John Etter

JOHN ETTER - Virus


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ich Erich“, ergänzte Bär.

      John blickte zum Fenster raus und sah die Menschenmenge mit Kameras, Aufnahmegeräten von diversen Zeitungen, TV-Stationen und Lokalradios. Uniformierte Beamte mussten diese davon abhalten, das Krankenhaus zu stürmen.

      „Du wirst mit denen da draußen aber auch noch ein Wörtchen reden müssen. Woher haben sie die Information gehabt, dass jemand im Spital ist und es schlimmer ist, als nur ein einzelner Krankheitsfall. Das ist doch kein Zufall. Da ist mehr dran, als nur eine vermutete Information an einen Regionalsender.“

      Erst jetzt bemerkte Bär, dass ihm dieser Umstand entgangen war und er verließ mit John das Besprechungszimmer.

      Während John in sein Büro fuhr, näherte sich Bruno Bär dem Kameramann, der schon die Kamera schultern wollte und seinem Reporterkollegen Peter ein Zeichen machte.

      Bär winkte ab und gab den uniformierten Polizisten ein Zeichen, dass dieser Kameramann und der dazugehörende Reporter durchgelassen wurden. Bär entfernte sich etwas von der Gruppe. Kameramann und Reporter folgten ihm.

      Die restliche Meute wurde unruhig.

      Bär wartete ab, bis der Reporter dazugekommen war.

      Dieser begann professionell: „Haben Sie eine Erklärung abzugeben? Was gibt es Neues in diesem Fall? Gibt es weitere Opfer?“

      Der Kameramann war schnell, hatte die Kamera bereits geschultert und eingestellt, als Bruno Bär mit seiner ausgestreckten rechten Hand das Objektiv der Kamera hinunterdrückte.

      „Keine Erklärung. Keine Aufnahme. Eine Frage an Sie.“

      Bär wartete darauf, bis der Kameramann sein Berufswerkzeug wieder heruntergenommen hatte und es offensichtlich nicht mehr in Betrieb war. Auch der Reporter senkte sein Mikrofon. Die anderen in der Nähe stehenden Reporter nahmen jedoch alles wahr, was bei diesem Trio abging.

      Bär achtete darauf, dass er mit dem Rücken zur Meute stand, damit niemand seine Lippen lesen konnte.

      „Woher hatten Sie die Information, dass hier im Krankenhaus etwas geschieht? Was brachte Sie dazu, davon auszugehen, dass das wichtig genug ist um live in eine Sendung zu schalten?“

      Er drückte, noch bevor der Reporter antworten konnte, den Zeigefinger auf seine Lippen.

      „Bitte drehen Sie sich ab, damit die Anderen nichts von Ihrer Antwort mitbekommen und vor allem, nach dieser Antwort kein Wort an die Anderen. In Kürze wird Regierungsrat Rogenmoser eine Erklärung abgeben.

      Der Reporter drehte sich etwas ab.

      „Nun, ich hatte gestern einen unterdrückten Anruf auf meinem Handy und ein mir unbekannter Mann sagte mir, dass ein oder mehrere Polizisten mit einem Virus verseucht im Kantonsspital Baar seien. In Zukunft würde er mich per Mail informieren.“

      „Mit einem Virus verseucht, das hat er gesagt.“

      „Ja, ziemlich genau so. Ich habe daraufhin im Spital angerufen und mich unauffällig nach dem Befinden der Polizisten erkundigt. Darauf kam die Antwort, dass man es noch nicht genau wisse und dann wusste ich, dass etwas an der Story dran war.“

      „Die Polizei zu informieren, darauf sind sie nicht gekommen?“

      „Nun, es handelt sich bei den Opfern um Polizisten, darum habe ich nur noch in Absprache mit der Redaktion gehandelt. Ich ging davon aus, dass diese Informationen selbstverständlich bei Ihnen bekannt waren.“

      „Und warum sind Sie heute hier?“, hakte Bär nach.

      Ich bekam eine Mail und glaube, einige unserer Kollegen ebenfalls. Wir haben von unserem EDV-Spezialisten bereits untersuchen lassen, woher die Mail kam. Sie kam über die verschiedensten Server weltweit und erst dann an unsere Redaktion und sie ließ sich nicht zurückverfolgen. Für mich steht fest, da weiß einer, was er tut.“

      Bär machte rechtsum kehrt und ging zurück ins Spital, nachdem er dem Reporter klargemacht hatte, dass es im Moment eine Informationssperre gäbe und er gefälligst auf eine weitere Berichterstattung bis zur Pressekonferenz verzichten müsse. Man werde informieren, wenn man etwas zu berichten habe. Aber nicht jetzt. Sie könnten ihren Kollegen mitteilen, dass demnächst eine Pressekonferenz angesetzt würde.

      Der Reporter und sein Kameramann schienen verstanden zu haben, gingen zur restlichen Meute zurück und taten was ihnen geheißen. Sie beantworteten keine Fragen ihrer Kollegen und wiegelten ab. Einzig die Mitteilung, dass demnächst eine Pressekonferenz angesetzt werde, gaben sie weiter.

      Eingesperrt

      Adem sprach um 13.35 Uhr mit Marie.

      „Hier ist meine Nummer Marie, wenn du mich brauchst, dann ruf an, ich komme und helfe dir oder rede einfach nur mit dir.“

      Das Mädchen lächelte und nahm einen Schluck der lauwarmen Schokolade.

      „Adem Aslan“, stellte er sich endlich der Krankenschwester vor.

      „Karin Iten.“

      „Sehe ich“, meinte Adem mit einem Blick auf ihr Namensschild und streckte die Hand aus, die Karin Iten mit festem Griff packte.

      Adem sah ihr in die Augen und es fiel ihm auf, dass sie mit den Tränen zu kämpfen hatte.

      „Marie, bleibst du kurz hier, ich habe noch ein paar Fragen an die Karin.“

      „Ja klar“, antwortete Marie und nahm noch einen Schluck.

      Mit einer leichten Kopfbewegung zeigte Adem Karin Iten an, dass er mit ihr ungestört reden wollte.

      Als sie außer Hörweite von Marie waren, stellte sich Adem ganz nahe neben Karin Iten.

      „Was ist los? Was bedrückt Sie?“

      Eine Träne löste sich vom linken Auge Karins.

      „Ihr Vater ist ebenfalls verstorben und ich bringe es nicht übers Herz, es ihr zu sagen. Ich möchte warten, bis ihre Mutter heute Abend dabei ist.“

      Adem atmete durch.

      „Das verstehe ich. Wissen die Anderen schon davon?“

      „Ja, Dr. Schwarz hat, nachdem er den Tod festgestellt hatte, sofort die Klinikleitung informiert und diese haben es Ihren Chefs bestimmt auch schon durchgegeben. Dem Simon Koller geht es auch sehr schlecht und wir tun alles, was wir können. Eigentlich müssten wir mehr Personen vor Ort haben, durch die Ausnahmesituation ist das zurzeit nicht möglich. Dr. Schwarz entscheidet, ob Herrn Koller noch zu helfen ist, und ob andere Ärzte hinzukommen müssen.“

      „Wieso sind Sie nicht so in einen Schutzanzug gekleidet?“, fragte Adem.

      „Diese Anzüge werden gerade via Fahrstuhl hinaufgebracht. Für Ihr Team ebenfalls, da wir nicht wissen, ob noch eine Ansteckungsgefahr besteht, oder, wer sich schon angesteckt hat. Also als doppelter Schutz sozusagen. Um nicht angesteckt zu werden und um nicht anzustecken.“

      In diesem Moment trat Dr. Schwarz aus dem Zimmer von Simon Koller ebenfalls auf den Gang und schaute Karin Iten an. Seine Kopfbewegung und der Gesichtsausdruck sprachen Bände.

      „Auch tot?“, fragte Karin Iten, obwohl sie sich schon sicher war, dass ein Ja folgen würde.

      Dr. Schwarz nickte.

      „Erstickt, aber schon vorher im Koma.“

      Adem schaute ihn an.

      Dr. Schwarz fuhr fort.

      „Wir müssen eine Liste sämtlicher Leute auf diesem Stockwerk durchgeben. Können Sie das übernehmen, Frau Iten?“

      „Ja“, antwortete diese, zog einen Block hervor und suchte nach einem Kugelschreiber.

      „Können Sie mir kurz helfen, Aslan?“

      „Klar, kommen Sie mit.“

      Als sie gemeinsam in Richtung seiner Kollegen liefen, wurde es still, sehr still, er hatte das Gefühl,