J. D. Möckli

Der Wüstensklave


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      »Das habe ich ganz vergessen zu erwähnen. Bitte verzeih mir das, Jamon«, erklärt Ren und dreht sich zu Jamon um. »Aber wir machen es jedes Jahr so, dass sie das Haus schmücken und kochen. Dafür richten wir dann die Neujahrsfeier in Yus Schmiede aus. Sie sind dieses Jahr wohl einfach etwas früher dran als sonst.«

      Während Ren Jamon alles erklärt, tritt Kai auf Rashid zu und reicht ihm die Hand. »Hallo, Rashid. Schön, dass du heute auch mit von der Partie bist und Jamon etwas von der Arbeit abgenommen hast.«

      Ohne eine Miene zu verziehen, erwidert Rashid den Händedruck. »Meister Yusaku meinte, dass ich mit dabei sein solle, da ich auch dazugehöre. Ihr müsst euch nicht bei mir bedanken. Ich kann drinnen sowieso nichts machen, da sie die Arbeiten unter sich aufgeteilt haben.«

      Lächelnd nickt Kai und sieht jetzt seinem Liebsten nach, der direkt in den Stall geht. »Typisch für ihn. Er muss einfach nach den Pferden sehen, wenn jemand anders als er bei ihnen gewesen ist.«

      »Er muss alles unter Kontrolle haben«, meint Rashid. »Ich habe ihnen nur Heu gegeben und gemistet!«, ruft er Jamon zu, der sich nur kurz umwendet und nickt, ehe er endgültig aus ihrem Blickfeld verschwindet.

      Fröstelnd die Arme um sich schlingend, deutet Ren mit dem Kopf in Richtung Haus. »Lasst uns reingehen, bevor wir uns noch erkälten.«

      Gemeinsam gehen sie über den Hinterhof zur Tür.

      Gerade als Ren sie öffnet, kommt Jamon zu ihnen und nickt Rashid zu. »Danke, dass du dich um die beiden Racker gekümmert hast.«

      »Nichts zu danken. Drinnen durfte ich nichts machen und faul rumzusitzen liegt mir nicht«, erwidert Rashid mit einem leichten Neigen des Kopfes.

      Im Flur ziehen sie sich als Erstes die Schuhe und die Jacken aus, ehe sie weiter in Richtung Küche gehen, aus der es schon verlockend duftet.

      Als sie den herrlich warmen Raum betreten, sehen sie Aja am Herd stehen, während Yusaku die Küche mit allerlei Tannenzweigen und breiten Stoffbändern schmückt.

      »Da seid ihr ja. Aber zu früh. Hättet ihr nicht noch etwas unterwegs sein können? Jetzt ist die Überraschung doch gar keine Überraschung mehr.« Enttäuscht sieht Yusaku die drei an.

      »Yu, nicht so frech. Du könntest sie wenigstens anständig begrüßen. Ich hab dir gesagt, dass wir früher hätten herkommen sollen, aber du wolltest ja nicht aufstehen.« Trotz der Rüge lächelt Aja ihn warm an, als sie die Hände an ihrer Schürze abwischt. Erst jetzt sieht sie zu den drei Hausbewohnern. »Wir sind vor etwa zwanzig Minuten angekommen und wollten euch mit dem fertig geschmückten Haus überraschen. Nun könnt ihr uns aber auch sagen, ob wir oben im Wohnzimmer zusammensitzen wollen oder hier unten in der Wärme bleiben.«

      »Wir feiern oben. Ich gehe gleich den Kamin anfeuern, dann haben wir es im Wohnzimmer kuschelig warm«, bestimmt Kai kurzerhand und geht mit einem kleinen Stapel Holz wieder aus der Küche.

      »Dann werde ich noch mehr Holz reinholen«, murmelt Jamon und wendet sich auch um, um wieder nach draußen zu gehen.

      Da er ja nur kurz über den verschneiten Hinterhof rennen muss, verzichtet er auf seine Jacke und fröstelt, als er das Heulager betritt, wo er die gespaltenen Holzscheite aufgeschichtet hat. So schnell er kann, füllt er einen der Körbe und verflucht dabei seine Entscheidung, nur mit dem Pullover rauszugehen.

      Durchgefroren betritt er mit dem vollen Korb wieder das Haus und tauscht die Schuhe gegen seine Hausschuhe ein, ehe er nach oben geht, wo Kai im Wohnzimmerkamin schon ein prasselndes Feuer entfacht hat.

      »Super, das kann ich gleich gebrauchen.« Kai lächelt seinen Liebsten zärtlich an, als dieser den Korb neben den Kamin stellt. »Wir machen hier nur selten ein offenes Feuer, aber es ist doch immer wieder ein schöner Anblick.«

      Jamon nickt nur und bringt etwas mehr Abstand zwischen sich und die Flammen. Er schluckt schwer und würde eigentlich lieber frieren, als in der Nähe des brennenden Kamins zu sein, was ihn erstaunt, hat er doch mit dem Feuer in der Waschküche kein Problem. »Ich gehe mal schauen, was sie unten so machen«, murmelt er und flüchtet schon beinahe aus dem Wohnzimmer.

      Im Flur läuft er Yusaku über den Weg, der ihm einen Korb mit Tannenreisig und bunten Bändern in die Hand drückt.

      »Du kannst mir beim Schmücken des Wohnzimmers helfen.« Er sieht Jamon breit grinsend an.

      »Okay hast du irgendeine Vorstellung, wie du das Wohnzimmer schmücken willst?», fragt Jamon ergeben und folgt dem Blonden zurück ins Wohnzimmer, wo sich dieser mit nachdenklich geschürzten Lippen umsieht.

      »Nein, es soll einfach gut aussehen. Ich würde sagen, wir verteilen das Zeug auf den beiden Tischen und vielleicht auch noch über dem Kamin und beim Fenster.«

      Jamon nickt und mustert nachdenklich das Tannenreisig und die Bänder, ehe er kurzerhand anfängt, sie zu kleinen Gestecken zusammenzustellen und diese dann auf die Tische und das Fensterbrett legt, während Yusaku einfach ein paar Zweige zusammenbindet und sie aufhängt.

      Zufrieden sieht Yusaku sich schließlich im Wohnzimmer um und nickt anerkennend. »Ich denke, das haben wir gut hingekriegt. Oder was meinst du, Kai? Haben dein Schatz und ich nicht tolle Arbeit geleistet?«

      Schmunzelnd sieht sich Kai in dem wirklich schön geschmückten Wohnzimmer um. »Ja, das habt ihr wirklich gut gemacht. Aber sagt mal, warum seid ihr so früh gekommen? Aja scheint ja unten ein riesiges Festessen vorzubereiten.«

      Doch Yusaku grinst nur. »Wie gesagt, wir wollten euch überraschen. Und da es ja für Rashid und Jamon das erste Weihnachtsfest ist, wollten wir es richtig groß machen. Außerdem steht in Rashids Papieren, dass er heute Geburtstag hat, darum wollten wir nicht, dass er uns hilft. Aber verrate es ihm nicht. Als ich ihn mal darauf angesprochen habe, wollte er davon nichts wissen.«

      Erstaunt sieht Kai seinen besten Freund an. »Das hättest du uns doch sagen können. Wir haben jetzt gar kein Geschenk für ihn!«

      Immer noch grinsend schüttelt Yusaku den Kopf. »Wir auch nicht, aber ich bin mir sicher, dass Aja und Ren unten gerade ein Festmahl zaubern.«

      Kai will gerade noch mehr sagen, als Rashid reinkommt. »Wir haben belegte Brote gemacht. Kommt ihr essen?«

      »Ja, wir kommen«, erwidert Yusaku erleichtert, dass er Kais bohrenden Fragen entkommt.

      Nach dem einfachen Mittagessen nimmt Jamon Rashid mit nach draußen, wo er mit ihm zusammen die Pferde bewegt, damit die anderen drin in aller Ruhe weiter die offenbar geplante Überraschung vorbereiten können. Obwohl sie wirklich viel zu tun haben und auch den Hinterhof sorgfältig vom Schnee befreien, sind sie richtig durchgefroren, als sie bei Sonnenuntergang wieder ins Haus zurückgehen. Fröstelnd waschen sie sich die Hände, ehe sie dem verlockenden Duft nach oben ins Wohnzimmer folgen.

      Als Rashid hinter Jamon das Wohnzimmer betritt, werden ihm bunte Stoffkonfetti zugeworfen und ein »Alles Gute zum Geburtstag, Rashid!«, schallt ihm entgegen. Vollkommen überfordert steht er da und blickt auf den Kuchen, der auf dem Schachtisch steht, da auf dem Sofatisch vor lauter Leckereien kein Platz mehr ist. »Ich … ich …«, stottert er los und schluckt leer.

      »Gefällt dir die Überraschung?«, fragt Aja sanft und lächelt warm, als Rashid sprachlos nickt. »Dann musst du auch nichts sagen. Puste die Kerzen aus und dann kann jeder das essen, worauf er Lust hat. Wir haben extra lauter kleine Häppchen zubereitet.«

      Noch immer sprachlos nickt Rashid wieder, nimmt von Jamon den Teller entgegen und geht zum Kuchen. Er schluckt und atmet dann tief ein, ehe er alle Kerzen auf einmal auspustet. Vor Rührung muss er doch tatsächlich mit den Tränen kämpfen, als ihm Ren ein Kuchenstück auf den Teller legt. »Danke, Meister Ren«, schafft er es irgendwie zu sagen.

      »Du musst dich nicht bedanken. Genieße den Abend, Rashid.« Lächelnd tätschelt Ren seinen Oberarm, ehe er ihn in Ruhe lässt.

      Besorgt wendet sich Yusaku an Aja: »Haben wir einen Fehler gemacht?«, fragt er sie leise.

      Sofort schüttelt