Horst Udo Barsuhn

Conn: Happy Years


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den Tisch zurücklegen. Dann sagt der mit dem Zuschlag so etwas wie: „Grand oder auch Herz, Null oder Pik“ und dann spielen sie die Karten aus. Ein vierter Mann am Tisch rechnet dann laut aus, was das Spiel an Zahlenwert zu bekommen hat, und nachdem die Runde das abgenickt hat, schreibt er diese Zahlen, auf einem Block auf. Danach setzt einer der anderen Spieler aus, damit der bisherige „Schreiber“ mitreizen und mitspielen kann. Der jeweilige Schreiber darf nur in die Karten eines der aktiven Kartenspieler schauen, was sich „kiebitzen“ nennt (zuschauen, hineinsehen).

      Ab und zu prostet man sich mit den Wein- oder Biergläsern zu und erzählt sich einen Witz oder eine kleine Anekdote: „Gestern hat mich Hanny genervt gefragt warum ich nicht wenigstens einmal ihrer Meinung sein kann. Ich habe dann geantwortet: „Weil wir dann beide unrecht hätten. Die hat vielleicht Augen gemacht“!

      Ein anderer grienend: „Kennt Ihr den? Hans hat „gut einen über den Durst getrunken“ (Coon: Heißt in der Pfalz: Er war total betrunken („hagelgranatendicht“) und kommt aus eigener Kraft nicht mehr nach Hause) und lässt sich mit einem Taxi heimfahren. An der Haustüre meint der Taxifahrer: „Das macht 32 Euro“. Hans sieht im Geldbeutel nach. Er meint dann mit belegter Stimme zum Fahrer: „Bitte fahren Sie noch mal ein Stück zurück, ich habe nämlich nur noch 30 Euro einstecken“. Gelächter von allen, dann meint einer trocken: „Ihr wisst doch noch vor 14 Tagen, nach dem Fußballspiel bin ich doch ins Krankenhaus eingeliefert worden. Dort haben die mich bei der Patientenaufnahme gefragt ob ich verheiratet bin. Ich habe dann gesagt: „Ja, das bin ich, aber die Verletzungen und Verstümmelungen sind beim Fußballspiel passiert. Die haben vielleicht gelacht. Ein Glück nur, dass mein Täubchen nicht dabei war“. Jochen lachend: „Wenn sie Dein Täubchen von 130 Kilogramm Kampfgewicht gesehen hätten, dann wären die gleich geflüchtet“. Alle Lachen, bis auf „Täubchens Mann“, der zieht nur, scheinbar ängstlich, etwas sein Genick ein und die anderen lachen noch lauter.

      Doch jetzt geht es wieder konzentriert beim Skat zur Sache. Ein besonderes Ereignis ist als der etwas beleibtere Alfred, die höchste Zahl beim Reizen nennt und den Zuschlag für das Spiel erhält. Alfred nimmt grinsend und siegesgewiss die „Stock“ genannten zwei Karten vom Tisch ebenfalls zu seinen Karten auf, und reiht diese in seiner Phalanx ein. Erstaunt bin ich, dass Alfred, im Gegensatz zu den bisherigen absolvierten Spielen keine zwei Karten zurücklegt als er einen Grand ansagt. Er ruft dann noch die zwei Namen: Schneider und Schwarz auf. Jochen sagt trocken: „Kontra“, Alfred lehnt sich etwas überrascht zurück, schaut nochmals in seine Karten und meint dann triumphierend: „Re“. Jochens Spielpartner gibt dann: „Noch ein Kontra von mir dazu“, Alfred gibt es „und zurück“. Dann spielen die drei los und der Schreiber strahlt über das ganze Gesicht. Karte um Karte wird auf den Tisch gelegt und als „Stich“, von Alfred „eingesäckelt“.

      Wie nicht anders zu erwarten, irgendwann hat fast keiner der Skatspieler mehr eine der Spielkarten auf der Hand. Jochen hat noch eine, sein Partner in diesem Spiel ebenfalls noch eine, nur Alfred hält noch drei zwischen seinen Fingern. Dann schaut er überrascht Jochen an, als dieser mit seiner letzten Karte wedelt, sieht nochmals auf seine drei übrigen, überlegt, reißt die Augen auf, bekommt einen knallroten Kopf, wobei selbst die Ohrenmuscheln mit zu glühen scheinen und schreit: „Scheiße, Scheiße, dreimal verdammte Scheiße! Und Ihr Drecksäcke habt das gleich gemerkt, dass ich vergessen habe zwei Karten zu drücken, deshalb habt Ihr mir das Kontra verpasst“! Jochen meint ganz ruhig und trocken zurück: „Lieber Alfred, und Du hast es zurückgegeben und dann noch einen drauf und noch einen. Das Spiel wird Dich eine Kleinigkeit kosten“! Alfred flucht und die drei anderen am Tisch kriegen sich vor Lachen fast nicht mehr und müssen schon nach Luft schnappen wenn sie jetzt auf Alfred und sein verärgertes Gesicht sehen.

      Dieses Spiel scheint wirklich etwas besonders aufregendes zu sein, aber ich bin etwas abgelenkt, weil in meiner Nase ein etwas brenzliger Geruch ankommt. Als würde etwas leicht kokeln oder angesengt werden. Während die Skatbrüder wieder am Kartenmischen und austeilen sind, gehe ich diesem verbrannten Geruch nach und entdecke eine bereits leicht rauchende Kunststoffplane, die über einem großen, aufgeschichteten Holzstapel, an Jochens Haus festgebunden wurde. Neben bereits kleinen, schwarzen Stellen auf der Plane und einigen Löchern, ist ein kleines Flämmchen zu sehen, das aus dem Holzstapel herausleuchtet. Sofort renne ich zurück zum Skattisch, wo drei Spieler bereit ihre Karten wieder beim ausspielen sind, springe auf den Tisch, stelle mich direkt vor Jochen in Positur und drücke mit beiden Pfoten seine Karten auf den Tisch. Dann miaue ich ihn an. Die anderen Spieler sind über meine Handlungsweise irritiert und wollen schon protestieren, aber ich winke mit der rechten Pfote und zeige in die Richtung neben das Haus, wo der Grill – und vor allen Dingen sich der kokelnde Holzstapel befindet. Dann springe ich vom Tisch und miaue wieder, bis Jochen zwar seufzend die Karten auf den Tisch legt, aber trotzdem aufsteht: „Jungs ich schaue mal nach was der Kater will. Ich hoffe es ist wichtig. Ich bin sofort wieder zurück, dann dreschen wir den Skat weiter. Nicht in meine Karten sehen“!

      Jochen folgt mir, sieht die flammende Bescherung und schon schreit er nach seinen Freunden und nach Hanny. Jochen denkt ganz fix und ruft auch sofort nach Lederhandschuhen und feuchten Handtüchern, damit der angefeuerte Grill, mit Sportlerpower, weiter weggestellt werden kann. Kurze Zeit später ist mit vereinten Kräften, zuerst die Schnur der Kunststoffplane aufgeschnitten, und die Plane weggerissen. Dann wird der Holzstapel mit Rechen und Schippen auseinandergezogen und mit dem Wasserschlauch Flüssigkeit über Holz und Kunststoffplane gebraust. Von einer weiteren Wasserzapfstelle wird noch mehr Wasser in Eimer und eine Gießkanne gefüllt und ebenfalls über die leicht rauchenden Holzscheite verteilt. Nach der kurzen Löschaktion überlegen die Brandhelfer wie es zum Ereignis kommen konnte. Als Fazit haben sie die Nähe des Grills zum Holzhaufen und den leichten Wind ermittelt, der bestimmt die Hitze, immer in Richtung der Kunststoffplane gedrückt hat. Möglicherweise sind dann auch noch einige Funken hinübergeweht worden und haben die Plane zusätzlich entzündet.

      Ich habe nach diesem Ereignis nur lobende Wort erfahren und an diesem Abend aufpassen müssen mich nicht total zu überfressen, denn jeder will dem „Helden“ noch unbedingt einige weitere Fleischstücke überlassen. Wenn ich an diesem Grilltag alles gegessen hätte, das man mir geben wollte, hätte ich meinen Bauch, am Boden, hinter mir herschleifen müssen. Die Stimmung ist an diesem Abend besonders ausgelassen und ab und zu wird auch noch gefrotzelt: „Alfred, schau mal, wie viele Finger sind das“? Das sind dann bewusste Anspielungen auf das „Nichtdrücken“ des „Stocks“ (der zwei Spielkarten) beim Skat. Doch das Foppen , Necken und Hänseln gehört dazu und auch Jochen wird grienend gefragt ob er zu wenig Holzkohle organisiert hatte und deshalb sein Haus in Brand setzen wollte, damit das Fleisch so richtig dunkel gegrillt wird.

      Alfred hat dann versucht, auf Kosten seiner anwesenden Frau von seinem Spielkarten-Black-Out abzulenken und am Essenstisch gewitzelt: „Schätzchen, ich habe in der Zeitung gelesen, dass über das Jahr gesehen die Frauen doppelt so viel sprechen wie die Männer“! Seine Frau gibt trocken zurück: „Das stimmt, aber das liegt daran, dass man Euch alles zwei mal sagen muss bevor Ihr etwas kapiert“. Gelächter durchzieht den Garten und Alfred bekommt von seinen Sportkameraden nochmals eingeschenkt: „Alfred, selbst bei der Diskussion mit Deiner Frau bist du nur zweiter Sieger geworden“. Dann lachen wieder alle Anwesenden und Alfred braucht auch nur noch zwei Schorle, bevor er sich herzhaft am Gelächter beteiligen kann.

      Wenn seit diesem Tag mich Hanny oder Jochen im Garten sehen, liegt rasch ein tolles Fisch- oder Fleischstück für mich parat und versüßt mir meinen Ausflug. Ihre Singvögel sind übrigens selbstverständlich nach wie vor tabu, denn deren Gesang erfreut mich ja auch.

      12: Knallende Papiertüte bei Beate:

      Bevor Beate zu Tode gekommen ist (e-book: Band 1: „Gestatten: Coon, ISBN: 978-3-7485-6630-4) hat sie in der 1.Querstraße, Nummer 17 gewohnt. Sie lebte allein und war eine Vogelliebhaberin erster Güte. Im Garten war sie oft mit verschieden gemusterten Gummistiefeln anzutreffen. Mal hellblau, mit roten und gelben Blumen, beim nächsten Mal hat sie dann Gartenstiefel in einem hellen grün, unterbrochen von roten, orangenfarbigen und gelben Kreisen angehabt. Beate war vom Gemüt her etwas spröde, mit durchschnittlicher Figur. Obwohl sie die Vogelwelt so sehr verehrte, so war ich