Y. K. Shali

Adam ohne Eva


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Wir gehen zusammen raus! Mir gefällt es hier auch nicht so besonders.«

      »Du Spielverderberin!«, meckerte eine andere scherzhaft.

      »Lass´ bitte wieder Musik spielen! Ohne Musik ist es einfach öde und langweilig!«, bat mich eine weitere.

      »Komm´ Mann, genieß es doch einfach! Hast du schon jemals solche hübschen Mitbewohnerinnen gehabt?!«, sprach mich der einzige Mann unter diesen fremden Eindringlingen wieder an.

      »Lasst mich einfach in Ruhe!… Raus aus meiner Wohnung! Raus jetzt! Ich werde gleich die Polizei holen …«, brüllte ich entnervt.

      Alle lachten laut. Ich ging zum Telefon. Als ich den Hörer abhob, deutete eine der Frauen mit einem süffisanten Lächeln auf das lose Telefonkabel. Ich drohte vor Wut zu platzen.

      »Schweinerei! Wo auf der Welt gibt es denn so etwas, dass Unbekannte sich in die Privatsphäre eines Menschen einschleichen und derartige Dinge anstellen?! Nee! Nee, nee! Das alles hier kann doch wohl nicht wahr sein! Ich bin bestimmt im falschen Film! Oder ich träume vielleicht?«, dachte ich verzweifelt und rieb mir mit den Händen die Augen. Nein, es war kein Traum.

      »Oh, er ist müde!«, stellte eine der Ruhestörerinnen fest.

      »Ja, tatsächlich! Er sieht total müde aus«, bestätigte spöttisch eine andere.

      »Jetzt schon?«, äußerten sich einige der Quälgeister amüsiert.

      »Wir müssen ihn dann irgendwie wach kriegen. Sonst ist unser Abend verdorben«, schlug eine der jungen Frauen vor.

      »Ja! Keine schlechte Idee!«, juchzte eine andere.

      Auf einmal kamen einige der jungen Dinger auf mich zu und fingen an, mich wie wild zu kitzeln.

      »Nein! Nein!«, schrie ich laut und versuchte, mich mit Händen und Füssen, zu wehren. »Lasst mich los! Verdammt noch mal! Hört bitte auf! Naaa… Ohh… haha hehe…«

      Jeder Widerstand war zwecklos. Ich war ihnen hilflos ausgeliefert und konnte mich weder richtig wehren noch überhaupt nachdenken. Mein Gott, was war denn nur mit mir los?! Trotz meiner ungeheuren Wut, musste ich plötzlich laut loslachen:

      »Hört auf! Hehe haha hehe… Bitte nicht! Bibibit… Hehe haha… Bi… Bitte, bitte nicht! Heh… Hört auf!…«

      Mit großer Mühe gelang es mir endlich, mich von ihnen zu befreien. Darauf lief ich erst in die Diele, dann direkt in Richtung der gegenüberliegenden Wohnungstür.

      Kapitel 3

      Dort im Hausflur wartete eine neue Überraschung auf mich. Unglaublich! Als ob ich in einem unbekannten Gebäude und zwar vor einer ganz fremden und noch nie zuvor bemerkten Tür stünde! Ich schaute schnell zu meiner eigenen Wohnungstür.

      »Nein. Ich bin hier doch richtig. Außer diesem scheiß Papierschmuck an meiner Tür ist mir alles bekannt. Ich wohne hier. Ja, das da ist mein Namensschild. Aber … aber diese Farbe … Warum ist mir diese neue Farbe an der Tür der Nachbarn vorher nicht aufgefallen?! Wie dumm, dämlich und unaufmerksam ich bin?! Die Farbe der Tür ist nicht dieselbe, die ich beim Einzug gesehen habe. Ja, sie haben die Tür neu gestrichen. So einfach ist das. Schell doch!«, dachte ich und drückte den Klingelknopf.

      In diesem Appartement lebte ein Ehepaar mittleren Alters. Ich hatte die Beiden schon einige Male im Aufzug gesehen. Sie schienen ruhig und anständig zu sein. Immer, wenn sie mich sahen, lächelten sie mich freundlich an.

      Gegen meine Erwartung öffnete ein muskulöser junger Mann die Tür und brummte mit geschwollener Brust:

      »Hei! Komm´ rein! Die Bedingung kennst du. Erst zahlen, dann …«

      Fassungslos unterbrach ich ihn:

      »Verzeihen Sie die Störung! Dürfte ich bitte Ihr Telefon benutzen?«

      »Hä?!«, fragte er enttäuscht, während er mich sauer anschaute.

      »Entschuldigung! Ich muss dringend telefonieren!«

      »Was?!Telefonieren?!«

      »Ja. Ich muss dringend bei der Polizei anrufen. In meiner Wohnung …«

      Er wurde ungeduldig, ließ mich nicht aussprechen und raunzte wütend:

      »Polizei!? Hau´ ab, Mann! Das fehlt uns gerade noch!«

      Er wies mich drohend zurück und wollte die Tür schließen. Ich sagte verzweifelt:

      »Warum sind Sie so wütend?! Ich bin Ihr Nachbar …«

      »Wer ist da?«, fragte eine Frauenstimme aus der Wohnung. Der muskulöse junge Mann antwortete in einem gemäßigten Ton:

      »Er meint, er sei unser Nachbar. Will telefonieren.«

      Eine halb nackte, faszinierend aussehende und meine Fantasie beflügelnde junge Frau kam auf die Tür zu. Sie streckte mir ihre Hand entgegen und sagte freundlich:

      »Hei! Ich bin ... Gut, dass du gekommen bist! Ich habe es bis jetzt nicht geschafft, zu dir rüber zu kommen und mich vorzustellen. Wir sind die neuen Nachbarn. Wir wohnen und arbeiten hier. Weißt du, … ein kleiner Privatklub. Ich würde mich persönlich sehr freuen, wenn du uns mal besuchen würdest! Selbstverständlich machen wir dir wegen der Nachbarschaft einen guten Preis und bieten einen speziellen Service …«

      Zur gleichen Zeit öffnete eine der Frauen aus meiner Wohnung die Tür, schenkte der Nachbarin einen bösen und eifersüchtigen Blick, griff meinen Arm und zog mich, der die halb nackte Frau vor lauter Überraschung anstarrte, sanft zu sich hinein.

      Ich war verwirrt. Einen Augenblick konnte ich weder denken noch wahrnehmen, was um mich herum geschah. Unwillkürlich begab ich mich in die Hände dieser Frau. Sie hielt mir ganz liebenswürdig ein Getränk an den Mund und steckte mir danach eine Zigarette zwischen die Lippen. Ich zog ein paar Mal kräftig daran. Das Getränk schmeckte mir ausgezeichnet. Ich bekam bald ein zweites Glas davon.

      Allmählich bemerkte ich, dass etwas mit mir nicht stimmte, denn ich sah plötzlich alle Leute doppelt. Der Eindringling redete jetzt ununterbrochen über Dinge, von denen ich nichts verstand. Sein Kopf schien mehrfach auf seinen Körper geklont, als ob er hunderte von Köpfen, Augen, Lippen, Mündern und Zähnen hätte. Mit all diesen Augen starrte er mich durchdringend an und erzählte ununterbrochen weiter.

      Mein Kopf fiel auf den Schoß der Frau, die mich eben aus dem Flur geholt und so nett und liebevoll behandelt hatte. Sie war diejenige, die zuvor gelangweilt und reserviert aussah und mir vorschlug, mit ihr hinauszugehen. Sie strich mir nun über die Haare und lächelte mir anmutig zu, was ich sehr genoss. Sie hatte wunderschöne Augen. Ihre roten Lippen erinnerten mich an die zauberhafte Frische und Lebendigkeit der Granatapfelblüten. Vor Scham und Sehnsucht schaffte ich es nicht, ihr länger in die Augen und in ihr Gesicht zu schauen. Mein Blick wanderte über den Ausschnitt ihrer Bluse auf ihre Brust. Da luden mich zwei absolut entzückende und reife Granatäpfel ein, sie zu pflücken. Ich streckte meine Hände unwillkürlich nach diesen süßen und fantastischen Früchten aus, erreichte sie jedoch nicht, weil meine Hände sich sehr langsam bewegten, so extrem langsam, als ob man für eine winzige Entfernung eine Stunde Zeit bräuchte. Trotz dieser Unerreichbarkeit war ich grade dabei, Gott dafür zu danken, dass er mir eine so hübsche, nette und sympathische junge Frau geschickt hatte, als plötzlich das gemeinsame Lachen aller Anwesenden in meinen Ohren ertönte. Kein Wunder! Ich stand im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. Und sie lachten mich anscheinend aus.

      Kapitel 4

      Zwei der Frauen brachten mich zur Toilette und bespritzten mein Gesicht mit Wasser, wobei sie sich über mich lustig machten.

      »Oh, oh! Schon verliebt in die Kleine, was?!«, fragte die eine. Ihre Begleiterin scherzte:

      »Nein. So sentimental ist der Herr leider nicht. Ein harter Typ ist er und versteht, wie alle Snobs, nicht viel von der Liebe, sonst