Kerstin Steiner

Hollywood Hills - Crazy, Sexy, Cool


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Was willst du wirklich?“

      Abwartend sah er sie an und registrierte dabei genau, dass sie sich umgezogen hatte. Die enge Jeans und das einfache weiße Shirt, die feuchten langen Haare und das ungeschminkte Gesicht ließen sie so natürlich und dennoch so verdammt sexy aussehen, dass er sie am liebsten gleich hier an Ort und Stelle geliebt hätte. Eilig vertrieb er den Gedanken und riss sich zusammen. Er durfte nicht so plump vorgehen, wenn er sie nicht endgültig vertreiben wollte. Die Sache mit dem Poolhaus war offenbar schon zu viel für sie gewesen.

      „Also?“, fragte er langgezogen.

      Caroline schluckte.

      „Es tut mir sehr leid, Rick. Alles tut mir sehr leid. Aber darüber willst du ja nicht reden. Also gut, ich…ich werde hierbleiben und auch im Poolhaus wohnen, damit ich deinen Alltag verfolgen kann. Ich würde mich wohler fühlen, wenn wir über die Ereignisse vor vier Jahren reden würden…“, zögernd brach sie ab, denn Ricks Augen funkelten verdächtig.

      Er legte ihr den Finger auf die Lippen und sie musste sich beherrschen, ihn nicht instinktiv zu küssen.

      „Pst, Süße. Lass das, ich will darüber nicht reden, jetzt noch nicht. Aber ich freue mich ehrlich, dass du hier bleiben willst.“

      Innerlich jubilierte er, aber nach außen blieb er außergewöhnlich ruhig. Nur gut, dass niemand seinen Puls maß, denn sein Herz schlug bis zum Hals. Sie würde hierbleiben, er hätte Zeit, genügend Zeit, herauszufinden, was damals los war.

      Eines war ihm jedoch schon klar, seit er sie in seinem Garten gesehen hatte. Er begehrte sie immer noch, wenn nicht sogar noch mehr als vor vier Jahren.

      Sie war eine Frau geworden und eine verdammt attraktive noch dazu. Aber vermutlich würde er noch einige Stunden am Boxsack verbringen müssen, bis er genau wusste, was sie wirklich zur Flucht veranlasst hatte und ob sie ihn immer noch genau so wollte wie er sie…ob sie ihn überhaupt noch wollte.

      Sie räusperte sich vorsichtig und ihm fiel auf, dass er noch immer seinen Finger auf ihrem Mund liegen hatte. Wahrscheinlich würde sie denken, er wäre total verblödet. „Tschuldigung“, murmelte er und zog die Hand zurück.

      Ratlos standen sich beide gegenüber, sie rührten sich nicht, die Luft schien zu knistern – doch nichts geschah.

      Caroline war die erste, die wieder sprach.

      „Rick – das ist eine komische Situation für mich. Ich weiß nicht genau, was ich hier machen soll und wann ich eigentlich hier bei dir sein soll und schreiben soll.“ Sie zuckte hilflos die Schultern und wünschte, er würde sich endlich etwas überziehen.

      Rick war ihre Befangenheit aufgefallen, er zog eine Braue hoch und grinste zufrieden.

      „Süße, das ist schon klar. Du brauchst einen Plan von meinem Tagesablauf. Hör zu, geh doch schon mal ins Wohnzimmer, nimm dir, was du brauchst, ich dusche eben und komme dann nach, okay?“

      Ha, er konnte sehr überlegt handeln – innerlich schlug er sich selbst auf die Schulter. Caroline nickte erleichtert. Endlich mal eine klare Ansage, etwas, woran man sich halten konnte, auch wenn es nur ein Ort war und ein paar Handgriffe.

      Kurz darauf hörte sie das Wasser plätschern und widerstand der Versuchung die Treppe hinaufzuschleichen und einen Blick in Ricks Dusche zu werfen.

      Stattdessen kramte sie in seiner Küche herum. Ihr Magen knurrte laut und fordernd, sie hatte immer noch nichts gegessen.

      Wovon ernährte sich der Mann eigentlich? Gab es hier kein Brot, keinen Toast? Keine Kekse? Im Kühlschrank standen nur Joghurt, kaltes Huhn und Tomaten. Kohlenhydrate? Absolute Fehlanzeige! Sie wäre ein Nervenbündel, wenn sie nur so ein Zeug essen würde.

      Aber in der Not…sie packte ein Tablett voll mit allem, was greifbar war, fand eine Flasche Wasser und brachte alles ins Wohnzimmer und begann sofort zu essen.

      „Hast du meine Vorräte geplündert?“, tönte es aus der Tür.

      Erschrocken zuckte sie zusammen und sah auf.

      Rick stand in einer Trainingshose und einem weißen T-Shirt frisch geduscht dort, die Haare schimmerten noch feucht.

      Wenigstens war er vollständig angezogen, stellte Caroline erleichtert fest.

      „Mhm“, murmelte sie mit vollem Mund.

      „Mehr gab es ja nicht. Hast du keine richtigen Sachen da?“

      „Richtige Sachen?“, echote er.

      „Wie jetzt?“

      „Toast, Pizza, Nudeln, Reis, so was halt. Oder Schokolade…“ Ihre Augen glänzten.

      Rick schüttelte ehrlich bedauernd den Kopf.

      „Nee, alles weg. Also, alles verboten, meine ich.“

      Fassungslos sah Caroline ihn an.

      „Verboten? Warum denn das? Das ist doch nicht giftig.“

      „Hunny, wir sind in Los Angeles. Hier musst du dich gesund ernähren“, dozierte er halbherzig. „Kohlenhydrate sind ungesund.“

      „So ein Quatsch“, platzte sie heraus.

      „Ohne wirst du bloß nervös. Nur Zucker pur ist ungesund. Warum machst du so etwas mit?“

      „Ähhhhh.“ Er dachte schnell nach und ertappte sich dabei, dass ihm keine Antwort einfallen wollte.

      „Weil irgendwer das so auf meinen Speiseplan gesetzt hat und gesagt hat, das wäre gut für mich…“, sagte er dann lahm und fühlte sich ertappt.

      Forschend blickte sie in sein Gesicht und redete schon, bevor sie überhaupt gedacht hatte.

      „Ja aber Rick, weißt du denn gar nicht selbst, was für dich gut ist? Was möchtest du denn? Also essen, meine ich...“

      Mit großen Augen blickt er sie an.

      Wie, was wollte er denn? Was war denn das für eine Frage? Er hatte vor Monaten aufgehört darüber nachzudenken, was er wollte, das taten jetzt andere für ihn.

      Sie sagten ihm, was er wann wo essen und trinken durfte und noch eine Menge mehr.

      Carolines Frage brachte ihn aus dem Konzept. Es fing schon wieder an, er spürte es genau. So war es damals auch gewesen. Sie war in sein Leben geplatzt und hatte so normal mit ihm geredet wie mit jedem X-Beliebigen auf der Straße, hatte ihn durch ihre Art auf den Boden geholt und ihm das Gefühl gegeben, er selbst zu sein.

      Kaum war sie einen Tag in seinem Haus, tat sie es schon wieder und er ahnte, dass dies erst der Anfang sein würde. Bei dem Gedanken daran jagte ein aufregender Schauder durch seinen Körper.

      „Hey, Rick!“ Sie stupste ihn sanft mit dem Finger in die Rippen, doch ihn traf fast der Schlag bei ihrer Berührung. Er schnappte nach Luft.

      „Alles klar? Kein Wunder, dass du schreckhaft bist, bei der Ernährung. Also überlege mal, worauf hast du Hunger?“

      Sie ließ nicht locker

      „Pasta“, platzte er heraus.

      „Unmengen von Pasta mit viel Soße!“

      Er strahlte übers ganze Gesicht bei dem Gedanken an einen Teller voller Nudeln. „Und einen Schokopudding danach!“

      „Wo kriegen wir das hier?“, fragte sie nur und stand schon an der Haustür.

      „Du willst doch jetzt nicht so los?“

      „Wie? Doch, klar, warum nicht?“

      Abwartend sah sie ihn an.

      „Du hast doch auch Hunger, oder?“

      Rick überlegte blitzschnell.

      Er war nicht mal vernünftig angezogen und sie für LA-Verhältnisse schon mal ganz und gar nicht. So konnten sie vielleicht in Inglewood in einen Laden gehen, aber hier?

      Caroline