Roman Ludwig Lukitsch

Tanz der Aranaea


Скачать книгу

Francesco!«

      Janine sagte es in voller Überzeugung, gab mir einen Kuss und legte ihren Kopf auf meine Schulter. Ein Vollblutweib. Etwa ein Meter und fünfundsechzig Zentimeter groß mit rabenschwarzen Haaren und Glutaugen. Die Proportionen ihres Körpers waren perfekt aufgeteilt und ihr Gesicht zeigt die Mimik einer mit dem Leben zufriedenen Frau von fast vierzig Jahren. Jugendlich schön beim Lachen und abgeklärter Reife in Diskussionen. Mein Freund Jean hat einen Glücksgriff mit Janine getan.

      Es gab ein großes Hallo, als ich mit Jean in die Kaserne kam und die Boys seiner Ranger - Truppe begrüßte. Seine junge Truppe bestand aus Berufssoldaten und Portepeeträger. Sie hatten sich für die Dauer meines Aufenthalts ein Programm erstellt und wollten gemeinsam mit mir im Vallée de Joux eine Panzersperre im Stil der Rommel'schen Teufelgärten errichten, jedoch nur mit Übungsminen. Aus Beutezüge meiner Afrikazeit mit den Long Range Desserts, besaß ich die erforderlichen Pläne dazu, die ich früher einmal Jean vermachte. Wir errichteten uns ein Camp am Lac de Joux, und saßen abends müde und doch glücklich am Lagerfeuer. Natürlich konnten wir keine Wüsteneinsätze simulieren, aber die Effizienz kleiner Einsatzgruppen durch Störmanöver wurde mit unseren Übungen aufgezeigt.

      Ich zeigte den Jungs, wie man verlustreiche Nahkämpfe im Häuserkampf vermeidet und stattdessen wie in vermeintlich fluchtartig verlassenen Häusern, die Raffiniertesten Fallen für den Angreifer zu installieren seien. Die Briten waren darin Weltmeister und noch etwas ideenfindiger als Rommels "Brandenburger", und diese Truppe war schon nicht von Pappe. Ich ging mit Jean am Seeufer spazieren, während die Männer im Camp sich um den angelegten Grillplatz scharten, um ein Spanferkel grillen. Ich erzählte Jean von meinem neuen Auftrag mit all den dubiosen Hintergründen.

      Von Harry Pichler und Markus Helmer, selbst Sabi Loulou und Solange "Zouzou" Bergerac sparte ich nicht aus. Jean hörte mir äußerst aufmerksam zu.

      Als ich die Kongoaktivitäten dieser Gruppe erwähnte, und ihn um seinen Rat bat, war Jean nicht mehr zu bremsen und erzählte munter drauf los.

      »Francesco, ich habe einen Freund bei dem französischen Geheimdienst SDECE. Mit dem CIA, und dem britischen SIS können es die SDECE - Leute nicht so recht. Bei Henry Lefebre darf man dieses Gesindel, wie er meint, nicht erwähnen. Und schon gar nicht im Zusammenhang mit irgendwelchen Afrikageschehnissen. Seit dem Algerien-Desaster sind die Frösche hypersensibel und stink-sauer. Erst Indochina und dann Algerien und jetzt die Missachtung der Weltmächte gegenüber den französischen Interessen in Afrika. Sie haben das Gefühl, als würden alle glauben, sie seien die größten Versager. Die Amerikaner und Briten bestärken sie darin noch. Dabei funktioniert kein Geheimdienst in Zentralafrika so exzellent wie das französische SDECE. Die UNO verhinderte die Trennung Katanga vom Zentralstaat ohne die Franzosen. Die sitzen im Norden und dürfen sich mit den von den Kommunisten unterstützten Simbas herumschlagen. Ein undankbarer Job. Die Briten halten sich zurück und lassen sich von dem Südafrikaner Hoare vertreten, dessen Söldner erfolgreich alles massakrieren was nicht schnell genug in den Busch kommt. Zu allem Überfluss zeigt Hoare richtige Ambitionen um den Simbas die kommunistischen Flöhe aus dem Pelz jagen zu wollen. Er glaubt die Franzosen seien unfähig für diesen Job. Die Deutschen Söldner unter Hauptmann Siegfried Müller, führten sich auf als wären sie in Papua bei den Kopfgeldjägern und montierten die Totenschädel, gefallener Simbas auf die Kühlerhauben ihrer Jeeps. Und jetzt kommt der Hammer, Francesco. Der amerikanische CIA und die Briten wollen Tschombe aus dem Exil holen, und ihn mit weißen Söldnern an die Macht bringen. Tschombe soll Ministerpräsident eines vereinigten Staates Kongo werden. Die Belgier geben militärische Unterstützung und Frankreich wird ignoriert, obwohl diese die leichten Panhard Panzer zu Verfügung stellen. Der Söldnerführer Bob Denard wartet mit seinen Katanga - Soldaten in Angola auf die Rückkehr Tschombes und wird dann verstärkt mit weißen Söldnern in den Kongo einmarschieren. Oberst Trinkquir rekrutiert zurzeit Söldner, französische Söldner, die er ebenfalls nach Katanga entsendet.«

      Jean schien mir mit einem Male äußerst suspekt. Wer gab diesen Gemütsmenschen nur diese brisanten Informationen? Doch nur, wenn er selbst bis zur Nasenspitze in dieser Sache mit involviert war.

      »Jean, um alles in der Welt, woher hast du diese Informationen und wer sind alle diese Menschen? das ist ja gruslig.«

      Jean wirkte mit einem Male sehr zugeknöpft. Ich spürte seinen Unmut, und dass er sich selbst ärgerte, weil er sich mir gegenüber derart gehen ließ. Danach war endgültige Funkstille bei Jean, und kein Wort fiel mehr über irgendwelche Afrikaschweinereien der Großmächte aus Ost und West. Ich versuchte mehrmals das Gespräch in Bewegung zu bringen, doch weder die Schiene Afrika noch die der üblichen Konversation konnten unsere Beziehung stabilisieren. Nach vierzehn Tage packte ich meine wenigen Habseligkeiten zusammen und verabschiedete mich von Jean und seinen Rangers. Jean reiste danach im Auftrage seiner Dienststelle für einige Tage nach Bern und ich plante mit seinem Einverständnis einen Zwischenhalt in Nyon, um mich von Janine zu verabschieden.

      Es war ein sehr warmer Spätsommernachmittag, und Janine und ich saßen in ihrem parkähnlichen Garten und schlürften Martinis mit Eis und Zitrone. Janine räkelte sich in ihrer Gartenliege und fühlte sich wie eine satte Miezekatze. Ich lag im Gras zu ihren Füßen, und lehnte meinen Rücken an ihren Liegestuhl. Ich erzählte ihr alles, was mir Jean in seinem Übereifer berichtete. Auch meine Erlebnisse in Zürich mit Harry, Markus Helmer, Sabi Loulou und Zouzou. Nichts ließ ich aus, und sie wurde seltsamerweise sichtlich vergnügter.

      »Du siehst müde aus«, sagte Janine, »bist du in Zouzou verliebt, Francesco?«

      »Was hat das eine mit dem anderen zu tun Janine? Ein komischer Zusammenhang! Das mit Zouzou kann man so nicht stehen lassen, Janine. Sie hat eine Art, die findet man nicht alle Tage. Sie besitzt ein unglaubliches Charisma und einen unwiderstehlichen Charme.«

      »Du bist also doch in Zouzou verliebt. Besitze ich auch diese unfassbare Aura, Frantschi?«

      »Sei nicht so neugierig. Neugier ist Minderwertig! Außerdem, wieso nennst du mich Frantschi? So nennt mich Zouzou auch, Janine. Wieso nennst du mich auch Frantschi?«

      »Darf ich das nicht, Frantschiiee? Ich liebe dich doch auch! Du bist so klug und so lieb zärtlich, ein Traum von Mann. Was hältst du von ihrer Schwester Sabi Loulou, liebst du sie auch? Ein Prachtstück von Frau, habe ich recht, Frantschi? Und damit du es nur weißt, ich bin grundsätzlich nicht neugierig, sondern nur interessiert, sonst nichts!«

      »Janine, hör auf mit deinen Zehen mir im Gesicht zu fummeln!«

      »Riechen sie nicht gut lieber, Frantschi?«

      »Doch, natürlich riechen sie gut. Du riechst immer gut, Janine. Deine Füße riechen wie die Blüten der brasilianischen Engelstrompete!«

      »Hast du schon was mit Zouzou und Sabi Loulou gehabt?«

      »Wie? Bist du schon wieder interessiert?«

      »Stell dich nicht so dämlich an Frantschi, warst du mit ihnen im Bett?«

      »Nein, ich habe es vielleicht auch nicht vor!«

      »Du bist ein guter Junge, bist deiner Janine treu.«

      »Muss ich das, Schnurzi? Nein, ich muss nicht! Du hättest mich haben können, aber du hast mein Flehen nicht erhört. Im Gegenteil, du hast mich schnöde abserviert und stattdessen meinen Freund Jean die Ehre gegeben. Haben dich meine heißen Tränen vor Jahren nicht gerührt? Warum Jean und nicht Vancelli? War ich damals nicht schön wie ein Veilchen? Nur weil Jean reich war und ich nicht!«

      »Francesco Vancelli, wenn diese ganze Aktion beendet ist, werde ich meinen Mann Jean verlassen und dich heiraten. Versprochen.«

      »Jetzt will ich dich auch nicht mehr, Knöpfler.«

      Laut lachend glitt sie schlangenartig von ihrer Gartenliege und wie ein Stubentiger kam sie auf allen Viere auf mich zu. Ihr kirschroter Mund kam immer näher und ich konnte ihren guten Atem riechen, der aus einer verführerischen Mischung Martini, Zigaretten und von Ingwer in ihrem Lippenstift bestand. Sie drückte mich zu Boden, auf den Rasen, beugte sich über mich und küsste mich voller Leidenschaft.

      Nach