Ann Bexhill

Mord an Senatoren


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bedeckten Gassen bieten Gaunern ungezählte Verstecke. 1000 Legionäre nehmen einen absolut hoffnungslosen Kampf in der Millionenstadt gegen ein Herr von Kriminellen auf. Und das verarmte Volk strömt ohne unterlass vom Land in die Stadt. Während ich hier bei meinem Bier in Gedanken versunken sitze, hat Rom 500 neue Bewohner bekommen. Angelockt werden sie alle, von der Aussicht 5 Sesterzen am Tag auf dem Bau, als Tagelöhner zu verdienen. Rom ist eine Stadt, die keine von Menschen geschaffene Mauer zu begrenzen vermag. Alte Gebäude bricht man man ab, parzelliert das Land und baut Atriumshäusern auf den guten Hügeln und die elenden Mietskasernen für die Hoffnungslosen dazwischen.

      Ich warte hier darauf, dass Iulia die Tochter Gaius Iulius Caesars und meine Besitzerin ihre Einkäufe in den Luxusgeschäften auf dem Forum Romanum beendet, und betrinke mich derweil. Die Spelunke, in der ich trinke, ist beliebt bei den Männern der Cohorten des praefectus vigilu, die in Rom Sicherheit verbreiten. Die Caupona wirkt, seit einem Besitzerwechsel moderner und schicker. Das ganze Blut auf dem Steinboden und an den Wänden, von Prügeleien und Messerstechereien ist geistreich, mit roter Farbe übertüncht.

      Die Gesetzeshüter vom Schweinemarkt an der clivus Subura trinken am liebsten dort, wo sie nicht durch Hilfeschreie daran erinnert werden, dass sie im Dienst sind. Weshalb in den nach saurer Pisse stinkenden Säulengängen Schilder angebracht sind, die es nur römischen Bürgern gestatten nach Hilfe zu schreien. Woran sich kein Opfer hält und sauer reagiert, wenn man das offizielle Bußgeld verlangt. Einer der Vorteile sich im zerbrochenen Becher zu betrinken liegt darin, dass kaltblütige Verbrecher darauf verzichten, den Ort auszurauben. Weil Legionäre eben ihre Ruhe wollen, was die Menschen die den Versuch unternehmen schnell merken. Aller Spätestens, wenn ihm sämtliche Gäste, verärgert die schartigen Schwerter entgegenstrecken, sollte auch der größte Dummkopf mitbekommen haben, nanu ein Raub sollte anders ablaufen. Es gibt keinen niveauloseren Haufen von Kriminellen, als jene die angeblich den Frieden bewahren. Männer für die eine Aufnahme in die Cohorte urbane eine Altersvorsorge ist, in Form von Bestechungen und Schweigegeld. Männer, die den Krieg in all seinen Facetten lieben und, deshalb um eine Versetzung nach Rom gebettelt haben. In der Taverne hängen die Schwerter und Messer nicht zur Zierde an den Gürteln der saufenden Wächter, die erst am Abend hier aufschlagen werden. Auf den Hockern neben mir sitzen besoffene römische Buchmacher, denen der Schlaf des Babys scheißegal ist. Sie schreien ihre Fragen zum Trainer der Gladiatorenschule Ludus. »Ey Marcus wie hat der Minosius heute gegessen?«, will einer wissen. »Marcus was ist mit dem Thraker wo ist er? Warum war er heute nicht beim Training«, will ein anderer wissen. Jeder hat seinen Favoriten für die bevorstehenden Spiele. Der Trainer, ein Typ, dessen gesamter Körper und breites Gesicht von Narben seiner Ringkarriere gezeichnet ist, beantwortet gelangweilt die Fragen. Er weiß Kommunikation ist eben ein Teil seiner Arbeit. Links von mir betrinkt sich ein im Gesicht blau tätowierter Kelte mit zottigem Vollbart, in dem er einen Teil seines letzten Essens spazieren trägt. Barbaren vor den Toren des Imperium Romanum, das Krieg um Krieg seine Grenzen erweitert und uns unbekannte Nachbarn beschert. Die es kurz später in die Stadt Rom verschlägt. Als wären unsere Eroberungskriege eine Einladung auf Gegenbesuch zu kommen. Sollen sie, wenn sie sich die Jahresmieten ab 2000 Sesterzen für ein Loch in einer Insulae leisten können. Zum Verständnis, man verdient als Tagelöhner 5 Sesterzen am Tag. Rom ist besser als sein Ruf wiederholte der Censor regelmäßig im Senat. Er verkündet es im Forum, als habe er ein persönliches Interesse daran, was der Rest der Welt von der Stadt hält. Wenn er das tut, ist er umgeben von Liktoren und Leibwächtern, ich finde seine Vorsicht spricht für sich! Ich finde zudem, jeder Ort bekommt die Regierung, die er verdient. Die Situation ist kritisch geworden, in der dicht besiedelten Stadt, mit den höchsten, teuersten und einsturzgefährdetsten Gebäuden der Welt, die man aus fauligen Baumaterialien, wässrigen opus cementium und mit Schlamperei gebaut bekommt. Aber die Stadt ist bei ihrer Gründung schon gefährlich gewesen, hat nicht Romulus den Remus ermordet, und was ist mit dem Raub der Sabinerinnen? Man kann nur sagen: Kriminell bis auf die Knochen der Urahnen, speziell da, wo man die Stadtcohorte abzieht, um die feinen Viertel zu schützen. Vor den prächtigen Villen der Patrizier der Fabiolas, Catos und Iuliuer auf dem Esquilin kann man einen Beutel Gold auf dem Gehweg liegenlassen, ohne das man ihn anders, als mit hochgezogener Augenbraue ansehen würde. Im überbevölkerten Stadtteil Subura zwischen Aventin und Forum wird einem die älteste Tunika geraubt, wenn in Rom irgendwer bezahlt. Ich hasse die Hektik der Feiertage nach mir sollte Weingott Dionysos gestohlen werden nur nicht das Rezept für den Wein! Die Gäste kommen und die Sklaven müssen die Villa putzen und streichen. Man schindet uns Sklaven als würden wir bezahlt. Und jeder Gast erwartet Geschenke. Man trinkt und isst bis man platzt und feiert hemmungslose Fressorgien und tut, als hat man die Streitereien des vergangenen Jahres vergessen. Die Bacchanalien sind der Feiertag, dem jeder außer mir entgegenfiebert, die Warenhäuser und Marktstände machen in dieser Woche einen ansehnlichen Umsatz. An das denke ich gerade und stiere in mein Bier, bis eine junge Frau die mit drei anderen an einem Tisch sitzt, aufsteht und zu mir kommt. Sie will vermutlich ihren Schabernack mit mir treiben, es fällt einem Rechtlosen schwer sich zu wehren, sobald im Gegenzug das Kreuz auf dich wartet. Das Zwölftafelgesetz ... dass römische Anwälte auslegen, wie es ihnen gerade passt, ist den Sklaven ein milder Richter. Die schwangeren Frauen und Mädchen, die sich gegen die Belästigungen ihrer Eigentümer gewehrt haben, dürfen zuvor vom Eigentum des Besitzers entbinden, bevor es zum Kreuzigen geht. Jeder zweite Einwohner Roms ist ein Sklave und um uns Sklaven, als arbeitendes Nichts kenntlich zu machen, ist es uns bei Todesstrafe verboten, die Toga zu tragen. Bei diesem herrlichen Wetter finde ich es nicht ärgerlich meine Gänge in luftiger Tunika zu erledigen.

      Die würdige Toga ist eine 6 Meter lange und dicke Bauwollbahn, wie bequem kann die schon sein? Von aller Kleidung, die man im Laufe der Zivilisierung erfinden kann, ist die Toga die unbrauchbarste. Oben herum schwitzt du, wie im Hydrocaustum und der Rest von dir schlackert vor Kälte. Dieses würdige Gewand ist eine Belastung für den Träger. In sommerlicher Hitze oder bei Kälte eine 6 Meter lange Stoffbahn aus Wolle tragen zu müssen ist nicht bequem. Eine Toga verleiht Würde ist im Gegenzug dafür unpraktisch und hindert die Beweglichkeit. Man hat genau darauf zu achten dass die Toga einen eleganten Faltenwurf hat und rempelte jemand einen auf den überfüllten Straßen an, ist alles für die Katz. Leider ist Rom kein Säulengang und man hält sich, nicht oft im Capitol auf, um sich zu zeigen. Man muss auch wieder durch dunkle dreckige Gassen nach Hause gehen. In ein Restaurant oder eine Taverne. Die Lebenszeit einer fehlerlosen, sauberen und exquisit gefalteten Toga dauerte genauso lange wie man brauchte von seinem Haus auf eine belebte Straße zu treten. Ist die Toga verschmutzt, muss sie in eine Wäscherei zum Walken oder Färben. Und schon klimpert es bei Lucullus und Crassus im Geldbeutel, denn gefärbt wird mit Harn.

      Ich bin erst seit kurzem Sklave und gewöhne mich langsam an meine neue Stellung, als Gegenstand und Besitztum. Ich betrachte die Venus, die gerade auf mich zu kommt und einen Gang hat, als würde sie schweben. Nein, einen Laufstil, als würde sie vor mir ins Schlafzimmer schweben und mich an der Hand hinter sich herziehen. Sie will mir aller Voraussicht nach, ihren Retsina auf die Bekleidung kippen und ihren lustigen Spruch aufsagen. Ihre blöden Freunde, die zu uns hinstarren, müssen darüber lachen. Bis ich das Gleiche tue, nur mir wird es echt Spaß machen. Sie trägt kein Brustband unter ihrer Seidentunika, so dass ich was für meine Augen geboten bekomme. Meine Tunika verrät meinen rechtlichen Status. Wer etwas im Unterricht bei seinem griechischen Sklaven aufgepasst hat, weiß, dass die selten im Straßenbild erscheinende Farbe Gelb einzig von sakrosankten Sühne Sklaven getragen wird. Weil nur eine Handvoll Priester das Geheimnis kennen, wie man Tunikas in die Signalfarbe Gelb gefärbt bekommt. Ich bin vom Meuchelmord und Giftmischerei Gerichtshof zu 27 Monaten Sühne verurteilt worden. Egal was ich im Augenblick tue die Gesetze können mir den Buckel runter rutschen. Bis mir in zwei Jahren, als Bürger die Rechnungen präsentiert werden. Weshalb ich mein Temperament auf Sparflamme koche, obwohl das Wetter grausig heiß und schwül ist.

      Das Mädchen, mit der makellosen Figur scheint in eine aristokratische Aura gehüllt zu sein, die allen römischen Patriziern eigen ist. Sie trägt seltene Seerer Seide und drei massive Goldreife klimpern an ihrem dünnen Unterarmen. Das Gold ist wiegt mehr, als sie selbst auf die Waage bringt. Ihre Turmfrisur ist mit Perlen und Seidenbändern geschmückt und steckt in einem goldenen Haarnetz. Da sie ihr Haar aufwendig und luxuriös schmückt und auf die Luxusgesetze pfeift, entstammt sie einer der Familien, die nicht