Roman Ludwig Lukitsch

Tanz der Aranaea


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schnurrte und kuschelte sich fest an mich.

      »Weißt du, dass ich eine geborene Rachmanikoff aus Kiew bin?«

      »Du bist Russin?«

      »Nein, Kiew ist in der Ukraine, Dummkopf!«

      »Bist du dann Ukrainerin oder wie sagt man dazu? Bist du auch eine Agentin des KGB?«

      Den letzten Satz sagte ich so einfach belanglos vor mich hin, ohne auch nur ernsthaft daran zu denken, dass Janine in diese Richtung tätig sein könnte. Janine lachte laut auf und fummelt amüsiert in meinem Gesicht herum. Wie ein kleines Kind sprang sie auf mich und benutzt meinen armen Bauch als Trampolin. Mir blieb fast die Puste aus und ich konnte mir nur noch mit einer Rolle abwärts vom Diwan helfen. Ich lag auf dem Fußboden und sie saß auf meiner Brust und hielt mit unheimlicher Kraft meine Arme seitwärts fest. Ihr Gesicht glühte und kam mir immer näher.

      »Ich bin Janine Rachmanikoff aus Kiew. Kiew ist in der Ukraine und ich bin Agentin des KGB. Wiederhole es, Frantschi!«

      Die ersten Worte sagte sie in einem zart gehauchten Mezzo Sopran, um danach einem verführerischen Alt zu weichen. Das letzte Wort “Frantschi“ drückte sie mit weichen Lippen auf meinen Mund, als sollte es in die letzten Winkel meines Inneren gelangen.

      »Ich kann nicht mehr sprechen und ich krieg keine Luft...Rachmanikoff, du Kommunist!«

      »Wer bin ich?«

      Gefährlich leise wurde ihre Stimme und in ihren Augen war ein flammendes Blitzen zu sehen, als würden tausende Leoniden gleichzeitig in die Erdatmosphäre eintauchen und durch Verglühen für kurze Zeit aufleuchten.

      »Du bist Janine aus Kommunististan und...«

      »Wer? Von wo?«

      »Rachmanikoff … aus ... hör … auf … zu … spucken … «

      »Lauter, ich höre nichts!«

      »Du Bolschewist, ich kann nicht, du drückst mir die Luft ab! Janine, die Nachbarn hören dich! Sie werden glauben, du gibst mir die Peitsche.«

      »Na und! - Du liebst deine Janine?«

      »Ja! Nur dich alleine für alle Zeiten, jetzt und immerzu und geh von meinem Bauch runter mir ist es schon ganz schlecht im Magen!«

      »Du berichtest mir alles, was du bei deiner Mali-Reise erlebst?«

      »Ja!«

      »Und du machst mir ein Kind?«

      »Nein! Aua – Ja, mach ich!«

      »Und du gehst nicht mit Zouzou und Sabi Loulou ins Bett? Und heiratest mich, wenn du wieder kommst?«

      »Ja! – Nein! Ich meine, ich - Aua Janine, ich bin doch auf Urlaub hier und sollte mich erholen!«

      Janine ließ von mir ab, rollte sich zur Seite und lag atemlos neben mir. Eine herrliche Frau und Gattin meines Freundes Jean, und ich sollte mich schämen, doch dieses Gefühl bekam nicht die Zeit, um sich zu entwickeln. Ich liebte sie und außerdem, wie ich mir zu meiner eigenen Rechtfertigung immer sagte, teilten die Bolschewisten ja doch alles fein brüderlich.

      »Mein zarter Francesco, jetzt werde ich dich in alles einweihen. Ich bin tatsächlich Agentin des KGB.«

      »Na, das passt ja prima! KGB Agentin und Bolschewist mit Jaguar E Coupe und 12 Zylinder Luxuslimousine. In deinem Safe befinden sich Stimmrechte der Diamantenbörse von Brüssel und der Metallbörse von London. Ich bin mir sicher, dass du auch noch Großaktionärin bei der amerikanischen United Fruit Company bist und arme mexikanische Tomatenpflanzer beklaut! Weiß Jean eigentlich, was du so treibst?«

      »Jean weiß es nicht, nur du alleine weißt es jetzt und sonst niemand. Ich leite das KGB Büro Genf! Jean ist nebenbei Agent des amerikanischen CIA und Helmer und Ullrich Wegener dein Chef, sowie alle seine Mitarbeiter. Alles CIA Leute! Nur Francesco Maria Vancelli, der einsame blauäugige Cowboy inmitten der Ratten, weiß von nichts, arbeitet für niemanden, glaubt noch an die Spazierfahrt nach Mali und dabei arbeitet die Agentur Wegener für alle Geheimdienste dieser Welt, wenn es nur Geld bringt.«

      »Ich habe braune Augen, Janine, wenn du das noch nicht bemerkt haben solltest. Nicht blau! Und jetzt willst du mir das Nirwana des KGB vorsülzen, stimmst oder habe ich recht? Du machst das doch auch nur für harte Dollars Rachmanikoff oder willst du mir flüstern, dass du das alles als überzeugte Komsomolzin tust? Du bist doch auch nicht besser, als Wegener und alle die anderen geldgeilen Dreckspatzen.«

      »Nein Frantschi, ich war und bin noch nie eine Kommunistin gewesen. Du kennst ja auch die Staatslehre der griechischen Sophisten, deren theoretische Begründung auf der Beseitigung des Privateigentums und der dadurch verursachten Ungerechtigkeit beruht. Ein Naturzustand, in dem alle das gleiche Recht auf alles gehabt hätten. Eine theoretische Begründung und solange es Menschen gibt eine niemals zu verwirklichende Utopie. Wir sind eben Fleischfressende Tiere und es gibt eben nicht genügend Filetstücke für alle. Die Sowjetunion ist eine imperialistische Großmacht mit pseudo-kommunistischem Deckmantel und keinen Deut besser, als dieses kapitalistische Amerika oder das koloniale Europa. Alle sind sie nur auf die Filetstücke in Afrika aus. Gold, Diamanten, Erze, Kupfer, Uran, Öl, Gas und dabei ersticken beide doch selbst in ihren eigenen Rohstoffen.«

      »Die Sowjetunion wird getreu ihrer kommunistischen Maxime, den wahren Kommunismus in Afrika verbreiten wollen. Vielleicht realisieren sie das, was ihnen in ihrem eigenen Land nicht gelungen ist!«

      »Hast du sie nicht mehr alle Frantschi? Bist du verrückt geworden oder willst du dein Luxusweibchen verarschen? Hör auf zu grinsen, du wüster Mensch. Wer war Lumumba?«

      »Der Kommunist Lumumba war der erste Ministerpräsident des unabhängigen Kongo, Frau Lehrerin!«

      »Wer hat ihn ermorden lassen, Frantschi?«

      »Die Amerikaner, weil sie von ihm nicht die Schürfrechte für alle Bodenschätze des Landes für die Dauer von hundert Jahre bekommen haben! Lumumba wollte den Reichtum des Kongo ausschließlich für die Afrikaner bewahren. Ein Edelmann, sag ich dir.«

      »Warum haben die kommunistischen Sowjets die Ermordung ihres Genossen widerstandslos hingenommen?«

      »Weil auch die Russen von ihm nicht die Schürfrechte für alle Bodenschätze des Landes für die Dauer von hundert Jahre bekommen sollten. Der Kongo ist das drittreichste Land

      an Bodenschätze auf unserer guten Erde. Wer alle diese Minen und Bodenschätze besitzt, ob Amis oder Russen, der beherrscht die Metallbörse in London, die Diamantenbörse in Belgien, den Goldmarkt, die Finanzmärkte, den Welthandel!«

      »So ist es lieber Frantschi, Rom oder Karthago. Es wird nur eines überleben. In Zentralafrika werden jetzt, nach dem Ende der Kolonialzeit der Europäer die Weichen für die nächsten fünfzig Jahre gestellt. Wer den Kongo besitzt Francesco, der besitzt die Welt und alle Macht und alles Geld. Die Vereinigten Staaten von Amerika oder die Sowjetunion. Einer wird als Folge daraus untergehen wie einst Karthago.«

      »Ich kann mir das gut vorstellen Janine. Für die dumme Masse den Heilbringenden Kommunismus. Hoffnung auf ein besseres Leben in hundert Jahren ist ja auch schon was. Für die schlaueren eine Datscha am Schwarzen Meer und für die Elite die Finanzzentren der Welt, die Aktienmärkte, Börsen und so weiter. Du hast dich für das letztere entschieden!«

      »So ist es lieber, Francesco. Die Ukraine ist mein Vaterland und Teil der Sowjetunion. Diese Sowjetunion befindet sich in Afrika im Wettstreit mit den Vereinigten Staaten. Wir dürfen uns eine Niederlage nicht leisten und aus allen genannten Gründen erklärt sich mein Interesse an deiner Reise mit Zouzou nach Mali und vor allem, dieses Fahrzeug mit den uns unbekannten Einrichtungen, das nach dem Kongo gebracht wird soll. Soviel wissen wir nämlich, dass dieses Fahrzeug von Mali nach dem Kongo gebracht werden soll. Wie, wissen wir aber noch nicht. Du wirst es mir sagen, Frantschi.«

      »Sag mir noch eines, warum Wegener? Er ist doch nicht das, was man als arm bezeichnen kann?«

      »Die Wegener Agentur stand vor dem finanziellen Ruin und bot seine Dienste