Michael Schenk

Sky-Troopers 2 - Die Beutewelt


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Benstroem ein. „Die Technologie des Nullzeit-Sturzes ist noch neu, Trooper. Die Seiten- und Höhenausrichtung eines solchen Sturzes haben wir bereits perfekt justiert, aber die Bestimmung der erforderlichen Aufladung der Bug-Spule, welche die Entfernung festlegt, benötigt noch ein wenig Feinabstimmung.“

      „Okay“, warf nun Joana ein, „Sie wissen also nicht genau, wo wir ankommen, richtig?“

      „Die Ungenauigkeit beträgt im Augenblick noch zehn Prozent, aber wir arbeiten daran“, räumte der Antriebs-Ingenieur ein.

      „Ich verstehe das jetzt richtig, ja?“ Dan Riordan leckte sich über die Lippen. „Wenn wir einen Sturz über fünfzig Lichtjahre hinlegen, dann kann es sein, dass wir nur fünfundvierzig oder auch fünfundfünfzig Lichtjahre zurücklegen?“

      „Ja“, hieb June Galley jetzt in die gleiche Kerbe. „Und woher wollen Sie wissen, dass wir nicht in einer Sonne oder einem Planeten aus dem Sturz kommen? Das wäre sicher eine ziemlich miese Art, draufzugehen.“

      Captain Jellenkova lächelte grimmig. „Tut aber bestimmt nicht weh. Sie würden gar nichts davon spüren, Sergeant.“

      „Von den Zerrungen des Überlichtfluges bemerken Sie ja auch nichts.“ Nils Benstroem lächelte freundlich.

      „Zerrungen? Was für Zerrungen?“

      „Sie kennen Einsteins Relativitätstheorie?“

      „Gehört zur Grundausbildung“, brummte Riordan. „Masse dehnt sich beim Erreichen der Lichtgeschwindigkeit ins Unendliche aus. Ist aber widerlegt, seit wir die Überlichtfahrt haben.“

      „Eigentlich nicht“, widersprach jetzt der Ingenieur. „Einstein hatte durchaus recht. Die Masse dehnt sich ins Unendliche aus. Was er aber nicht wusste, war, dass sie, fast im gleichen Augenblick, auch wieder zu ihrer ursprünglichen Größe und Zusammensetzung schrumpft. Dehnung und Zerrung, Sie verstehen?“

      „He, ich bin Sky-Trooper und nicht blöd“, knurrte Riordan. „Soll das jetzt heißen, dass wir beim Überlichtflug tausendfach gedehnt und wieder geschrumpft werden?“

      „Millionenfach“, bestätigte Benstroem. „Aber das geschieht so schnell, dass es nicht einmal messbar ist. Stellen Sie sich ein elastisches Band vor, dass Sie in eine Richtung dehnen und dann am hinteren Ende loslassen. Es schrumpft wieder auf seine Größe und legt dabei Entfernung zurück.“

      „Ja“, meldete sich Lieutenant Kelly mit nachdenklichem Blick. „Und irgendwann bekommt es Risse und wird spröde.“

      „Bisher gab es noch keine Probleme“, beruhigte Benstroem.

      „He, Cap“, wandte sich Corporal Riordan an Joana. „Wie sieht das mit Gefahrenzulage aus? Gefällt mir gar nicht, ständig gedehnt und wieder geschrumpft zu werden.“

      „Hab dich nicht so“, spottete June Galley. „Dem Ding zwischen deinen Beinen gefällt das ja ganz gut.“

      Fröhliches Gejohle kam auf und ging zulasten des errötenden Corporals.

      „Seien Sie dankbar, Troopers, dass uns so etwas nicht sogar noch in Rechnung gestellt wird“, antwortete Joana Redfeather lächelnd. „Klingt doch eher wie eine Massage, oder? Anspannen und entspannen. Andere müssen richtig Credits dafür hinlegen, während wir es von der Flotte spendiert bekommen.“

      „Und wie ist das beim Nullzeit-Sturz?“, wollte Lieutenant Kelly jetzt wissen. „Ich meine, werden wir da auch ‚massiert‘? Und Sergeant Galley fragte eben, ob wir vielleicht in einer Sonne aus dem Sturz kommen könnten. Wie ist es nun damit? Beim Überlichtflug sieht man ja wenigstens, wo es langgeht.“

      „Falls es bei dem neuen Antrieb ebenfalls zu so einem Effekt kommt, so ist er uns jedenfalls nicht bekannt. Und selbst wenn, so wäre es nur ein einziges Mal, im Gegensatz zum Überlichtantrieb. Und zu Ihrer Frage, ob wir in einer Sonne herauskommen könnten … Das kann Ihnen Captain Jellenkova wohl beantworten.“

      Die Kommandantin der Lightning nickte. „Bis die Spulen exakt justiert sind, berechnen wir jeden Sturz vorsichtshalber so, dass wir, trotz der geringen Abweichung, in jedem Fall vor einem Sternensystem aus der Nullzeit kommen. Notfalls können wir die Handvoll Lichtjahre bis zu den Planetenbahnen ja in Überlichtgeschwindigkeit zuckeln.“

      „Zuckeln.“ Master-Sergeant Basari seufzte vernehmlich. „Bis vor Kurzem war Überlichtfahrt noch das Ultimative an Geschwindigkeit. Ich fürchte, ich werde alt.“

      Erneut brandete Gelächter auf.

      Joana straffte ihre Haltung ein wenig. „Wir sollten nun zum Kern dieser Zusammenkunft kommen. Zum Zweck unseres Fluges mit der D.S. Lightning. Captain Jellenkova?“

      Die russischstämmige Kommandantin räusperte sich und trat wieder an die Steuerkonsole. Das Hologramm des neuen Schiffes verschwand und wich einer Sternkarte.

      Basari bemerkte, wie sich die Tür öffnete, und stand mit einer fließenden Bewegung auf. „Achtung! Offizier an Deck“, meldete er mit halblauter Stimme.

      Die Köpfe ruckten herum und erkannten Hoch-Admiral John Redfeather. Jellenkova schaltete das Hologramm aus und die Raumbeleuchtung ein. Joana und die anderen Uniformierten erhoben sich und salutierten. Benstroem und Wagner blieben sitzen, während die in zivil gekleideten Trooper lediglich Haltung annahmen. Es hätte nicht der Tradition entsprochen, in ziviler Kleidung den militärischen Gruß zu entbieten.

      „Rühren, Troopers. Wie ich sehe, komme ich genau richtig“, sagte der Oberbefehlshaber freundlich. „Ganz wie es der Tradition unserer Cav und unserer Navy entspricht.“ Er erwiderte den Gruß der Uniformierten und trat dann an das Steuerpult. Er wechselte ein paar halblaute Sätze mit Jellenkova und den beiden Zivilisten, dann wandte er sich an Joanas Kompanie.

      „Nun, Troopers, ich will ein wenig ausholen und euch erklären, welchen Spaß man Ihnen bietet und mir vorenthält“, begann Redfeather launig. „Eigentlich sollten wir uns in drei Wochen gemeinsam auf meinem Flaggschiff Trafalgar einschiffen, um die Tests mit ihr durchzuführen. Natürlich wusste ich schon von dem neuen Kreuzertyp, aber ich war doch ein wenig überrascht, als mir das Direktorat mitteilte, die Lightning werde nach Arcturus kommen. Also werde ich meinen langweiligen Dienst auf der Basis versehen müssen, während Sie zwischen den Sternen herumgondeln.“ Wie beabsichtigt, gab es ein paar Lacher, auch wenn niemand glaubte, der Hoch-Admiral werde sich langweilen. „Wie sich der neue Kreuzer bewährt, ist von größter Bedeutung für das Direktorat und die Flotte“, fuhr Redfeather fort. „Die Ergebnisse der Tests, mit Schiff und neuem Antrieb, stellen die Weichen für unsere Zukunft. Daher werden Sie in den folgenden Wochen viel zu tun haben. Dabei stehen Ihnen nur zwei Standardmonate zur Verfügung, denn in exakt acht Wochen muss die Auswertung der Ergebnisse erfolgen und an das Direktorat übermittelt werden. In zehn Wochen findet nämlich eine Vollversammlung statt, bei der über das Flottenprogramm entschieden werden soll. Da die meisten Ratsmitglieder noch mit den langsamen Überlichtschiffen zum Mars reisen, kann man die Versammlung nicht beliebig verschieben.“

      John Redfeather nahm eine Schaltung an der Steuerkonsole vor und das Hologramm der Sternkarte baute sich auf. Ein ungleichmäßiges Dreieck roter Linien erschien, dessen einer Eckpunkt von Arcturus gebildet wurde. „Wir werden keinerlei Risiko eingehen und Sie nicht tief in den Raum hinausschicken. Auch wenn ich mir sicher bin, dass Doktor Benstroem den neuen Antrieb bestens beherrscht. Aber bei neuer Technologie kann es nun einmal zu unerwünschten Effekten kommen. Daher wird die Lightning nur so weit durch die Nullzeit stürzen, dass sie nötigenfalls mit dem normalen Überlichtantrieb in angemessener Zeit zur Basis zurückkehren kann.“

      Man merkte Nils Benstroem an, dass ihm diese Worte nicht gefielen, aber selbst er musste zugeben, dass „sein“ neuer Antrieb ja noch nicht hundertprozentig erprobt und bewährt war.

      „Das Schiff wird in einem Umkreis von maximal zehn Lichtjahren um die Basis operieren. Dieser Bereich ist uns bestens bekannt und in allen Details vermessen. Dennoch wird sich Captain Jellenkova so verhalten, als befände sie sich in Neuland, und das Gebiet mit den schiffsinternen Systemen vollständig neu erforschen. Das