Roman Ludwig Lukitsch

Tanz der Aranaea


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Unimog in der algerischen Stadt Constantine, und meldet euch dort bei unserem amerikanischen Freund Fitzgerald. Er wird dort ein kleines Büro einrichten, dass nach euere Weiterreise wieder aufgelöst wird. Die genaue Adresse gebe ich euch noch bekannt. Es sind noch einige technische Raffinessen von spezieller nachrichtenspezifischer Natur eingebaut. Passt mir also gut auf dieses Auto auf. Zouzou, du sorgst dafür, dass die Tickets nach Algier zum ersten November gebucht werden. Bringe ihm bei, dass er für nichts mehr zu sorgen hat. Sabi Loulou wird in Marseille auf euch stoßen, aber Francesco wird erst in Marseille davon erfahren, klar? Er muss nicht über allen Bescheid wissen. Das mit dem Kongo bringt ihr ihm schonend bei. Unterschätzt mir den Jungen nicht Mädels. Er war im Krieg bei einer englischen Spezialeinheit, im Afrika-Feldzug. Der fürchtet keine Tuareg und keine Bakongo oder was sonst dort unten herum läuft, er tut nur so und redet nicht viel über sich. Vancelli ist ein „Lautlos Töter“, wie die Söldner sagen, eine Jagdspinne, eine Aranaea! Ein Grund, weshalb Wegener ihn eingestellt hat!«

      Das Gespräch verstummte, und mein umnebeltes Hirn konnte zuvor keine Laute umsetzen. Das letzte Glas mit Martini von Sabi Loulou serviert, musste schlecht gewesen sein, doch ich glaubte nicht, dass Sabi Loulou, die meine ganze Verehrung besaß, und sich deren bestimmt auch bewusst war, die Martinis mit unkeuschem Zeug kreuzte, um mich nicht an gewissen Gesprächen teilnehmen zu lassen.

      »Hier ist die Wohnung von Francesco«, sagte Harry.

      »Ich bleibe bei ihm heute Nacht, Harry. Morgen packe ich den ganzen Trödel von mir zusammen und ziehe bei dem Francesco ein«, sagte die zauberhafte Zouzou.

      »Gut Zouzou, mach es so. Ihr habt noch ein paar Wochen Zeit und könnt euch beschnuppern. Du musst noch deinen Job im Sprachlabor kündigen. Nächste Woche bekommst du die vereinbarten zwanzigtausend Schweizer Franken!«

      »Es waren vierzigtausend Fränkli ausgemacht, Harry. Zwanzigtausend für mich und zwanzigtausend für Sabi Loulou, die in die spätere Zeit noch mitkommt. Wir werden die hohen Spesen haben und ich will die kleine Hotel in die Stadt von Geneve mit meiner Schwester zusammen kaufen. Mach mir nicht die Schwierigkeiten Harry, du kennst mich und die große Schwester Sabi Loulou von mich – äh - mir. Leg dich nicht mit uns an, Harry.«

      »Zouzou hat recht Harry. Es waren vierzigtausend Stutz ausgemacht, und wenn du die Vereinbarung nicht einhältst, dann bekommst du Schwierigkeiten mit uns, auch wenn ich theoretisch mit dir verlobt bin. Ich nagele dich mit deinen Blumenkohlohren an das Fensterkreuz, verlasse dich darauf!«

      »Zwanzigtausend bekommt ihr sofort und den Rest überweise ich auf euer Konto hier in Zürich, wenn ihr das Fahrzeug den Amis in Katanga übergeben habt, im Frühjahr, OK?«

      »Gut Harry! Halte dich daran, in deinem eigenen Interesse!«

      Ich lag auf meinem Sofa und hörte Zouzou Zizanie in der Küche ein kleines Liedchen trällern. Es roch nach frischem Kaffee. Die Tür zur Küche stand auf und ich blinzelte nach ihr. Sie war noch sehr jung, vielleicht zwanzig oder zweiundzwanzig Jahre, mehr nicht. In etwa wie Sabi Loulou. Die Unterhaltung in Harrys Land Rover hatte ich nur sehr schemenhaft und auch nur zum Teil verstanden und ich fragte mich, dass so junge Frauen, wie Zouzou Zizanie und Sabi Loulou, in diese Kreise geraten konnten. Sie mussten Top, sein wenn man ihnen vierzigtausend Fränkli zahlte.

      »Bonjour, mon ami Francesco, mein Kaffee hat sich gebraut! Aufstehen, du fauler Pelz.« Wie sollte ich diesem charmanten Wesen nur widerstehen können, und diese Art wie sie redete. Und sie duzte mich. »Komm schon, mon cher, es gibt frische aufgebackte Croissants!«

      Ich dachte, noch faul und bequem unter den Federn liegend, dass es ein Glück sei, dass Harry ihr eine belgische Flak kaufte. Mit 14-Schuß! Für mich alleine! Ich war gerührt. Groß war sie, und schöne Beine hatte sie. Wie ihre schöne Schwester Sabi Loulou. Oben herum, wie sie sagte, war nicht so viel. Da hatte sie Recht. Musste auch nicht sein. Intelligent war sie ohne Zweifel und einen Gang legte sie an den Tag wie ein Jaguar. Nicht provozierend, nein, aber doch so zielstrebig. Bevor sie einen Wüstenfuchs wie mich an das Kreuz nageln würde, würde sie bestimmt gesagt haben, mit allergrößtem Charme und süß lächelnd und mit angedeutetem Hofknicks: “Tut mir leid, mein lieber süßer Francesco, aber ich lebe nach der Evolution Theorie und das heißt für mich, dass ich aus einem wertlosen Loser einen toten Loser mache!“ Und dann würde sie mir bestimmt vierzehn Patronen aus der belgischen Zimmerflak verpasst haben. Und sicherlich Dumdum Geschosse verwand haben, oder sogar Explosivgeschosse. Aber Charisma hat sie und wie.

      »Ich lege mein Haupt in deine Hände«, sagte ich laut.

      »Hast du was gesagt, Frantschi?«

      »Nein Zouzou, Frantschi ergibt sich seinem Karma und wird deinen Kaffee testen!«

      »Pf - komischer Frantschi!«

      »Zouzou Zizanie?«

      »Ja - Frantschi?«

      »Komm doch mal bitte!«

      »Hier bin ich!«

      »Wieso nennt man dich Zouzou Zizanie?«

      »Zouzou Zizanie? warte mal. Es war schon immer mein Spitzname. Es war einmal eine Kindersendung in die Radio, da war ein Frosch, grün, mit einem Vichykleid in rosa/weiß und die Sendung hieß la maison de Toutou. Toutou war mal ein Hund, so sagt man bei uns so wie man hier sagt, Mieze für Katze, so sagen wir Toutou zu eine Hund. Es war lauter Stofftieren, wie Marionetten, aber mit Klamotten. So ist es! So, und jetzt zu die Erklärungen. Meine Eltern, Brüder und Schwester haben alle solche Spitzname. Daniel ist Nanou; Micheline ist Michou; Sabi ist Loulou, die kennst du ja, und Phillipe ist Pilou; Frederick ist Kickou und ich, na ja, mein Opa, der von meinem Vater sagte immer, ach die Manie mit Spitznamen in "ou"-Form und irgendwann mal war ich auf seine Schoß und er sagt zu mir "oh ma Zouzou" wie die Frosch in Toutou heißt. Du kannst dir vorstellen Frantschi, wie die alle gelacht haben und sich lustig über Opa waren. War es das?«

      »Ja, Zouzou. Hast du wirklich so viele Geschwister und wie war das mit Zizanie?«

      »Zizanie, es ist bei uns in Frankreich, „durcheinander, verstreut“ sein. Man sagt Zizanie zu mir, weil ich verstreut bin.«

      »Du meinst „zerstreut“ sein!«

      »Sage ich doch. Du wirst es noch erleben, ich bin ein verstreutes Mädchen!«

      »Ein zerstreutes Mädchen - Zouzou!«

      »Kannst du dir jetzt alles vorstellen?«

      »Natürlich, aber verstehen tue ich jetzt gar nichts mehr.«

      Zouzou Zizanie stand auf und mit strahlendem lächeln drehte sie seitwärts eines Knicks und ging wieder in die Küche um die frischen aufgetauten, ausgebackenen Croissants aus dem Backofen zu holen.

      »Man muss nicht alles verstehen, mon ami.«

      Ihr braunes Haar, das etwa um fünf Zentimeter ihr Genick freigab und seitlich weit über ihre Ohren hing, ließ sie dabei kräftig wehen. Ihre fast schwarzen Augen und die kerzengerade große Nase gaben ihr ein meditteranes Aussehen. Sie war eine seltsame Schönheit. Nicht wie die Mädchen auf den Glamourseiten der Schönheitsmagazine und dennoch unübersehbar und mit unwiderstehlichem Charisma. Ähnlich ihrer Schwester Sabi Loulou, doch diese schien mehr das normannische Blut der Nordwestfranzosen zu besitzen.

      »Zouzou, bleibst du bei mir, bis wir abreisen?« Ich wusste, dass sie hier bleiben würde um meine Amme spielen. Aus Harrys Gespräch letzte Nacht im Auto. Soviel habe dann doch noch mitbekommen und ich spielte das Spiel mit.

      »Ja, Frantschi, ich fahre noch in meine Wohnung, löse alles auf und verkaufe meine Aquarium mit Harry und Loulou.«

      »Verstehe ich nicht, dass mit Harry und Loulou!«

      »Das sind meine Fische, Cheri Francesco!«

      »Glaubst du, dass irgendjemand in Zürich deine Heringe kauft?«

      »Beleidige meine Harry und Loulou nicht! Böser Frantschi! Und dann kündige ich noch meine Job und verkaufe meinen Schlitzer.«

      »Du