J.P. Conrad

Aufgefressen


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      J.P. Conrad

      Aufgefressen

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Prolog

       I.

       II.

       III.

       IV.

       V.

       VI.

       VII.

       VIII.

       IX.

       X.

       XI.

       XII.

       XIII.

       XIV.

       XV.

       XVI.

       XVII.

       XVIII.

       XIX.

       XX.

       XXI.

       XXII.

       XXIII.

       XXIV.

       XXV.

       XXVI.

       XXVII.

       XXVIII.

       XXIX.

       XXX.

       XXXI.

       XXXII.

       XXXIII.

       XXXIV.

       Epilog

       Impressum neobooks

      Prolog

      Loise erhielt einen kräftigen Hieb gegen die Brust; den ersten an diesem Tag. Er nahm ihr die Luft.

      »Du bist so was von ungeschickt!«, polterte ihr Mann aufgebracht und stapfte in seinen ausgetretenen Hausschlappen zur Kammer. Er kam mit Schaufel und Besen zurück.

      »Feg es auf!«, befahl er und drückte ihr mit einem kurzen, harte Blick die Reinigungsutensilien in die Hand. Dann setzte er sich wieder an den Küchentisch, um weiter in seiner Morgenzeitung zu lesen.

      Loise blieb einen Moment benommen stehen. Er hatte es wieder getan; sie geschlagen und gedemütigt. Dabei war er es gewesen, der die Kaffeebüchse vom Tisch geschubst hatte, nicht sie; und das mit voller Absicht. Aber das war im Grunde egal. In diesem Hause hatte nur einer Recht, und das war Herman. Sie wusste, dass er diesen Kick brauchte; so wie andere Sport trieben, Alkohol tranken oder Drogen nahmen, um sich gut zu fühlen.

      Resignierend begab sich Loise in die Hocke und fegte lethargisch das braune Pulver zu einem Haufen zusammen. Früher hatte sie in solchen Momenten angefangen zu weinen. Aber das tat sie schon lange nicht mehr. Wie in einer ›normalen‹ Ehe, in der sich irgendwann die Routine einstellte, so hatte sich auch ihre, in jeder Hinsicht schmerzvolle Beziehung, im Laufe der letzten fünf Jahre entwickelt. Aber ihre Routine bestand darin, dass ihr jähzorniger Ehemann Herman sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit schikanierte und in vielen Fällen auch vor physischer Gewalt nicht zurückschreckte. Wenn dies passierte, verhielt sich Loise immer gleich: Sie nahm es hin, schluckte ihren Frust und ihre Verzweiflung trocken herunter und machte dann einfach weiter.

      Es war nicht immer so gewesen; ganz im Gegenteil. Als Loise Herman kennen gelernt hatte, war er sehr charmant, witzig und liebevoll gewesen. Auch noch in den zwei Jahren, die sie verlobt waren und ebenfalls in den ersten Ehejahren. Doch dann war mit Hermans Karriere als Versicherungsmakler auch sein Charakter den Bach runter gegangen. Immer öfter war er mit schlechten Tagesabschlüssen und dementsprechend mieser Laune nach Hause gekommen. Loise, wie der Fels in der Brandung fest an ihrem Mann glaubend, hatte immer zu ihm gehalten, ihn aufgemuntert und alles getan, was eine gute Ehefrau nur hatte tun können. Aber es war am Ende vergebens gewesen. Irgendwann hatte er in einem Streit das erste Mal die Hand gegen sie erhoben. Und er hatte Gefallen daran gefunden.

      Herman schlug Loise nie so, dass sie äußerliche Blessuren davon trug. Nein, denn er war nicht nur jähzornig, sondern auch clever. Und er wusste, dass sie ihn niemals verlassen oder ihn bei der Polizei anzeigen würde. Dafür hatte er sie viel zu sehr eingeschüchtert und ihr mit schmerzvollen Konsequenzen gedroht. Und außerdem, das erschreckte sie neben den Beschimpfungen und Schlägen am meisten, liebte sie ihn nach wie vor. Und das wusste auch Herman.

      Sie war sich darüber im Klaren, dass es ganz und gar falsch war, für dieses Monster noch Gefühle zu haben. Aber es war so. Sie hatte sogar einmal in der Stadtbibliothek etwas darüber gelesen. Es war keineswegs ungewöhnlich, was ihr widerfuhr; sie war nicht verrückt oder abnorm. Nur helfen konnte ihr diese Erkenntnis nicht. Sie saß in einer mehr als heimtückischen