Franz Roither (Hrsg.)

Der Attersee in der Literatur des 19. Jahrhunderts


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der Bewohner von St. Georgen, Mondsee, Frankenmarkt, Vöcklabruck und der übrigen Seeufer. Auch eignet sich dieser Ort vorzüglich als Sommeraufenthalt für Solche, denen eine Ferienzeit einen Platzwechsel gestattet, was bereits schon jährlich der Fall ist.

      Eine halbe Stunde nördlich sind die Dörflein Buchberg und Litzelberg, zwei anmuthige Orte, von denen nur der erstere ein altes Gotteshaus besitzt. Im letzteren ist ein Bräuhaus des Herrn Hofmann. Diesem gegenüber befand sich auf einer kleinen, durch eine hölzernen Brücke mit dem Ufer verbunden gewesenen Insel das Schloß Litzelberg.

      Als Besitzer desselben liest man: Winter von Slamating 1313, Polheim von 1534 – 1550, Graf Engl 1603, Kunitz 1655, Steindl 1664, Graf von Seeau und Klam, sämmtliche als Lehensträger von Mondsee.

      Anno 1780 wurde es abgebrochen und das brauchbare Materiale zum Aufbau des durch Brand verunglückten Marktes Schörfling benützt.

      Die Insel ist jetzt mit üppigem Baumwuchse bedeckt und gewährt dem Auge einen lieblichen Ruhepunkt auf der fünf Stunden langen Fläche des Attersee’s. Eine Viertelstunde vom Bräuhause ist der anziehende, zwischen dunklem Walde und dem freundlichen Ufer gelegenen Sommerkeller, mit einer lohnenden Aussicht.

      Eine Viertelstunde nördlich liegt der Pfarrort Seewalchen, das Laciacum der Römer.

      Der Bau der jetzigen Kirche begann 1436, das Pfarramt kam aber wahrscheinlich schon anno 1135 an das Stift Michlbaiern, das es auch jetzt noch besitzt.

      Die Lage des Dorfes ist eine sehr angenehme, auf einem sanften Hügel am nördlichen Seeufer mit einer sehr hübschen Aussicht auf die See und Gebirgsgegend, und somit schließt sich die Umwanderung des herrlichen Uferkranzes des schon unter den Römern bekannten Atrolacus.

      Von hier aus kann man, um die Wiederbenützung eines schon bereisten Weges zu vermeiden, zu Wasser nach Attersee (dem Ort) zurückfahren und von dort aus in westlicher Richtung nach St. Georgen wandern. Entfernung vom Attersee eine Stunde.

      St. Georgen, vor Zeiten Attergaudorf geheißen, ist ein kleiner, aus einer langen mondförmig gebogenen Gasse bestehender Markt an der dürren Ager, welche sich unterhalb Gampern im Sand- und Schotterbette, außer bei Hochwasser, gänzlich verliert.

      Die wahrscheinliche Entstehungsgeschichte der Kirche ist im eilften Jahrhunderte. Erste noch bestehende Urkunde 1299. Jahrzahl am Thurme 1114. In der Kirche ist das Hochaltarblatt von Altomonte sehenswerth.

      Vom Jahre 1581 bis 1598 und vom Jahre 1611 bis 1614 hatten sich hier lutherische Pastoren niedergelassen. Die Ortslage ist sehr angenehm.

      Eine Viertelstunde entfernt ist das neue Schloß Kogel am Kogelberge gelegen, welchen einstens das stattliche Schloß Kogel (das alte) schmückte, dessen Scheitel jetzt nur mehr wenige Trümmer, von einem großen Baume beschattet, aufweisen kann.

      Der erste Besitzer, den ich ermitteln konnte, war ein gewisser Rapato von Julbach, ein wackerer Degen, dessen Familie später den Namen Grafen von Schaumburg annahm. Anno 1472 versetzte Kaiser Friedrich IV. durch mehrfache Kriege in Schulden gerathen, dieselbe an H. Steinbrecht von Wallsee. Anno 1593 finden wir sie im Besitze des nunmehrigen Reichsgrafen Hans Khevenhüller, dessen Eigenthum auch Frankenburg und Kammer war. In dieser Familie blieb sie bis anno 1810, wo sie an die Edelfamilie Pansinger durch Kauf übergieng.

      Das neue Schloß Kogel ist einer der hübschesten Edelansitze der Gegend. Ueberrascht den Besucher schon der schöne, hufeisenförmige Bau des Schlosses mit seinen lieblichen Gartenanlagen, so wird es noch in viel höherem Grade geschehen, wenn er die Schwelle des Baues selbst überschritten hat. Bequemlichkeit und Pracht haben sich vereiniget, um hier ein Eden zu schaffen, das der edlen Bewohner würdig ist.

      Die reichhaltigen Sammlungen von historischem und fachlichen Werthe; die waidmännischen Raritäten, wozu alle Welttheile ihr Contingent lieferten; die mitunter sehr werthvollen Exemplare von Steinbock, Auerochs-, Rhinozeros- und Antilopenhorn; die seltsamsten Abnormitäten in Bau und Größe der Hirschgeweihe; die Waffencabinete, von der kleinsten Schuß- und Trutzwaffe bis zu Gattungen von nicht unbedeutender Dimension, vom rohen Schwerte bis zu Arbeiten der subtilsten Aetzung und Gravirkunst; das Museum der centralafrikanischen Pfeile, Spieße, Keulen, Bogen, Köcher, Kopf- und Schambedeckung, Schüsseln, …; ferner die Waffen von historischem und antiquarischem Werthe, als: Lanzen, Schilder, Helme, vollständige Panzerbekleidung, Folterinstru-mente … ; endlich die hübschen Gemälde, zum Theil von der Hand des talentvollen Künstlers Joseph Wallhammer aus Wolfseck, geben auf viele Stunden Stoff zur Bewunderung und zum Nachdenken.

      Nordöstlich, etwa eine Stunde entfernt, ist das Dorf und Schloß Walchen, mit einem Bräuhause. Der Besitzer der Herrschaft Walchen nennt sich Baron von Weichs.

      Das Schloß scheint von dem nun ausgestorbenen Geschlechte der Walchen erbaut worden zu sein. Anno 1583 brachte es Hans Christoph Geymann von Hieronymus Putz von Walchen käuflich an sich und baute es 1590 auf einer anderen Stelle. Anno 1638 lesen wir Franz Christoph Khevenhüller als Besitzer desselben, der es von Nicolaus Gurland gekauf hatte. Anno 1750 besaß es Christoph Leopold Graf von Schallenberg. Anno 1766, 1786 besaßen es Grafen von Klam, 1803 Dr. Joseph Preuer von Linz, 1821 dessen Gattin Rosalia Preuer. Seitdem gehört es, wie schon bemerkt, dem Herrn Baron von Weichs.

      Der eine halbe Stunde entfernte, an der Salzburger Poststraße gelegene Walchenkeller erfreute sich eines guten Rufes und ist ein beliebter Ausflugspunkt der Bewohner Frankenmarkt’s, Vöcklamarkt’s und Vöcklabruck’s.

      Unweit davon, an der Vöckla, nahe der Eisenbahn, ist der Ort Vöcklamarkt mit einer sehr hübschen Lage auf einer Ebene in dem hier sich kesselförmig erweiternden Vöcklathale. Zum besonderen Schmucke gereicht dem Markte der nördlich daranstoßende Kalvarienberg.

      Vöcklamarkt (obwohl nicht unbestritten) kommt schon unter den Römern unter dem Namen Varunum vor. Anno 1706 kommt es unter dem Namen Vöklstorf vor; wann es zum Markte erhoben wurde, ist mir unbekannt.

      Die Kirche ist ein schöner gothischer Bau mit vorzüglich gearbeiteten Steingeländern an der Emporkirche. Uebrigens hat auch hier ein antigothischer Wütherich gräulich und geschmacklos umgewirthschaftet.

      Weil in der Nähe der Bahn gelegen, will ich noch des historisch berüchtigten Bodens erwähnen, der sich vom Kalvarienberge bis zum Ort Pfaffing unter dem Namen des Haushammerfeldes ausbreitet. Die alte Linde, ein ganz verwitterter Stamm, beinahe ohne Krone, steht noch da und bezeichnet den Platz, wo das verrufene Würfelspiel auf dem schwarzen Mantel stattgehabt hatte.

      Das Factum ist folgendes:

      Als Kaiser Ferdinand II. die Regierung antrat und die gereizten Stände ihm den Gehorsam verweigerten, verschaffte er sich einen Bundesgenossen an Herzog Max von Baiern gegen die Verpfändung von Oberösterreich. Der zum Statthalter ernannte Graf Adam von Herberstorf, ein Mann von unbeugsamer Strenge, rief fremde Truppen in’s Land, die sich bei den Bauern durch Rohheit und Gewaltthätigkeiten äußerst verhaßt machten. Dazu kamen noch die strengen Beschlüsse der Religions-Reformations-commission, die den Akatholiken die zwei einzigen Wege zur Wahl ließen, entweder bis Ostern 1626 zum Katholicismus überzutreten, oder auszuwandern mit Zurücklassung des zehnten Pfennigs und des Freigeldes an ihre Herrschaft. Die allgemeine Erbitterung erreichte ihren Höhepunkt und brach in einem Aufstand der fünf Pfarrgemeinden Frankenburg, Vöcklamarkt, Neukirchen, Gampern und Berndorf aus, als der Pfleger von Frankenburg ebendaselbst einen katholischen Priester mit Gewalt einführte.

      Pfarrer, Caplan und Pfleger mußten fliehen. Der Pfleger wurde von einer etwa 5000 Mann starken Bauernrotte im Schlosse mehrere Tage belagert. Herberstorf, davon in Kenntniß gesetzt, erschien von Linz aus mit 1200 wohlbewaffneten Söldlingen, drei Kanonen und inmitten den Henker. Er publicierte in den fünf Pfarren, daß an einem bestimmten Tage alle Pfarrunterthanen bei Lebensstrafe unbewaffnet auf dem Haushammerfelde zwischen Vöcklamarkt und Pfaffing zu erscheinen haben. 5000 Mann erschienen. Herberstorf ließ die Richter und Rathspersonen von Frankenburg und Vöcklamarkt nebst allen Achtern aus den fünf Pfarrgemeinden bei Seite führen, umzingeln und befahl, daß je zwei von ihnen auf einem untergebreiteten schwarzen Mantel um das Leben mit den Würfeln spielen sollten. Der Verspielende wurde sofort dem Henker übergeben. So traf es 19 Mann, von denen zwei auf die Fürbitte des Pflegers