Hans Landthaler

Mel


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      Hans Landthaler

      Mel

      Unter ständiger Beachtung

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Kapitel 1 Am See

       Kapitel 2 Miriam

       Kapitel 3 Die gemeine Anna

       Kapitel 4 Die Bauersfrau

       Kapitel 5 Die Fritzin

       Kapitel 6 Der Karpfenfreund

       Kapitel 7 Judith, die Fischersfrau

       Kapitel 8 Der Sturm

       Kapitel 9 Elli, das kleine Luder

       Kapitel 10 Elli und die Fischersfrau

       Kapitel 11 Das Feuer

       Kapitel 12 Regina, die Kellnerin

       Kapitel 13 Der Tod der Fritzin

       Kapitel 14 Die Liebe der Fischersfrau

       Kapitel 15 Der Fischer

       Kapitel 16 Robert

       Kapitel 17 Der Mordversuch

       Kapitel 18 Die Umbrier

       Kapitel 19 Robert und die Weiße

       Kapitel 20 Elli kehrt zurück

       Kapitel 21 Die Stille

       Kapitel 22 Der bunte Schatten

       Kapitel 23 Robert kehrt zurück

       Kapitel 24 Hilda

       Kapitel 25 Der Tod des Karpfenfreundes

       Impressum neobooks

      Kapitel 1 Am See

      Wenn ich meine Sichthöhe der seinen angleiche, ihm quasi über die Schulter sehe, habe ich das identische Blickfeld.

      Die äußere Fensterbank, über die hohen Kaktusdahlienbüsche. Die weite, feuchte Wiese zum See ist nicht zu sehen, so hoch ragt das blonde Schilf direkt hinter den Dahlien empor. Darüber blinkt der See in einem silbernen Streifen, abschließend zum Horizont das fast schwarze Grün des Eichenwaldes.

      Er sitzt unbeweglich, gerade im Rücken, an dem kleinen Holztisch vor dem Fenster.

      Der Himmel, weiß, dunstig, ab und an schafft es ein Sonnenstrahl aus der Milchigkeit. Dunkles Summen gibt er von sich, keine Melodie, eher ein Beruhigungsbrummen. Er hat die horizontalen Linien des Fensterbildes fest im Blick. Die beginnende Linie im Bilde, ergibt die äußere Kante des Ziegelfenstersims. Die Nächste ist die Blütenreihe der gelben, orangenen Dahlienblüten, es folgt das brünette–blonde Band der Schilfkolben, der spiegelnde Wasserstreifen des Sees, der Waldgürtel und endlich der stumpfweiße Horizont. Vor und zurück gleitet sein Blick, bleibt da oder dort hängen, beginnt wiederum von vorne. Sitzt er so versunken, flach im Atem, spürt er manchtags eine Katze um seine Beine streichen. Er denkt sich manchmal eine, aber wirklich will er keine Katze.

      Fast mechanisch greift er immer wieder in die hölzerne Schale auf dem Tisch, drückt in einer Faust zwei Walnüsse fest gegeneinander, bis eine bricht, oft bersten beide. Ein Brocken von dem harten, würzigen Käse, dazu ein Stückchen Nuss und dies zerkaut im Munde, spült er mit einem vorsichtigen Schluck des roten Weines in den Magen. Der helle, sonnenstrahl-gestreifte Raum duftet schwer nach diesen Nüssen, deren Kerne aussehen wie kleine Gehirne. Ein bauchiges Netz, gefüllt, kiloweise mit diesen Nüssen, hängt an einem Nagel im Rahmen der klobigen Eingangstüre.

      Staubgetrocknete Regentropfen filtern das Licht durch die Glasscheibe des Fensters, sodass er nicht geblendet wird, wenn die Sonne einen Wolkenspalt findet, um das kleine Haus zu treffen. Ein Haus, in dessen Sichtweite ein See, war Bedingung, ebenso ein Nussbaum in der Nähe. Ein Walnussbaum hält Insekten fern, ein Haus am See ist kurzweilig, man ist allenthalben in sein Geschehen einbezogen, stört nicht in freiwilliger Einsamkeit und die Nähe eines Dorfes bedeutet eine gewisse Sicherheit im Rücken. Er hat sein Denken soweit reduziert, dass es ihn nicht anstrengt. Denkt: frische Nuss, würziger Käse, fruchtiger Wein, denkt: passt gut zusammen und manchmal denkt er eben an eine Katze. Dieses verminderte Denken war der zweite Schritt, der Erste, sich den Menschen zu entziehen, und dazu brauchte er dies Haus, um sich zu reformieren.

      Kein Fernsehen – ein Radio, kein Telefon – ein Handy, kein Auto – ein Fahrrad, keine Frau – verflossene Geliebte. Er negiert die Jahre, hat seinen Körper längst akzeptiert und er hat schon seit über einer Woche mit niemand mehr gesprochen, nur geredet, bei seinen letzten Einkäufen. Er raucht nicht, trinkt aber. Er ist kein Säufer, doch ein Trinker.

      Das Ausschlaggebende war der See, der seine Einsamkeit in Grenzen hält, nicht zur Einsamkeit wachsen lässt. Ein kleiner See, ehemaliger Baggersee, drei Fußballfelder zusammen genommen die Größe. Sein Haus ist das Einzige in der Nähe des Wassers. Nur die Kirchturmspitze kann er vom Dorf sehen und dies auch nur im laublosen Winter.

      Der See wird von unterirdischen Quellen gespeist, ist Vogelschutzgebiet, doch badet er darin, wenn ihm danach ist, angelt jedoch nicht, wie manchtags diese Männer gegenüber, sein Ufer ist tabu für Menschen. Die Enten und Schwäne haben nichts dagegen, wenn er zwischen ihnen schwimmt. Kleine Entenküken hat er schon einmal mitgenommen, ruhend auf seinem Rücken, schwamm eine Runde.

      Er mag die Tiere, dennoch isst er sie. Enten, Fische, nur keine Schwäne. Das tote Getier kauft er vom Bauernhof. Er kauft dort Getier, Eier, Milch, Butter, Käse und Brot, Gemüse, Grundnahrungsmittel, sogar den Wein. Nur Walnüsse kauft er nicht, die hat er selbst. Bei der Bäuerin kauft er, in ihrem Hofladen, der allerdings nur zweimal die Woche geöffnet hat. Sie mag ihn gut leiden, er ist etwas Besonderes