Angelika Nauschütz

Sehnsucht nach Meer


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war weit und breit auch nicht in Sicht. Sollte ihr Ausflug so hoffnungslos enden?

      „Wie wäre es, wenn wir erst einmal etwas essen gehen?“, versuchte Sean, seine Freundin zu trösten, während er der Erfüllung seines heimlichen Begehrens entgegenfieberte.

      In den belebten Gassen des Städtchens stießen sie auf einen Stand, an dem es Brötchen mit verschiedenen Sorten Fisch und frischem Salat zu kaufen gab. Eine Tafel versicherte den hungrigen Urlaubern ‚Täglich frischer Fang‘.

      Genüsslich biss Alisia in das knusprige Brötchen mit Backfisch, das zusätzlich durch Salat, Zwiebeln und Remoulade verfeinert war. Sean schlang sein Backfischbrötchen hinunter.

      Er dachte an sein Motorrad, das er vor Stunden in einer Nebenstraße geparkt hatte.

      „Ich muss noch mal zum Motorrad und gucken, ob alles in Ordnung ist“, erklärte er seiner Freundin, die, auf einer Bank sitzend, noch mit ihrem Fischbrötchen kämpfte.

      Nervös sprintete er an Leuten vorbei, die durch die engen Gassen flanierten.

      Von Weitem sah er das goldocker-schwarze Motorrad in derselben Position am Straßenrand stehen, wie er es am späten Vormittag zurückgelassen hatte.

      Gewissenhaft checkte er das Fahrzeug, um sicher zu gehen, dass sich niemand daran zu schaffen gemacht hatte.

      Anschließend kehrte er zu Alisia zurück, bummelte mit ihr zur Promenade, wo sich Menschentrauben um Künstler scharten, die Porträts in wenigen Minuten mit Kohle und Pastell zeichneten.

      Alisia bewunderte die charismatischen Gesichter der ausgestellten Zeichnungen. Sie registrierte die interessierten Blicke der Künstler, die nach geeigneter Kundschaft Ausschau hielten.

      Einige Meter weiter dröhnte Partymusik von einer Bühne, auf der ein Sänger mit seiner rauchigen Stimme das Publikum betörte. Die Jugendlichen setzten sich erneut auf eine Bank, lauschten der melancholischen Melodie.

      „Schade, dass wir nicht länger bleiben können“, bedauerte Alisia ihren Misserfolg bei der Zimmersuche.

      „Aber wir haben doch noch den Strand“, hob Sean hervor.

      „Und wo ist da ein Bett zum Schlafen?“

      „Na, Strandkörbe, was sonst?“

      „Ach ja, da werden wir ganz schön zittern!“

      Bei der Vorstellung des verlassenen Strandes und der eiskalten Winde mitten in der Nacht durchzog sie ein unangenehmes Frösteln.

      Während ihres Sonnenbads hatte sie nämlich haufenweise Muscheln und Algen im Sand entdeckt, in dessen feinkörnigen Struktur wellige Spuren von den nächtlichen Bewegungen des Meeres erhalten waren.

      „Wir kuscheln uns in der Decke aneinander und machen es uns gemütlich“, hielt Sean dem Einwand seiner Freundin entgegen. „Außerdem ist so ein Sonnenuntergang am Meer einfach toll! Das musst du mal erlebt haben!“

      „Also gut, dann übernachten wir eben am Strand“, lenkte Alisia mit einem unwohlen Gefühl im Magen ein, schließlich wollte sie sich nicht mit ihrem Freund überwerfen.

      „Ich habe für uns auch was zum Feiern mitgebracht!“, bejubelte Sean die Zustimmung seiner Liebsten.

      Kapitel 4 - In Liebe

      An der ausgedehnten Strandpromenade, welche die einzelnen Inselstädtchen entlang der Küste miteinander verband, fiel Alisia unter der beachtlichen Anzahl unterschiedlicher Boutiquen ein Schmuckgeschäft auf. Entzückt bewunderte die Jugendliche die glitzernden Schmuckstücke, die, in Gold und Silber gefertigt, im Schaufenster lagen.

      Sean gefiel ein Silberkettchen mit einem herzförmigen Anhänger, aus dessen Mitte ein roter Stein funkelte. Er malte sich aus, wie das Kettchen auf dem sonnengebräunten Dekolleté seiner Liebsten schimmerte. Den roten Stein würde sie als Symbol ihrer Liebe tragen.

      Er richtete seinen Blick auf Alisias Gesicht, das bei all dem exquisiten Schmuck vor Bewunderung strahlte.

      „Gehen wir doch rein, ich möchte dir ein Kettchen davon kaufen“, bot Sean seiner Freundin an.

      Im Geschäft holte die Verkäuferin einige Silberketten aus einer Glasvitrine, legte sie Sean und Alisia vor.

      „Wie gefällt dir dieses Kettchen?“, fragte Sean seine Freundin, während er auf die Herzkette mit dem winzigen Rubin deutete.

      „Ich finde es sehr hübsch“, erwiderte Alisia erfreut.

      „Der Rubin ist der Edelstein der Liebe“, bemerkte die Verkäuferin und lächelte ihre Kunden an.

      „Dann ist es genau das Richtige für uns“, verkündete Sean. Er gab Alisia einen Kuss auf die Wange.

      Die Verkäuferin legte die Silberkette in ein Etui, kassierte den Preis und überreichte Sean das Schmuckstück.

      Vor der Boutique legte er seinen Arm um Alisias Schulter, indes sie in Richtung Dünen spazierten.

      Die milde Abendsonne wärmte noch immer den feinen Sand entlang des Strandes, der sich zunehmend lichtete. Die Jugendlichen suchten nach einem geschützten Platz bei den Dünen, an welchem sie dem bevorstehenden Sonnenuntergang folgen könnten.

      Sean verspürte eine enorme Lust, sich mit seiner Liebsten in den brausenden Wellen zu vergnügen. Aufgeregt zog er das rosenholzfarbige T-Shirt und die schwarze Jeans aus, warf seine Kleidung auf die Decke.

      „Komm, gehen wir noch mal baden. Jetzt ist es am schönsten!“, beschwor er seine Freundin, die sich daraufhin ebenso der Kleidung entledigte.

      Ein stürmischer Wind wehte vom Meer herüber und trieb bis über die Dünen, hinter welchen er durch die hochgewachsenen Bäume und Büsche an Heftigkeit verlor.

      Alisia hatte sich bis auf ihren violetten Bikini ausgezogen, bibberte neben ihrem durchtrainierten Freund, dessen mittelblonde Locken im Wind wedelten.

      Er griff nach ihrer Hand, lächelte sie schelmisch an.

      „Komm, gehen wir rein!“

      Hinter ihnen hörte Alisia eine Gruppe von Jugendlichen albern und lachen, offensichtlich feierten sie irgendeine Party. Flaschengeklirre durchbrach das Rauschen des Meeres und die müden Schreie der Möwen, die peu à peu ein Nachtquartier in Strandnähe suchten.

      Hand in Hand rannten sie über den weichen Sand, hüpften in das schäumende Meer.

      Spaziergänger, die vor dem Abendessen ein letztes Mal am Strand entlang bummelten, beobachteten, wie sich das Pärchen im kalten Wasser tummelte.

      Sean umarmte den frierenden Körper seiner Liebsten.

      „Baby, lass dich von mir wärmen!“, wisperte er, während seine Hände entlang ihrer Taille bis zum Po wanderten.

      Alisia fühlte seine Hitze auf ihrer frierenden Haut. Die salzigen Tropfen rannen von Seans lockigem Haar über die Stirn in sein Gesicht, benetzten seine Lippen. Er küsste sie leidenschaftlich, als wünschte er sich, für immer mit ihr im brausenden Meer zu baden. Sie schmeckte das Salz auf seiner Zunge.

      Seine Hände berührten ihre Brust, die halb aus dem Bikini-Oberteil gerutscht war. Er fühlte, wie seine Erregung zunahm.

      „Du bist süß!“, hauchte er seiner Liebsten zu.

      Nach einer Weile löste sich Alisia von ihrem heißen Lover, zupfte an ihrem losen Bikini-Oberteil und sprang durch die kühlen Wellen.

      Sie hopste durchs schäumende Wasser, bis sie das Ufer erreichte, rannte zur Decke, wo sie sich in ein Badetuch hüllte.

      Sean gesellte sich zu ihr, rubbelte seine triefende Haut trocken. Er kuschelte sich an seine Freundin, die völlig durchfroren zitterte.

      Unvermittelt kramte er eine Sektflasche und Plastikbecher aus dem Rucksack.

      „Von dem Sekt wird dir warm“, erklärte