Rudolf Hochmeister

Die Blase der Frau


Скачать книгу

Nicht selten tritt der Blasenscheitel durch die Fistelöffnung bis vor die Schamlippen aus. Bis zu 700 Fälle werden pro Jahr in diesen Klinken ausschließlich von der Scheide aus erfolgreich operiert. Ursache ist das oft noch kindliche zu kleine Becken. Ob in den kommenden Jahren diese schwerwiegende Komplikation durch Aufklärung verhindert werden kann ist mehr als zweifelhaft.

      Das Gleiche betrifft die erschütternden Berichte über die Zerstörung der Genitalorgane von Säugligen und Kleinkinder aus den Kinderchirurgischen Zentren Afrikas. Der Glaube durch diese Vergewaltigung gegenüber Aids immun zu werden scheint fest verwurzelt.

      Beschneidungen von Mädchen durch Ärzte in Europa zählen zu den dunkelsten Kapiteln in der Medizin. Seit 1997 gibt es umfangreiche Kampagnen internationaler Organisationen wie der WHO die sich dieses Problems annehmen. Ob sie erfolgreich sind hängt nach Ansicht des Autors nicht zuletzt davon ab wie erfolgreich sich die Frauenbewegungen in diesen Ländern in den kommenden Jahrzehnten durchsetzen.

      Kapitel 8.

      Pfählungsverletzungen - wie hier am Beispiel eines Rittlings erfolgten Aufpralls auf einen Leitpfosten -gehen häufig mit einer Zerreißung des Beckenbodens einher. Im übertragenen Sinn gleicht dieser einem Sprungtuch mit den Durchtrittsstellen für Darm, Scheide und Harnröhre. Darüber hinaus sind meist auch die Nervenbahnen zerstört, welche die Kontinenz von Stuhl und Harn gewährleisten. Das Gleiche gilt für den Orgasmus. Notfallmäßig gilt es zunächst die schwere Blutung durch Tamponade der Wundhöhle zu beherrschen und den Kreislauf zu stabilisieren. Anschließend wird der Stuhl zunächst über ein sogenanntes Stoma in den Bauchdecken abgeleitet (Anus präter)und der Urin über einen Katheter der knapp über der Symphyse in die Blase eingeführt wird. (Cystofix). Gleichzeitige Verletzungen des knöchernen Beckens werden mit Hilfe von einem sogenannten Fixateur extern (Stahlschienen) stabilisiert die später wieder entfernt werden.

      Zeigt sich später, daß die Verletzungen an Harnröhre und Darm operativ nicht mehr korrigierbar sind, muß der künstliche Darmausgang belassen werden. Um ein zweites nasses Hautstoma für den Urin - mit einem Klebebeutel versorgt- zu vermeiden bildet man eine Ersatzblase aus Darmanteilen. Diese wird später von der Patientin über eine nahezu unsichtbare Öffnung im Nabel mit Hilfe eines Katheters etwa alle 4-5 Stunden entleert (Selbstkatheterismus).

      Auch die Scheide kann durch ein Darmsegment ersetzt werden. Die Erfahrung zeigte daß der Scheidenersatz für das Selbstwertgefühl der Patientin nach einem derart schweren Trauma von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist.

      Die Behandlung von Pfählungsverletzungen erfolgt Multidisziplinär durch Intensivmediziner, Traumatologen, Rektumchirurgen und Urologen.

      Kapitel 9.

      Scheidenverengungsoperationen werden auch in Europa von sogenannten „Intimchirurgen“ angeboten. Sie beschränken sich jedoch auf die sogenannte Unterpolsterung der nach Geburten „zu weiten“ Vagina mit körpereigenem Fettgewebe. Damit soll eine Steigerung des Lustgefühls (in erster Linie für den Partner) erreicht werden.

      Die hier geschilderte wesentlich radikalere Operation hingegen - aus gleicher Indikation ausgeführt –führte im Rahmen einer Raffung der Scheidenvorderwand zur Zerstörung des mit lockerem Bindegewebe ausgefüllten spaltförmigen Hohlraums zwischen Scheidenvorderwand und Harnröhre. Eine anschließende bakterielle Entzündung griff auf die Harnröhre über und führte zu deren Langstreckigen Einengung einer sogenannten Harnröhrenstriktur. Dehnungsversuche waren erfolglos und die Patientin konnte zuletzt die Blase nur mehr Tropfenweise unter Betätigung der Bauchpresse entleeren.

      Der Ersatz der männlichen Harnröhre mit Mundschleimhaut ist ein in Mainz entwickeltes und seit zwanzig Jahren Weltweit erprobtes Verfahren. Hingegen wurde es bei Frauen auf Grund der Seltenheit weiblicher Harnröhrenverengungen bislang nur selten jedoch ebenso erfolgreich angewandt. Die Feingewebliche und Immunologische Ähnlichkeit zwischen Harnröhren und Mundschleimhaut sind entscheidend für die erfolgreiche freie Gewebsverpflanzung.

      Kapitel 10.

      Der Bericht über einen „Vatermörder“ der im Kindesalter in die Scheide eingebracht später hoch wanderte und dann in der Gebärmutter ähnlich einer Spirale eine Schwangerschaft verhinderte trug sich tatsächlich an der ersten Wiener Frauenklinik zu.

      Demgegenüber findet sich in der Blase von Mädchen eine bunte Vielzahl von im Spiel eingebrachten Gegenständen. Die meisten können auch instrumentell wieder durch die Harnröhre entfernt werden. Lebensbedrohliche septische Komplikationen entstehen durch Infektion und Inkrustation (Kalksteinbildung) von lang liegenden Fremdkörpern die aus Schamgefühl verschwiegen werden.

      Kapitel 11 und 12.

      Die weibliche Harninkontinenz unterscheidet sich auf Grund ihrer Art und ihres Schweregrades in verschiedene Formen. Am häufigsten ist der beim Lachen und Niesen gelegentliche spontane Harnverlust auch bei etwa 30 % aller gesunden jungen Frauen. Desgleichen beim Sport wie z.B. beim Tennisspielen. Durch ein gezieltes Beckenbodentraining kommt es dann zu einer deutlichen Besserung.

      Eine ausgeprägte „Stressinkontinenz“ hingegen zwingt zum Tragen von Vorlagen und bedeutet einen Verlust an Lebensqualität da sie bereits bei geringer körperlicher Anstrengung wie Stiegensteigen auftritt.

      Zu den am häufigsten Erfolgversprechenden Operationen zählen die sogenannten Kunststoffschlingen die von einem Einschnitt in der Scheide aus durchgeführt werden. Früher aus Körpereigenem Material (Faszienstreifen) zählen sie nunmehr aus Gewebeverträglichen Kunststoffen gefertigt mit einer vertretbaren Komplikationsrate zu den Routineeingriffen. Verletzungen der Blase sind selten wie auch die sogenannten Bandarrosionen wobei dieses in die Scheide einwandert. Durch die richtige Plazierung des Bandes etwa in der Mitte der Harnröhre wird eine zufriedenstellende Harnkontinenz auch bei erhöhter körperlicher Anstrengung erreicht.

      Kapitel 13.

      Literaturhinweis.

      „Unter den seltenen pathologischen Blasenbefunden finden sich auch solche die durch Insekten verursacht werden die im Schlafe oftmals nach Geschlechtsverkehr durch die Harnröhre in die Blase einwandern und dort ihre Eier ablegen. Erstmals wurden diese von arabischen Ärzten im l4ten Jahrhundert beschrieben. Darüber hinaus aber finden sich in der Literatur auch zahlreiche weitere Angaben.

      °Viele Nematoden. Spezies welche Nugrator Larven haben können so in die Blase gelangen und dort zu Blasen-Schleimhautläsionen führen. (Strongyloides stercoralis Whitehill and Miller, 1944).

      °Toxocara canis( Eigeweidelarven) (Dent et al, 1965), und Armilifer armillatus :ein primitives Pentastomid welches von kleinen Reptilien stammt und hauptsächlich in Afrika und Süd Ostasien auch in der Blase beobachtet wurde. (Cannon, 1942; Lindner, 1965; Hopps, 1971).

      °Seltene weiter Organismen welche gelegentlich beschrieben wurden sind Fliegen und Insektenlarven. (Sanjuijo, 1970), aber auch Fische: Vandelia cirrhosa, or Candiru, ein kleiner Amazonas Cat Fisch. (Lins, 1945).

      Kapitel 14.

      Die überwiegende Zahl von kleinen Harnleitersteinen - oft ein einmaliges Ereignis- geht spontan unter Kolikartigen Schmerzen ab. Nahe der Blase kann der Stein vor dem Abgang zu gehäuftem Harndrang wie bei einer Blasenentzündung führen. Das „Ausmassieren“ eines Steines von der Scheide aus ist heute ein exotisches Verfahren. Die Entwicklung dünner Instrumente sogenannter Ureterrenoskope ermöglicht die Entfernung oder Zertrümmerung eines Steines im Harnleiter. -

      Die „Angeborene Harnröhrenenge bei Mädchen“ - wenngleich mittlerweile in Vergessenheit geraten- zählt mit zu den Irrtümern in der Urologie. Über Jahre hinweg zählte die wie angenommen zu enge Harnröhrenmündung mit Metallsonden gedehnt. Für die damals davon betroffenen Kinder noch heute eine schmerzhafte im Gedächtnis festhaftende überflüssige Behandlung. Von den Krankenkassen honoriert verursachte sie nicht unerhebliche Kosten zugunsten der Behandelnden. Bis heute fehlen Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften die- an gleicher Stelle an der seinerzeit über die Behandlungserfolge berichtet wurde- nunmehr auf die Sinnlosigkeit des Verfahrens verweisen.-

      Kapitel 15.

      Die