J.L. Stone

Sieben Schwestern - Geheimnisvolle Zauberwelten


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meine geschlossen Augen drang und meine Ohren klingeln ließ. Instinktiv duckte ich mich noch dichter an den Boden und wartete angespannt darauf, was als Nächstes geschehen würde, obwohl ich schon jetzt nicht mehr ein noch aus wusste.

      Was ging hier nur vor sich?

      Zu meiner Überraschung blieb es danach erstaunlich ruhig. Als nach einiger Zeit nichts weiter geschah, wagte ich es zögerlich meine Augen wieder zu öffnen. Verwundert sah ich mich um und musste dabei feststellen, dass wir von den anderen Passanten völlig ignoriert wurden.

      Hatten sie etwa nichts von den ungewöhnlichen Ereignissen mitbekommen, die um mich herum vorgefallen waren?

      Verwirrt schüttelte ich den Kopf.

      »Wa …?« setzt ich abermals an, wurde jedoch abermals mit einer energischen Geste dazu aufgefordert, meine Fragen auf später zu verschieben.

      Wachsam beobachtete sie weiterhin die Umgebung. Zwar konnte ich nichts entdecken, als ich es ihr gleich tat, aber das musste ja nichts heißen. Nur eins spürte ich überdeutlich. In der jungen Frau neben mir brodelte ein Vulkan – und der stand kurz vor dem Ausbruch.

      Das einzige Außergewöhnliche war das heißblütige Geschöpft neben mir.

      Schließlich entspannte sie sich sichtlich mit einem leisen Seufzer. Mit einem leisen Ploppen zerstob die seltsame Blase, die uns anscheinend vor was auch immer beschützt hatte.

      »Ausgezeichnet«, verkündete sie sichtlich zufrieden mit einem feinen Lächeln auf ihren sinnlichen Lippen, richtete sich auf und reichte mir die Hand. »Du kannst jetzt auch wieder aufstehen.«

      Ohne große Mühe zog sie mich mit einer einzigen fließenden Bewegung auf die Füße. Anscheinend steckte viel mehr Kraft in ihrem zierlichen Körper als ich angenommen hatte.

      Erst jetzt schienen uns auch wieder die anderen Passanten wahrzunehmen, denn nicht wenige verwunderte Blicke wurden uns verstohlen zugeworfen.

      »Alles in Ordnung mit dir?« erkundigte sich die Frau und musterte mich mit ihren unergründlichen hellgrünen Augen von oben bis unten.

      »Es geht schon wieder«, winkte ich ab. »Es ist ja zum Glück nichts weiter passiert.«

      »Das kannst du laut sagen«, erwiderte sie, wobei ich darüber rätselte, worauf sie sich bezog.

      »Es tut mir schrecklich leid, dass ich dir vorhin so unglücklich diesen etwas unglücklichen Boxhieb verpasst habe«, entschuldigte sie sich dann immerhin noch. »Manchmal kann ich echt ein solches Trampeltier sein. Entschuldige vielmals.«

      »Das kann ich mir nun überhaupt nicht vorstellen«, lächelte ich, was ein Lächeln auf ihr hübsches Gesicht zauberte und ihre Augen strahlen ließ.

      Deutlich konnte ich sehen, wie die Anspannung, die sie in den letzten Minuten im Griff gehalten hatte, aus ihr heraus floss.

      »Danke«, murmelte sie verlegen.

      »Nicht der Rede wert.«

      »Ich heiße übrigens Nathalie«, stellte sie sich vor.

      »Und ich Jürgen.«

      »Nett, dich kennenzulernen. Wenn auch nicht gerade unter normalen Umständen.«

      »Das kann man wohl laut sagen. Bis jetzt hat mich auch noch nie eine Frau so ausgeknockt.«

      Jetzt wurde ihr Lächeln noch breiter und erhellte ihr Gesicht. Feine Grübchen zeichneten sich in ihren Wangen ab.

      »Was hatte denn das alles eigentlich zu bedeuten?« wagte ich endlich die Frage zu stellen, die mir schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte.

      »Nicht hier und jetzt!« wehrte sie ab.

      Wild und unbändig flog ihre rote Haarpracht umher, als sie entschieden den Kopf schüttelte.

      »Dazu werden wir später noch Zeit haben«, fügte sie dann hinzu. »Zunächst einmal würde ich dich gerne auf eine Tasse Kaffee einladen, um dich für den Rempler zu entschädigen, den ich dir vorhin ungewollt verpasst hatte.«

      Noch ehe ich auf ihre Einladung eingehen konnte, kniff sie die Augen wieder zusammen und sah sich aufmerksam um.

      2 – Unsichtbare Verfolger

      »Auf den Kaffee müssen wir leider verzichten«, bemerkte sie mit einem enttäuschten Schulterzucken, bevor sie entschlossen meine Hand ergriff und mich ungestüm hinter sich her riss.

      Dabei wäre ich fast über meine eigenen Füße gestolpert und der Länge nach hingefallen. Da sie anscheinend nicht die Absicht hatte sie wieder loszulassen, blieb mir nichts anderes übrig, als ihr wohl oder übel zu folgen.

      In wilder Hatz rannten wir die Straßen der Stadt entlang, bogen mal in diese Nebengasse ab, mal in jene. Obwohl ich mich im Stadtzentrum ziemlich gut auskannte, verlor ich bald die Orientierung und wusste nicht mehr, wo wir uns befanden.

      Während wir so durch die Stadt hetzten, warf Nathalie immer wieder einen Blick zurück. Irgendwie gewann ich den Eindruck, dass sie befürchtete, uns würde jemand verfolgen. Doch als ich mich ebenfalls umsah, konnte ich niemanden entdecken.

      Dennoch wehrte ich mich nicht dagegen in ihrem festen Griff weiter hinter ihr her zu stürmen. Zum einen, weil sie mich total faszinierte, zum anderen, weil ich verdammt noch mal wissen wollte, was hier gespielt wurde und in welch kuriose Geschichte ich da hinein geraten war.

      Je länger wir durch die Straßen und Gassen rannten, desto mehr drängte sich mir das merkwürdige Gefühl auf, dass sie nicht immer zufällig irgendwo abbog. Zwar hatte ich keine Ahnung, wo sie hin wollte, aber es verstärkte den Eindruck, als ob sie ein bestimmtes Ziel verfolgen würde.

      Wovor wir freilich flohen, entzog sich weiterhin meiner Kenntnis. So oft ich mich auch umsah, ich konnte nirgends etwas ausmachen, das einem Verfolger nahe kam. Das war mehr als merkwürdig.

      Was sah sie, das mir entging?

      Langsam aber sicher ging mir das Ganze doch noch gehörig auf die Nerven. Zwar genoss ich ihre Gesellschaft, aber ansonsten machte mich die ganze Situation nicht gerade an. Erst dieser seltsame Überfall, dann diese wilde Hetzjagd durch die Stadt. Das war nicht gerade dazu angetan, mein angekratztes Nervenkostüm zu beruhigen.

      Dazu kam noch, dass mir langsam aber sicher die Luft knapp wurde, da ich schon seit längerem keinen Ausdauersport mehr betrieben hatte.

      Gerade als ich mich dazu entschloss, mich aus ihrem festen Griff loszureißen, stieß sie mich unvermittelt in einen Hauseingang. Sofort presste sie mich mit ihrem sportlichen Körper in einer Ecke hart gegen die Wand.

      Der betörende Duft von Kastanien, der von ihren feuerroten Haaren ausging, umfing mich. So hatte ich mir unsere erste Annäherung nun wirklich nicht vorgestellt.

      Bevor ich jedoch dazu kam, den unverhofften Körperkontakt zu genießen, krachte ein greller Blitz in die Hauswand neben uns und sprengte ein großes Stück aus dem Putz heraus. Obwohl ich unter dem donnernden Schlag heftig zusammenzuckte, blieb Nathalie erstaunlich ruhig. Wieder vollführte sie mit ihren Hände unglaublich schnell seltsame Gesten und murmelte dabei unablässig vor sich hin.

      Abermals baute sich diese komische bläuliche Blase um uns herum auf – keine Sekunde zu früh. Denn schon zuckte der nächste Blitz aus dem Nichts auf uns herab, schlug krachend in diese schimmernde Wand und löste sich auf.

      Völlig perplex riss ich die Augen auf und schüttelte unwillig den Kopf. Denn diesmal hatte ich ganz genau gesehen, dass dieser verdammte Blitz tatsächlich mitten in der Luft entstanden war.

      Wie konnte das sein?

      Er musste einfach einen Ursprung und eine Ursache haben. Nichts, absolut gar nichts entstand einfach so aus dem Nichts.

      Was war hier nur los?

      Doch es kam noch schlimmer.

      Ich traute meinen Augen nicht, als sich jäh