Kerstin Steiner

Hollywood Hills - Crazy, Sexy, Cool


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      Er wollte sie nicht zurückweisen, aber er wollte auch nicht, dass wieder jemand verletzt würde. Er brannte darauf zu erfahren, was der genaue Grund für ihre Flucht gewesen war, aber sie schien nicht mehr sagen zu wollen.

      Wieder fühlte er ihre Hand auf seiner.

      „Rick?“

      Sie strich sanft mit dem Finger über seinen Handballen und hinterließ dabei eine brennende Spur.

      Endlich löste er sich aus der Erstarrung und hielt ihre Hand fest, führte sie zu seinem Mund und küsste jeden ihrer Finger, bevor er sie wieder auf den Tisch legte. „Caroline, du hast mir damals wehgetan, sehr wehgetan.“

      In ihren Augen glitzerten Tränen.

      „Komm, jetzt fang nicht an zu weinen, bitte. Ich möchte wirklich nicht mehr darüber sprechen, hörst du? Denk einfach nicht mehr daran und wenn die Zeit gekommen ist, solltest du mir aber sagen, warum genau du gegangen bist. Ich habe keinen Schimmer, was so schlimm sein konnte, dass du wortlos weg bist, du hättest über alles mit mir reden können.“

      Er verstummte, denn das war schon viel mehr, als er hatte sagen wollen.

      Caroline schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter.

      Rick klang nicht verärgert, im Gegenteil, aber da war etwas in seiner Stimme, das sie aufhorchen ließ. Er war enttäuscht, verletzt…und das auch alles zu Recht. Aber sie konnte und wollte ihm nichts von dem Erpresserbrief erzählen, selbst heute nicht. Sie war überzeugt, dass es ihn treffen würde, mehr als ihm lieb sein und als er je zugeben würde.

      „…wenn die Zeit gekommen ist“, wiederholte sie tonlos.

      „Wann soll das sein? Was wird dann überhaupt sein?“ Ihre Stimme klang brüchig.

      „Darüber solltest du dir deinen hübschen Kopf nicht zerbrechen, meine Süße“, antwortete Rick ausweichend. „Lass uns etwas abmachen, Caroline.“

      Sie sah ihn neugierig an.

      „Was soll das sein?“

      „So lange du das Buch schreibst, werden wir viel Zeit miteinander verbringen. So lange will ich über das Thema nicht mehr sprechen, okay? Danach erwarte ich aber, dass du mir ehrlich sagst, was genau geschehen ist. Ich habe meine Gründe dafür, kannst du das so akzeptieren?“

      Stumm nickte Caroline. Sie hatte ein mulmiges Gefühl, konnte aber nicht einordnen warum.

      „Noch was“, fügte Rick hinzu und hoffte inständig, dass ihm diese Lüge unentdeckt über die Lippen kam.

      „Wir werden während du schreibst keine Beziehung haben, du arbeitest nur für mich, ja?“

      Gut, dass es schon dunkel war, sonst wären ihr vermutlich die roten Flecken am Hals aufgefallen, die er immer bekam, wenn er log.

      Verwirrt nickte Caroline erneut.

      Sie verstand nicht, was er da von sich gab. Es war unübersehbar, dass sie sich beide vollkommen zueinander hingezogen fühlten. Wie sollte das gehen, wenn sie täglich beieinander wären? Und warum wollte er nicht mehr reden? Aber vermutlich war er eingeschnappt, weil sie nicht mit der kompletten Wahrheit rausgerückt war.

      Ihr war diese Situation einfach viel zu kompliziert, am liebsten hätte sie ihm auf der Stelle gesagt, dass er sie heute noch mehr faszinierte als vor vier Jahren und sie ihm schlicht verfallen war. Aber gut, wenn er nicht reden wollte und sich auch noch jede Annäherung verbot, solange sie über ihn schrieb…sollte er doch sehen, wie weit er damit kam.

      In ihrem Hinterkopf formte sich eine interessante kleine Idee.

      „Kein Problem, Rick, wenn das so dein Wunsch ist, ist es auch meiner“, verkündete sie strahlend und war dankbar, dass das Essen endlich serviert wurde.

      Sie war eine elende Lügnerin, aber glücklicherweise wurde Rick gerade von einem Teller mit einer enormen Portion Nudeln abgelenkt, die er überglücklich betrachtete und sich sofort daran machte, diese im Rekordtempo erheblich zu verkleinern.

      Zufrieden wischte er sich die rote Soße aus den Mundwinkeln und machte sich unbeeindruckt auch noch über den Nachtisch her.

      „Hach, das hat mir gefehlt“, stöhnte er wenig später zufrieden und hielt sich den vollen Bauch.

      Kapitel 11

      Gähnend tastete Caroline viele Stunden später nach dem Lichtschalter neben ihrem Bett. Fünf Uhr!

      Es dämmerte bereits und die ersten Vögel begannen zaghaft zu zwitschern.

      Caroline wälzte sich zum wiederholten Mal in dem breiten Bett hin und her. Kein Gedanke daran, dass sich der Traum der ersten Nacht im neuen Heim erfüllen könnte, denn sie hatte kein Auge zugetan, viel zu sehr war sie damit beschäftigt, den letzten Tag immer wieder Revue passieren zu lassen und jeden Satz, der gesprochen worden war noch einmal zu überdenken, zu drehen, zu wenden und dann wieder neu zu interpretieren.

      Sie wurde aus all dem hier nicht schlau und Rick trug nicht gerade dazu bei, den Schleier zu lüften, indem er sich ständig selbst widersprach.

      Eines war mehr als deutlich, er fühlte sich eindeutig immer noch zu ihr hingezogen. Warum zum Teufel hatte er sie dann so vollkommen unromantisch darüber in Kenntnis gesetzt, dass er momentan keine Beziehung mit ihr wollte?

      Warum jetzt nicht? Hieß das, später vielleicht – oder später bestimmt?

      Ärgerlich boxte sie in ihr dickes Kopfkissen und seufzte tief.

      Mann, war das kompliziert, wenn Gefühle im Spiel waren!

      Der Tag mit Rick war eine sehr eigenartige Mischung gewesen, denn einerseits waren sie sich so nah und vertraut wie damals, aber andererseits waren dicht unter der Oberfläche noch mehr Ängste und Unsicherheiten verborgen gewesen, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit aufbrachen.

      Was gäbe sie doch für die Unbeschwertheit ihrer ersten Begegnung! Aber sie musste endlich akzeptieren, dass das die Vergangenheit war und sie in die Zukunft schauen musste, wenn sie glücklich sein wollte. Glücklich…wie lange hatte sie dieses Gefühl nicht mehr richtig gespürt?

      Sie stand langsam auf, warf sich einen dünnen Morgenmantel über und schob den langen, weißen Vorhang des Panoramafensters zurück und sah zum Haus hinauf.

      Ihr Glück lag vermutlich mit gut gefülltem Bauch dort oben in seinem breiten, gemütlichen Bett und träumte von Pasta-Bergen.

      Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Er würde sie glücklich machen, dessen war sie sich sicher – ganz sicher. Und wenn er Zeit brauchte, um ihr zu vertrauen, dann sollte er sie haben. Sie rieb sich über den Nasenrücken. Niemand hatte allerdings gesagt, dass sie den Ablauf nicht beschleunigen dürfte. Aus dem Lächeln wurde ein Grinsen.

      Neun Uhr morgens: Gähnend schlich Rick die Treppe hinunter und schob mit halb geöffneten Augen die Hunde in den Garten hinaus.

      Wo steckte Juanita eigentlich?

      Und warum musste er zu nachtschlafender Zeit aus dem warmen Bett kriechen, weil sich niemand um die Hunde kümmerte? Bei dem Gejaule konnte er kein Auge zu machen. Verärgert rieb er sich mit der flachen Hand über den nackten Bauch. Eigentlich hatte er so gut geschlafen wie schon lange nicht mehr, tief, fest und traumlos. Fragte sich nur, ob das an den vielen Kohlenhydraten der Pasta oder an dem Abend mit Caroline lag.

      Trotz der unterschwelligen Spannung zwischen ihnen hatte er den Abend genossen, seit Langem hatte er sich nicht so wohl in der Gegenwart einer Frau gefühlt, alles schien so leicht und natürlich zu sein, solange diese elende Geschichte von vor vier Jahren nicht zur Sprache kam.

      Er würde sich nicht ewig vor ihrer Erklärung drücken können, aber fürs Erste wollte er lieber gar nicht so genau wissen, was da passiert war, solange sie nur hier in seiner Nähe war und er mit ihr zusammen sein konnte. Alles andere würde sich schon zeigen, wenn sie täglich