Michael Schenk

Sky-Troopers 2 - Die Beutewelt


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ich Ärger mit dem Admiral.“

      Die Offiziere lächelten. So geschwächt, wie die Besatzung nun war, konnte niemand sich aus der Gefahr heraushalten, wenn ein neuer Angriff erfolgte.

      „Danke, Kapitän. Ich nehme das Kommando gerne an.“ Jones nickte ernsthaft. Ein erstes Kommando, auch wenn es nur über einen Turm war, aber es war ein Anfang auf der Leiter nach oben. Zudem kannte er sich mit den Berechnungen und den Bedienungen des Katapultes gut aus. Da hatte er in der Ausbildung bei Debris sogar weit besser abgeschnitten als Maria.

      Maria. Wo war sie? Er hatte keinen der anderen Offiziersanwärter nach dem Gefecht gesehen. „Kapitän, darf ich etwas fragen?“

      Malter nickte und als Jones sich nach den Anwärtern erkundigte, schüttelte der Kommandant den Kopf. „Tut mir leid, Jones. Die drei Anwärter waren auf der Brücke, als der Angriff begann, und sind sofort gegen die Schniefer vorgegangen. Haben es nicht geschafft.“

      Nun wusste Jones, das eine der stummen Gestalten an der Reling, die nun unter einer Leinwand lagen, die hübsche Maria war. Eine eisige Kälte schien seinen Körper zu durchströmen und er biss die Zähne aufeinander, um nicht laut aufzuschreien.

      Venloes Stimme riss ihn aus seiner einsetzenden Trauer.

      „Einer der Matrosen meldete einen eigenartigen Vorgang, Kapitän. Hat beim Löschen neben dem Rumpf eine Blasenspur im Wasser gesehen. Sehr viel größer als die einer Kampflanze. Der Mann behauptet, sie sei so stark wie ein Mann gewesen.“

      „Blödsinn“, entfuhr es Debris unwillkürlich. „Solche Kampflanzen gibt es nicht. Wahrscheinlich eine optische Täuschung, wenn da überhaupt etwas war.“

      Jones biss sich kurz auf die Unterlippe und räusperte sich unsicher. „Äh, Kapitän, ich glaube … Also, ich meine, ich habe diese Spur auch gesehen.“

      Kapitän Malter hob eine Augenbraue und sah Jones scharf an. „Irren Sie sich auch nicht?“

      Jones schüttelte verneinend den Kopf und der Kapitän stieß einen brummenden Laut aus. „Gefällt mir nicht. Vielleicht haben die Schniefer etwas Neues. Gut, ich werde die Beobachtung der Admiralität mitteilen. Venloe, wissen wir übrigens, wie die verdammten Kerle es geschafft haben, während der Fahrt an Bord zu kommen?“

      Venloe nickte. „Haben sich was einfallen lassen, die Burschen. Vorne am Bug sind eine Menge Kratzer. Die Biester hatten kurze Haken bei sich. Haben sich bei voller Fahrt in die hölzernen Planken gekrallt, über dem metallbeschlagenen Unterwasserschiff, und ich wette, die haben den Schwung genutzt, um sich regelrecht an Deck zu katapultieren.“

      „Verdammt“, fluchte Malter. „Auch das werden wir melden. Das klingt übel. Die Frage ist allerdings, wo die Kerle so plötzlich herkamen. Ihre Taucheranzüge erlauben ihnen nur eine knappe Stunde unter Wasser und wir haben nirgends ein Schiff der Schniefer gesehen.“

      „Ja“, knurrte Venloe, „die Biester haben irgend etwas Neues ausgeheckt.“

      „Congollon, wie sieht es mit unseren Treibstoffbeständen aus?“ Malter blickte den rothaarigen Ingenieuroffizier an, der für Betriebsstoffe und Maschinen des Kreuzers verantwortlich war.

      „Bei voller Fahrt, Kapitän?“

      Malter nickte und Congollon fuhr fort. „Reicht gerade aus. Bewegungsreserve von … würde schätzen, einem halben Tag Fahrt.“

      Malter strich sich durch seinen Bart und blickte auf die Karte, die vor ihm ausgebreitet war. „Hm, ich würde lieber einen kleinen Umweg machen. Wir sind jetzt dicht vor Newam und überqueren morgen das Gebiet der glorreichen ersten Schlacht. Da sind eine verdammte Menge Wracks auf dem Grund der See. In geringer Tiefe.“

      „Ideal für Schniefertaucher, um uns noch einmal aufzulauern“, sinnierte Venloe.

      Malter nickte. „Leider lassen die geringen Vorräte uns nur wenige Möglichkeiten. Nun gut, also werden wir das Gebiet direkt durchfahren und unsere Augen offen halten. Jones, ich erwarte, dass bis dahin der Katapultturm wieder einsatzbereit ist, klar?“

      Jones nickte. Malter übergab Venloe das Wort, der den Anwesenden die Dienstplanung erläuterte. Als der Kapitän die Besprechung beendete, trat Debris zu Jones und räusperte sich verlegen. „Tut mir leid, Lieutenant. Das Mädchen hat Ihnen etwas bedeutet, nicht wahr?“

      Der Waffenoffizier spürte, dass sein Gegenüber mit sich kämpfte, und legte ihm in einer kurzen, vertraulichen Geste des Mitgefühls, die Hand auf die Schulter. „Gehen Sie jetzt an die Arbeit, Jones. Alles ist jetzt besser, als sich der Trauer hinzugeben.“

      Eine knappe Stunde später war die Besatzung an Deck angetreten und beobachtete, wie die Körper der Toten der See übergeben wurden.

      Eine der stummen Gestalten war Maria, und während das Banner des Schiffes auf Halbmast sank, füllten Tränen die Augen von Jones.

      Die Dämmerung senkte sich über die Blaubanner-Schwert, als die Besatzung wieder auf ihre Stationen ging.

      „Nachtdunkel und Ruhe“, ertönte Venloes Stimme.

      Die Routine hatte sie wieder.

      Kapitel 7

       Direktorats-Flottenbasis Arcturus, im Orbit um die Sonne Arcturus,

       36,7 Lichtjahre vom solaren System entfernt, Briefing-Room, Oberdeck 38, Sektion 8.

      Der Befehl kam über fünfundvierzig Implante. Captain Joana Redfeather hatte damit gerechnet, doch die anderen Männer und Frauen wurden davon überrascht. „Alle Angehörigen der C-Kompanie des fünften Raumkavallerieregiments sammeln sich sofort im Briefingroom. Navigationsdaten erfolgen über Implant.“

      Es folgte ein kurzer Code, der den Absender als High-Command identifizierte. Für die Soldaten der C-Kompanie war das höchst ungewöhnlich, denn die oberste Kommandoebene wandte sich normalerweise nicht direkt an eine einzelne Truppe, sondern gab ihre Befehle über die jeweiligen Kommandoebenen weiter.

      Von Joana abgesehen, hatte keiner der Männer oder Frauen mit dieser Aufforderung gerechnet. Sie gingen ihren verschiedenen Beschäftigungen nach. Einige wurden von dem Weckimpuls des Implants im Schlaf überrascht, andere hielten sich in verschiedenen Teilen der Basis auf und nutzten die Freizeitangebote. Der Befehl löste eine Menge Flüche aus, doch die Aufforderung, sich sofort zu sammeln, ließ keine Alternative zu.

      Mario Basari, Master-Sergeant der C-Kompanie, war stolz auf seine italienischen Vorfahren und gehörte zu jenen Unteroffizieren, die man mit recht als Rückgrat der Raumlandungstruppen bezeichnen konnte. Nach Erhalt des Befehls tippte er an sein eigenes Implant und stellte die Verbindung zu den Mitgliedern von „Charlie“ her.

      „Hier Basari. Ihr habt es gehört. Riordan und Pankroff sind im Vergnügungszentrum auf Deck Drei der oberen Ebene. Galley, Sie sind am nächsten dran. Sie sorgen dafür, dass die beiden eingesammelt werden. Die machen bestimmt wieder ein Wettsaufen. Stopfen Sie den Jungs notfalls eine Ausnüchterungspille in den Hals, aber schleifen Sie sie zum Sammelpunkt. Und jetzt bewegt euch und tut so, als wäret ihr noch am Leben.“

      Mario Basari trug die Uniform der Sky-Cavalry, obwohl er sich eigentlich in seiner Freizeit befand. Unter den Troopern kursierten immer wieder Behauptungen, man habe ihn in Zivilkleidung gesehen, doch die meisten hielten das für unmöglich. Basari war Basari. Die himmelblaue Hose zeigte immer die scharfe Kniefalte und fiel auf Schuhe, die wie schwarzes Glas glänzten. Die dunkelblaue Jacke war sicherlich aus der Haut heraus gewachsen und das schwarze Barett mit der gelben Einfassung der Sky-Cav saß stets exakt eine Fingerbreite oberhalb der Augenbrauen. Das goldene geflügelte Pferd, Symbol der Raumkavallerie, befand sich an der linken Brustseite, direkt über dem Namensschild. Obwohl sich die Haare des Veterans längst grau gefärbt hatten, wirkte der große Mann durchtrainiert.

      Der Master-Sergeant und Joana Redfeather trafen vor dem Briefingroom zusammen. Da Joana mit dem Befehl