Kerstin Steiner

Hollywood Hills - Sex, Laughs & Rock 'n' Roll


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zum Gespött der Leute werden will. Schließlich bin ich der Redakteur, der die Verantwortung trägt. Ich schicke dir deine Unterlagen zu. Viel Glück – und besser du tauchst erst mal ein paar Wochen ab. Ciao!“

      Es knackte, Paul hatte aufgelegt.

      Jennifer schluckte. So schnell war man also seinen Job los.

      Sie griff erneut zum Handy und wählte die lange Nummer, die sie in letzter Zeit so oft getippt hatte.

      Es dauerte eine Weile, bis das Freizeichen leise summte.

      Schließlich hörte Jennifer, dass am anderen Ende abgehoben wurde und eine weibliche Stimme rasend schnell einige Worte Spanisch sprach.

      Auch das noch, dachte Jennifer. Juanita, das resolute mexikanische Hausmädchen.

      Juanita weigerte sich stets kategorisch jemanden ans Telefon zu holen. Sie sprach kein Englisch und erst recht kein Deutsch.

      „Hola Juanita, donde esta la Signora Wood“, kramte Jennifer ihre im letzten Spanienurlaub erworbenen Sprachkenntnisse hervor.

      Ein Schwall spanischer Worte prasselte auf sie ein. Sie konnte Juanita regelrecht vor sich sehen, wie sie energisch mit dem Putztuch wedelte und die Hände in die breiten Hüften stützte, ein Tuch um den Kopf geschlungen und einen dieser knallbunten Kittel um die mächtige Brust geschnürt.

      Jennifer verstand kein einziges Wort der folgenden Tirade und rollte verzweifelt mit den Augen.

      Gerade als sie auflegen wollte, hörte sie die Stimme von Julia, ihrer besten Freundin, im Hintergrund.

      „Julia, ich bin’s, Jen!“, brüllte sie ins Telefon, in der Hoffnung Juanitas spanischen Redeschwall zu übertönen.

      „Was ist denn los Jenny, ich dachte du meldest dich in zwei Wochen, wenn du zu unserer Hochzeit kommst?“, fragte Julia erstaunt.

      Am verzweifelten Klang der Stimme ihrer besten Freundin hatte Julia gleich erkannt, dass etwas nicht stimmen konnte.

      Jennifer war zwar die unangefochtene Meisterin im Sammeln von kleineren Missgeschicken, die sie meist selbst durch ihre ausgeprägte Eitelkeit heraufbeschwor, aber dieses Mal klang es ernst.

      Unter Tränen berichtete Jennifer von der ganzen Geschichte.

      „Oh Jul, was soll ich denn nur machen?“, schniefte sie in den Hörer, „ich könnte glatt im Boden versinken.“

      „Jennifer, hör mal gut zu, packe deine Sachen ein, buche den Flug einfach auf morgen um und komm sofort vorbei. Es ist doch egal, du wärst sowieso in zwei Wochen zur Hochzeit gekommen, dann kommst du eben ganz einfach schon jetzt zu uns!“

      Natürlich, das war die Lösung!

      Jennifer strahlte zum ersten Mal wieder.

      „Julia, du bist genial. Ich war so durcheinander, dass ich nicht einmal auf die Idee gekommen bin. Klar so machen wir das!“, jubelte sie ins Telefon.

      „Du, Jenny, hör mir doch mal zu“, rief Julia eindringlich in den Hörer. „Du musst dieses Mal bis zur Hochzeit ein Hotelzimmer nehmen. Stevens gesamte Verwandtschaft aus London ist hier schon eingefallen und hat alle Gästezimmer in Beschlag genommen. Er hat bis jetzt eine halbe Fußballmannschaft zusammen und die restlichen Spieler rekrutiert er hier auch noch bei seinen britischen Freunden. Die sind alle total verrückt nach Fußball und lassen mich mit der Planung ganz allein. Nach der Hochzeit kannst du gerne wieder hier in deinem Lieblingszimmer wohnen, ich brauche dann sowieso deine Hilfe.“

      Julia klang geheimnisvoll, aber Jennifer war zu müde, um nachzufragen.

      „Macht nichts“, antwortete sie stattdessen. „Ich buche jetzt schnell den Flug und bin morgen bei dir. Ich melde mich aus dem Hotel, sobald ich dort bin.“

      „Halt die Ohren steif“, sagte Julia. „Ich freu’ mich schon auf dich – und Jenny, denk` dran, ein Koffer reicht, du musst ihn dieses Mal allein schleppen.“

      Jennifer konnte Julia förmlich grinsen sehen, sie kannte sie einfach zu gut.

      „Mal sehen, ich gebe mir Mühe, aber du kennst mich ja. Bis dann Julia!“, antwortete sie und legte auf, um gleich darauf telefonisch den Flug zu buchen.

      2. Kapitel

      Es war 13 Uhr und Jennifer saß müde und mit langem Gesicht im Flugzeug.

      Die Augen hinter einer riesigen Gucci-Sonnenbrille versteckt und die Haare unter einem bunten Tuch verborgen, war sie durch die Abfertigungshalle des Münchner Flughafens gehuscht, vorbei an allen Zeitschriften- und Buchhändlern.

      Auf den meisten Tagezeitungen und bereits auch auf einigen Magazinen prangte dick und fett ihr eigenes Foto, das sie halb kniend vor einem Scherbenhaufen mit entblößter Brust und einem entsetzten Ausdruck im Gesicht zeigte.

      „Sturz ins Verderben“, titelte die eine Zeitschrift, die andere „Eklat bei Award Verleihung – Jennifer Kober bis auf die Knochen blamiert“.

      Glücklicherweise hatte sie auf dem Weg hierher niemand erkannt.

      Die Stewardess ging durch die Reihen und hielt bei Jennifer an. „Entschuldigen Sie bitte, Sie sitzen auf dem falschen Platz. Würden Sie bitte noch einmal auf Ihre Bordkarte sehen?“

      Jennifer kramte in ihrer Jacke – tatsächlich, sie saß falsch, weil sie ohne ihre optischen Gläser mal wieder unscharf gesehen hatte. Aber für kein Geld der Welt würde sie heute die Sonnenbrille abnehmen – niemals.

      Also raffte sie eilig ihre Sachen zusammen, reckte sich hoch zum Fach mit ihrem Handgepäck und zog am Riemen des viel zu voll gestopften Rucksacks.

      Ehe sie auch nur reagieren konnte, rutschte der Sack mit Schwung aus dem Fach und knallte ihr knirschend auf den Kopf.

      Da sie selbstverständlich keinen robusten Reiserucksack besaß, sondern nur gerade diesen besonderen von Prada, hielt er dem Aufprall nicht Stand. Die Lasche öffnete sich und der gesamte Inhalt ergoss sich auf den schmalen Gang.

      Auf allen Vieren krabbelte Jennifer zwischen den Stuhlreihen herum und sammelte ihr Hab und Gut wieder ein.

      Hochrot tauchte sie wieder auf, entschuldigte sich leise und fand schließlich den für sie gebuchten Platz.

      Dankbar sank sie in den Sessel und streckte sich aus.

      Nun konnte es losgehen, sie saß sicher und einigermaßen bequem, der Platz war sogar noch angenehmer als zuvor, denn Jennifer saß in der ersten Reihe und hatte keinen Sitznachbarn.

      So ließ sich auch verschmerzen, dass sie in der Touristenklasse sitzen musste, denn so kurzfristig war kein Platz in der Business Class mehr frei gewesen.

      Normalerweise wäre Jennifer niemals freiwillig in der Touristenklasse geflogen, aber in der Not nahm sie alles in Kauf, nur um möglichst schnell zu Julia und weit weg von Deutschland zu kommen.

      3. Kapitel

      Zur selben Zeit, jedoch in weit angenehmerer Atmosphäre, saß ein junger Mann äußerst entspannt ebenfalls in einem Flugzeug mit gleichem Ziel.

      Lang ausgestreckt, eine Tasse Espresso und einen Stapel Zeitschriften vor sich, blätterte er kopfschüttelnd in einem der Magazine.

      Eigentlich hatte er nur nachsehen wollen, was dort über seinen Auftritt bei der gestrigen Award-Verleihung berichtet wurde.

      Er liebte deutsche Magazine, denn da er kein Deutsch sprach, wusste er auch nie, was darin über ihn geschrieben wurde. Ein enormer Vorteil, einfach nur Fotos anzusehen, die logen wenigstens nicht.

      Aber dieses Mal war sein Erscheinen wohl nur nebensächlich erwähnt worden.

      Die eigentliche Sensation war der Sturz dieser hübschen, jungen Frau gewesen, die kurz darauf weinend an ihm