Kerstin Steiner

Hollywood Hills - Crazy, Sexy, Cool


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ihn zu einem jämmerlichen Weichei mutieren zu lassen, das seine Assistentin beauftragt, die Adresse einer…dieser Frau herauszufinden. Und das, wo er doch so ziemlich jede Frau haben konnte, wenn er nur mit dem Finger wackelte.

      Verwirrt drückte er die Zigarette aus, rollte sich brummelnd auf den Bauch und zog sich das dicke Kissen über den Kopf. Die nun eintretende Dunkelheit, so hoffte er, würde vielleicht auch seine wirren Gedankengänge ein wenig mildern.

      Er fiel in einen unruhigen Schlaf.

      Kapitel 3

      Mit von Tränen verschleiertem Blick und zitternden Knien stieg Caroline in die U-Bahn und sank erschöpft auf einen freien Platz. Die Begegnung hatte sie mehr mitgenommen, als sie es sich je hatte vorstellen können. Müde lehnte sie ihren Kopf an die kühle Scheibe der Bahn und fühlte, wie sie durch das immer wiederkehrende Rattern etwas ruhiger wurde.

      Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen, die sich seit dem Zusammentreffen mit Rick selbständig gemacht zu haben schienen.

      Alles war vollkommen anders gelaufen, als sie es sich gedacht hatte. Wie hatte sie nur so dumm sein können, zu glauben, dass er sie nicht erkennen würde?

      Er musste sie schon erkannt haben, als er den Raum betreten hatte.

      Aber warum hatte er dann all diese unmöglichen Machosprüche gemacht? Wollte er sie vielleicht strafen für ihr plötzliches Verschwinden? Aber warum hatte er sie dann so unendlich verletzt angeschaut?

      Caroline spürte eine brennende Hitze über ihren Körper gleiten. Hier war etwas vollkommen falsch gelaufen, alles war falsch…sie seufzte tief auf…seit vier Jahren war alles ganz und gar falsch – und sie allein war Schuld an dem Desaster, sie ganz allein, weil sie so unentschlossen, so feige gewesen war, so blind…viel zu blind, um zu erkennen, welch ein seltenes Geschenk die Begegnung vor Jahren hätte sein können, wenn sie es nur zugelassen hätte.

      Sie schloss die Augen und ließ das Geschehene noch einmal Revue passieren:

      Sie hatte sich damals mit ihren Eltern in der Stadt aufgehalten, um dort einige Häuser zu besichtigen, welche die Immobilienfirma ihres Vaters übernehmen wollte. Während des Aufenthalts hatte sie ihren Eltern sagen wollen, dass sie die Firma nicht übernehmen würde, dass sie nicht Architektur studieren wollte, sondern dass sie schon längst heimlich für Journalistik eingeschrieben war.

      Nachdem sie dies ihren geschockten Eltern bei einem gemeinsamen Abendessen im Hotel eröffnet hatte, war ihr Vater vollkommen ausgeflippt, hatte herumgeschrien, sie beschimpft und ihr den Koffer mehr oder weniger vor ihr Hotelzimmer gestellt. Schließlich war sie verzweifelt auf der Suche nach einem ruhigen, unauffälligen Ort im Dachgarten des Hotels gelandet und hatte sich dort im hintersten Winkel auf einen Moosteppich unter einen großen Bambus gekauert und hemmungslos geweint.

      Sie hatte nicht gewusst, wie lange sie so dort gesessen hatte, die Arme eng um die Beine geschlungen und mit tropfender Nase, als sie plötzlich eine feste, warme Hand auf ihrer Schulter spürte und eine dunkle, angenehme Stimme hörte.

      „Hey, was hast du denn? Bist du verletzt? Hat dir jemand wehgetan?“

      Sie hatte aufgeblickt und in ein Paar smaragdgrüne Augen geschaut, die sie mitleidig und besorgt ansahen.

      In diesem Moment hatte sie all den Schmerz über ihre Eltern sofort vergessen und war komplett in diesen grün funkelnden Augen versunken, so sehr, dass sie den Besitzer derselben erst auf den zweiten Blick wahrgenommen hatte.

      Schnell hatte sie sich die Tränen aus den Augenwinkeln gewischt, sie hatte nicht gewollt, dass sie jemand so findet, doch den Besitzer dieser faszinierenden Augen schien es nicht weiter zu kümmern. Er hatte ihr ein Taschentuch in die Hand gedrückt und sich im Schneidersitz ihr gegenüber gesetzt und sie abwartend angesehen.

      Unter gesenkten Wimpern hatte Caroline einen heimlichen, prüfenden Blick riskiert und festgestellt, dass auch der Rest nicht hinter den Augen zurückstand. Der Typ sah gut aus, sehr gut sogar, viel zu gut, um ihm mit rot geheulten Augen und einer Rotznase gegenüber zu sitzen.

      Sie hatte tief durchgeatmet und ihn dann fest angeschaut und ihm schlicht und einfach erzählt, was geschehen war – einem wildfremden Menschen, den sie nie zuvor gesehen hatte.

      Noch während sie erzählt hatte, hatte sie sich gewundert, warum er ihr so fasziniert und gebannt zuhörte. Erst später hatte er ihr verraten, dass er in dem Moment, als er in ihre verweinten Augen sah, komplett von ihr gefesselt war und dass es mit jedem Wort, das sie sprach, schlimmer wurde und er sie einfach nicht mehr aus den Augen lassen konnte. Er hatte sich einfach so in sie verliebt und seltsamerweise war es ihr ebenso ergangen, es war, als hätten sie sich schon ewig gekannt und nur darauf gewartet, einander endlich zu begegnen.

      Völlig ineinander versunken hatten sie Stunde um Stunde der lauen Sommernacht dort gesessen und geredet. Caroline war zunächst nicht aufgefallen, dass eigentlich nur sie von sich berichtet hatte, so fasziniert war sie von ihm gewesen.

      Was sie aber durchaus bemerkt hatte, waren die glühenden Blicke, die er ihr zugeworfen hatte, die ein Kribbeln von ihren Zehen bis in ihre Haarspitzen verursacht hatten. Dieser Typ hatte die erotischste Ausstrahlung, die sie sich bis dahin hatte vorstellen können, und sie hatte in den bisherigen 24 Jahren ihres Lebens schon einige nette Männer getroffen, doch keiner hatte in so kurzer Zeit solche Gefühle in ihr ausgelöst.

      Im Morgengrauen, als sie frierend aneinander gelehnt noch immer auf der Dachterrasse saßen, hatte er zwinkernd vorgeschlagen, bei ihm zu übernachten, da sie kein Zimmer mehr hatte. Sie hatte sofort zugesagt, eine vollkommen untypische Reaktion von ihr, niemals hätte sie so etwas zuvor getan, doch er zog sie magisch an, ebenso wie sie ihn total in ihren Bann geschlagen hatte.

      In ihrer Faszination hatte sie zunächst nicht einmal bemerkt, dass er in der besten Suite des Hotels wohnte, sie hing mit ihren Blicken allein an ihm und hoffte, dass es ihm nicht auffiel.

      Doch er hatte ihr in einer der folgenden Nächte erzählt, dass es ihm ebenso ging, er sog jede ihrer Bewegungen und Äußerungen auf wie ein Schwamm das Wasser.

      Magnetisch voneinander angezogen, sprühten die Funken zwischen ihnen, sie konnte sich kaum noch erinnern, wer wen zuerst geküsst hatte und was dann folgte war eine leidenschaftliche Explosion, die ihr noch heute die Schamesröte ins Gesicht trieb.

      Stunden später, als beide eng umschlungen im Bett gelegen hatten, hatte sie ihn erst verlegen angestupst und mit geröteten Wangen nach seinem Namen gefragt.

      Er hatte sie lächelnd angeschaut und in ihr Ohr geflüstert: „Ich bin Rick und du?“

      Daraufhin waren beide in lautes Lachen ausgebrochen und konnten erneut nicht die Finger voneinander lassen. Erst im Laufe des Nachmittages waren sie wieder ein wenig zur Besinnung gekommen und Caroline nahm ihre Umgebung wahr und ihr Gegenüber genauer unter die Lupe. Selbst ihr hatte es langsam gedämmert, dass sie hier nicht mit irgendeinem netten jungen Typen aus der Provinz im Bett gelandet war. Nach einigem Hin und Her war er dann mit der Sprache rausgerückt und ihr hatte es die Sprache verschlagen.

      Sie hatte sich also mit verweinten Augen und triefender Nase in einen der beliebtesten und begehrtesten Junggesellen weit und breit verliebt und zwar mit Haut und Haaren. Erschrocken war sie aufgesprungen und ratlos im Zimmer auf- und abgelaufen, während er mit einem feinen Gespür für ihre Ängste, zu ihr gekommen war, sie fest in beide Arme geschlossen hatte und ihr all das ins Ohr geflüstert hatte, was sie selbst für ihn empfand.

      Seine Worte und seine Umarmungen hatten sie zunächst alles vergessen lassen, er schien ebenso in ihr versunken zu sein, wie sie ihn ihm.

      In den folgenden Tagen verbrachten sie jede freie Minute zusammen, soweit es sein Zeitplan zwischen den Promotionsterminen zuließ. Sie stahlen sich heimlich aus dem Hotel, gingen spazieren, kicherten wie Kinder hinter dem Rücken anderer Menschen, liebten sich an den unmöglichsten Orten und waren so vertraut, als hätten sie schon Jahre miteinander verbracht.

      Rick