Y. K. Shali

Adam ohne Eva


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einer Frau umgeht. Alles Okay, mein süßes Kerlchen? Geht es dir nun etwas besser?«

      Ich nickte. Sie fuhr fort:

      »Gut. Aber versuche nie wieder einer Frau, die einmal ein bisschen nett zu dir gewesen ist, an die Brüste zu fassen und dann auch noch in Anwesenheit der Anderen! Was hast du dir nur dabei gedacht? Keine Angst gehabt, dafür geohrfeigt zu werden?!«

      Die andere junge Frau öffnete betont langsam einige Knöpfe ihrer Bluse und schäkerte:

      »Komm´! Meine Brüste darfst du anfassen! Aber hier, unter uns, nicht vor den Anderen!…«

      Ich verstand nicht ganz richtig. Ich fühlte nur einen leichten Druck auf der Blase. Daher bat ich sie beide, mich einen Augenblick im Badezimmer allein zu lassen.

      »Wo liegt das Problem? Mach doch, auch wenn wir dabei sind!«, sagte eine.

      »Das geht nicht. Um Gottes willen lasst mich bitte zumindest hier allein!«

      »Schäm´ dich nicht! Guck´ mal, sie zeigt dir gleich, wie einfach das geht!«, sagte sie und zwinkerte ihrer Freundin zu. »Du wolltest vorher, als du in die Wohnung kamst, mit uns wie mit kultivierten Menschen reden; siehst du, dass du selber überhaupt nicht kultiviert bist? Wie kann man kultiviert sein, wenn man sich für die Verrichtung seiner Grundbedürfnisse schämt?«

      Die eine der beiden Frauen setzte sich auf das Toilettenbecken und verrichtete lachend und sehr geräuschvoll vor mir und ihrer Freundin ihr Geschäft. Der Gestank ihres Stuhlgangs provozierte meinen Magen maßlos. Ich erbrach über dem Waschbecken.

      »Oh, der arme Kerl ist am Kotzen!«, bemitleidete mich die Andere. Die junge Frau, die noch immer auf dem Toilettenbecken saß, fragte mich lachend, während sie sich weiterhin laut und geräuschvoll entleerte:

      »Was hast du denn?«

      »Anscheinend ist er an das Zusammenleben nicht gewöhnt. Dem einsamen Kerl ist viel Menschliches unbekannt«, bemerkte die stehende Frau. Die Andere stimmte ihr lachend zu:

      »Oh, ja! Sehr wahrscheinlich. Er denkt bestimmt, dass alle schönen Frauen Engel sind und Engel nie kacken. Hahaha… armer, einsamer und dummer Kerl …«

      Das war alles zu viel für mich. Ich hielt es einfach nicht mehr aus. Nachdem ich durch das Erbrechen wieder einen einigermaßen klaren Kopf erlangt hatte, stürzte ich in Rage aus dem Badezimmer, begab mich in die Küche, nahm ein Messer, betrat das Wohnzimmer und während ich mit der Waffe drohend durch die Luft fuchtelte, sagte ich zu der Frau, die vorhin so nett zu mir gewesen war:

      »Verzeih´, dass ich mich so benehme! Du kannst hier bleiben, solange du willst, aber all´ die Anderen müssen verschwinden! Dies ist meine Wohnung!«, wandte ich mich nun an die Anderen. »Erst schmeiße ich die Sachen, die ihr mitgebracht habt, auf die Straße, dann euch alle hinterher, wenn …«

      Einige Frauen fingen an, miteinander zu flüstern. Ein paar von ihnen schauten mich ängstlich an und sagten gleichzeitig:

      »O nein! Lass bitte das Messer!...«

      Die Jüngste von ihnen, die mir zugeneigt schien und mich aus dem Flur geholt hatte, streckte mir ihre Hände entgegen und sagte besorgt:

      »Mach´ bitte keinen Scheiß! Komm´! Lass uns von hier abhauen!«

      »Hey, Mitbewohner, es ist abgemacht, dass wir hier …«, erklärte der einzige Mann unter diesen unerwünschten Eindringlingen. Ich unterbrach ihn wütend und schimpfte:

      »Halt´s Maul, du Arschloch! Dich mache ich zuerst fertig! Vor allen anderen!«

      Kapitel 5

      Ich war noch dabei, ihre Sachen auf die Straße zu werfen, als plötzlich ein Streifenwagen vor dem Haus anhielt. Zwei Polizisten stiegen aus. Einer von ihnen befahl mir:

      »Halt! Was treiben Sie hier so spät in der Nacht? Hände hoch! Keine Bewegung!«

      Mir fiel ein, dass ich ein Messer in der Hand hatte. Ein Unglück nach dem anderen! Okay, ich hatte nichts Verbotenes getan. Diese Aktion hier konnte ich irgendwie erklären, aber das mit dem Messer?!

      »Scheiße!«, fluchte ich vor mich hin.

      »Alles in Ordnung! Es war nur ein Missverständnis!«, erklärte der Mann, der vorhin in meiner Wohnung war. »Die Mädels haben sich ihm gegenüber etwas daneben benommen, daher ist er ausgerastet. Es ist aber nichts passiert. Alles in bester Ordnung!«

      Durch die Einmischung dieses Eindringlings beruhigten sich die Polizisten. Einer von ihnen bemerkte nun äußerst verständnisvoll: »Ach so!« Der Andere befahl mir:

      »Bringen Sie die Sachen in Ihre Wohnung zurück!«

      »Die gehören mir nicht!», beharrte ich. »Das sind Sachen von diesem Kerl und ein paar anderen Leuten, die ohne meine Einwilligung …«

      »Schon in Ordnung! Ich helfe ihm, seine Sachen hochzubringen, Herr Hauptmann!«, unterbrach mich der Eindringling mit bedeutungsvollem Blick in Richtung der beiden Polizisten.

      Diese entfernten sich mit einem Spott auf den Lippen, ohne jedoch meiner Beschwerde nachzugehen.

      »Hey, sei nicht so stur! Du bringst dich nur selbst in Schwierigkeiten. Sei froh, dass außer mir nur Frauen bei dir wohnen!«, sagte der Eindringling zu mir. Ich beschimpfte ihn erneut, während ich anfing, nicht nach Hause, sondern der Straße entlang zu gehen:

      »Verschwinde Arschloch! Heute Nacht werde ich die Sache mit euch klären!«

      »Hey, warte mal! Wo gehst du hin? Wenn du spät nach Hause kommst und mich aufweckst, dann kannst du was erleben! Ich muss morgen früh auch zur Arbeit. Idiot, auch wir arbeiten hart und brauchen unsere Ruhe und unseren Schlaf! Sei nicht so egoistisch! Ich habe einfach keinen Bock mehr auf deine Ausrastereien und Beschimpfungen! Ich …«

      Ich habe nicht weiter mitbekommen, was er sagte. In der Dunkelheit ging ich fort. Ich hatte vor, zum Polizeipräsidium zu gehen und dort die Sache von A bis Z zu klären. Danach wollte ich, am nächsten Morgen, zu meinem Vermieter …

      Mit diesen Gedanken war ich beschäftigt, als von einem Wohnblock aus das Mitleid erweckende Geschrei einer Frau in der Dunkelheit zu mir herüberschallte. Ich blieb besorgt stehen und hörte genauer hin.

      »Au… Nein! Bitte nicht! Hilfe! Hilfe …«, jammerte eine Frau schluchzend. Unwillkürlich ging ich in die Richtung, aus der dieses Geschrei kam. Es wurde intensiver und leidvoller, je mehr ich mich dem Gebäude näherte. Es hörte sich so an, als ob sie vergewaltigt würde. Bald erreichte ich den Wohnblock und blieb besorgt vor dessen Eingangstür stehen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Mein Blick schweifte langsam über eine Anzahl zahlreicher Namensschilder und Klingelknöpfe. Einen Moment lang dachte ich hilflos, dass es vielleicht sinnvoll wäre, bei allen Hausbewohnern zu schellen, um sie auf die verzweifelt schreiende Nachbarin aufmerksam zu machen. Bevor ich jedoch diesen Gedanken in die Tat umsetzen konnte, merkte ich, dass auch aus den Nachbarhäusern das herzzerreißende Zetern von Frauen ertönte.

      Voller Furcht blieb ich wie erstarrt stehen. Teilweise verstummten manchmal die Schreie oder wurden leiser, aber aus einer anderen Richtung war plötzlich wieder ein: „Hilfe! Hilfe! … Nein! Nein! Aua… Mein Gott, nein! … Lasst mich los! Au…“ zu hören!

      Angst überwältigte mich, und ein kalter Schweiß lief mir über den Rücken. Auf einmal erschien mir alles, was in den letzten Tagen geschehen war, besonders das, was die Eindringlinge zu mir gesagt hatten, erneut vor meinem geistigen Auge:

      »Wo liegt das Problem? Mach es doch, auch wenn wir dabei sind! Siehst du, dass du selber überhaupt nicht kultiviert bist?... Es ist abgemacht, dass wir hier … Du bringst dich nur selbst in Schwierigkeiten … Sei froh, dass außer mir nur Frauen bei dir wohnen!…«

      Mir kam der Gedanke, dass mein Kollege auch in derartig seltsame und gefährliche Umstände verwickelt sein könnte, worüber er wahrscheinlich deshalb nicht sprechen wollte, weil ihm schon vor mir klar geworden war, dass