Samina Haye

Der Weg nach Gawler


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Hm, ja, bei mir hat sich in der letzten Woche einiges getan. Ich habe mich vor ein paar Tagen von Pete getrennt. Ja, ich weiß, was du jetzt denken wirst, du hast es mir vorher schon gesagt, doch ich dachte wirklich, er könnte sich vielleicht ändern.

       Leider habe ich mich in ihm getäuscht, er ist immer noch derselbe eifersüchtige Typ, der er damals schon war.

       Er konnte nicht damit umgehen, dass ich freitags immer mit dir telefoniere und letzten Freitag kam es soweit, dass wir sogar einen „Stromausfall“ hatten.

       Tja, Schwachsinn. Ich bemerkte am nächsten Tag, dass er alle Stecker gezogen hatte und der Strom ebenso manuell ausgeschalten war. Toll, oder? Nur um nicht mit dir zu telefonieren, und das gab er sogar noch zu. Naja, das war dann wieder mal der Knackpunkt, an dem ich sagte, er soll mir aus den Augen treten und von hier verschwinden.

       Ich lasse mich von niemand festbinden und mich von meiner Familie fernhalten schon gar nicht.

       Nun bin ich wieder alleine und zurzeit sehr traurig, doch die Zeit heilt alle Wunden und bald schon komm ich dich sicher wieder besuchen.

       So sieht es bei mir aus.

       Doch erzähl mal, was tut sich bei euch? Steht der Hochzeitstermin schon fest? :-)

       Ich vermisse dich!

       Fühl dich gedrückt.

       Hab dich lieb, Kuss Linchen.

      Nach ein paar Minuten gemütlichen Dahindösens raffte sie sich auf, um sich für das Mittagessen bei ihren Eltern fertig zu machen.

      Die Ablenkung tat ihr gut, denn zuhause wäre ihr die Decke auf den Kopf gefallen und sie hätte unentwegt an Pete denken müssen. Einige Minuten später befand sie sich schon auf dem Grundstück ihrer Eltern. Lina betrat das Haus und sofort kam ihr ein herrlicher Duft entgegen.

      „Hallo, ich bin da. Mama, das riecht köstlich!“, rief sie und ihre Mutter antwortete aus der Küche.

      „Hi Schatz, Dankeschön, das freut mich. Es gibt Lammbraten mit Knödeln und Salat“, sagte Sophie und Lina kam grinsend in die Küche.

      „Lecker, da bekomme ich sofort Hunger“, sagte sie und sprach weiter.

      „Heute Früh hab ich Zoe eine ausführliche Mail geschrieben, in der auch genau beschrieben ist, was in den letzten Wochen mit Pete und mir passiert ist. Und weißt du was?“, sagte sie zu ihrer Mutter, die verneinend nickte.

      „Ich weiß genau, was meine Schwester darauf zurück schreibt. Nämlich so etwas wie: „Hättest du doch von Anfang an auf mich gehört. Ich habe es dir doch gesagt, dass er sich nicht ändern kann …“ Und so weiter. Das und wahrscheinlich noch mehr wird in Zoes Rückantwort drin stehen“, erklärte Lina und Sophie berührte ihre Tochter am Arm.

      „Das kann sein Liebes. Aber im Endeffekt hatte deine große Schwester Recht behalten“, meinte sie und Lina seufzte.

      „Ich weiß, doch nun ist es zu spät. Egal, ich decke schon mal den Tisch.“

      Nach dem leckeren Essen ging Lina in die Küche, um eine Kanne Kaffee aufzusetzen, da hörte sie ihr Telefon läuten. Sie suchte ihre Tasche und kramte darin herum, bis sie endlich ihr Handy fand und abheben konnte.

      „Hallo“, sagte sie und wartete auf eine Antwort.

      „Hi Lina, hier ist Anne. Wie geht´s? Ich wollte dich fragen, ob du heute Nachmittag mit mir ausreiten möchtest?“, fragte sie.

      „Hi Anne. Oh, dass hört sich gut an, da bin ich dabei. Ich bin jetzt noch bei meinen Eltern, aber sagen wir um 15 Uhr auf Jims Ranch?“

      „Okay, das passt gut. Dann sehen wir uns später. Ich freue mich schon und sag deinen Eltern liebe Grüße“, sagte Anne noch, ehe die zwei das Telefonat beendeten.

      Danach ging Lina mit Kaffee und Kuchen zurück ins Esszimmer, wo ihre Eltern schon auf sie warteten.

      „Tut mir leid, ich habe noch schnell mit Anne telefoniert, wir treffen uns später auf Jims Ranch. Liebe Grüße soll ich sagen“, sagte sie an ihre Eltern gerichtet.

      „Schön, danke, bei dem tollen Wetter müsst ihr das noch ausnutzen“, meinte Linas Vater.

      Die drei quatschten noch fast eine Stunde über belangloses Zeug, bis sich Lina verabschiedete.

      „Danke für das leckere Essen. Wir hören uns die Tage mal“, sagte sie, gab ihren Eltern noch ein Küsschen und machte sich dann auf den Weg nach Hause um ihre Reitsachen zu holen.

      Im Auto dachte Lina nochmal über alles genau nach und darüber, was ihre Eltern heute alles zu dem Thema „Pete“ gesagt haben und sie wusste, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.

      Kurz darauf fuhr sie die Einfahrt zu ihrem Haus hinauf, als sie von weitem etwas an der Haustüre hängen sah. Doch um was es sich genau handelte, sah sie von der Entfernung aus nicht.

      Lina stieg aus dem Auto und ging zur Tür, da sah sie eine schwarze Rose mit einem Brief, die scheinbar an die Tür geklebt wurde.

      Sie trat sofort ein, setzte sich auf das Bänkchen der Garderobe und öffnete langsam den Brief.

      In diesem stand:

      „Mein Liebling,

       es ist traurig, dass wir es auch nach dem zweiten Anlauf nicht geschafft haben, dass unsere Liebe wichtiger ist als alles andere.

       Nein, deine Familie, sogar Zoe, obwohl die auf der anderen Seite der Welt wohnt, waren dir wichtiger als ich. Du hast mich, meine Bitten und meine Gefühle nicht ernst genommen und das brach mir mein Herz.

       Aber du solltest wissen, irgendwann kommt die Zeit, wo du ganz alleine bist und dann wärst du froh darüber, mich an deiner Seite zu haben. Doch dann, meine Liebe, ist es für alles zu spät, so viel kann ich dir versprechen.

       Du wirst es noch bereuen, mich verlassen zu haben.

       So schwarz wie diese Rose ist sind nun meine Gefühle für dich. Wie würde man dazu sagen?

      „Hasserfüllt“

       Alles Liebe & Gute, dein Ex!“

      Lina zitterte am ganzen Körper. So langsam fühlte sie nicht nur Trauer und Wut gegen Pete, sondern auch die Angst, die in ihr wuchs.

      Sie saß da und starrte den Brief an, als Lina durch das Läuten der Glocke so erschrak, dass sie einen Schrei ausstieß und aufsprang. Sie ging zur Tür.

      „Wer ist da?“, fragte sie vorsichtig.

      „Lina, ich bin es, Anne“, hörte sie und öffnete. Anne merkte sofort, dass etwas nicht in Ordnung war.

      „Hey, was ist los? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.“ Anne kam herein, schloss die Tür, legte Lina einen Arm um die Schulter und führte sie ins Wohnzimmer.

      Lina sagte noch immer nichts, sondern setzte sich auf die Couch.

      „Erzähl mir doch bitte, was passiert ist?“, bat ihre Freundin behutsam. Lina seufzte und schüttelte den Kopf.

      „Ich kam gerade von meinen Eltern nach Hause, um mir noch kurz meine Reitklamotten anzuziehen, als ich diese schwarze Rose und den Brief an meiner Haustür hängen sah“, erwiderte Lina und reichte Anne den Brief. Sie nahm ihn entgegen und begann angespannt zu lesen.

      Ein paar Minuten später sah sie entsetzt hoch und nahm Lina in die Arme.

      „Das tut mir so leid. Also dieser Pete ist ja ein echter Vollidiot. Der hat nun seinen verletzten männlichen Stolz und deswegen wird er so ausfallend und böse dir gegenüber. Meine Liebe, bitte tu mir einen gefallen, nimm diesen Mann und seinen