Elfi Loth

Hilfe, fast 40!


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insgeheim gehofft habe? Ich bin völlig durcheinander. Was soll ich ihm denn sagen? Und was ist mit Dieter? Meine Gedanken überschlagen sich förmlich.

      “Denk einfach mal in Ruhe darüber nach. Ich lass dir Zeit!“, sagt er und sieht mich traurig an.

      Oh nein, bitte schau mich nicht so an!

      Endlich kommt unser Essen. Obwohl ich Omelette sehr gerne esse, will es mir heute nicht so recht schmecken. Ich bin erleichtert, als wir endlich gehen. Martin zahlt, ein Gentleman eben, und bringt mich zurück zur Praxis. Meine Pause ist vorbei und ich bin froh, wieder an die Arbeit zu gehen und nicht über sein Geständnis und seine Frage nachdenken zu müssen.

      “Danke für das Essen!.“, verabschiede ich mich, “Ich kann dir jetzt keine Antwort geben, ich muss erstmal nachdenken.“

      Er nickt verständnisvoll, winkt mir noch einmal zu und geht.

      Ich bin so durcheinander, dass ich mich kaum auf meine Arbeit konzentrieren kann.

      Er hat sich in mich verliebt! In mich! Habe ich mich nicht auch schon längst in Ihn verliebt? Wollte ich es mir nur nicht eingestehen, weil es so wie es ist, alles einfacher ist?

      Die Stunde der Wahrheit ist gekommen und ich muss mich damit auseinander setzen, ob ich will oder nicht.

      Seit ich Martin kenne, fühle ich mich wie ein Teenager. Warum ist mir das nicht schon früher aufgefallen!? Und nun? Was soll ich bloß machen? Auf der anderen Seite ist da noch Dieter und unsere 4 ½ jährige Beziehung. Aber wenn ich mal ganz ehrlich zu mir bin, das ist doch schon lange nicht mehr das Richtige. Ich fürchte mich vor Veränderungen und möchte auch niemandem weh tun. Was für ein Schlamassel! Da muss ich jetzt durch.

      Am Abend schlafe ich mal wieder auf der Couch ein, noch bevor Dieter nach Hause kommt. Ich muss dringend mit ihm reden! Meine Entscheidung ist mir wirklich nicht leicht gefallen und ich weiß auch nicht, ob es die Richtige ist. Woher soll man das auch wissen. Ich muss auf mein Herz hören.

      Dieter schläft noch, als ich am Morgen in die Arbeit fahre. Ich lasse ihm einen Zettel da.

       Hallo Dieter,

       komm heute Abend bitte nicht so spät nach Hause. Ich muss dringend mit dir reden!

       Wünsche dir einen schönen Arbeitstag, bis später.

       Lg Marina

      Der erste Schritt ist gemacht. Ich muss wissen, wie Dieter unsere Beziehung sieht. Vor heute Abend graut es mir allerdings jetzt schon. Wie wird er reagieren? Vielleicht sieht er es ja genauso. Hoffentlich! Wenn etwas nicht nach seinem Willen geht, kann er ziemlich unangenehm werden. Er ist Skorpion und sehr nachtragend!

      Der heutige Tag verging viel zu schnell. Martin hat mir keinen Brief geschrieben. Darüber bin ich irgendwie traurig. Aber er hat ja gesagt, er gibt mir Zeit. Trotzdem hatte ich gehofft, er schreibt mir weiter. Ich habe mich schon so an seine täglichen Briefe gewöhnt, dass mir heute irgendwas fehlt. Kein Bauchkribbeln beim öffnen des leeren Briefkastens. Schreibt er mir nie mehr? An so was darfst du gar nicht denken, ermahne ich mich in Gedanken. Das wird schon wieder. Na hoffentlich!

      Mittlerweile treffe ich Martin 5 Tage die Woche in meiner Mittagspause. Wir gehen Hand in Hand spazieren und sein Zimmer hat er mir auch gezeigt. Er wohnt noch bei seiner Mutter. Mit 25 ! Wir knutschen, kuscheln, liegen auf seinem Bett einfach nur nebeneinander und reden über unsere Träume.

      Wenn ich an die Schmetterlinge in meinen Bauch denke, jedes Mal, wenn ich einen Brief bekomme, an meine Verlegenheit, wenn er in meiner Nähe ist, an seine Küsse… Der Mann kann küssen dass mir schwindlig wird. Verdammt, ich bin verknallt! Ja, ich bin sogar total verknallt. Dabei hatten wir noch nicht einmal Sex miteinander. Den Gedanken schiebe ich beiseite. Sex wird sowieso überbewertet! Er wird doch nicht impotent sein? Wer so küsst, kann nicht impotent sein!

      Seit Martins Geständnis habe ich viel nachgedacht und stehe immer noch neben mir. Ich habe eine Entscheidung getroffen! Bitte lass es die Richtige sein!

      Eine schwere Entscheidung

      Feierabend! Ich fahre ganz langsam nach Hause. Vor dem Gespräch mit Dieter fürchte ich mich. Als ich in die Strasse einbiege, sehe ich sein Auto bereits vor dem Haus stehen. Er hat also meinen Zettel gefunden und ist tatsächlich schon zu Hause. Plötzlich wird mir übel.

      “Ach, da bist du ja Minimaus“, höre ich ihn aus der Küche rufen, als ich die Haustür öffne.

      Minimaus, diesen Spitznamen hat er mir verpasst. Er scheint bester Laune zu sein.

      Der Tisch ist gedeckt. Dieter hat gekocht. Kochen kann er richtig gut. Seit ich mit ihm zusammen bin, bekomme ich nur die leckersten Dinge zu essen. Er war mal Koch. Warum hat er das nur aufgegeben und ärgert sich jetzt mit einem eigenen Laden rum?

      Er kommt auf mich zu, nimmt mir meine Handtasche ab und dirigiert mich an den Esstisch. Ob er was ahnt? Er muss doch auch gemerkt haben, dass es nicht mehr so ist wie am Anfang.

      “Komm, setz dich. Ich habe heute den Laden einfach früher zugesperrt. Gekocht hab ich auch für uns.“

      Ich habe keinen Hunger, ich will nichts essen! Ich will das nur endlich hinter mich bringen!

      “Dieter, ich muss mit dir reden. Über uns.“

      “Wir essen erstmal und dann reden wir. Wie war dein Tag?“

      Merkt der Mann denn wirklich nicht, was mit mir los ist? Normalerweise sieht man mir alles an.

      “Dieter, bitte, es ist wirklich wichtig! Ich möchte nichts essen.“

      Er verzieht seinen Mund zu einer schmalen Linie und presst die Lippen aufeinander.

      “Na gut, wenn es dir sooo wichtig ist. Was hast du auf dem Herzen?“, fragt er und sieht mich erwartungsvoll, mit ängstlichen Augen an.

      Ich hole tief Luft. Wo soll ich anfangen? Wie kann ich ihm das Ende unserer Beziehung begreiflich machen, ohne ihn zu verletzen?

      “Dieter, ich möchte mit dir über unsere Beziehung reden. Ich glaube, es ist besser, wenn wir uns trennen. Ich weiß, du hast mir die Welt zu Füßen gelegt und ich darf in deinem wundervollen Haus leben, aber ich kann so nicht mehr weiter machen. Du hast nie Zeit für mich! In letzter Zeit habe ich dich kaum zu Gesicht bekommen. Wenn du nach Hause kommst, schlafe ich schon. Ich will nicht mehr!“

      Es ist raus. Gefühlte 100 Kilo fallen von mir ab. Den ganzen Tag hatte ich Angst vor diesem Moment. Ich habe es wirklich getan! Ich habe unsere Beziehung beendet!

      Er schaut er mich ungläubig an.

      “Das ist nicht dein Ernst!“

      “Du kannst doch nicht behaupten, dass für dich alles in Ordnung war in letzter Zeit, oder?“

      “Minimaus, du kannst nicht gehen! Ich lasse dich nicht gehen! Ich weiß, ich habe wenig Zeit, aber ich liebe dich! Du hast mich verzaubert. Du kannst doch nicht einfach so, mir nichts dir nichts, Schluss machen! ICH LASSE DICH NICHT GEHEN!“

      Oh nein, genau davor habe ich mich den ganzen Tag gefürchtet. Da sind sie wieder, meine Bedenken. Mache ich wirklich das Richtige? Eigentlich geht es mir doch gut bei Dieter. Jede andere Frau würde mir wahrscheinlich einen Vogel zeigen! Ich habe doch alles, sogar mehr als das, ich lebe im Luxus bei Dieter.

      “Geld ist nicht alles!“, höre ich meine innere Stimme sagen.“Willst Du weiter im goldenen Käfig sitzen? Meistens allein! Sex hast Du auch kaum! Du bist ein Gefühlsmensch. Hör auf dein Herz.“

      Als ob das alles so einfach ist! Ich bin 29 Jahre alt und will nicht wieder von vorne anfangen. Auf der anderen Seite, was kann schon passieren? Endlich fühle ich mich wieder lebendig.

      Ich merke, wie ich wütend werde.

      “Was heißt, ich lasse dich nicht gehen? Du kannst mich nicht einsperren. Ich gehöre dir nicht! Ich werde mir eine Wohnung suchen