Samina Haye

Der Weg nach Gawler


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nicht schön war“, wollte er versuchen, sich heraus zu reden, aber leider funktionierte das nicht.

      „Sicher war es schön. Aber wir hätten das auch nach dem Telefonat mit Zoe machen können, denn die paar Minuten hätten dich schon nicht umgebracht“, sagte sie und sprach gleich weiter.

      „Weißt du was, ich will dich heute nicht mehr sehen. Geh mir aus den Augen. Ich muss mir überlegen, ob ich das möchte, immer deine ständige Eifersucht meiner Schwester gegenüber, das kann ich echt nicht abhaben. Nun sind wir seit einem Monat zusammen und du hast dich Zoe gegenüber überhaupt nicht geändert, so will ich nicht weiter machen. Da ist es besser für mich, wenn wir getrennte Wege gehen“, erklärte sie ihm und ging hinein. Pete stand regungslos da und war total entsetzt darüber, dass Lina wieder mal nur hinter ihrer Schwester stand.

      Er ging ihr nach und schrie:

      „Wenn das so ist, dass es immer nur um Zoe geht, wie schon damals, dann ist es besser, ich packe meine Sachen und verschwinde. Denn ich will dich nicht mit deiner Schwester teilen müssen, die sowieso auf der anderen Seite der Erde wohnt. Aber eines verspreche ich dir: Das wirst du bereuen, das bekommst du bald zu spüren“, sagte er in einem scharfen Ton und Lina lief es kalt über den Rücken. Er ging an ihr vorbei und rannte sie fast nieder.

      Als sie die Schlafzimmertür ins Schloss fallen hörte, atmete sie tief durch und machte den Fernseher an, um sich etwas abzulenken. Pete war eben so in Rage gewesen, dass es ihr ein klein wenig Angst bereitete. Es dauerte auch nicht lange, schon kam er die Treppen herunter gelaufen und sah ihr böse in die Augen.

      „Nun ja, es sollte anscheinend nicht sein, dass wir gemeinsam glücklich werden. Sag deiner Schwester einen herzlichen Dank dafür und meine restlichen Sachen lass ich in den nächsten Tagen abholen“, sagte er zum Abschluss und verließ das Haus.

      Lina saß wie angewurzelt da und konnte nicht glauben, was soeben abgelaufen ist.

      Sie begann heftig zu schluchzen und konnte es nicht fassen. Lina lag minutenlang oder eher stundenlang auf dem Sofa und weinte, bis sie durch ein Klingeln an der Tür erschrak.

      Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und bemühte sich um Fassung. Als sie die Tür öffnete sah sie ihre Mutter dort stehen, die natürlich sofort bemerkte, dass mit ihrer Tochter etwas nicht stimmte.

      „Hallo meine Liebe, sag mal, wie siehst du denn aus?“, fragte sie besorgt und Lina begann sofort zu weinen.

      „Mama, es ist vorbei. Pete und ich, wir haben uns heute getrennt“, gab sie ihrer Mutter zur Antwort, die sie sofort in die Arme nahm und die Tür hinter sich schloss.

      „Komm, jetzt machen wir uns einen starken Kaffee und setzen uns raus auf die Terrasse“, meinte sie liebevoll zu ihrer Tochter.

      Sie gingen in die Küche und machten sich einen Kaffee, danach gingen sie hinaus. Sophie strich Lina über die Wange.

      „Na, dann erzähl mal, warum es denn so weit gekommen ist, dass ihr euch nach so kurzer Zeit wieder getrennt habt“, sagte sie und Lina seufzte.

      „Also, Pete hat immer noch das gleiche Problem, wie schon vorher in unserer Beziehung. Du weißt doch, dass ich freitagabends immer mit Zoe skype und telefoniere. Ja, das passte ihm ganz und gar nicht, denn er war immer eifersüchtig und meckerte herum. Gestern ist es so weit eskaliert, dass Pete, bevor ich von der Arbeit nach Hause kam, den Strom abstellte und behauptete, wir hätten Stromausfall. Heute Morgen, als ich in die Küche ging und Kaffee machen wollte, ging ich zum Stromkasten und bemerkte, dass er alles ausgesteckt hatte“, erklärte sie ihrer Mutter, die fassungslos da saß. Lina sprach weiter.

      „Dann konfrontierte ich ihn damit und er gab es zu, es wäre doch nicht so schlimm, einmal nicht mit Zoe zu telefonieren, denn er möchte mich nicht mit ihr teilen müssen. Das war dann der Grund, weshalb ich zu ihm sagte, er soll verschwinden und mir ja nicht mehr unter die Augen treten“, sagte sie und begann zu weinen.

      Sophie nahm Lina in die Arme und versuchte, ihr gut zuzusprechen.

      „Schatz, dann ist es aber gut so, diesen Entschluss gefasst zu haben, denn er hatte ja immer schon versucht, einen Keil zwischen dich und deine Schwester zu treiben. Wenn er irgendwen liebt, dann möchte er diese Person ganz für sich alleine haben, sowas funktioniert aber nicht“, sagte sie feinfühlig und drückte Lina ganz fest.

      „Ich weiß Mama, darum ist es auch gut so. Aber weißt du, was schlimm ist? Weil ja das noch nicht genug gewesen wäre, drohte er mir.“ Sophie war entsetzt darüber und fragte nun genauer nach.

      „Wie meinst du das, er drohte dir?“, fragte sie.

      „Als er mir erklärte, mich nicht teilen zu wollen, sagte er noch darauf, dass er mir verspricht, dass ich diese Entscheidung bald bereue und das natürlich auch bald zu spüren bekomme“, erzählte sie traurig.

      „Ach, das sagte er sicher nur wegen der ganzen Wut im Bauch. Natürlich tat ihm das auch weh, weil er dich ja sehr liebt. Doch man kann keinen Menschen an jemanden ketten und von ihm verlangen, sich von der Familie fern zu halten“, versuchte sie ihrer Tochter sachte zu erklären, die nur schwach nickte.

      Sie sprachen noch längere Zeit über das Thema bis Lina einfiel, dass sie ja noch mit Zoe telefonieren wollte.

      „Mama, ich telefoniere heute noch mit Zoe, willst du dabei sein?“, fragte sie Sophie, die sie glücklich anstrahlte.

      „Das würde mich sehr freuen.“ Nun holte Lina ihren Laptop raus und startete Skype.

      Doch vorher bat sie ihre Mutter noch, Zoe nichts von der Trennung zu erzählen, denn das wollte sie persönlich machen.

       **

      Gestern Abend war Lina froh darüber gewesen, dass ihre Mutter bei ihr war und sie gemeinsam mit Zoe telefonierten. Denn so kam sie, wenn auch nur für kurze Zeit, auf andere Gedanken.

      Doch heute an diesem verregneten Sonntag wusste sie nicht so recht, was sie mit ihrer freien Zeit anfangen sollte und so beschloss sie, Petes Sachen in Kisten zu packen.

      Als Lina damit fertig war brachte sie die ganzen Kisten in die Garage und hoffte nur, dass er bald kommen würde, um sie abzuholen.

      Denn dann konnte sie mit allem endgültig abschließen. Aber jetzt wollte sie sich ihre Reitklamotten anziehen und zu Jims Ranch fahren, um ihre Lipizzaner mal wieder richtig zu verwöhnen. Danach plante sie noch einen schönen langen Ausritt.

       **

      Kapitel 3

      Sonntag, 25. September 2011

      Als Pete vor ein paar Tagen wieder mal sein Telefon einschaltete, bekam er von Lina eine Nachricht, die er voller Entsetzten las. Darin stand:

       Hallo.

       Ich habe deine restlichen Sachen in Kisten gepackt und in die Garage gestellt.

       Ich bitte dich, sie so bald wie möglich abzuholen, damit ich endlich mit allem abschließen kann.

       Lina.

      „Ach, so ist das. Sie glaubt, mich einfach in Kisten stecken zu können um mich somit aus ihrem Leben zu verbannen?

      Tzz, da hat sie sich aber getäuscht. Die gnädige Dame wird mich noch so richtig kennen lernen“, sagte er sich und begann seinen Plan auszuarbeiten.

       **

      Seit der Trennung von Pete war nun eine Woche vergangen. Gestern war es soweit gewesen, er hatte sich seine restlichen Sachen geholt. Lina wollte sich eigentlich heute nur unter ihrer Bettdecke verkriechen und nicht aufstehen, doch das ging nicht, deshalb schnappte sie sich noch rasch ihren Laptop, um Zoe eine ausführliche Mail zu schreiben.

       Hallo Kleine!