Franz Roither (Hrsg.)

Der Attersee in der Literatur des 19. Jahrhunderts


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Der nächste aber unbedeutende Ort ist Pettighofen, dann Au mit der Peyer’schen Papierfabrik an der Ager. An den beiden Agerufern stehen in kurzen Zwischenräumen die sogenannten sieben Mühlen, mitunter stattliche, malerische Bauten.

      Noch weiter gegen Süden vorgerückt, und es präsentiert sich der schöne Markt Schörfling, hoch auf seiner grünen Anhöhe, von der geräumigen Kirche und dem zierlichen Kuppelthurme überragt, am rechten Ufer der Ager.

      Im Genusse dieser Ansicht schreite der Wanderer noch eine halbe Stunde vorwärts und er wird die Brücke am Ausflusse der Ager aus dem Attersee erreichen. Auf einer Piloteninsel, in den See hineingebaut, winkt ihm das schöne Schloß Kammer das freundliche Willkommen entgegen, während am linken Ufer Seewalchen traulich zum Besuche einladet. Mitten durch spiegelt sich auf der grünblauen Fläche des Attersee’s der im Hintergunde stehende Buchberg und der an seinen Fuß hingeschmiegte Ort Attersee. Ein erhabener, überraschender Anblick, – der schon so manchen Naturfreund ein Ach des Entzückens entlockte.

      War die Aussicht von der Brücke aus erhaben, so ist die vom Schlosse aus entzückend zu nennen. In seiner Majestät liegt der schimmernde See weit gegen Süden gestreckt vor den Augen, mit dem hübsch abgerundeten, kühn in die Wolken dringenden Profile des Schafberges im Horizonte. Vor ihm erheben sich in aufsteigender Ordnung am rechten Ufer der Gahberg, die Seeleiten, der Steinberg, das Lecken- und Leonsgebirge, während am linken Ufer sich der Elfer- und Zwölferkogel wie ein Zwergpaar vor dem Riesen (dem Schafberge) mit ihren felsenstarrenden Kuppen empor-zublähen versuchen. Vor ihnen wölbt sich sanft der waldige Holler-berg und Limberg, dann im Westen der stattliche Buchberg. Am Fuße benannter Berge am Seeufer hingesäet sind die Ortschaften Weyeregg, Burgau, Dexelbach, Zell, Nußdorf, Absdorf, Attersee, Buchberg und Seewalchen auf seiner sanften Höhe zu schauen.

      Schloss Kammer, mit geräumigen Vorbauten am Ufer, gehörte anno 1249 dem Gottfried und Haidolf von Chammer. Anno 1271 war es im Besitze der Schaumburger, bis es anno 1383 Heinrich von Schaumburg an Herzog Albrecht von Österreich verkaufte. Anno 1478 war es Eigenthum der Herren Wolfgang und Jakob von Praun. Diese gaben ihre Ansprüche darauf an Kaiser Friedrich IV. ab. Anno 1581 verkaufte Rudolf II. die Herrschaft Chammer an Hans Khevenhüller, in dessen Familie sie bis heute sich befindet. Ein Graf Khevenhüller von Kammer rettete im September 1626 die Stadt Vöcklabruck aus den Händen der Bauern unter ihrem Anführer Nimmervoll, nahm Wolfsegg ein und schlug die Rebellen endlich bei Köppach.

      Kammer ist ein beliebter Ausflugspunkt der Vöcklabrucker und Gmundner. Die lustige Hofwirthin versteht es vorzüglich durch ihre naturwüchsigen Scherze, durch gute Küche und ungefälschtes Rebenblut die Grillen aus dem Kopfe des Gastes zu verscheuchen.

      Der kurze Anstieg der Höhe, auf welcher der Markt Schörfling thront, wird reichlich vergolten durch die herrliche Fernsicht, die sie bietet. Der geeignetste Punkt hiezu ist der Sommerkeller von Mittendorfer.

      Der Markt Schörfling (Skerolfinga) ist seit dem 9. Jahrhundert bekannt. Anno 1649 raffte die Pest einen großen Theil der Einwohner hinweg.

      Anno 1787 brannte beinahe der ganze Markt ab. Vom Jahre 1787 bis 1828 litt er 6 Mal durch Feuer.

      Eine kleine Stunde östlich ist das idyllische Dörflein Aurach, anmuthig in einem Walde von Obstbäumen versteckt.

      Von dem nahen Gahberge blinkt freundlich das beliebte Wallfahrtskirchlein aus seiner luftigen Höhe herab, zur Andacht und zu unvergleichlicher Fernsicht einladend; was sich die lustige Sippschaft von Vöcklabruck wohl jährlich zu Nutzen macht.

      Eine Stunde südwärts steckt in einem Walde von Zwetschkenbäumen auf der Stelle einer, durch den wilden Gebirgsbach verschütteten römischen Ansiedlung das Pfarrdorf Weyeregg. Bei Gelegenheit einer Brunnengrabung im Bauerngute Pollhammer brachte man nebst andren Dingen auch einen römischen Mosaikboden zu Tage.

      Der Pfarrhof steht auf den Trümmern des einstigen Freistiftes Weyeregg, den im Jahre 1671 Christoph von Khevenhüller besaß.

      Am 24. September 1742 ertranken bei Gelegenheit einer Wallfahrt der Pfarrgemeinde über den See nach Steinbach 88 Personen.

      Dem schönen Seeufer entlang, bei vielen von Reben umrankten, von Obstbäumen beschatteten Bauernhäusern vorüber, führt die Straße in zwei Stunden nach Steinbach.

      Steinbach ist ein Pfarrdorf am Fuße des sogenannten Steingebirges, des am weitesten gegen den Attersee vorgeschobenen Theiles des Höllengebirges.

      Das Dorf Steinbach gewährt einen äußerst lieblichen Anblick. Die Häuser und Hütten liegen in malerischer Unordnung zerstreut, größtentheils hinter Obstbaumgruppen versteckt, auf einem sanften Bergabhange herum.

      Von seinem grünen Hügel von üppigem Baumwuchse umkränzt, blickt das alte ehrwürdige Gotteshaus mit seinem kuppeligen Thurme gar traulich herab auf die Straße, den See und die jenseitigen Ufer.

      Steinbach in seiner stillen Abgeschiedenheit, mit seinem Vogelsange, Wellenplätschern und Bächerauschen, eignet sich vorzüglich als Sommeraufenthalt für Jene, welche ihre Ferienzeit in ungestörter Ruhe und im Genusse der ungekünstelten prachtvollen Natur, in ihrer Lieblichkeit und Großartigkeit zu verleben gedenken.

      Das Gasthaus zur Lohinger Mühle des Wimroither, in der Nähe der Kirche, hat eine schöne Lage, ist ziemlich geräumig und empfehlenswert.

      Da sich der Weisheitsschwindel des sogenannten aufgeklärten Zeitgeistes noch nicht bis hieher erstreckte, so findet sich noch manche nicht uninteressante Sage im Volksmunde. So erzählte man mir z. B.: Es sei im Pfarrthurme eine uralte Glocke, welche in der Nähe der großen Alm in der hintern Viechtau von einem Hirten gefunden und ausgegraben worden sei. Man wollte sie nach Neukirchen in der Viechtau befördern, aber vier Pferde bewegten sie nicht von der Stelle, während ein Paar Kälber sie leicht nach Steinbach beförderten.

      Eine andere Sage berichtet, dass man die Pfarrkirche anfangs auf dem sogenannten Kreuzbüchel zu bauen begann; die Waldvögel aber trugen die Holzabfälle und Splitter immer von dem Bauplatze fort, auf jene Stelle hin, wo jetzt die Kirche steht, weßwegen der Bau dort aufgegeben und an der von den Vögeln bezeichneten Stelle begonnen wurde.

      Zwischen der Kirche und dem Schulhause soll vor vielen Jahren eine Heilquelle geflossen sein, welche vorzüglich bei Flechten, Aussatz und Hautkrankheiten mit gutem Erfolge angewendet worden sei. Ein Bauernweib mißbrauchte dieselbe, indem sie einen schäbigen Hunde hineintauchte, und der Heilbrunnen versiegte.

      Von den Bergschlägen aus, oberhalb Bramhosen bei Steinbach, die als Almweiden benützt werden, wurden öfter sogenannte Bergfräulein gesehen mit Waschen und Trocknen blendendweißer Linnen und Wäsche beschäftigt; nahte man sich ihnen, so verschwanden sie, angenehmen Veilchenduft zurücklassend. So meldet die Sage.

      Steinbach ist ein sehr alter Ort, 807 zuerst urkundlich vorkommend. Es scheint, daß bei den Christenverfolgungen die eifrigen ersten Bekenner sich in diesen abgelegenen Winkel flüchteten, um hier ungestört Gott dienen zu können.

      Gewiß ist, daß die alten Bewohner der St. Wolfang-Gegend die Pfarre Steinbach als die ihrige besuchten. Es sind noch deutliche Spuren des Kirchweges über den Fohberg in Stein gehauen bemerkbar.

      Von den Landleuten der Gegend wird erzählt, daß an der Stelle der Kirche früher ein Götzentempel gestanden sei, auch soll man im Gottesacker vor vielen Jahren zwei Götzenbilder ausgegraben haben.

      Von hier führt die Straße in der Nähe des Ufers zuerst über lachende Wiesen und Fluren an einem stattlichen Jägerhause vorüber, dann windet sich selbe zwischen den senkrecht aufstrebenden, phantastisch ausgezackten, mit spärlicher Nadelholzvegetation decorirten Felsenkolossen des Steingebirges und dem an die Böschung anschlagenden Wasserspiegel hindurch, in einer kleinen Stunde dem Orte Weissenbach zu.

      Der große schöne Gasthof des Herrn Hesch kehrt die Hauptfront dem See zu, ist hart an’s Ufer hingebaut unweit vom Ausflusse des Weißenbaches in den See, am Eingange des Weißenbachthales und an der Poststraße nach Ischl. Die Aussicht von der geräumigen Altane aus ist entzückend schön.

      Daß Weißenbach seiner schmackhaften Fische und seiner prächtigen Aussicht wegen