Petra S. Korn

Champagner zum Brunch


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von der Bucht fernzuhalten. Sowas passiert ja nicht jeden Tag. Für Sie ist das vielleicht Routine. Aber für uns Landgendarmen ist das auch ziemlich aufregend.«

      »Tut mir leid, ich hab´s nicht bös gemeint«, lächelte Kronfeld, »aber ich dachte, hier am See werden jedes Jahr Tote aus dem Wasser gezogen, da seid ihr sowas gewöhnt.«

      »Ja, schon. Tod durch Ertrinken, weil manche Leute zu unbekümmert sind. In diesem Jahr ist schon ein kleines Mädchen ertrunken, weil die Eltern nicht aufgepasst haben. Und ein Rentner, der wohl seine Kräfte überschätzt hat. Aber die Explosion eines Schiffes hat es hier noch nie gegeben. Und wie´s aussieht, ist es ja nicht von allein in die Luft geflogen. Da hat offensichtlich jemand nachgeholfen.«

      »Ja, sieht so aus«, antwortete der Kommissar, »und der Tote ist höchstwahrscheinlich der Schiffseigner, der seit Samstag nicht mehr gesehen wurde.«

      Als das Boot die Bucht ansteuerte, sahen die beiden, etwa 50 Meter von der Explosionsstelle entfernt, wie Polizeitaucher gerade den Leichnam, den sie aus dem dichten Schilf geborgen hatten, auf eine Bahre hievten. Kronfeld deutete auf die Stelle und Schillinger lenkte das Polizeiboot in diese Richtung.

      Auf der schmalen Zufahrtsstraße, die hinter dem Schilfgürtel verlief, stand schon der Leichenwagen. Doktor Ruhsam, der Rechtsmediziner war tatsächlich auch schon eingetroffen. Er winkte dem Kommissar zu und balancierte dabei auf einem kurzen, wackeligen Steg, den sich einige Jugendliche aus dem Dorf im letzten Jahr selbst gebaut hatten.

      »Tag, Herr Kommissar«, rief der Doktor, »ich habe erst einen kurzen Blick auf den Toten werfen können, aber wie es aussieht, handelt es sich wohl um den Vermissten. Der Körper ist durch die Explosion ganz schön zugerichtet worden. Ich werde ihn mir gleich auf den Tisch legen. Bericht spätestens morgen Vormittag.«

      Mit einem kurzen Winken verschwand er Richtung Leichenwagen.

      »Danke«, rief Kronfeld ihm noch hinterher.

      »Was war das denn«, staunte Schillinger, »ist der immer so schnell?«

      »Ja, der gute Doktor Ruhsam«, erwiderte Kronfeld, »immer in Eile, obwohl seine Patienten alle Zeit der Welt haben. Fahren wir zurück, zur Bergungsstelle.«

      Auch dort waren noch Taucher der Spurensicherung bei der Arbeit. Doch von der Jacht war nichts mehr zu sehen. Die abgesprengten Teile waren größtenteils geborgen und den Rumpf hatte man in den Hafen geschleppt, um ihn dort genauer zu untersuchen.

      »Hier gibt es nicht mehr viel zu sehen, außerdem habe ich Hunger«, stellte der Kommissar fest, »fahren wir zurück.«

      Auf dem See tummelten sich Urlauber und Einheimische in kleinen Schlauchbooten, auf Surfbrettern oder Luftmatratzen. Alle versuchten, dem Tatort so nahe wie möglich zu kommen und einen Blick darauf zu erhaschen. Zum Glück hatte die Polizei die Bucht mit Bojen und rot-weißen Bändern so weit abgeriegelt, dass keiner der Schaulustigen durchkam. Aber es war nicht einfach für Schillinger, sein Boot zum Hafen zurück zu manövrieren. Doch er war ein erfahrener Schiffsführer und schaffte es, ohne Zusammenstöße wieder am Steg festzumachen.

      7

      »Was dagegen, wenn ich Sie begleite?«, fragte Schillinger, als die beiden von Bord gingen, »ich könnte auch einen Happen vertragen.«

      »Keineswegs«, der Kommissar hatte gern Gesellschaft beim Essen, »unterhalten wir uns noch ein bisschen. Ich möchte auch gleich die Franzi befragen, die hört nämlich das Gras wachsen.«

      Im Biergarten der ›Seerose‹, unter einer schattenspendenden Kastanie, fanden die Zwei einen freien Tisch. Sie hatten kaum Platz genommen, als Franzi, die hübsche brünette Kellnerin kam. Sie hatte die Haare zu einem ›Französischen Zopf‹ geflochten und in ihrem kurzen Dirndlkleid sah sie reizend aus. Als ihr einmal ein Gast sagte, sie fülle ihr Dirndl gut aus, lachte sie und freute sich über das Kompliment.

      »Hallo Korbinian«, strahlte sie Kronfeld an, »ist ja ungewöhnlich, dich an einem Montag zu sehen, sonst kommst du doch nur am Wochenende.«

      »Grüß dich, Franzi. Heute bin ich dienstlich unterwegs«, lächelte er sie an.

      »Ah ja, verstehe. Das Unglück mit dem Segelschiff vorletzte Nacht.«

      »Genau. Bring mir bitte einen Wurstsalat und ein Radler.«

      Er deutete auf seinen Kollegen, der nur sagte: »Für mich das Gleiche.«

      Kurz darauf brachte Franzi die Getränke.

      »Sag mal Franzi, habt ihr Samstagnacht nichts mitbekommen von der Explosion? Wie lang wart ihr denn hier?«

      »Am Samstag war doch Sommerfest auf der Angerwiese. Du weißt schon, auf der anderen Seite vom Dorf. Da war bei uns tote Hose. Wir haben früher zu gemacht, so gegen halb 11 Uhr, und sind auch ins Bierzelt gegangen.«

      »Und dort hat man den Knall nicht gehört?«, fragte der Kommissar weiter.

      »Nein, das ist zu weit weg. Außerdem war die Musik ziemlich laut und die haben bis nach zwölf gespielt«, erzählte sie und ging zurück ins Wirtshaus.

      Als Franzi wenig später das Essen servierte, sagte Kronfeld: »Hast du einen Moment Zeit für uns?«

      Sie schaute auf die Uhr: »Okay, fünf Minuten«, und setzte sich zu den Männern.

      »Du bist doch jeden Tag hier«, begann Kronfeld, »da sieht und hört man doch sicher das eine oder andere. Erzähl mal, was kursieren denn zur Zeit für Klatschgeschichten?«

      Franzi und ihr Bruder Max waren die Inhaber der Gaststätte. Das Anwesen war schon seit Generationen in Familienbesitz und die beiden Geschwister waren quasi in dem Lokal aufgewachsen. Allein deshalb wusste Korbinian auch, dass Franzi stets die Ohren offen, und ihre Augen überall hatte.

      »Also, was Genaues weiß ich natürlich nicht, aber man macht so seine Beobachtungen und manchmal hört man zufällig Dinge…«, sagte sie mit einem kessen Augenaufschlag, »schließlich muss man doch aufpassen und schauen, wer sich hier herumtreibt, nicht?«

      »Verstehe, und was oder wen hat man da so beobachtet oder belauscht?«

      Sie sah Kronfeld mit einem strafenden Blick an, beugte sich dann nach vorn und berichtete verschwörerisch:

      »Also: Der Haingruber, dessen Jacht sie in die Luft gejagt haben, ist bekannt wie ein bunter Hund. Der und seine Spezln sollen es manchmal ganz schön krachen lassen. Ich habe mal ganz zufällig ein Gespräch mitgehört. Zwei Damen älteren Semesters haben sich echauffiert über die ›Orgien‹ im Segelclub, wie sie sich ausdrückten. Sie sagten, die alten Böcke, damit meinten sie den Haingruber und seine Clique, feiern schamlos mitten am helllichten Tag im Club wilde Partys mit jungen Mädchen, machen laute Musik, lassen sich mit Champagner volllaufen und nehmen keinerlei Rücksicht auf die anderen Gäste.« Franzi verdrehte die Augen und grinste schadenfroh, »aber wenn du mich fragst, ich hatte den Eindruck, die beiden verwelkten Ladys sind nur eifersüchtig, weil sie selbst nicht mitmachen dürfen. Anscheinend gibt es eine Altersgrenze für die weiblichen Partygäste. Die eine hat dann jedenfalls noch gesagt, diese Weiber gehören nicht hierher, sie sind obszön gekleidet und benehmen sich auch so.«

      »Hoppla, das klingt ja so, als wären die weiblichen Partygäste leichte Mädchen?«

      »Naja, hört sich erst mal so an. Ich wollte es dann genau wissen und hab einen Freund gefragt, der auch im Club ist.«

      »Also doch ein wenig neugierig?«, grinste Kronfeld.

      »Na hör mal. Wenn solche Gerüchte kursieren, muss man doch wissen, was dran ist. Jedenfalls hat mir der Freund erzählt, die jungen Mädels sind Studentinnen, Kommilitoninnen der Tochter eines Freundes. Und es finden keine wilden Partys statt, sondern die Mädchen werden lediglich hin und wieder zu einem schicken Champagnerbrunch eingeladen. Alles ganz harmlos.«

      »Hm, und das ist alles?«, fragte Kronfeld.

      »Nein, mir ist noch was über