Christiane Weller / Michael Stuhr

Gesamtausgabe der "silent sea"-Trilogie


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wollten vor allem etwas zu essen haben.

      Lanas Mutter hatte es sich im Schatten des Sonnenschirms gemütlich gemacht und las in einem historischen Roman.

      „Hallo Maman“, begrüßte Lana sie und setzte sich neben die Decke in den Sand.

      „Hallo Chérie!“ Die Mutter legte das Buch beiseite.

      „Du, wegen gestern, das tut mir Leid. Ich wollte euch nicht anschreien.“

      „Hm, war wirklich nichts mit Diego? Du machtest so einen verzweifelten Eindruck, als wenn dir was Schreckliches passiert wäre.“

      „Nein, nur normaler Streit. Ich brauchte einfach nur Ruhe. Stimmt schon, ich war total aufgeregt, aber sonst war da nichts.“

      „Tja, ich fürchte, wir werden uns wohl langsam daran gewöhnen müssen, dass du dein eigenes Leben lebst und deine eigenen Entscheidungen triffst“, sagte die Mutter. „Dein Vater hat es da wohl noch schwerer als ich, schließlich bist du doch ...“ Sie stockte.

      „...ein Mädchen!“, ergänzte Lana grinsend.

      Die Mutter nickte, und sie lachten beide laut los.

      „Ach, Maman!“ Lana legte ihrer Mutter einen Arm um die Schulter und zog sie ganz eng an sich heran. Es tat so gut, die warme, weiche Haut zu spüren.

      „Jetzt drück mich mal nicht tot!“, lachte die Mutter und Lana ließ sie los. „Ich glaube, Fleur und Pauline sind da vorne.“ Sie zeigte auf den Platz, an dem die Mädels immer lagen.

      „Dann sehe ich mal nach, was die so machen.“

      „Tu das! Habt Spaß“, lächelte die Mutter und nahm ihr Buch wieder hoch.

      Mit äußerst gemischten Gefühlen ging Lana über den warmen Sand auf Fleur und Pauline zu, die im Schatten einer Pinie lagen. Fleur lag da, wie ein wohlig ausgestrecktes Kätzchen und ihre tiefbraune Haut bildete einen seltsamen Kontrast zu Paulines geblümtem, garantiert blickdichten Einteiler. Was würden die beiden Lana wohl fragen, was sollte sie ihnen bloß sagen?

      „Hallo Lana“, begrüßte Pauline ihre Freundin.

      Fleur öffnete die Augen und stemmte sich auf die Ellbogen. „Lana!“, rief sie erfreut aus. „Na, bist du wieder fit?“

      „War eine blöde Zeit“, sagte Lana, zog sich ihr Sonnentop über den Kopf und setzte sich auch in den Schatten.

      Vom Campingplatz her kam Alain über den Strand und ging fröhlich winkend ein Stück weit entfernt an ihnen vorbei. Das Mädchen, das er im Arm hatte, war noch auffällig hellhäutig und wahrscheinlich gerade erst angekommen.

      „Na Alain, fleißig wie immer?“, rief Fleur.

      Alain machte ein verzweifeltes Gesicht und winkte hektisch ab. Er musste dann aber doch lachen.

      „Was meint sie mit fleißig?“, trug der Wind die Worte des fremden Mädchens zu ihnen hinüber. Alains Antwort war nicht zu verstehen, aber er beschleunigte leicht den Schritt. Hier kannte man ihn zu gut.

      Pauline schüttelte den Kopf und wandte sich Lana zu „Schön, dass du dich wieder erholt hast. Wir waren ja alle ziemlich fertig, aber dich hat’s ja richtig erwischt.“

      „Ja!“, brummte Lana und war froh, dass auf Paulines Taktgefühl Verlass war. Dass Lana schon länger wieder fit war, sich aber nicht um ihre Freundinnen gekümmert hatte, konnte ihr unmöglich entgangen sein.

      „Na, jetzt sieht es ja nicht mehr so schlimm aus“, schaltete Fleur sich ein. „Wenigstens hat man Felix gefunden. Ich habe gehört, dass sie jetzt schon auf dem Weg nach Hause ist. Schade, dass die Daggets den Urlaub abbrechen mussten, aber was meinst du, wie froh die sind, dass Felix wieder da ist.“

      „Ja“, sagte Lana ohne Überzeugung. Kein Wunder, dass die Daggets nicht aus Draguignan zurückgekommen waren. Wie hätten sie den Leuten hier auf dem Platz auch erklären können, dass die verwirrte, alte Dame, die sie bei sich hatten, in Wahrheit ihre vermisste Tochter war?

      „Einfach so abzuhauen“, wunderte Pauline sich. „Das hätte ich ihr nie zugetraut. Warum hat sie das nur gemacht?“

      „Vielleicht ist sie verschleppt worden und man hat sie festgehalten“, meinte Fleur. „Die Eltern sollten sie schließlich aus dem Krankenhaus abholen.“

      „Aus der Psychiatrie“, verbesserte Pauline sie. „Vielleicht hat ihr ja jemand was in den Drink getan, was zu stark war und sie ist durchgedreht.“

      Lana saß nur stumm daneben und hörte mit hängendem Kopf zu, wie ihre Freundinnen herumrätselten. Was hätte es gebracht, ihnen zu sagen, was sie herausgefunden hatte? Was wusste sie überhaupt? Eigentlich doch nur, dass Felix auf völlig unerklärliche Weise zur alten Frau geworden war, und dass Diegos Leute etwas damit zu tun hatten. Oh, ja, und dann hatte man Felix beseitigen wollen, indem man sie in eine Schlucht stieß, aber sie hatte sich mit Hilfe eines leicht verrückten Ziegenhirten retten können. Und dann war da noch die Gemeinde des Inquisitors, die Diego hasste, weil er ein Darksider war, was immer das zu bedeuten hatte. Doch, es war schon so Einiges, was Lana wusste und ahnte, aber sie hielt lieber den Mund.

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