Rudolf Hochmeister

Die Blase der Frau


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kleiner Mädchen“ zu verwechseln. Ihre operative Korrektur: Spaltung des Ringes ist anstelle von Dehnungsversuchen Methode der Wahl. -

      Die ebenfalls seltene durch Hymenmalspangen in Richtung Scheidenvorderwand verzogene und gekippte Harnröhrenmündung lenkt den Harnstrahl in die Vagina. Zunächst dort gespeichert und später unkontrolliert entleert verleitet dies zur Fehldiagnose Harninkontinenz oder Scheidenausfluß. Die einfache Durchtrennung des Bindegewebsstranges erfolgt ambulant. –

      Ebenfalls als eitriger Scheidenausfluß mißdeutet sind Ausstülpungen der Harnröhre sogenannte Divertikel mitunter auch mit Steinbildung. Der darin angesammelte und infizierte Urin entleert sich sporadisch. Der operative Eingriff: Spaltung des Divertikeleinganges ist einfach und meist Komplikationslos. -

      Die rituelle Beschneidung von männlichen Säugligen bzw. im frühen Kindesalter wird heutzutage in Europa von Fachärzten ausgeführt. Sie senkt das Risiko eines späteren Peniskarzinoms signifikant. Auch sammelt sich unter einer engen „Rüsselförmigen“ Vorhaut Drüsensekret (Smegma) an. Dieses ist ein Nährboden für bakterielle Infektionen mit anschließender Rötung und Schwellung des Präputiums. Darüber hinaus senkt die Beschneidung das Risiko eines Karzinoms der Gebärmutter.

      Kapitel 16.

      Für „Die Blase der Frau“ sind die geschilderten Probleme von Männern von untergeordneter Bedeutung. Ob sie zum besseren Verständnis für diese beitragen bleibt den Leserinnen überlassen.

      Kapitel 17.

      Unter den angeborenen Nierenmißbildungen zählt die sogenannte überzählige Niere deren Harnleiter in der Scheide mündet zu den schwerwiegenden. Der ständige unkontrollierte Urinabgang von Kindheit an lenkt den Verdacht auf eine überzählige Niere. Im Rahmen einer Röntgenuntersuchung gefunden und entfernt führt sie zur prompten Heilung.

      Schwierigkeiten bei der Diagnose ergeben sich bei sehr kleinen überzähligen Nieren die nur geringe Harnmengen produzieren. Des weiteren wenn die Einmündungsstelle des Harnleiters in die Scheide verengt ist und sich dann geringe Mengen infizierten Urins alle par Tage in die Scheide entleeren. Dies führt zu Verwechslungen mit einem Scheidenausfluß der oftmals lange und Ergebnislos von Frauenärzten behandelt wird.

      Mit Einführung der Laparaskopie kam es für diese schwierigen Fälle zu einem entscheidenden Fortschritt. Vom Nabel aus kann man die Bauchhöhle und ebenso den hinter dieser gelegenen Harnleiterabschnitt mit einem sogenannten Laparaskop inspizieren und einen überzähligen Harnleiter auch identifizieren. Desgleichen aber auch mittels eines Minimal invasiven Eingriffes die überzählige Niere entfernen.

      Kapitel 18.

      Unter dem „Vesikorenalem Reflux“ versteht man den Rückfluß von Urin aus der Blase in die Niere. Ursache ist ein fehlender Ventilmechanismus an der Einmündung des Harnleiters in die Blase. Betroffen sind vor allem Mädchen bei denen hochfieberhafte Harnwegsinfekte zu einer Ultraschall bzw. Kernspinnuntersuchung geben womit sich der Verdacht bestätigt. Die Therapie ist abhängig vom Schweregrad des Refluxes und seit einem halben Jahrhundert unter Kinderurologen ein auf Kongressen heiß umstrittenes Thema. Während bei einem nur geringfügigen Reflux eine medikamentöse Prophylaxe z.B. mit Furandantin ausreichend ist bedürfen die höhergradigen einer operativen Therapie.

      Für den Autor erwies sich das Verfahren nach Gregoir seit 40 Jahren als das Einfachste und Sicherste in Hinblick auf die Langzeitergebnisse einschließlich späterer Schwangerschaften. Es erfordert einen kurzen stationären Aufenthalt bzw. kann auch ambulant durchgeführt werden. Der etwa 5cm lange Schnitt in der Leistengegend ist später nicht mehr sichtbar. Mit diesem Eingriff wird der fehlende Ventilmechanismus wieder hergestellt und verhindert den Rückfluß von infiziertem Urin in die Niere und damit hochfieberhafte Harnwegsinfekte.

      Demgegenüber ist die sogenannte Unterspritzung der Harnleitermündung nur bei etwa zwei Drittel aller Kinder erfolgreich muß des öfteren wiederholt werden bei noch fehlenden Langzeitergebnissen.

      Kapitel 19.

      Angeborene Rückenmarksmißbildungen zählen mit zu den für Kind und Eltern gleichermaßen Schwerwiegensten. Neben der körperlichen Behinderung wie Bindung an einen Rollstuhl sind vor allem Komplikationen von Seiten der Niere Lebensbedrohlich. Im Rahmen des Ultraschallscreenings während der Schwangerschaft entdeckt wird die Frage nach einem Schwangerschaftsabbruch im Kapitel 22.aufgeworfen.

      Die Blasenfunktion ist in der Mehrzahl aller Kinder beeinträchtigt und zwingt bereits frühzeitig zum Katheterismus durch die Mutter. Mit fortschreitendem Lebensalter wird dieser durch das zunehmende Körpergewicht erschwert. Die Partnerschaft wird nicht zuletzt dadurch beeinträchtigt ebenso wie die Lebensqualität. Die bereits in Kapitel 8. (Pfählungsverletzungen) geschilderte Bildung einer Blase aus ausgeschalteten Darmanteilen ist trotz der Größe und Schwere des Eingriffes mit nicht unerheblichen jedoch beherrschbaren Komplikationen eine Alternative. In Händen eines mit dieser Technik vertrauten Operateurs sind die Langzeitergebnisse ermutigend.

      Kapitel 20.

      Im Vordergrund der „Interstitiellen Cystitis“ steht ein gehäufter Harndrang tagsüber und nachts verursacht durch das geringe Fassungsvermögen der Blase von oft nur wenigen ccm. Zahllose unterschiedlichste konservative Behandlungsversuche erwiesen sich letzt Endes als erfolglos. Nur während einer Schwangerschaft und der anschließenden Stillperiode mit ausgeprägten hormonellen Veränderungen sind die Patientinnen so gut wie Beschwerdefrei. Auf Letztere konzentrierte sich daher in den letzten Jahren die Forschung. Erste noch vorläufige Ergebnisse sprechen für einen möglichen hormonellen Zusammenhang und könnten zu einem neuen therapeutischen Konzept führen.

      Die operative Entfernung der erkrankten Blasenanteile und deren Ersatz mit ausgeschalteten Darmanteilen führen in der überwiegenden Mehrzahl aller Patientinnen zur Beschwerdefreiheit. Eine Spontane Blasenleerung ist jedoch nur dann möglich wenn es gelingt die Nervenbahnen zu erhalten. Ansonsten ist der schnell erlernbare Selbstkatheterismus im Abstand von ~4 Stunden in der Regel Problemlos.

      Kapitel 21.

      Das „Münchhausen Syndrom“ findet sich in der überwiegenden Mehrzahl bei Frauen die bis hin zu Lebensbedrohlichen Blasenblutungen zur Aufnahme kommen. Psychopathologische Hintergründe sind für den selbst verursachten und meist wiederholten Blutverlust ebenso verantwortlich wie auch für den hier geschilderten Fall der mit einem geringfügigen Harnverlust seinen Ausgang nahm und tragisch endete. Für den behandelnden Arzt bedeutet die frühzeitige Erkenntnis einer vorgetäuschten Erkrankung eine Herausforderung. Diese ist um so größer wenn nach angeblich erfolglosen Voroperationen Komplikationen auftreten. In diesem Zusammenhang suchen die Patientinnen im Rahmen einer „Schuldzuweisung“ wechselweise immer wieder die gleichen Ärzte auf.

      Mitunter sind auch Ökonomische Gründe mit im Spiel. In einem ähnlichen gelagerten Fall mit 10 „erfolglosen“ Voroperationen und einer vorgetäuschten Blindheit, gelang es der Patientin den arbeitslosen Gatten als ständigen Betreuer mit in ihre finanzielle Sozialabhängigkeit einzubeziehen.

      Kapitel 22.

      Kommentar.

      Auch wenn die letzte Entscheidung für eine Fortsetzung der Schwangerschaft bei der Mutter liegt und sie danach Alleinerziehende und auf sich selbstgestellt die vielfältigen in ihrem Ausmaß schwer abzuschätzen Bürden von Krankheit und Erziehung tragen muß ergibt sich die Frage ob dabei das Leiden des Kindes in dieser Entscheidung genügend berücksichtigt wird. Von dem Dichter Hans Carossa stammt der Satz: „Wir haben Dich gewollt Du hast gemußt!“

      Für den Behandelnden Arzt ist die Art und Weise wie Kinder mit angeborenen Fehlbildungen zurechtkommen immer aufs Neue bewundernswert. Dessenungeachtet aber auch die Grenzen der Leidensfähigkeit wenn Operation auf Operation folgt und nach eine lang andauernde Dialyse ein passender Spender erhofft wird. Der Bewunderung für die Mutter sich für ein Schwerstbehindertes Kind zu entscheiden sollte die Bewunderung für das damit in die Welt gesetzten Kindes nicht in den Hintergrund treten.

      Kapitel 23.

      Der Umgang mit Fehlern und Irrtümern wird Flugschülern mit: “Dont Ly In The Sky“