Roman Ludwig Lukitsch

Tanz der Aranaea


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Abteilung I des SDECE, in den Büros R1 für Nachrichtenauswertung und R4 für Afrika.

      Doch nichts in Europa war ohne Wissen des sowjetischen Geheimdienstes KGB vernünftig zum Ende zu bringen! Janine Knöpfler, geborene Rachmanikoff aus Kiew in der Ukraine, war die Leiterin der Außenstelle Schweiz des sowjetischen KGB und bis dahin mit einem Offizier der Schweizer Armee verheiratet, mit Jean Knöpfler. Jean, ein alter Schulfreund von mir, arbeitete nebenbei für den Amerikanischen Geheimdienst CIA. Seine Frau, Janine Knöpfler-Rachmanikoff habe ich nach Ende unseres Unternehmens geheiratet.

      Eine der zahlreichen Tanten von Solange und Sabea heiratete einen Cousin von Janine Knöpfler und wurde dadurch von den Bergerac Schwestern in die Geheimnisse der Bergerac Verwandtschaft eingeweiht und bekamen über die OAS Aktivitäten der beiden Schwestern und durch geschicktes Ausfragen ihres Ehegespons, einen beinahe soliden Einblick in das CIA Manöver Kongo-Katanga. Doch nur beinahe, denn dem sonst allwissenden KGB, wie auch mir, Sabea und Solange, blieb das eigentliche Ziel und die wirklichen Auftraggebern bis zum Ende dieser Mission unbekannt.

      Unsere Reise führte uns von Zürich nach Marseille bis Algerien. Agadez in Niger und die Stadt Fort Lamy im Tschad waren die nächsten Stationen und schließlich gelangten wir nach Katanga, in die Südprovinz des Staates Kongo, in eine der Reichsten an Bodenschätzen der Erde geltenden Region. Und im Übrigen, das Land Mali habe ich bis zum heutigen Tag nicht bereist. Schade eigentlich.

      Kaum in Algier angekommen wurden Sabea, Solange und ich von dem sowjetischen Geheimdienst KGB in „Empfang“ genommen. Der französischen Geheimdienstes SDECE hielt schützend den skrupellosen Arm seines Agenten Lefebre über uns. Lefebre war Agent der Abteilung V für Aktivitäten die etwas außerhalb jeglicher Legalität lagen, eine Abteilung der Art „Aufräumkommando“. Lefebre konnte uns aus einer misslichen Lage befreien, jedoch nicht dergestalt wie wir es uns wünschten.

      Da wäre noch jemand, den ich Ihnen unbedingt vorstellen muss. Wir nannten sie "Zöpfchen", weil sie weit abstehende gebundene Haarbüschel trug, die aller Schwerkraft trotzend, ob es regnete oder der Sand stürmte, immer in waagrechter Lage von ihrem Kopf abstanden. Pleasant Magouba ihr Name und eine Angehörige eines Nomadenstammes, namens "Wodaabe". Ein Stamm, der in der Sahelzone nomadisierte. Ich habe sie in dem Küstenstädtchen Bougie, dem heutigen Bejaia in Nordalgerien kennen gelernt.

      Zöpfchens Traum war die Rückkehr nach Agadez, zurück zu den Wodaabe um wie sie meinte, nach Nomadenart hinter den Kuhschwänzen her zu rennen.

      In der Stadt Constantine überreichte uns der amerikanische Geheimdienst CIA ein Fahrzeug, das für den schwersten Wüsteneinsatz konzipiert war.

      Als besonderes nachrichtentechnisches Bonbon hat die CIA eine Satelliten Navigation aus dem amerikanischen Weltraumprogramm „Corona“, welches zu Beginn der 60er Jahre gestartet wurde, einbauen lassen. Dieser Einsatz war uns zu Beginn unserer Exkursion allerdings nicht bekannt. Ebenso nicht dem sowjetischen Geheimdienst KGB, wobei jene zumindest wussten, dass die CIA einige gewisse Dinge in Afrika am „Laufen“ hielten. Sie wollten es sich nicht entgehen lassen dieses Gefährt in ihre Gewalt zu bringen obwohl ihnen der tatsächliche Einsatzzweck nicht bekannt war.

      Prolog Ende

       Zürich. Donnerstag, 1. August 1963.

      Ullrich Wegeners Büro war vom Feinsten. Fünftes Stockwerk, Jugendstil, mit Blick auf den Zürichsee und auf die Promenade, welche von alten Baumalleen umsäumt waren. Das Inventar in seinem Büro schien aus den besten Auktionshäusern Europas ersteigert zu sein. Wegeners Agentur für das Outdoor Life machte gute Umsätze und die Reiseberichte die wir erstellten, neun Journalisten plus meiner Bescheidenheit, waren sehr begehrt bei Verlage für Abenteuerreisen.

      Wegener reiste selbstverständlich nicht in der Weltgeschichte herum. Dafür war er schon zu alt, faul, fett und bequem geworden. Und im Übrigen stand seine katastrophale Kleiderordnung völlig konträr zu seinem Geschmack in Sachen Möbel und Einrichtungen. Dennoch war der Alte nicht unsympathisch, im Gegenteil. Wegener war ein Ausgefuchster Eisenfresser von äußerst direkter Art, aber nie unverschämt in seinen Forderungen. Freundlich und hilfsbereit und selten geizig.

      Eine halbe Stunde saß ich nun schon in seinem Büro und seit dieser Zeit malträtierte der Alte das Telefon. Während des Telefonierens, trommelte er unablässig mit dem Bleistift auf seine Schreibtischunterlage.

      Schwül und heiß war es an diesem Tag in Zürich und nur vom See her, wehte ab und an eine leichte kühle Prise in die weit geöffneten Fenster. Als vor etwa fünf Minuten sein Telefon klingelte und ich die weiche Stimme einer Frau noch schwach erkennen konnte, schien eine Verwandlung in Ullrich Wegener stattzufinden. Das Hirn des Alten schien geistige Pirouetten zu drehen und seine Schweinchenaugen erhielten eine nie da gewesene Größe. Madame, am anderen Ende der Leitung, musste einen köstlichen Witz zum Besten gegeben haben, denn Ullrichs Bauch hüpfte gnadenlos fröhlich auf und ab. Seine Hände streichelten die Manuskripte und Aktenordner auf dem Schreibtisch, brachten sie akribisch in militärisch exakte Ausrichtung, um sie sogleich auch wieder in das Chaos zu entlassen.

      Zwei Manuskripte die Wegener ordentlich hin und her schob, erweckten mein Interesse. Kollege Markus Helmer in der portugiesischen Kolonie Guinea-Bissau?! Wer reiste schon nach Guinea-Bissau? Dachte ich, denn nur Deppen und Lebensmüde reisten nach Guinea-Bissau.

      Ich wusste, dass seit letztem Jahr dort ein gnadenloser Kampf der Unabhängigkeitsfront von Amilcar Cabral gegen die Portugiesen geführt wurde. Mit Sicherheit war Guinea-Bissau kein Reiseziel für Touristen, selbst nicht für den Abenteuer-Tourismus.

      Das nächste sichtbar gewordene Manuskript war geschrieben von Jacques Dupre´, der Vientiane, die Hauptstadt von Laos bereiste.

      In Laos herrschte seit Jahren ein blutiger Bürgerkrieg und seit 1962 eroberten die Soldaten der kommunistischen Pathet-Lao-Bewegung eine Provinz nach der anderen. Laos war ein El Dorado für Waffenschieber, aber kein Ziel für Touristen.

      Eigenartig war dies schon und mir kam mein Vorstellungsgespräch vor zwei Jahren bei Wegener in den Sinn. Da zeigte er mehr Interesse für meine Aktivitäten im letzten Krieg in Afrika bei einem englischen Sabotagetrupp gegen das Deutsche Afrika Korps von Rommel, als für meine journalistischen Fähigkeiten. Sie berührten ihn nur am Rand.

      »Francesco, was ist heute für ein Tag?«, Wegener fragte dies gleichzeitig mit dem Auflegen des Telefonhörers.

      »Donnerstag! Heute ist der 1. August 1963!«

      »Das wir 1963 haben, weiß ich auch, Francesco. Im Übrigen, dein Reisebericht vom kanadischen Wood Buffalo National Park, - erste Sahne! Die Verlage überbieten sich um deine Geschichte zu veröffentlichen. Tourismus, wie die alten Waldläufer. Mit Kanu und Büffelknarre. Finde ich toll, hast du etwas mit meiner edlen Jagdflinte anfangen können, Francesco? Wann bringst du mir mein schönes Stück wieder zurück?«

      »Gar nicht mehr, Herr Wegener!«

      »Was heißt das, Francesco? Der Doppelläufer kostete mich tausend Franken. Was hast du mit der Knarre angestellt?«

      »Ich habe sie einem Indianerhäuptling geschenkt. Zum Geburtstag! Er hatte am gleichen Tag Geburtstag, wie Sie. Sternzeichen Löwe! Ein kanadischer Indianer-Sternzeichen-Löwe aus Alberta und dazu ein Schweizer Käsefondue-Sternzeichen-Löwe aus Bern, bei dieser Konstellation musste es schon etwas besonderes sein.«

      »Francesco, dürfte ich dich ein bisschen vergiften? Ich werde dir den Betrag von deinem Gehalt abziehen und dann vergessen wir die Sache. Ich habe einen neuen Auftrag für dich. Du checkst mir eine Reiseroute, von Zürich, Marseille, Algerien bis Mali. Was hältst du davon mein Lieber?«

      »Nicht schlecht die Strecke Zürich-Marseille, Chef. Soll ich den Rest der Reise über Algerien, nach Mali mit dem Kamel abreiten?«

      »Nein, du fliegst nach Algier. Mit der Eisenbahn fährst du von Algier nach Constantine im Osten Algeriens. Dort steht ein neuer Mercedes-Unimog und mit dem durchquerst du die Sahara. Alles klar, Francesco?«

      »Nein, nichts ist klar, Herr Wegener! Wann soll die