Johanna Marie Jakob

Taterndorf


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zu Ihnen gesagt?“

      Die Frauen sahen sich nachdenklich an. Frau Weiß trat endlich von der Tür weg und kam näher.

      Magdalena setzte nach: „Was ist so schlimm daran, wenn Ihre Kinder jeden Tag eine warme Mahlzeit bekommen? Nebenbei bringe ich ihnen Nützliches bei, heute wollte ich die Mädchen stricken lehren. Sie könnten sich dann selbst Strümpfe stricken oder wollene Tücher. Ist es nicht eine Schande, dass die Kleinen Sommer wie Winter nackt herumlaufen? Haben Sie denn kein Mitgefühl?“ Magdalena sah, wie die Augen der beiden Frauen auf dem Boden größer wurden, und redete weiter. „Ihre Kinder werden bei uns Lesen lernen, Sie sollten wissen, wie wichtig das ist. Sie werden später Verträge selbst lesen können, bevor sie ihre Unterschrift darunter setzen. Niemand wird sie mehr übers Ohr hauen können. Warum gönnen Sie Ihren Kindern diese Vorteile nicht?“

      Frau Weiß stemmte die Hände in die Hüften. „Der Schulze sagte, ihr nehmt uns die Kinder weg. Wir sollen ins Arbeitshaus kommen, um arbeiten zu lernen.“

      „‚Die Faulenzerei werden sie euch austreiben‘, das hat er gesagt“, ergänzte die Frau auf dem Fußboden.

      Magdalena wurde rot, der Zorn schnürte ihr die Luft ab. „Dieser Bastard! Er lügt, warum glauben Sie ihm?“

      „Er war gestern bei eurem bulibasha in der Stadt.“

      Magdalena schnaufte. „Es stimmt, dass er mit meinem Mann in Nordhausen war, beim Landrat. Alles andere ist gelogen. Sie haben beraten, wie wir genug Geld beschaffen können, um Ihnen zu helfen. Das Essen, Bücher, Schreibzeug und Kleidung, das kostet alles viel Geld. Dem Schulzen wurde aufgetragen, uns zu unterstützen.“

      „Hat der bulibasha euch Geld gegeben?“ Erneut mischte sich die andere Frau ein.

      „Ja, für den Anfang. Aber es wird nicht lange reichen. Wir müssen Spenden sammeln. Unser Missionsverein schickt Geld, die Kirche wird uns helfen. Meine Eltern in Nürnberg sammeln für unsere Mission in ihrer Kirchengemeinde. In Nordhausen und in Bleicherode werden die Pastoren für Sie und Ihre Kinder beten und um Spenden bitten.“

      Die Frau mit dem Säugling auf dem Arm stand auf. „Wie kommt es, dass eure Leute es plötzlich so gut mit uns meinen?“, fragte sie. „Wir sind doch nur Zigeuner.“

      „Sie sind Geschöpfe Gottes, genau wie wir. Schon Jesus sagte, was ihr getan habt, dem Geringsten meiner Brüder, das habt ihr mir getan. Wir sind Christen, wir leben nach den Gesetzen Gottes, die sagen: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“

      „Wir sind katholisch getauft“, wandte die junge Frau erneut ein.

      „Wir sind Christen, ob katholisch oder protestantisch, vor Gott sind wir gleich.“ Magdalena wünschte sich Wilhelm herbei, er hätte die besseren Argumente parat.

      Doch die Zigeunerin schien zufrieden mit ihrer Antwort. Sie blickte abwartend Christians Mutter an. Die rang mit einer Entscheidung.

      Hilfe kam schließlich aus der Ecke der Mädchen, die bisher schweigend der Diskussion gelauscht hatten. „Können wir nicht mit der gadschi gehen? Bitte! Käthchen kocht für uns.“ Plötzlich waren sie alle auf den Beinen und wirbelten um die Zigeunerfrau herum. „Bitte!“

      „Gut.“ Frau Weiß hob die Hände. „Nun geht schon, gut.“

      „Was bedeutet eigentlich Gatschi?“, fragte Magdalena, die ihren Triumph zu verbergen suchte.

      „Es ist unser Wort für eine deutsche Frau“, antwortete die Zigeunerin. „Nimm die Mädchen heute mit, aber das letzte Wort hat der Bulibasha. Wir werden ihn erst fragen müssen, was morgen und in Zukunft geschehen soll.“

      „Wo sind die Jungen? Kommen sie nachher zum Unterricht?“

      Die Frauen wichen ihrem Blick aus. Sie befürchtete, dass sie erneut Überzeugungsarbeit leisten musste.

      „Sie sind mit den Männern auf den Markt nach Bleicherode gegangen. Sie kehren gegen Mittag zurück“, antwortete Christians Mutter.

      „Werden sie kommen?“, hakte Magdalena nach.

      „Ich werde mich dafür einsetzen.“

      Magdalena wandte sich an die Kinder, die schon an der Tür standen. „Bringt die Löffel von gestern wieder mit. Ich habe sonst nicht genug für alle.“ Und schnell, bevor die Peinlichkeit dieser Aufforderung bewusst wurde, fügte sie hinzu: „Und zieht euch an, ich gehe die anderen Mädchen holen.“

      Während sie zur Tür ging, drehte sie sich um: „Würden Sie mich begleiten, um die anderen Mütter zu überzeugen?“

      Frau Weiß zögerte kurz, nickte dann aber und griff nach einem Tuch, das sie sich um die Schulter legte.

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