Elfi Loth

Hilfe, fast 40!


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hat. Es ist das Alter, wo die Zeit schneller vergeht, als man mit dem Gefühl nachkommt und man den Spruch „Man ist so alt wie man sich fühlt!“ endlich versteht.

      Im Moment fühle ich mich nur gestresst! Ich muss in die Arbeit!

      Die Scheiben meines Autos sind mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Auch das noch! Leute- es ist April! Schickt endlich mal den Sommer oder von mir aus auch erst den Frühling vorbei. Die Kälte hält ja keiner aus.

      Im Büro geht es mal wieder drunter und drüber. Schon das Hochfahren des Computers ist heute eine Herausforderung. Erst hängt er sich auf und dann installiert er auch noch Updates. Updates? Ach nee, heute ist Montag!

      Jetzt wird mir alles klar, MONTAG! Dieser erste ungeliebte Tag der Woche, an dem wir wissen, dass wir noch 4 Tage in die Arbeit müssen, bevor wir wieder zu Hause „faulenzen“ können. Dieser ungeliebte Tag, an dem meistens alles schief läuft! Ja, heute ist Montag!

      Mit dieser Erkenntnis öffne ich mein E-Mailprogramm und falle fast vom Stuhl! 234 Mails! Puh, da war die Telekom am Wochenende aber fleißig und hat mir viele Rechnungsbestätigungen geschickt. Ich verfasse schnell die obligatorische, Bin- gut- angekommen- Mail an meinen Mann und lege los. Zum Nachdenken habe ich keine Zeit mehr. Ich muss mich konzentrieren, damit hier nichts passiert. Zahlendreher wären die absolute Katastrophe.

      Gegen neun schaut mein Kollege zum Büro rein.

      “Kaffee?“

      “Komme gleich.“

      Mein Kaffee steht schon fertig da, als ich es endlich schaffe, mich von meinen E-Mails loszueisen. Er ist schon fast kalt. Ich trinke ihn trotzdem, kalter Kaffee soll ja schön machen und wer kann das nicht brauchen. Schlimmer kann’s nicht werden, also runter damit.

      Die Themen in der Kaffeeküche sind wie immer dieselben. Wetter, naja, könnte besser sein. Wer hat was am Wochenende gemacht…der übliche Klatsch und Tratsch eben.

      Das muss ich mir nicht anhören. Ich klinke mich gedanklich aus und träume mich schon mal in den Sommerurlaub.

      Oh ja, da freu ich mich jetzt schon drauf. Malediven- wir kommen! Nur Martin und ich, ganz alleine. Blaues Meer und viel Strand. Tolles Essen und endlich wieder tauchen.

      Das soll unser erster gemeinsamer Urlaub ohne Kinder nach 9 Jahren Ehe, mit Höhen und Tiefen, werden. Das haben wir uns verdient!

      Wenn ich an letzten November denke, da wäre ich schon fast ausgezogen.

      Von Anfang an

      Ich erinnere mich auch nach 11 Jahren noch ganz genau daran, wie ich Martin kennenlernte.

      Es war Juli, um genau zu sein der 22 Juli 2002. Ich war gerade mit meinem damaligen Freund Dieter, aus dem Mexiko- Urlaub zurückgekommen und saß an der Rezeption der Allgemeinarztpraxis von Frau Doktor Fitz.

      Das Wartezimmer ist bereits leer. Bald würde ich Feierabend machen können, wenn kein dringender Patient mehr kommt. Gerade denke ich diesen Satz zu Ende, da geht auch schon die Tür auf. Eine ältere Dame in männlicher Begleitung betritt die Praxis. “Schwester, könnte ich bitte noch mit Frau Doktor Fitz sprechen? Es ist wichtig“

      Wie immer freundlich und höflich antworte ich „Aber natürlich Frau …, ein Blick auf ihre E-Card,…Frau Liebich. Bitte nehmen Sie im Wartezimmer Platz. Sie werden aufgerufen“

      Mit einem dankbaren Lächeln verschwinden Frau Liebich und ihr Begleiter im Warteraum.

      Ich verfasse eine kurze Mitteilung per Computer an Frau Doktor und teile ihr mit, dass noch eine Patientin gekommen ist.

      Die Krankenakte vom Frau Liebich habe ich schon bereit gelegt. Ein kurzer Blick in ihre Akte sagt mir, dass die Frau Diabetikerin ist. Mit dem Gedanken an einen pünktlichen Feierabend rufe ich Frau Liebich ins Labor, um ihren Blutdruck und ihren Blutzuckerspiegel zu messen.

      “Frau Liebich, wie geht es Ihnen.“ Ich rede einfach drauflos, um ein Vertrauensverhältnis zu Frau Liebich aufzubauen.

      “Ihr Blutdruck ist ein bisschen hoch und Ihr Blutzuckerspiegel auch. Frau Doktor sieht sich das gleich mal an.“

      Sie lächelt mich an.

      “Danke Schwester, dass Sie mich noch drannehmen. Heute geht es mir nicht so gut. Mein Enkel wollte nicht, dass ich alleine herkomme und hat mich gefahren.“

      Der junge Mann im Warteraum ist also ihr Enkel. Netter Enkel!

      Kurze Zeit später bittet Frau Doktor Fitz Frau Liebich zu sich hinein.

      Ich ordne schon mal meinen Arbeitsplatz und gehe ins Wartezimmer, um die verstreuten Zeitschriften einzusammeln. Der Enkel von Frau Liebich beobachtet mich und schaut mir eindeutig auf den Hintern, als ich mich bücke, um die Zeitungen in den Zeitungsständer zu stecken. Hastig beende ich meine Arbeit, würdige ihn keines Blickes und setzte mich wieder an meinen Platz an der Rezeption.

      Nach einer Weile öffnet sich die Tür zum Behandlungszimmer. Frau Doktor Fitz begleitet Frau Liebich hinaus und gibt ihr die Hand.

      “Bitte lassen Sie sich für nächste Woche einen Termin zur Kontrolle geben.“

      Der junge Enkel springt auf, kommt aus dem Wartezimmer und hält seiner Oma die Tür auf. Mit einem Blick auf mich verabschiedet er sich.

      Meine Chefin steht da und lächelt.

      “So ein hübscher junger Mann! Wäre das nichts für Sie Marina?“

      Für mich? Warum sagt sie so was? Sie weiß doch, dass ich bereits vergeben bin!

      Okay, mein Freund ist schon ein älteres Modell, aber nett zu mir.

      Nett? Reicht das denn auf Dauer aus?

      Ich denke mal wieder über meine Beziehungsprobleme nach und sehe dem jungen Mann hinterher.

      Beim nächsten Mal werde ich ihn mir genauer ansehen. Jetzt habe ich Feierabend.

      Am nächsten Tag in der Praxis gehe ich die Post holen. Es ist ein Brief dabei, mit dem ich nichts anfangen kann. Auf dem Umschlag prangt in dicker, schwarzer Schrift das Wort SCHWESTER? Was soll das?

      Ob der Brief für mich ist? Ich öffne ihn und lese:

      Liebe Schwester…?

      Leider habe ich mir Ihren Namen nicht gemerkt und meine Oma war sich auch nicht sicher, wie Sie heißen, aber ich möchte mit Ihnen gerne einen Kaffeetrinken gehen. Bitte rufen Sie mich an. Hier ist meine Handynummer.

      Ihr Martin Lork

      Oh je, Kaffee trinken! Bloß nicht! Ich bin vergeben! Clever scheint er ja zu sein. Wenn ich ihm per sms antworte, hat er meine Handynummer. Nee nee, daraus wird nichts.

      Ich greife zum Festnetztelefon der Praxis und rufe die Handynummer an. Er meldet sich. “Lork“ - erwartungsvolle Stille.

      Was tu ich da? Ich wollte ihm sagen, er soll mich in Ruhe lassen. Ich bin vergeben und jetzt bekomme ich kein Wort raus? Schnell lege ich wieder auf.

      Das Telefon klingelt. Auf dem Display sehe ich die Handynummer. Seine Nummer.

      Nein, nein, nein, nicht rangehen.

      “Schwester Marina, heben Sie doch bitte mal ab“. Frau Dr.Fitz klingt genervt.

      Okay ich hebe ab.

      “Allgemeinarztpraxis Doktor Fitz, was kann ich für Sie tun?“ frage ich.

      “Äh, hallo, hier ist Lork, haben Sie mich gerade angerufen?“

      Ich? Angerufen? Niemals!!!

      Was soll ich bloß sagen?

      „Ähm, ja, ich habe gerade angerufen. „

      Warum macht mich diese Stimme nur so nervös?

      “Haben Sie meinen Brief bekommen?“

      “Ja,