waren es von Rotterdam bis nach Bremen, mindestens 200 Seemeilen Zwangswege bis zur Lotsenübernahme auf der Außenweser, also 12 Stunden, bis der Weserlotse an Bord übernommen wurde. Und der 2. Ingenieur Schulz kachelte wieder seine beiden Hauptmaschinen. Die BAYERNSTEIN roch schon den Stallgeruch und wurde noch schneller. Und auch Bootsmann Tietjen kachelte uns: Deckwaschen war angesagt, auf dem Vorschiff eine Gang, von der Brücke abwärts eine zweite Gang und auf dem Achterschiff eine dritte Gang. Und alles, was nicht brauchbar war, flog über die Kante. Kaputtes Stauholz, zusammengefegter Dreck, leere Bierkisten, die Foulbrassen wurden ausgekippt und ausgewaschen. Das Schiff sollte sauber aussehen, wenn wir ankommen, war sein Motto.
Der Bootsmann hatte mich kurz vor der Lotsenübernahme auf der Außenweser zu sich kommen lassen und mir mitgeteilt, dass ich nach dem Festmachen in Bremen sofort meine Sachen packen solle, um von Bord zu gehen. Ich sollte mich spätestens noch am gleichen Tag auf der DEUTSCHLAND einfinden. Mein Sturmgepäck sollte nur eine saubere Arbeitsgarnitur, feste Arbeitsschuhe, eine Ausgehgarnitur und Unterwäsche zum Wechseln enthalten. Alles andere sollte ich an Bord in meiner Kammer in meinem Schrank einschließen. Ich hatte kapiert. In einem NDL-Schreiben war dem Kursleiter auf der DEUTSCHLAND mitgeteilt worden, dass ich während der Rundreise Bremen – Hamburg – Bremen den Sicherheitslehrgang mitmachen sollte, um anschließend wieder in Bremen auf der BAYERNSTEIN zusteigen zu können. Aber noch waren wir nicht in Bremen. Auf 04-08-Seewache konnte ich noch nicht packen. Erst als wir in Bremerhaven Lotsenwechsel und ich anschließend Freiwache hatte, konnte ich auf die Schnelle alles in meinen Zampel stopfen. Der Obermax hatte bereits in Rotterdam ein Arbeitspäckchen durch die Waschmaschine mit scharfem Wasser gejagt, getrocknet und sogar gebügelt. Einen Pullover hatte ich auch noch zu meinen Sachen gepackt. Zwei Paar Schuhe, einmal für den Landgang, einmal Arbeitsschuhe, dazugetan, auch Kamm, Zahnbürste, Zahnpasta sowie Seife, weiterhin mein Seefahrtbuch. Ich war mit mir zufrieden und legte mich noch eine Runde zum Pennen in die Koje. Gegen 22:00 Uhr hieß es wieder: „Reise, Reise, all hands an Deck, klar vörn un achtern!“ Schnell noch eine Tasse Kaffee hinter die Binde gekippt, und schon ging es nach vorn auf die Back. Wie Schäferhunde umkreisten uns die Hafenschlepper, kamen von achtern dicht unter den Steven. Der Backborddraht wurde langsam zu Wasser gefiert, der Decksmann schnappte sich das Drahtauge, und wir fierten nach, bis er es auf den gewaltigen Schlepphaken übergehängt und gesichert hatte. Jetzt gaben wir oben auf der Back vom Poller aus dem Draht noch soviel Lose, bis der Schlepperkapitän „stopp“ grölte, und wir belegten die restlichen Buchten auf dem Poller. Der Schlepper törnte ein, auf dem Poller zutschte der Schleppdraht noch ein, zwei Mal, der Draht war bombenfest vertäut. Und jetzt musste jeder aus den Kinken gehen, als der Schlepper voll in Action ging. Das berühmte Drehen im Wendebecken stand zuerst auf dem Programm, danach zog uns der Achterschlepper bis querab zum Liegeplatz, wo wir mittels Schmeißleinen die ersten Festmacher an Land gaben. Eine halbe Stunde später war das Schiff fest, vorne drei und eins, achtern drei und eins, und das Fallreep wurde an den Kai gefiert. Bremen hatte uns am 3. Mai 1956 wieder. Die BAYERNSTEIN war heimgekehrt. Das war das Ende meiner ersten Reise nach Ostasien.
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