sich direkt mit diesem Ereignis auseinanderzusetzen. Er hat das Manuskript seinem alten Verlag, der ja noch existierte, angeboten, aber die hatten überhaupt kein Interesse. Er hat auch nicht versucht, bei einem Westverlag unterzukommen, denn er war körperlich zu geschwächt und müde, und er hatte auch keine Lust mehr weiter daran zu arbeiten. Das Manuskript liegt in der Akademie, ist aber nicht zur Veröffentlichung bestimmt.
Er hat dann noch versucht, weil er ja nicht mehr schreiben konnte, auf seiner geliebte Erika zu tippen…
R.S.: … das war die Schreibmaschine aus DDR Produktion.
H.G.: Ja, aber sie werden lachen. Die gibt es schon viel länger, denn ich habe diese Maschine in die Ehe mitgebracht. Die gehörte meinem Vater. Die Erika war schon vor dem Krieg ein ganz bekanntes Modell.
Mein Mann sagte immer das ist meine Geliebte, er brauchte auch dieses vertraute Geräusch. Zwar hatte er auch andere Maschinen, aber die waren alle nicht so wie Erika.
Aber am Ende war es so, dass er auf der nicht mehr schreiben konnte. Dann hat er -er schrieb noch diese alte Sütterlinschrift- auf Zetteln versucht, Aphorismen zu schreiben, Gedanken die ihm kamen. Er hat auch mal versucht zu diktieren, und ich habe es dann in die Maschine übertragen, aber das ist alles nichts geworden. Leider gilt das auch für seinen dritten biografischen Band des Waisenknaben, der sicherlich der interessanteste geworden wäre, denn der hätte die Zeit nach dem Krieg beinhaltet. Er hatte sich vorgenommen schonungslos zu schreiben und hat angefangen zu diktieren; aber er hat dann oft den Faden verloren, hat sich oft wiederholt, es ging nicht mehr.
Es hört sich nicht gut an für eine Schriftstellerwitwe, die ihren Mann eigentlich loben müsste. Aber ich bin eben kritisch, und habe immer seinen Arbeiten kritisch gegenüber gestanden. Das war nichts mehr. Deshalb habe ich durch einen Vermerk an diesem Manuskript die Veröffentlichung für die nächsten fünfzig Jahre untersagt; falls da jemand mal etwas herausbringen wollte …
Frau Greulich zeigt einen Ausschnitt aus der Zeitung „Freie Welt“.
Das wollte ich Ihnen noch zeigen. Hier ist mein Mann bei einer Diskussion, im Schriftstellerverband. Typisch für ihn wie er den Mund aufreißt. Ich zitiere:
„Rudi Greulich, Schriftsteller: Sie sagen wir Schriftsteller müssen für unser Problem brennen, aber seien sie sicher, die Verlagslektoren haben schon das Wasser zum Löschen bereit…“
E.R. Greulich 1956.“
Veröffentlichungen (Auswahl)
1948 Der hässliche Engel, Erzählung
1949 Zum Heldentod begnadigt. Tatsachenbericht aus der Strafdivision 999
1951 Das geheime Tagebuch.
1953 Robinson spielt König.
1957 Die Pyrenäen, die Señoritas und die Eselchen.
1961 Keiner wird als Held geboren. Roman über Anton Saefkow.
1962 Der durchlöcherte Himmel
1964 ... und nicht auf den Knien. Roman über Artur Becker.
1965 Amerikanische Odyssee. Roman.
1968 Mit Mut und List.
1969 Tamtam um die Geisterburg.
1970 Manuela, Erzählung
1971 Der anonyme Brief. Roman über eine Episode aus dem Leben Karl Liebknechts.
1972 Die deftige Jungfrau und 99 andere Anekdoten.
1974 Sprung über den Schatten.
1975 Wintergefecht.
1976 Der Ochs im Dom.
1979 Die Verbannten von Neukaledonien. Abenteuerroman aus der Zeit der Pariser Commune
1984 Hinter vorgehaltener Hand.
1987 Des Kaisers Waisenknabe. Ein autobiografischer Roman.
1989 Ammenmärchen und Hetärenträume.
2002 Des Waisenknaben Sturm und Drang. Fortsetzung des autobiografischen Romans.
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