits ‚gebraucht‘ ist, reicht meistens aus, die Reserven seiner Leidensfähigkeit komplett zu erschöpfen, da benötigt man nicht auch noch einen gebrauchten Kosenamen. Also wählen Sie lieber für die kurze Übergangszeit etwas Neutrales, Unverbindliches aus.

      Niemand möchte eben ohne Not bei einer Frau, die er gerade erst kennengelernt hat, ausschließlich Pfade beschreiten, auf denen vor ihm schon andere Männer gewandelt sind. Es sollen nur so viele bekannte Wege sein wie eben nötig und unvermeidlich, vielmehr forscht er viel lieber, ob es nicht doch noch ein paar unerforschte Gegenden, quasi weiße Flecken auf der Landkarte und auch unter ihrem Nachthemd, für ihn zu entdecken gibt. Mit zunehmendem Alter der Dame relativiert sich allerdings die Chance hierauf natürlich erheblich, gottlob jedoch passend zum inzwischen deutlich nachlassenden Forscherdrang des Mannes und seiner zunehmenden Sehschwäche.

      Viele Männer träumen übrigens ja sogar bis in ihr hohes Alter hinein insgeheim den Traum von einer ‚unberührten‘ Frau ohne jede Erfahrung, natürlich nur, weil sie davor Angst haben, dass die Frau ansonsten Vergleiche anstellen könnte und sie dabei schlecht abschneiden würden. Auch der Gedanke, dass eine Frau möglicherweise in ganz bestimmter Hinsicht viel mehr weiß und vielleicht sogar auch weit mehr erlebt hat als ‚Mann‘ selbst, ist vielen der Herren Jäger und Sammler höchst unangenehm.

      Bei Frauen sehr beliebt und deshalb oft in allen denkbaren Varianten in Gebrauch sind Profilnamen wie Wildfang, Elfe, O, Fee, Rote Zora, Sonnenblume, Schmetterling, Hexe, Teufelchen, Pfirsichblüte, Sahneschnitte oder Schwarze Rose. Mit solchen Namen sollen dem interessierten Leser wohl Assoziationen zu bestimmten weiblichen Eigenschaften eingeflüstert werden, die den sich so nennenden Frauen offenbar wichtig sind: gut zu riechen, sexuell appetitlich, aktiv und fantasievoll, aber trotzdem irgendwie genügsam im Unterhalt zu sein, (Männer ver-)hexen zu können, eine samtweiche Haut zu besitzen, ein paar geheime Zaubertricks im Repertoire zu haben, leicht wie eine Feder und biegsam wie eine Gummipuppe zu sein oder auch un(be-)zähmbar, zügel- oder sogar willenlos. Das muss kein Denkfehler sein, es könnte dabei nur passieren, dass man so lediglich die Männer anspricht, denen die ‚inneren‘ Werte einer Frau nicht wirklich so wichtig sind wie die … na ja, eben die anderen. Fällt Ihnen etwas Derartiges mal bei Ihren Kontakten auf, daran könnte es liegen.

      An dieser Stelle muss ich auch noch aus einem anderen Grund mahnend meinen Zeigefinger heben, denn: Sonnenblumen mit dunklen Haaren sind genauso deplatziert wie blonde Schwarze Rosen und jemand, der sich träge und faul auf dem Sofa in die Kamera räkelt, sollte sich doch vielleicht trotz feuerroter Locken nicht gerade Wildfang, Fury oder Feuervogel nennen. Allerdings, wenn besagte Dame mit roten Seidenschnüren oder lila Frottee - Handschellen ans Sofa gefesselt ist oder nichts als eine orangefarbene Federboa trägt, tja, dann könnte man da sicherlich über den Sinn einer generösen Ausnahmeregelung reden.

      Auch ruft ein Schmetterling von 111 kg Lebendgewicht allzu leicht gewisse Irritationen im Kopf des Lesers hervor, da wäre zum Beispiel doch eher der Name „Biggi“ angebracht, abgeleitet vom Wort big (engl.: groß, korpulent). (Ach, hallo Biggi, Pardon, ich wollte Dir doch nicht zu nahe treten. Wenn ich gewusst hätte, dass Du auch hier bist, hätte ich … hätte ich …