Georg Pachernegg

"… und er soll ein Romantiger sein!"


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konnte inzwischen die zu überbrückende Distanz schon mal 30 bis 40 km betragen. Aber kein Problem, es gab ja Straßenbahnen oder man hatte ein Moped, oder später sogar einen VW Käfer. Meine weiteste Fernbeziehung passierte 500 km von meinem Heimatort entfernt, da war jedes Mal allein schon die An- und Abreise ein kleines, spannendes Abenteuer. (Inzwischen kann man sich Suchergebnisse aus aller Welt auf den Bildschirm holen, speziell bei bestimmten Männern sind ja Frauen aus der ehemaligen Sowjetunion oder aus Fernost beliebt, besonders dann, wenn sie kein Deutsch können und zusätzlich eine minderjährige Tochter in die Beziehung mitbringen.)

      Jedoch, ich muss es Ihnen in aller gebotenen Härte sagen, alle diese Überlegungen nützen nichts. Sie wissen es selbst, romantisierende Rückbesinnungen auf das ach so einfache Leben in früheren Zeiten sind nicht gefragt, weil nicht zielführend. Sie leben im Here And Now, Sie müssen hier und jetzt aktiv werden, nicht herumreden oder hadern, wenn Sie Resultate sehen wollen. Nehmen Sie lieber (anstatt irgendwelcher Frösche) einfach mal Ihre Angelegenheiten selbst in die Hand und verlassen Sie sich nicht auf Ihr Schicksal, das kann höchstens im Hintergrund ein paar Fäden für Sie ziehen, mehr nicht.

      Nehmen Sie sich ein Beispiel an der „Mondkriegerin“ aus Dortmund. Sie macht es richtig, sie geht direkt aufs Ganze, sogar eine Geschlechterspezifizierung hat sie in ihrem Profiltext und wohl auch in ihrem Leben bereitwillig über Bord geworfen: „Bin 56 und suche Menschen zum Schreiben, vieleicht auch zum kennenlernen. Mache fast jeden spaß mit. Offen für alles, habe schon viel in meinem Leben erlebt.“ Aber vielleicht will sie ja auch nur Erfahrungen sammeln, um ein Buch darüber zu schreiben, genauso wie ich es getan habe.

      Folgen Sie einfach sorgfältig und Schritt für Schritt den Anweisungen dieses Ratgebers und Sie werden sehen, alles wird sich schon bald wie von selbst zusammenfügen. Aber lassen Sie sich ruhig Zeit beim Lesen, damit Ihnen auch keine wichtigen Punkte ‚durch die Lappen gehen‘. Auf ein paar Tage kommt es jetzt ja auch nicht mehr an. Ich könnte Sie auch, wenn Sie wollen, demnächst mal abfragen, zwecks einer kleinen Bestandskontrolle dessen, was Sie hier gelernt haben. Geben Sie mir dann einfach Bescheid, wann es Ihnen passt, ich habe Zeit. Aber wirklich nur wenn Sie wollen.

      Die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Börse oder auch mehrere kann und will ich Ihnen natürlich nicht abnehmen. Das muss ganz allein Ihre eigene Angelegenheit bleiben. Zu viele Faktoren spielen eine Rolle, müssen bedacht und gewichtet werden. Und jede(r) hat einen eigenen Geschmack. Aber es gibt trotz alledem ein paar grundlegende Anregungen zur Vorgehensweise, die Ihnen bei der Entscheidungsfindung behilflich sein können und die ich hier zu Ihrer Erbauung, Unterstützung und Ermutigung gern kolportieren will.

      1.2. Unbegrenzte Möglichkeiten?

      Wenn man wirklich den stets gern befragten und auch recht oft zitierten ‚(un-)gewöhnlich gut informierten Kreisen‘ Glauben schenken darf, wird es leider von Jahr zu Jahr immer schwieriger für eine eigentlich ja recht anspruchsvolle Frau wie Sie, dauerhaft ihren eigenen neuen Mr. Right zu finden. (Denn einen Herrn dieses Namens suchen offenbar sehr viele Frauen, er muss so etwas wie ein moderner Casanova sein und kommt wohl aus einem englischsprachigen Land.) Hier sei zu Ihrer Sicherheit noch einmal seine von „Isla“ aus Hannover ausformulierte Personenbeschreibung wiedergegeben, ich selbst hätte sie wohl kaum besser in Worte fassen können: „Mr. Right ist absolut ehrlich, tolerant, loyal und treu, tierlieb, humorvoll, spontan und gepflegt, steht mit beiden Beinen fest im Leben, ist freigiebig, zuverlässig und geistig und körperlich jung geblieben. Und natürlich kann er ausgezeichnet küssen.“

      Kurz gesagt: Er muss, selbstverständlich, möglichst genau Ihren eigenen Vorstellungen und Wünschen entsprechen, denn Sie suchen ja einen Mann, der nicht schon nach dem klassischen rosaroten ersten Vierteljahr wieder mit fliegenden Fahnen und wehenden Rockschößen aus irgendwelchen Ihnen unerfindlichen Gründen („... Männer ...!“) das Weite sucht. Oder, noch schlimmer, dieses Weite gar von Ihnen gezeigt bekommen muss, damit er nur ja schneller weg ist und Ihre wertvolle Zeit durch seine unnötige Anwesenheit nicht unnötig verplempert.

      Dieses statistisch gesehen doch recht bemerkenswerte, um nicht zu sagen höchst erstaunliche, Phänomen der wachsenden Suchschwierigkeiten bei gleichzeitig ständig größer werdendem Angebot hat leider eine schier unüberschaubare Vielzahl von möglichen Ursachen. Aus Platzgründen, und weil sie überdies gähnend langweilig sind, kann ich sie jedoch an dieser Stelle keinesfalls alle aufzählen oder gar kommentieren und gewichten. Da müssen Sie selbst einfach mal etwas im Internet forschen.

      Eine, wie ich finde, sehr interessante Tatsache ist hierbei allerdings, dass zwar deutlich mehr Männer als Frauen ihr neues Liebesglück in einer Börse suchen (das Verhältnis ist laut Wikipedia ungefähr zwei Drittel zu ein Drittel), das durchschnittliche Bildungsniveau der Männer jedoch deutlich niedriger ist als das der Frauen: Die Mehrzahl der Herren besitzt nur einen Hauptschulabschluss, die Damen hingegen haben mehrheitlich eher ihr Abitur in der Handtasche. Daraus allerdings abzuleiten, dass Frauen ohne Abitur meistens zu dumm dazu seien, sich von ihrem Partner zu trennen und sich einen neuen, besseren zu suchen, halte ich trotzdem für sehr gewagt. Man muss sich ja nur umschauen, um festzustellen, dass das so nicht stimmen kann.

      Es ist leicht nachvollziehbar, dass nur wenige Herren mit Hauptschule gern eine Frau haben möchten, die ihnen in puncto Schulbildung deutlich überlegen ist, das ist nicht so gut für das männliche Ego. Dass andererseits auch keine Frau wirklich daran interessiert sein kann, einen Partner zu bekommen, mit dem sie dann vielleicht nicht über alle für sie wichtigen Themen reden kann, beispielsweise Rosamunde Pilchers Leben und Werk, die Risiken und Chancen einer Wiedergeburt als Schmetterling oder die Finanzierung des geplanten Swimmingpools im Keller des Eigenheims, ist auch verständlich. Es sei denn, er hat sonst noch ganz bestimmte andere Qualitäten, etwa ein pralles Bankkonto.

      Die Erkenntnis, dass ein höherer Schulabschluss, genauso wie Geld, nicht alles im Leben bedeutet, hat sich zwar im Allgemeinen schon durchgesetzt, nur im Speziellen eben noch nicht. Nämlich dann, wenn es nicht um andere Leute, sondern um die eigene Person geht, genauer gesagt darum, was die Umgebung denken könnte, wenn man mit jemandem zusammen wäre, mit dessen Schulbildung es nicht gar so weit her ist. Man vergisst dabei allerdings häufig, dass diese Umgebung oft selbst so dermaßen dumm ist, dass sie den doch recht deutlichen Unterschied zwischen Bildung und Intelligenz nicht kennt.

      Diese Bilanz liest sich leider fast genauso ernüchternd wie die Liste der Möglichkeiten, die eine Frau in den besten Jahren noch hat, um trotzdem ein vorzeigbares Ergebnis ihrer Suche nach dem fehlenden Traumpartner zu erzielen. Bekam sie mit Vierzehn noch von schweißnassen Knabenhänden dauernd ebensolche Zettelchen zugesteckt, mit der ungelenk hingekritzelten Frage versehen: „Du, wollen wir zusammen gehen?“, wo sie nur noch „ja“, „nein“ oder „weiß nicht“ anzukreuzen brauchte und dann mit ihrer spontanen, unreflektierten Antwort einen ständig und grundlos puterrot anlaufenden, pickeligen Jüngling entweder halt- und besinnungslos glückstaumelnd machte oder ihn damit postwendend in den schieren Freitod trieb, sieht sie sich im nunmehr gesetzteren Alter von …, na ja, sagen wir mal Vierzig - plus, eher konfrontiert mit einer in nachgerade fast Schwindel erregendem Tempo geringer werdenden Zahl der ihr zugesteckten Zettelchen und gleichzeitig einer dafür aber umso stetiger wachsenden ernsthaften Konkurrenz durch garantiert weitaus unattraktivere Frauen als sie selbst eine ist. Sie hat es ja immer schon geahnt: alle Männer leiden an akuter Sehschwäche und einer ebensolchen Geschmacksverirrung. Aber so extrem? Wer hätte das gedacht?

      Je nach der Art ihrer persönlichen Bedarfslage oder besser ihrer allgemeinen körperlichen oder seelischen Verfassung, ihres Selbstbewusstseins, je nach Alter, Körperumfang und Gewicht, je nach Geldbeutel, Anzahl der Kinder oder Frustfaktor kennt jede kluge Frau natürlich verschiedene mehr oder weniger Erfolg zumindest versprechende Wege, die sie gehen kann, um diesem eigentlich nach außen hin äußerst unwürdigen, wenn nicht sogar in mancher Leut's Augen blamablen und nach innen hin zutiefst ärgerlichen, der eigenen Wertschätzung und ihrer seelischen und körperlichen Ausgeglichenheit extrem abträglichen partnerlosen Zustand mit etwas Glück ein Ende zu bereiten.

      War es früher der Tanztee, im Volksmund oft auch etwas spöttisch ‚Ball der einsamen Nerze‘