Bernhard Dönhoff

Auf den Flügeln meiner Träume


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      Bernhard Dönhoff

      Auf den Flügeln meiner Träume

      Alte Geschichten neu erzählt

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       Verlagslogo

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Einleitung

       Inhaltsverzeichnis

       Die Quelle

       Valentinstag

       Im Feengarten

       Der Drachen

       Die Lehrerin

       Der Ring des Königs Artus

       Jakob, der Meisterdieb

       Laurentiustränen

       Das Porträt

       Fedderica Schmitt- Heuser

       Der verwunschene Spiegel

       Wo ist der Weihnachtsmann?

       Impressum neobooks

      Einleitung

       Meine Mutter stammte aus einem der wenigen katholischen Gutsherrenhäuser Ostpreußens. Demzufolge hatte sie sehr viele Brüder und Schwestern. Während des Krieges wurde die ganze Familie zerstreut und es dauerte lange Jahre, bis sich die Gelegenheit eines ersten Treffens ergab.

       Meine Eltern hatten es in der Zwischenzeit geschafft sich in einer kleinen Stadt im Rheinland niederzulassen. Mein Vater war Handwerksmeister und durch Fleiß, Geschicklichkeit und Sparsamkeit gelang es ihm in wenigen Jahren ein recht ansehnliches Vermögen zusammenzuarbeiten. Er wurde dabei tatkräftig von meiner Mutter unterstützt. Ich wuchs trotzdem recht unbeschwert auf, hatte ich doch den großen Vorteil, dass sich ein Teil der Schwestern meiner Mutter im gleichen Ort niedergelassen hatten, und ich dadurch von allen umsorgt und behütet wurde. Meine beiden Lieblingsonkel, Onkel Franz, Ehemann der ältesten Schwester meiner Mutter und Onkel Artur, ihr jüngster Bruder, hatten ein völlig heruntergekommenes Fachwerkhaus billig kaufen können, und es in liebevoller und zeitraubender Art und Weise wieder nahezu im Originalzustand aufgebaut.

       Jedes Mal, wenn meine Eltern keine Zeit für meine Probleme und mich hatten, ging ich zu den Verwandten.

      Onkel Franz, ehemaliger Schiffskoch, bei einer der bedeutendsten Schifffahrtslinien, kochte nicht nur besonders gut, sondern er konnte wunderbare Geschichten aus seinem langen, interessanten Leben erzählen, die mich jedes Mal aufmunterten und erheiterten, manchmal auch nachdenklich und besinnlich stimmten.

       Mit den Jahren ergab es sich, dass der 8. Mai zum festen Bestandteil des Familienlebens wurde. An diesem Tag, oder dem darauffolgenden Wochenende trafen sich die, die noch übrig geblieben waren, im Haus meiner Eltern und am Abend , das Fernsehen bestimmte unseren täglichen Lebensrhythmus noch nicht so nachhaltig, hatte es sich eingebürgert, dass Onkel Franz, Onkel Artur, Tante Dutti , Tante Elvira , Tante Clarissa , und meine Mutter, Berta, Geschichten erzählten, die sie alle in ihrem Leben erlebt hatten ?

       Nun bin ich selber Großvater und habe endlich Zeit genug, wenigstens einen Teil der Geschichten aufzuschreiben, die ich vor langer Zeit gehört und meinen Kindern und Enkelkindern erzählt habe.

      Inhaltsverzeichnis

      Januar Die Quelle

      Februar Valentinstag

      März Im Feengarten

      April Der Drachen

      Mai Die Lehrerin

      Juni Der Ring des Königs Artus

      Juli Jakob, der Meisterdieb

      August Laurentiustränen

      September Das Porträt

      Oktober Fedderica Schmitt- Heuser

      November Der verwunschene Spiegel

      Dezember Wo ist der Weihnachtsmann?

      Die Quelle

      „Die Geschichte, die ich euch heute erzählen möchte, habe ich von meiner Großmutter gehört, als ich selbst noch ein kleiner Junge war“, begann Onkel Artur : „Es ist eine dieser seltsamen Erzählungen, die zwischen Tag und Traum liegen, und von denen man nicht weiß, ob sie erfunden, oder vielleicht doch wahr sind:

      In einem alten, schönen Haus, lebte vor vielen Jahren ein kleines Mädchen. Seine Eltern hatten es Gwendollyn genannt, denn es erinnerte sie an die Tochter des Feenkönigs Maldred, von dem sie einmal in einem Buch gelesen hatten.

      Eines Tages weilte die Großmutter zu Besuch bei den Eltern. Die Großmutter war eine alte strenge Frau und Gwendollyn wurde immer von einem unbestimmten Gefühl der Unsicherheit beschlichen, wenn sie da war.

      Am letzten Abend des vergehenden Jahres, die Eltern waren ausgegangen, saßen die Großmutter und das Mädchen vor dem Kamin und lauschten dem draußen heulenden Schneesturm. Gewendollyn fürchtete sich so sehr vor dem Unwetter, dass sie die Angst vor der alten Frau überwand und sich zu ihr an das prasselnde Kaminfeuer setzte. Die Alte hatte die Augen geschlossen, und das Mädchen glaubte schon, sie sei eingeschlafen und fühlte Furcht langsam in sich hochklettern, als die Großmutter in die, nur durch das Knacken der Holzscheite im Kamin unterbrochene Stille, hinein zu flüstern begann:

      „ In Nächten wie diesen können Dinge geschehen, die man kaum für möglich hält.“

      Gwendollyn fragte die Großmama: „ Wie meinst du das?“

      „ Diese Nächte, in denen der Sturm wütet und die dunklen Mächte miteinander kämpfen, lassen die seltsamsten Dinge geschehen und die unwirklichsten und längst vergessen geglaubten Erinnerungen lebhaft wiedererstehen.“

      Die Greisin beugte sich vor und die flackernde Glut des Feuers tauchte das alte Gesicht der Frau in einen magischen Schein.

      Gwendollyn hatte die Großmutter noch nie so erlebt und fragte kaum hörbar:

      „ Großmutter, woher weißt du das so genau?“

      „Nun“, begann die Großmutter zögernd und ließ ihren Blick lange auf ihrer Enkelin ruhen, „weil ich es schon selbst einmal erlebt habe.“

      Sie machte