J.L. Stone

Sieben Schwestern - Geheimnisvolle Zauberwelten


Скачать книгу

neue Infos zu sammeln.«

      »Das dachte ich mir schon, als du auf einmal verschwunden warst«, erwiderte die Frau streng. »Und – hat sich dein Ausflug wenigstens irgendwie gelohnt?«

      »Nicht wirklich«, gab Nathalie leise zurück. »Sie haben mich viel zu schnell aufgespürt.«

      »Was ist passiert?«

      Immer nervöser werdend verfolgte ich stumm das Streitgespräch der beiden Frauen.

      »Das kann ich nicht sagen«, entgegnete Nathalie wütend. »Kaum hatte ich unsere Zuflucht verlassen, als sie auch schon hinter mir her waren. Zu allem Überfluss konnte ich das Tor nicht mehr benutzen, da sie es nun bewachten und mir damit den Rückweg abgeschnitten haben.«

      »Verflixt und zugenäht!« entfuhr es der älteren Frau, die einen sehr agilen Eindruck machte.

      Unwillkürlich musste ich grinsen. Eine Gemeinsamkeit schienen die beiden Frauen offensichtlich doch zu haben – immerhin.

      »Ich musste fast durch die halbe Stadt laufen, bis ich noch eine Pforte fand, die noch nicht von ihnen entdeckt und überwacht wurde.«

      »Die nun auch nicht mehr verborgen ist.«

      »Verdammt!« entfuhr es beiden Frauen gleichzeitig.

      Da konnte ich mich nicht mehr länger zurückhalten und prustete lauthals los. Das war einfach zu köstlich. Allerdings hätte ich mich danach sofort am liebsten im dunkelsten Winkel der Villa verkrochen, als mich beide mit blitzenden Augen musterten.

      »Das ist Jürgen«, bemühte sich Nathalie nach einer Weile mich vorzustellen.

      »Aha«, machte die Frau. »Und was hat er hier zu suchen?«

      »Na ja, das war so«, setzte Nathalie zu einer Erklärung an. »Auf meiner Flucht bin ich mit ihm unglücklich zusammengeprallt und musste mich und ihn plötzlich mit einem Schutzschild vor einem Angriff schützen. Jetzt denken die Angreifer wahrscheinlich, dass er für uns irgendwie wichtig ist. Daher konnte ich ihn nicht ohne weiteres schutzlos zurücklassen.«

      Daraufhin wurde ich von der Frau abermals eindringlich von oben bis unten gemustert. Verblüfft registrierte ich, wie sie mit einem Mal leicht unsicher wurde und ihren Blick wieder abrupt auf Nathalie richtete. Nach einem kurzen, wortlosen Blickwechsel drehte sie sich um und stolzierte gemächlich eine der beiden Treppen ins obere Stockwerk hinauf.

      4 – Seltsame Fotografien

      »Wer war das denn?« wagte ich die unangenehme Stille nach einer Weile zu durchbrechen, die nach diesem abrupten Abgang zwischen Nathalie und mir herrschte.

      »Meine Mutter«, erklärte Nathalie nachdenklich und sah mich mit durchdringenden Augen an.

      Da zog ich es lieber vor, nicht weiter nachzuhaken und geduldig der Dinge zu harren, die noch kommen sollten.

      »Komm«, forderte sie mich auf, nahm meine Hand und zog mich in den linken Flügel der Villa.

      Während wir einem langen Gang folgten, der schier kein Ende nehmen wollte (so kam es mir wenigstens vor), passierten wir mehrere verschlossene, schmucklose Türen, die Nathalie aber nicht weiter beachtete.

      Nach geraumer Zeit erreichten wir eine zweiflüglige, hölzerne Tür, auf der zwei merkwürdig anzusehende Runen eingebrannt waren. Liebevoll strich Nathalie mit ihren schlanken Fingern darüber, bevor sie einen der Flügel aufzog und wir hindurch traten.

      Der Raum dahinter war erstaunlich klein für die Verhältnisse der Villa. Die halbrunden Wände wurden von großen Fenstern unterbrochen, die bis auf den Boden hinab reichten, und eine atemberaubende Aussicht auf das weitläufige Gelände boten, das die Villa umgab.

      Nathalie führte mich zu einer gemütlichen Sitzecke aus zwei Sofas, vier Sesseln und einem niedrigen Tisch, die vor einem großen, gemauerten Kamin in der Mitte des Raumes aufgebaut war. Ein flauschiger, schneeweißer und relativ dicker Teppich davor lud zum Verweilen ein.

      Das Bild, das bei diesem Anblick unerwartet vor meinem geistigen Auge erschien, ließ mir prompt eine leichte Röte ins Gesicht steigen. Es hatte mit einem prasselnden Feuer und viel nackter Haut zu tun.

      »Setz' dich«, wies sie mich an und wies auf einen der wuchtigen Sessel.

      Etwas verlegen durch die absolut unpassenden, erotischen Gedanken, folgte ich sofort ihrer Aufforderung.

      »Möchtest du etwas zu trinken?« erkundigte sie sich dann.

      »Gerne«, erwiderte ich.

      Während Nathalie zu einem alten Sekretär an der Rückwand des Raumes trat, ihm ein Glas und eine Flasche Wasser entnahm, ließ ich meinen Blick durch das Zimmer schweifen, um so schnell wie möglich auf andere Gedanken zu kommen. Dabei fielen mir die Bilder auf dem Kaminsims auf, die nebeneinander darauf aufgereiht waren.

      Sie zeigten allesamt äußerst ansprechende hübsche junge Frauen, deren Alter ich nur schwer einschätzen konnte. Meines Erachtens mussten so zwischen Anfang Zwanzig und Mitte Dreißig sein. Und sie wiesen alle eine gewisse Ähnlichkeit mit Nathalies Mutter auf.

      Auf einem Foto erkannte ich definitiv Nathalie. Ihre roten Haare umrahmten ihr ausnehmend hübsches Gesicht mit einer kaum zu bändigenden, wilden Löwenmähne. Erstaunt erkannte ich, dass das Bild exakt die Situation wiedergab, die ich in diesem Moment auch in Natura vor mir hatte.

      Wie konnte das sein?

      »Danke«, murmelte ich leicht abwesend und behielt das Foto weiter im Blick, als sie mir ein gefülltes Glas reichte.

      Täuschte ich mich – oder hatte sich das Abbild von Nathalie tatsächlich just in diesem Moment leicht angepasst?

      Meine Neugier war geweckt. Konzentriert betrachtete ich die Fotografie weiter, Nathalie völlig ignorierend, die sich mir gegenüber in einen anderen Sessel gesetzt hatte. Dabei strich sie sich das Haar mit einer lässigen Bewegung etwas zurück.

      Da!

      Jetzt hatte ich es aber ganz genau gesehen. Das Bild hatte sich abermals minimal verändert. Der Hintergrund hatte sich eindeutig leicht nach links verschoben und auch die Lage ihrer Haare entsprach exakt den vor mir sitzenden Tatsachen.

      Verblüfft sah ich in rascher Folge immer wieder vom Foto zu Nathalie.

      Wie war das möglich?

      Mit großen Augen sah ich sie an.

      »Hast du das gesehen?« wagte ich schlussendlich zu fragen.

      »Was denn?«

      »Na, das da«, regte ich mich schon wieder auf und wies auf die Fotografien auf dem Kamin. »Das Foto von dir hat sich vor wenigen Augenblicken leicht verändert. Da, schon wieder!«

      Gelangweilt warf Nathalie einen Blick darauf. Dann sah sie mich wieder an.

      »Ach das!« winkte sie ab. »Das ist absolut nichts besonders.«

      »Nichts Besonderes?« erwiderte ich leicht erstaunt. »Wie kannst du das nur sagen?«

      »Nun reg dich wieder ab, Jürgen«, befand Nathalie in aller Ruhe. »Das ist wirklich nichts Besonderes. Die Bilder passen sich automatisch etwa alle fünfzehn Sekunden den neuen Gegebenheiten an.«

      »Hä?« machte ich wenig geistreich und schaute mich verwirrt im Raum um. »Gibt es hier etwa versteckte Kameras?«

      Nathalie schaute mich verdutzt an, dann prustete sie los. Ihr perlendes Lachen schallte durch den ganzen Raum.

      »Nein«, kicherte sie und wischte sich die Tränen aus den Augen. »Das sind ganz normale Fotos – nur eben magische!«

      »Was? Wie denn? Magisch?«

      Erneut glaubte ich mich im falschen Film. Trotz all der unglaublichen Dinge, die ich heute schon erlebt und gesehen hatte, wollte mir das einfach nicht in den Kopf.

      Was erzählte