Roman Ludwig Lukitsch

Tanz der Aranaea


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Diese Waffen werden von den Geheimdiensten für ihre Aktivitäten in aller Welt benötigt. Außerdem ist für die Amis so eine Agentur, die ihre Autoren unauffällig in die Welt schicken kann, eine hervorragende Tarnung.«

      »Was soll ich zum Beispiel im Buffalo Park in Kanada ausspionieren. Wie sich die Büffel paaren?«

      »Du kommst auch noch an die Reihe, mein Francesco. Du bist halt noch nicht ganz fertig gebacken, mein Liebster. Küss mich und guck nicht so leicht idiotisch. Das ist doch das besondere an so einer Agentur. Du reist heute nach Kanada und morgen nach Mali und übermorgen sitzt du im Urwald bei den Katangas. CIA ist glücklich mit dieser Konstellation. Jean sagt es jedenfalls und Jean sagt, dass du verdammt gut bist. Keiner kann den ahnungslosen Idioten so gut spielen wie du, mein süßer Würgeengel. Du wirst nur der Leuten allmählich lästig mit deinem Gezierten wie eine alte Tante. Dabei kennt man in unseren Kreisen ganz genau dein Kaliber. Wir wissen um deine Ausbildung im Wüstenkampf und dein Talent im leise töten. Mach den Mund zu, das passt nicht zu dir und schön sieht es auch nicht aus. Egal, jedenfalls lacht sich der KGB in Moskau eins. Übrigens, ich möchte wirklich nicht, dass du für den KGB oder für sonstige Geheimdienste der Welt arbeitest. In Moskau macht man zwar einen gewissen Druck auf mich in diese Richtung, aber ich persönlich bin strickt dagegen. Siehst du das auch so, Francesco?«

      »Voll und ganz deiner Meinung Rachmanikoff, mich können sich die Bolschewisten in Moskau nicht leisten, die Amis habe ich gefressen, von dem Engländer habe ich die Schnauze gestrichen voll. Die Deutschen sind Angsthasen geworden und die Franzosen sind mir zu brutal und skrupellos. Ich bleibe was ich war und bin und jetzt hast du erbarmen mit dem Idioten und klärst ihn über alles, was du sonst noch weißt, ordentlich auf. Was macht Zouzou im nächsten Frühjahr im Kongo? Es interessiert mich zwar nur am Rand, weil ich ja doch nur bis Mali dabei sein werde, aber immerhin handelt es sich ja hier um unsere Zouzou?«

      »Der französische Geheimdienst SDECE ist der am besten organisierte Geheimdienst in ganz Afrika, Francesco. Der Rest ist Schrott dagegen, einschließlich das KGB oder die CIA. Selbst der israelische Mossad ist nicht so gut informiert wie SDECE. Vielleicht haben sie eine Aufgabe für Zouzou, ich weiß es wirklich nicht, aber du bekommst es bestimmt heraus, ihr beide seid ja bis Mali gemeinsam unterwegs und da wird es wohl so einiges zwischen euch geben, oder? Gib deiner zarten Janine bitte einen Kuss.«

      »Lass das, Rachmanikoff, Dienst ist Dienst. Schnaps kommt später.«

      »Ich beeile mich, Frantschi, ich brauche gleich einen Schnaps von dir. Also, die Belgier haben in einer unverzeihlichen Art den Kongo vor ein paar Jahren sich selbst überlassen. Weißt du selbst, und die katastrophale Entwicklung im Kongo kennst du ja auch. Die Amerikaner haben in Leopoldville eine Marionettenregierung etabliert und ihr Staatspräsident ist der für dieses Amt unfähige Joseph Kasavubu. Als kleines Dankeschön bekommen sie die Minenkonzessionen für alle Bodenschätze, die die Belgier partout nicht hergeben wollen und der russische Bär mit Schaum ums Maul nicht haben darf. Die Schlacht ist aber dennoch nicht zu Ende. Es fehlt eben noch ein passender Ministerpräsident, der für letzthin den Segen zu all diesem Tun, geben muss. Lumumba war es nicht, der wollte ja alles nur für sein eigenes Volk haben. Die Russen bevorzugen logischerweise ihren Freund den Kommunisten Gizenga. Die Belgier bestehen auf Tschombe, den Freund der Europäer. Die Amerikaner könnten mit Tschombe durchaus leben, doch der macht keinen Hehl daraus, seine Provinz Katanga aus dem Verbund Kongo zu lösen, um selbst der Fürst von Katanga zu sein. Außerdem passt den Amis die Präsenz der Belgier ganz und gar nicht. Man sagt, dass sie den militärischen Oberbefehlshaber Mobutu bevorzugen.«

      »Wo stehen zurzeit die unterschiedlichen Lager im Kongo, Janine?«

      »Die prowestliche Regierungsarmee und starke Truppen an weiße Söldner sind im ganzen Kongogebiet im Einsatz. Im Norden des Kongo wurde eine prosowjetische Rebellenarmee gebildet, die von Sudan aus mit Waffen der Sowjetunion unterstützt wird. Der südafrikanische Söldnerführer Hoare schlägt sich hier mit der Rebellenarmee herum, die in der Hauptsache mit den einheimischen Simbas rekrutiert ist. Im Süden, an der Grenze zu Angola steht Jaques Schramme, genannt "Black Jack" mit seinen weißen Söldner und den Katanga-Truppen von Tschombe um die Loslösung von Katanga aus dem Verbund Kongo zu vollenden. Die allmächtige Union de Miniere der Belgier gibt ihren Segen und das nötige Kleingeld für moderne Waffen. Oberst Trinkquier rekrutiert französische Söldner für Katanga. Unsere Zouzou hat im Auftrag des SDECE im Frühjahr detaillierte Luftaufnahmen von geologisch wichtiger Bedeutung geschossen und sie nach Paris gebracht. Sie hat das Fliegen in Algerien gelernt. Im Algerienkrieg war sie mit einer alten deutschen Fieseler Storch aus dem zweiten Weltkrieg geflogen.«

      »Da war sie doch höchstens achtzehn Jahre alt«, sagte ich.

      »Na und - die Colons, also die französischen Siedler in Algerien hatten einen schweren Stand in Algerien, waren auch selbst daran Schuld mit ihrer seltsamen Politik. Ja, und da musste jedes Mitglied der Familie ob Junge oder Mädchen mit anpacken, sonst hätten sie sich niemals so lange halten können. Wie gesagt, die Bergerac hatte eine alte Fieseler Storch aus dem letzten Krieg. Beutegut aus deutschen Beständen. Zouzou karrte mit der Maschine alles bei, was Colons so brauchten.«

      »Woher weißt du das alles, Janine?«

      »Mein Cousin Armand ist mit Zouzou' Tante verheiratet und die liebe Zouzou schreibt mir regelmäßig das Neueste aus Verwandschaftshausen. Mir gefällt das sehr gut. Familientratsch sozusagen - hast du was dagegen? Ihr Papa sitzt in Mopti und wartet auf den Unimog und das Equipment das ihr runterkarren sollt. Die Bergerac und alle Colons hat das Desaster in Algerien bettelarm gemacht. Sie brauchen Geld und du sollst sie am Geldverdienen nicht hindern, Francesco. Du fährst mit ihr die Route nach Mali ab, übergibst das Fahrzeug und an Colonel Bergerac und verschwindest wieder mit der Kleinen. Du hast damit nichts mehr zu tun und kommst gesund und munter zu der Frau zurück, die dich über alles lieb hat, zu deiner süßen Janine, die du dann heiraten wirst. Übrigens, du musst dir keine Gedanken über Jean machen. Jean hat eine Geliebte in Brüssel, im Nato Hauptquartier. Alice Falconi aus Padua, ebenfalls KGB Agentin wie ich, die Jean alles ausfragt, was er mir nicht erzählen möchte. Jean wird bestens vom KGB bedient! Was ist mit dir, Francesco?«

      »O Tempora O Mores, ist das alles eine Idiotie. So ein Affenaufstand nur um ein Fahrzeug nach dem Kongo zu karren. Da muss doch noch mehr sein?«

      »Mehr weiß ich auch nicht, Francesco. Es ist bestimmt nur ein kleiner Teil der CIA - Pläne. Colonel Bergerac wird vermutlich seine Expedition von Mopti über den Fluss Niger nach Port Harcourt in Nigeria bringen. Dort laden sie vielleicht um auf einen Küstendampfer und die getarnte Expedition verläuft auf dem Seeweg von Port Harcourt durch den Golf von Biafra an der Küste von Gabun vorbei, bis nach Luanda. Dort wird gelöscht und das Zeug geht nach Dilolo. So vermuten wir jedenfalls. Wir würden das Fahrzeug schon in einem europäischen Hafen verschiffen. Das macht uns ja so misstrauisch. Bist du bei der Party jetzt noch dabei, Francesco?«

      »Weiß ich noch nicht genau, Janine. Eigentlich ist es mir gründlich vergangen. Im Grunde genommen weißt du gar nichts, Janine. Weder du, noch dein KGB. Ihr seid so schlau wie der Idiot Vancelli. Ich mache mit, aber nur bis Mali, dann ist Ende der Fahnenstange. Du bedeutest mir sehr viel, Janine Knöpfler, doch die Janine Rachmanikoff, KGB Leiterin Büro Genf, wird von mir keine Detailinformationen erhalten. Kannst du damit leben, Liebes?«

      »Ja Frantschi, es geht. Wichtig für mich ist, dass du auch nicht für die andere Seite arbeitest. Tust du doch nicht, oder?«

      »Ich arbeite nur für mich, Rachmanikoff!«

      ***

      Die Eisenbahn rumpelte von Nyon nach Lausanne. Bei jedem Schlag, den die Waggons über die Dehn-Schwellen der Geleise machte, hämmerte es in meinem Schädel: Bist du bei der Party jetzt noch dabei, Francesco?

      Janine sah mich fast bittend an, als sie dies fragte. Vom Hauptbahnhof Lausanne telefonierte ich nach Nyon. Jean war am Telefon und ich sagte ihm, dass ich bei der Sache mit von der Partie sein werde. Jean Knöpfler war plötzlich wieder der Alte. Wie je zuvor. Ich telefonierte auch noch mit meinem Chef Ullrich Wegener und teilte ihm mit, dass ich mit dem nächsten Flieger von Lausanne nach Zürich fliegen werde. Er musste an meiner veränderten Stimmung