Kerstin Steiner

Hollywood Hills - Sex, Laughs & Rock 'n' Roll


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Chance hätte sein sollen.

      Zum ersten Mal in ihrer Karriere hatte sie zusammen mit ihrem Co-Moderator Frank durch eine große Abendgala führen dürfen.

      In München, ihrer Heimatstadt, wurden die Insider-Awards verliehen, einer der wichtigsten europäischen Publikumspreise für Film und Musik.

      Frank machte die Ankündigungen und Jennifer sollte die Preise überreichen und ein paar nette Worte mit den Gewinnern wechseln. Die Halle war an diesem Abend selbstverständlich bis auf den letzten Platz mit geladenen Gästen besetzt. In der ersten Reihe versammelte sich die gesamte Prominenz, um herauszufinden, wer von ihnen einen der begehrten Preise mit nach Hause nehmen durfte.

      Die Veranstaltung wurde live ausgestrahlt und sollte Jennifer endlich die Möglichkeit bieten zu beweisen, dass sie mehr konnte, als nur ihre Lifestyle-Kolumne zu präsentieren.

      Extra für diesen Abend hatte sie sich ein sündhaft teures Kleid von Armani gekauft, das ihre schlanke Figur geschickt umspielte – zugegeben, der Ausschnitt war vielleicht etwas tief, aber es stand ihr einfach wunderbar.

      Sie musste dazu unbedingt diese unglaublich tollen Schuhe tragen, die besonders hohen, mit den dünnen Absätzen von Blahnik, denn bei ihrer Größe von 1,70 m kam das Kleid sonst nicht zur Geltung.

      Mit etwas Übung ließ sich darin auch wirklich gehen, man durfte eben nur langsam laufen und nicht zu lange Schritte machen, aber das war ohnehin wegen des engen Kleides nicht möglich.

      Die langen blonden Haare hatte sie hochgesteckt und ihre grünen Augen funkelten in der gleichen Farbe wie das Kleid. Jennifer fand sich unglaublich elegant und so kam es natürlich absolut gar nicht in Frage, ihre Brille zu tragen.

      Sie hasste das Gestell auf ihrer Nase und hatte für solche Anlässe ihre Kontaktlinsen. Doch gerade an diesem wichtigen Abend war ihr der Linsenbehälter im Taxi aus der kleinen Abendtasche gerutscht und nicht mehr auffindbar gewesen.

      Hätte sie auch nur im Entferntesten geahnt, was geschehen würde, wer weiß, ob sie nicht doch zur Brille gegriffen hätte.

      So jedoch entschied sie sich, auf die Brille zu pfeifen und es ohne zu versuchen, schließlich war die Bühne doch nicht so groß und unübersichtlich!

      Der Abend und die Gala nahmen ihren Lauf.

      Frank, elegant im Smoking gekleidet und souverän wie immer, kündigte einen Award-Gewinner nach dem anderen an.

      Jennifer balancierte auf hohen Absätzen elegant aus den Kulissen und übergab den Prominenten nach ein paar netten Worten mit einem strahlenden Lächeln ihren Preis.

      Doch gerade als Frank den Gewinner der Kategorie „Bester männlicher Hauptdarsteller“ ankündigte, geschah es.

      Jennifer blinzelte und übersah die letzte Stufe der kleinen Showtreppe. Sie stolperte, der dünne Absatz knickte weg und schließlich fiel sie vornüber mitten auf den Bauch.

      Der Award, eine kristallene Figur, rutschte ihr aus der Hand und zerschellte klirrend am Boden.

      Als wäre das noch nicht peinlich genug, hörte Jennifer entsetzt ein lautes „Ratsch“ – der enge Rock war durch die Spannung mitten über ihrem Hinterteil aufgerissen.

      Sie versuchte sich aufzurappeln und verlagerte das Gewicht nach hinten. Dabei jedoch verrutschte das tiefe Dekolleté und entblößte eine der wohl gerundeten Brüste.

      Das Publikum, welches zunächst noch verblüfft geschwiegen hatte, brach in lautes Gelächter aus.

      Das war zu viel für Jennifer. Hochrot raffte sie das Kleid zusammen und ergriff die Flucht von der Bühne.

      So schnell, wie es die kaputten Schuhe erlaubten, rannte sie hinter die Kulissen, raste durch die Katakomben der Halle zu ihrer Garderobe, schnappte sich ihre Handtasche und eilte tränenblind zum Ausgang.

      Dabei bemerkte sie nicht den mitleidigen Blick aus ebenso grünen Augen wie den ihren, der ihr verständnislos folgte.

      Jennifer riss die Tür des erstbesten Taxis auf und nannte dem Fahrer ihre Adresse in Schwabing.

      Jennifer ließ den Blick durch ihre Wohnung schweifen und atmete tief durch.

      Auf dem Bildschirm des Fernsehers flimmerte erneut ihr Sturz, begleitet von hämischen Kommentaren der Medienkollegen. Das Ganze war ein gefundenes Fressen für die Presse.

      Jennifer malte sich aus, was am Morgen wohl in den Zeitungen stehen würde, ganz abgesehen von den Fotos, die es vermutlich bis auf den Titel diverser Printmagazine schaffen würden.

      So hatte sie sich ihr Debüt in ihren kühnsten Träumen nicht vorgestellt.

      „Wäre ich doch bloß nicht so verdammt eitel“, schoss es ihr durch den Kopf. „Hätte ich nur die Brille getragen, dann wäre das alles erst gar nicht passiert.“

      Sie haderte mit sich. Hätte, wäre – nun war es passiert und sie musste etwas unternehmen.

      Fieberhaft überlegte sie, wie sie sich dem peinlichen Rummel entziehen könnte, denn sie kannte ihre Kollegen nur zu gut. Ihr Sturz und die Folgen würden ausgeschlachtet werden und sie zur Lachnummer der Branche.

      Kein Mensch würde sie als Lifestyle-Reporterin je wieder ernst nehmen. Wer wollte schon kluge Ratschläge über Kleidung und Lebensstil von jemandem, der nicht mal vernünftig eine Treppe heruntergehen konnte.

      Das Telefon klingelte und nach dem zehnten Klingelton klickte der Anrufbeantworter: „Hi, hier spricht Jennifer Kober, ich rufe zurück, wenn es wichtig ist.“

      „Jen, geh ran, ich weiß, dass du zu Hause bist!“, erklang die hämische Stimme von Frank.

      Die Verleihung war offenbar vorbei.

      „Jen, hier ist der Teufel los. Du bist das Gespräch des Abends, alle amüsieren sich köstlich über deinen Auftritt.“

      Aha, sie hatten also ihren Spaß.

      „Hey, Jennifer, ich weiß ja, du wolltest sowieso mit dem Lifestyle-Magazin aufhören, aber hättest du nicht einfach kündigen können ohne diese Nummer abzuziehen?“

      Dieser A …. ! Franks Stimme klang triumphierend, denn er wollte die Sendung ohnehin am liebsten allein machen. Das hatte Jennifer oft zu spüren bekommen.

      „Jennifer, noch etwas: Rufe Paul an, er hat Neuigkeiten für dich.“ Jennifer schüttelte sich, denn Franks sonst so sonore Stimme triefte förmlich vor Arroganz und unverhohlener Schadenfreude.

      Ihr wurde ganz übel bei dem Gedanken, Frank so in die Hände gespielt zu haben.

      „Ach und Jenny, viel Glück bei der Suche nach einem Mauseloch! Und was ich noch loswerden wollte – hübsche Brust …“

      Das war zu viel!

      Wütend sprang Jennifer auf, um den Anrufbeantworter auszuschalten, blieb aber am Kabel hängen und der gesamte Anschluss riss aus der Wand.

      Na super, das hatte ihr noch gefehlt.

      Sie kramte in ihrer Handtasche nach ihrem Mobiltelefon und wählte entschlossen Pauls Nummer. Nach mehrfachem Klingeln, es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, meldete sich Paul.

      Nach der Geräuschkulisse zu deuten, war er gerade auf der Aftershow-Party.

      „Paul, hier ist Jennifer, ich…“

      „Jen“, rief Paul in den Hörer, „zum Teufel, weshalb bist du weggerannt? Du hast den ganzen Sendeablauf durcheinander gebracht. Wir hatten keinen Ersatz für dich, Frank musste alles allein moderieren. Mensch Jennifer, konntest du dich nicht zusammenreißen?“

      Paul brüllte so laut, dass Jennifer den Hörer vom Ohr weghielt.

      „Paul, ich…“, setze sie erneut an, doch sie wurde gleich wieder unterbrochen.

      „Jennifer, ich mag dich wirklich, du hast viel