Michael Schenk

Sky-Troopers 2 - Die Beutewelt


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dass die Kanonierin beim Stichwort „Waffen“ lange Ohren bekam. „Ich bediene eine der beiden Gatling-Revolverkanonen der Kompanie. Mich würde die Bestückung des Kreuzers interessieren.“

      „Verständlich.“ Die Schiffskommandantin machte eine Bewegung und die Panzerhülle des primären Waffensystems schien sich aufzulösen. „Im Grunde hat man die Waffen übernommen, die sich bereits in den Landungsbooten bewährt haben. Das ist nur logisch, da das Schiff ja auch Landungsunternehmen durchführen muss. Hier ist alles nur ein klein wenig größer. Eine 10-Millimeter-Gat-Revolverkanone mit gehärteten Geschossen oder Sprengprojektilen. Dazu zwei Hochenergie-Laser und ein Raketengeschütz. Der Waffensystembehälter ist übrigens um zweihundertvierzig Grad schwenkbar. Dort, wo sich der tote Winkel befindet, wurden zwei ausfahrbare Massekanonen und Raketentorpedowerfer eingebaut.“ Jellenkova bemerkte, dass Galley nicht beeindruckt war, und lächelte. „Die Lightning ist kein Schlachtschiff, aber Sie alle sollten dabei bedenken, dass sich das Bild der Flotte in Zukunft dramatisch wandeln wird. Bisher war es kaum möglich, schnell auf eine Notsituation zu reagieren. Einsatzschiffe waren Monate, ja, sogar Jahre unterwegs, um ihr Ziel zu erreichen und konnten dort nicht auf schnelle Unterstützung hoffen. Daraus entstand einst das Konzept der Trägerschlachtschiffe und schweren Kreuzer. Jetzt dauert es höchstens acht Stunden, bis Verstärkungen ankommen. Statt einiger weniger, sehr starker Schiffe, braucht man nun eine größere Zahl kleinerer und weniger schwer bewaffneter Kreuzer, die schnell reagieren und sich gegenseitig unterstützen können. Der Nullzeit-Sturzantrieb wird, nicht zuletzt dank Doktor Benstroem, die gesamte Raumfahrt und damit auch die Flotte verändern.“

      Benstroem grinste erfreut und nickte mehrfach zu den Worten des Captains.

      Erneut schwenkte das Hologramm. „Die ungewöhnliche Breite des Rumpfes dient als Tragfläche und unterstützt die Fähigkeit des Kreuzers, innerhalb einer Atmosphäre zu manövrieren. Im Gegensatz zu den klassischen Landungsschiffen, bei denen sich die Staustrahltriebwerke an den Flanken befinden, hat man sie hier oben und unten angebracht.“

      Joana Redfeather betrachtete die beiden Leitwerke, die sich hinter den oberen Atmosphäre-Triebwerken befanden. Sie waren schräg nach außen und vorne abgewinkelt, was sicherlich die Manövrierfähigkeit in einer Lufthülle erhöhte.

      Wie alle Schiffe der Flotte, gleichgültig aus welchem Material ihr Rumpf bestand, schimmerte die Lightning in hellem Grau. Der breite hellblaue Farbbalken im hinteren Drittel zeigte die Zugehörigkeit zur Sky-Navy, der schmale gelbe, dass sie zugleich als Trägerschiff einer Einheit der Sky-Cavalry diente. In kräftigem Blau war die Kennnummer des Schiffes auf die Flanken der Oberschale aufgemalt. In Höhe der Schleuse und deutlich kleiner stand in Schablonenschrift der Name.

      „Die Mannschaftsstärke beträgt drei Kommandooffiziere und achtzehn Besatzungsmitglieder, die in drei Schichten ihren Dienst versehen. Für ein Schiff dieser Größe ist das sehr wenig, zumal der Kreuzer eine Vielzahl von Beobachtungs- und Überwachungsaufgaben wahrnehmen wird, aber die meisten Funktionen werden von der ausgefeilten Tetronik übernommen.“

      Captain Jellenkova runzelte die Stirn, als sich June Galley erneut zu Wort meldete. „Ja?“

      „Wirklich hübsch“, meinte die Kanonierin.

      „Das klingt eher so, als würden Sie das Gegenteil meinen“, brummte Jellenkova.

      „Nein, das Schiff ist wirklich hübsch“, bekräftigte nun Master-Sergeant Mario Basari. Er sah Joana Redfeather an. „Captain, Erlaubnis offen zu sprechen?“

      „Dafür ist dieses Briefing ja da, Sarge. Ich habe selbst ein paar Fragen, aber legen Sie ruhig los.“

      „Danke, Ma´am“, brummte Basari. „Na schön, ich will zur Sache kommen. Wahrscheinlich werden wir eine Menge Loblieder auf den neuen Patrouillenkreuzer zu hören bekommen. Aber ich will ehrlich sein, Captain Jellenkova … Sky-Command ist dafür bekannt, des Öfteren Scheiße zu bauen und uns als Gold zu verkaufen, wenn Sie verstehen. Nichts für ungut, Captain.“

      Die Schiffskommandantin zuckte mit den Schultern. „Keine Sorge, Master-Sergeant. Ich kenne den Umgangston unter den Schlammfüßen und nehme das nicht persönlich. Ich habe vorher ein FLV, ein schnelles Landungsboot, auf der Agincourt gesteuert.“ In den Gesichtern der Soldaten zeigte sich ein Anflug von Respekt. Die Frau hatte auf einem Trägerschlachtschiff gedient und offensichtlich an der Hanari-Mission teilgenommen. „Ich weiß aus Erfahrung“, fuhr sie fort, „dass Neuerungen oft ihre Macken haben. Das gilt vor allem für Schiffe, die nicht nur einem Zweck, sondern gleich mehreren dienen. Dabei muss man Kompromisse eingehen. Statt eine Aufgabe richtig zu erfüllen, erreichen solche Multifunktionsschiffe in der Regel nur Mittelmaß.“ Captain Jellenkova grinste breit, als sie die offensichtliche Empörung in den Gesichtern von Wagner und Benstroem sah. „Aber bei der Lightning hat man einen wirklich guten Job gemacht, Troopers. Sie ist verdammt schnell, hat eine akzeptable Bewaffnung, und ich kann mit ihr jeden verdammten Schlammfuß der Sky-Cav auf jedem verdammten Planeten absetzen.“

      Die Trooper lachten leise. Es war eine Sprache, die sie schätzten.

      „Die Lightning bringt eine Menge Leistung und soll ja als Langstrecken-Patrouillenkreuzer und schnelles Einsatzschiff dienen. Obwohl die Reise zwischen den Sternen durch den neuen Antrieb inzwischen ja ein kurzes Vergnügen ist, soll der neue Kreuzertyp jedoch lange ‚draußen‘ bleiben und Patrouille mit Überlicht oder Unterlicht fliegen, und dabei die tetronischen Augen und Ohren offen halten. Und wenn es irgendwo brennt, und ihr Jungs und Mädels von der Cav benötigt werdet, dann bringt euch der Kreuzer blitzschnell ans Ziel und setzt euch punktgenau ab.“ Jellenkova schwenkte die Holoprojektion des Schiffes ein wenig und zoomte. Die Panzerhülle schien sich aufzulösen und die inneren Decks, Räume und Einrichtungen wurden sichtbar. „Da man eine Weile im Tiefenraum ist und dabei keinen unbezahlten Urlaub in der Kryo-Kammer macht, sondern wach ist und …“

      „Wach? Hey, wird das bezahlt?“, rief Trooper Billings grinsend.

      „Wachzyklen werden immer bezahlt“, knurrte Basari und sah den errötenden Trooper scharf an. „Noch so ein blöder Zwischenruf, und ich frage Captain Jellenkova, ob es in der Lightning nicht noch etwas gründlich zu schrubben gibt.“ Er sah die Kommandantin an. „Verzeihung, Ma´am, es wird nicht wieder vorkommen.“

      „In Ordnung. Schön, ich sprach davon, dass der Flug nicht im Kälteschlaf verbracht wird. Daher gibt es gewisse Annehmlichkeiten für die Besatzung und die Passagiere.“

      „Klar, Jelly und ihre Leute sind die Besatzung“, raunte Riordan und gab der Schiffsführerin damit gleich einen Rufnamen, „und wir sind ihre Passagiere.“

      „Sei froh“, wisperte June Galley zurück. „Du würdest im Augenblick nämlich glatt als Fracht durchgehen.“

      Aufenthaltsräume und die Quartiere der Besatzung und der „Passagiere“ wurden sichtbar. Sie waren beengt und boten nur ein Minimum an Komfort, was auch für die Offiziersräume galt. Auffallend war die Trennung von Besatzung und Kampftruppe durch ein Zwischenschott. Allerdings entsprach dies nicht nur der Tradition in der Flotte, sondern auch einem praktischen Hintergrund. Schließlich würde es zwei Offiziere im Rang eines Captains geben, doch in einem Schiff wurde notwendigerweise zwischen dem „echten“ Captain und Schiffsführer, und dem Führer der Truppe unterschieden. Die Trennung der Bereiche konnte Missverständnissen vorbeugen und wahrscheinlich würde man Joana Redfeather, ebenfalls der Tradition folgend, während des Aufenthaltes auf der Lightning seitens der Navy-Angehörigen als „Major“ titulieren.

      „Sie haben nun Gelegenheit, ein paar gezielte Fragen zum Schiff zu stellen.“ Tamara Jellenkova sah sich um.

      „Ja, Captain, ich hätte da eine Frage“, meldete sich Master-Sergeant Basari. „Sie erwähnten vorhin fotometrische Systeme für die Navigation. Entsprechen sie den Parallaxen-Kameras, die wir bei Überlichtfahrt benutzen?“

      „Sie sind ihnen ähnlich, aber wesentlich exakter und ein wenig komplizierter“, erklärte die Offizierin. „Es ist kein rein optisches System und erlaubt es, den Nullzeit-Sturz ziemlich genau zu berechnen.“

      „He,