Kerstin Steiner

Hollywood Hills - Crazy, Sexy, Cool


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Gedanken, während sie sich mit immer langsamer werdenden Schritten der Tür am Ende des Ganges näherte, vor der ein muskelbepackter Typ mit gelangweiltem Gesicht stand und Wache schob.

      Ein kurzer Seitenblick auf eine verspiegelte Tür – sie kontrollierte zum wiederholten Mal ihr Outfit. Heute Morgen hatte sie ihre unauffälligsten Klamotten aus dem Schrank genommen, sich zigmal anders entschieden, um nun schließlich in einem weißen Buttondown-Shirt, einem Jeansrock und Stiefeln möglichst normal daherzukommen.

      Ihr Herz pochte etwas heftiger bei dem Gedanken daran, was sich hier vor knapp vier Jahren abgespielt hatte.

      Er sollte sie auf keinen Fall erkennen.

      Fahrig strich sie den kurzen Rock glatt und streckte sich.

      Sie hatte sich nicht viel verändert in den letzten Jahren, die Haare waren vielleicht etwas länger und heller geworden.

      Ein tiefer Seufzer folgte.

      Jetzt einfach nur ruhig bleiben, denn er würde sich niemals an sie erinnern, nicht nach all der Zeit und erst recht nicht an jene kurze Begegnung, die sich so in ihre Seele und ihr Herz eingebrannt hatte.

      Sie bemühte sich ruhig und regelmäßig zu atmen, sich ihre Fragen erneut ins Gedächtnis zu rufen, was ihr nicht leicht fiel, wurden ihre Gedankengänge doch immer wieder durch plötzlich auftauchende Erinnerungsfetzen ihrer letzten Begegnung mit ihm unterbrochen und durcheinandergewirbelt.

      Innerlich verfluchte sie ihren Auftraggeber, doch wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, gefiel ihr das Kribbeln in der Magengegend und die Möglichkeit, ihn noch einmal zu treffen, auch wenn sie immer noch inständig hoffte, er würde sie nicht erkennen.

      Noch zwei Schritte und sie stand vor dem finster dreinblickenden Kerl an der Tür, nickte ihm kurz zu und hielt ihm ihre Akkreditierung unter die Nase. Stumm nickte auch er und tippte auf seine Uhr.

      Zehn Minuten noch, dann war sie dran. Mit weichen Knien lehnte sie sich an die kalte, geflieste Wand des Ganges und lauschte dem leisen Stimmengemurmel im verschlossenen Raum.

      Eine Gänsehaut kroch ganz langsam über ihren Körper und ihr Herz klopfte noch etwas schneller als es das ohnehin schon tat, seit sie den Auftrag angenommen hatte.

      „Hätte ich doch bloß nie...“, schoss es durch ihren Kopf, als eine innere Stimme schon widersprach: „…doch hättest du wohl, du konntest gar nicht anders!“

      Von dem Kerl an der Tür beobachtet, versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen. Trotzdem zuckte sie zusammen, als sie aus dem Nichts heraus wieder diese Stimme hörte, die laut und aufgebracht aus dem Raum schallte.

      Na, das konnte ja was werden, wenn er eine solche Laune hatte, ihr wurde immer mulmiger zumute.

      Plötzlich flog die Tür auf, ein dicklicher Mann mit leicht schütterem Haar rannte mit hochrotem Kopf an ihr vorbei und wäre fast über eine der Anstandspflanzen gestolpert, die im Gang standen.

      Erschrocken sah sie ihm nach. Auch das noch! Schlecht gelaunt konnte sie ihn wirklich nicht brauchen, aber wie es aussah, kam sie aus der Nummer nicht mehr raus, eigentlich wollte sie auch nicht mehr raus. Sie musste ihn wiedersehen, allein, um die nächsten Jahre wieder in Ruhe und Frieden leben zu können, um diese Erinnerungen auszulöschen, die sie verfolgten.

      Fragend sah sie den Kerl an der Tür an, der sich ein anzügliches Grinsen nicht verkneifen konnte. War der Typ stumm oder was? Sie wischte sich die feuchten Hände unauffällig an ihrem Jeansrock ab und klemmte sich ihre Tasche umso fester unter den Arm. Es würde jeden Moment losgehen, jetzt nur die Ruhe bewahren und sich nichts anmerken lassen, immerhin war das ihr Job und sie hatte so etwas schon zigmal mit weit übel gelaunteren Menschen hinter sich gebracht und sie war gut, verdammt gut in ihrem Job, das wusste sie.

      Halbwegs beruhigt spähte sie in den abgedunkelten Raum und lauschte angestrengt. Nichts – kein Laut war mehr zu hören. War er nun einfach verschwunden? Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, machte sich eine leichte Enttäuschung breit, gepaart mit einer großen Portion Erleichterung.

      Gut, dann würde sie ihrem Boss eben sagen, dass der werte Herr einfach verschwunden war.

      Alle Aufregung war also umsonst gewesen. Langsam ließ sie sich auf dem Stiefelabsatz zur Seite rutschen. Schnell weg hier!

      „Mrs. Stark?“ Eine weibliche Stimme bremste sie inmitten der Bewegung. Also doch! Sie drehte sich entschlossen um.

      „Ja, das bin ich. Mein Name ist Caroline Stark. Ich habe einen Termin um 16 Uhr“, setzte sie schnell ihren professionellen Ton auf und lächelte die junge Frau im Türrahmen freundlich an.

      „Kommen Sie schon mal rein, wir sind etwas früher dran, weil der vorhergehende Termin abgebrochen wurde“, informierte sie die Frau augenzwinkernd und machte eine einladende Handbewegung.

      „Wenn Sie schon mal hier warten wollen?“

      „Kein Problem.“ Geschäftsmäßig betrat Caroline den Raum und nahm aus den Augenwinkeln die aufgebauten Kameras wahr. Alles war perfekt vorbereitet und ausgeleuchtet, sie musste sich also zumindest darum nicht mehr kümmern.

      Die junge Frau folgte ihrem Blick.

      „Ja, das machen wir zur Sicherheit immer selbst. Sie wissen schon, so können wir das später besser kontrollieren und wir sparen uns das dauernde Auf- und Abbauen der Teams.“

      „Gut, ich kann auch mit einem fremden Kamerateam arbeiten.“ Mehr brachte sie nicht heraus.

      „Mrs. Stark, möchten Sie einen Kaffee, während Sie warten? Es kann noch einen Moment dauern“, fragte die Frau aufmerksam und deutete auf eine silberne Hotelthermoskanne.

      „O ja, sehr gern, vielen Dank.“

      Caroline schüttete sich mit zittrigen Fingern eine Tasse ein und schnupperte. Das war Espresso, den würde sie niemals ohne eine gehörige Portion Milchschaum herunterbekommen. Eilig füllte sie die Tasse mit Milch auf, die neben der Kanne bereitstand und wandte sich wieder der jungen Frau zu.

      „Bitte nehmen Sie doch noch einen Moment Platz, ich werde nachschauen, ob wir hier weitermachen können.“

      Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, denn ihr war klar, dass Caroline vor der Tür den Streit mitgehört haben musste.

      „Gerne, ich laufe sicher nicht weg“, antwortete diese scheinbar gelassen, während in ihrem Inneren wieder das bekannte Kribbeln aufstieg.

      Die wenigen Minuten allein nutzte sie, um ihren Blick erneut durch den Raum schweifen zu lassen. Ein typischer Hotelraum, der meist für solche Zwecke zur Verfügung gestellt wurde. Düstere, holzgetäfelte Wände, ein tiefroter Teppich und ein paar Pseudo-Antiquitäten, ein paar Stühle, gegenüber ein kleineres Sofa, einige Anstandsbilder an der Wand und der obligatorische Obstkorb.

      Beim Anblick des Obstkorbes begann ihr Magen zu knurren, denn sie hatte heute noch nichts heruntergebracht. Vorsichtig schaute sie sich um, es schien doch noch ein wenig zu dauern, bis sie nun dran war. Daher griff sie beherzt in den Korb und stopfte sich schnell einige Trauben in den Mund.

      Im gleichen Moment flog jedoch schon mit einem lauten Knall die Tür auf und ein ganzer Tross von Personen betrat den Raum.

      Schnell hatte sie ihn inmitten all der Menschen, die um ihn herumwimmelten, ausgemacht.

      „Wie unwirklich“, schoss es ihr durch den Kopf, als er auch schon auf sie zukam. Hatte sie das leise Zögern in seinen Schritten richtig gedeutet? Eilig versuchte sie, die Trauben herunter zu schlucken, da blieb er auch schon nah vor ihr stehen, sehr nah, für ihre Begriffe.

      Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm direkt in die grünen Augen zu sehen.

      Verlegen blinzelte sie, während ihre Nase seinen Geruch wahrnahm.

      Immer noch – er roch immer noch so verdammt gut. Sie hatte diesen Geruch nie vergessen.

      Seine Pupillen schienen sich für einen Sekundenbruchteil