Ханс Фаллада

Bauern, Bonzen und Bomben


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Bilder bekommen hat?«

      »Tausend Mark? Mein Max? Aber Herr Bürgermeister, das ist doch wohl nicht möglich, davon müßte ich doch wissen. Wo die letzten Tage kaum Geld im Haus war, bis ihm Wenk, das ist der Geschäftsführer, zehn Mark Vorschuss gab.«

      Gareis blinzelt ein wenig: »Na, vielleicht hat er das Geld auch noch nicht bekommen. Aber er bekommt es gewiß. Ich werde mich mal erkundigen.«

      Und die Frau: »Ist es denn sicher mit den tausend Mark? Oh, Herr Bürgermeister, wenn das wahr ist! Tausend Mark ... Und man könnte endlich einmal Wäsche kaufen für die Kinder und Schuhe, und Max braucht auch so viel ...«

      »Es ist ganz bestimmt, Frau Tredup. Und jetzt hat man also Ihren Mann verhaftet?«

      »Ja, Gott, ich vergesse es ja. Es ist nur, weil ich so aufgeregt bin. Und Sie möchten so gut sein und ihn besuchen. Wenn Sie es tun wollten? Wenn es keine Frechheit wäre zu bitten?«

      »Nein, nein, ich werde ihn schon besuchen. Wahrscheinlich heute noch. Und dann ängstigen Sie sich nicht. Ihr Mann hat nichts ausgefressen. Ihr Mann ist bald wieder bei Ihnen.«

      »Ich danke auch schön, Herr Bürgermeister. Und die tausend Mark?«

      »Sind Ihnen sicher. – Also dann, ich werde ihn grüßen, Ihren Max.«

      »Ich danke auch schön, Herr Bürgermeister. Und dann ...«

      Aber Gareis ist schon drinnen im Zimmer vom Assessor Stein, die Tür klappt grade hinter ihm zu.

      Am Fenster steht der Bauer Benthin, der einzige Landwirt in Altholm, bekannt unter dem Namen »Mottenkopp«, weil in seinen grau und blond gescheckten Haarwuchs eine Flechte runde »Mottenlöcher« gefressen hat. Er dampft aus einem urmächtigen Knösel.

      »Behalten Sie die Piep im Mund, Vadder Benthin, immer dampfen Sie ruhig weiter. Nun, was macht das liebe Leben? Frau munter? Ist der Junge schon da?«

      »Danke der Nachfrage, Herr Burgemeister. Das geht ja alles soweit. Auf den Stammhalter warten wir noch. Das kann ja nun wohl jeden Tag losgehen.«

      »Na, bei uns hier auch, nicht wahr?«

      »Bei uns auch? Wie meinen Sie denn das, Herr Burgemeister?«

      »Ich habe so was gehört, ihr wollt hier großen Trara machen. Massendemonstrationen. Zehntausend Bauern. Widerstand gegen die Staatsgewalt. Aufruhr. Revolution.«

      »Gott, Herr Burgemeister, seh ich so aus? Ich bin man auch ein ruhiger Mann.«

      »Und die andern? Die Bauernschaft? Die Bewegung?«

      »Das sind doch auch alles Leute wie ich, Herr Burgemeister.«

      »Aber was wollt ihr denn? Ihr müßt doch hier was wollen? Umsonst zieht ihr hier doch nicht auf die Straße?«

      »Wir wollen doch unserm Franz Reimers unsere Sympathie kundgeben. Sehen Sie mal, Herr Burgemeister, da sitzt der Mann nun, und alles wegen der verfluchten Steuern. Es ist schwer mit den Steuern, Herr Burgemeister, glauben Sie mir das.«

      »Weiß ich, weiß ich, Vadder Benthin. Wir müssen mal wieder eine feine Ausstellung machen, wie wir beide sie voriges Jahr gedeichselt haben. Das bringt Leben in die Bude.«

      »Die Ausstellung war gut, Herr Burgemeister, da gibt es nur eine Stimme.«

      »Na ja, und am Montag, wird es da auch gut?«

      »Gott, warum soll es nicht gut werden? Wir sind friedlich. Da wird ein Lied gesungen, und da werden ja dann wohl Reden gehalten. Und sehen Sie, Herr Burgemeister, es sind auch Junge unter uns und Verbitterte, manchen geht es sehr dreckig. Nun, Sie brauchen ja nicht zuzuhören, was da geredet wird. Es wird so viel geredet. Darum fällt noch lange nichts um.«

      »Ich will Ihnen mal was sagen, Benthin, und darum habe ich Sie kommen lassen. Sie sind ein oller Altholmischer und ich denke, Sie haben was übrig für die Stadt, wenn es auch nur ein olles Fabriknest ist. Also, Vadder Benthin, wir haben zusammen die schöne Ausstellung gemacht und nun sehen Sie mich an und sagen mir ins Gesicht, daß am Montag nicht gestänkert werden soll und nichts zerschlagen.«

      »Herr Burgemeister, es wird eine ruhige Sache, ich kenne doch uns Bauern.«

      »Und Sie versprechen mir in die Hand, Vadder Benthin, daß Sie am Montagvormittag noch mal mit den Führern zu mir kommen, damit wir besprechen, wie und wann und wo marschiert wird?«

      »Versprech ich, Herr Burgemeister.«

      »Und Sie versprechen mir auch heilig, daß Sie am Montag von selbst zu mir kommen, wenn Sie merken, es soll gestänkert werden. Es wäre doch eine Schande, wenn es hieße, in Altholm hat es Stänkerei gegeben mit den Bauern!«

      »Versprech ich, Herr Burgemeister.«

      »Na, dann ist ja alles in Ordnung, Vadder Benthin. Und grüßen Sie die Frau. Und daß der Stammhalter bald und gut kommt.«

      »Dank auch schön, Herr Burgemeister.«

      »Und Sie versprechen, daß ich ruhig schlafen kann, Vadder Benthin, und ohne Sorgen?«

      »Wie mein Sohn in seiner Wiege schlafen soll, Herr Burgemeister, wie mein Sohn.«

       10

      »Ich will Ihnen etwas sagen«, erklärt unterdes Assessor Meier mit ungewöhnlichem Nachdruck. »Ich denke gar nicht daran, mit diesem dickköpfigen Bescheid von Gareis nach Stolpe zurückzukommen. Sie wissen Bescheid, Herr Oberst. Mein verehrter Herr Chef, die Ohren reißt er mir ab.«

      Meier steht auf, der Klemmer fällt von seiner Nase und schlägt am Bande schaukelnd ein paarmal gegen die Weste. »Ohren abreißen? Ich bin erledigt, einfach erledigt, wenn ich mit diesem Bescheid nach Stolpe komme. Und ich werde es Ihrem Bürgermeister sagen, Herr Polizeioberinspektor, ich werde es ihm mit aller Deutlichkeit sagen: die Demonstration wird verboten!«

      Er stand da, sein fettes Gesicht zitterte, Haare hingen ihm in die Stirn.

      »Auch ich bin der Ansicht ...« begann der Oberst.

      Aber Meier war von Energie ergriffen, er sah seine Karriere bedroht, er rief: »Es handelt sich hier nicht um Ansichten, es handelt sich hier um Staatsnotwendigkeiten! Die Demonstration wird verboten!«

      »Soweit ich meinen Chef kenne ...« beginnt vorsichtig und verbindlich der Polizeioberinspektor ...

      »Auch ich kenne meinen Chef!« ruft der Assessor. »Glauben Sie, er vergißt je die Bombengeschichte? Die haben Sie uns eingebrockt! Sie, Herr Frerksen, und Ihr famoser Chef, Genosse Gareis. Glaubt er, er ist Mussolini? ›Ich sehe keine Bedenken.‹ Herrlich, vorzüglich, da mein Chef ...«

      Er bricht ab und starrt vor sich hin. Mit neuer Kraft: »Sie haben diesen Bilderonkel zu uns gebracht, mit diesem Bilderonkel fing das Unheil an. Ohne die Bilder keine Bombe. Temborius verzeiht nie! Und er hat Verbindungen im Ministerium!«

      Der Polizeioberst räuspert sich mißbilligend.

      Der Assessor, eilig und leise: »Wir sind unter uns. Herr Frerksen, wenn Sie auch diese Uniform tragen: Sie sind ein ziviler Mensch. Im Vertrauen gesagt: Herr Regierungspräsident hat mir vor meiner Abreise hierher gesagt: ich verlange ein exzeptionell scharfes Vorgehen gegen diese Bauernlümmel.«

      Der Oberst räuspert sich, stärker.

      Und der Assessor noch eiliger und leiser: »Wir sind unter uns, Herr Oberst. Wollen Sie, daß hier Blut fließt? Die Bauern sind übermütig –« Mit Elan: »Sie spotten des Staates! Schlimmeres bleibt verhütet, wenn die Demonstration unterbleibt. Zwei Hundertschaften Schupo, unter bewährter Führung, und die ankommenden Demonstranten werden sofort aufgelöst, Herr Oberinspektor!«

      Frerksen bewegt bedauernd den Kopf: »Ich bin einflußlos, Herr Assessor ...«

      »Sie sind nicht einflußlos. Ich bin im Bilde! Sie sind der Mann seiner Wahl, seines Vertrauens. Er hat Sie zum Oberinspektor gemacht, gegen die Bürgerlichen, gegen den Oberbürgermeister, gegen den Magistrat, fast gegen