Ann Bexhill

Lucullus muss sterben


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»Er ist in Ostia. Leider teilt mir der Quästor mit, es gab vor kurzem einen Streit zwischen dem Mordopfer und Valerius. Die Summen, die er angeblich wollte, nannte, sie mir und ich überbrachte ihr das Geld. Allerdings rundete sie die Summen, auf. Sie behielt von jeder Transaktion einen gewissen Teil.«

      »Diese achtzigtausend?«

      »Sieht ganz danach aus das er ihr schrieb er brauche 50000 Denare. Die Dreißigtausend brauchte Kassiopeia. Ich muss noch nachprüfen, wie hoch der gesamte Schaden ist.«

      »Wusstest du, dass sie aus Ostia ist?«

      »Nein, als entlaufene Ehefrau hätte er sie in die Obhut ihres Vaters oder Bruders senden müssen.«

      »Dem Gesetz zufolge ja. Wo hat Valerius sie denn das erste Mal getroffen?«

      Petronius schüttelt seinen Kopf und hebt seine schmalen Schultern. »Keine Ahnung.«

      »Kennst du ihre Angehörigen?«

      Er schüttelte wieder den Kopf.

      »Seit wann war sie mit Stadtpräfekt verlobt?«, frage ich.

      Er sieht mich erstaunt an: »Ich wusste nicht, dass er sie heiraten wollte.«

      »Sie trug zumindest einen Verlobungsring, sagen die Nachbarn und ihre Sklavin.«

      »Das wäre mir neu.« Er schließt die Augen und denkt nach. Seine langen Finger klopfen auf dem Tisch. Der Diener bringt uns einen Krug schneegekühlten Wein und Trauben und zieht sich schnell aus dem Innenhof zurück.

      »Also wer will ihm etwas anhängen und wichtiger, wie stehen die Aussichten herauszufinden, wer ihm ans Leder will?«

      »Gering«, denke ich laut.

      »Das dachte ich mir, das du das sagst.«

      »Ich würde mich gerne mit ihm treffen«, sage ich.

      »Du weißt er hat sie nicht umgebracht?«, fragt mich Petronius.

      »Ich weiß gar nichts. Ich weiß noch viel weniger, als die städtischen Kohorten und das will was heißen.«

      Petronius seufzt. »Der Freund eines Irren zu sein bringt mir wenig. Aber er wird sich von mir überzeugen lassen. Er sollte wenigstens mit den Prätorianern reden. Es wirkt so als versteckt er sich.«

      »Wie steht er finanziell da? Hat er sein Vermögen verjubelt, wie es Mimosa befürchtet. Ich denke in diesem Punkt hat zumindest Aebutius ein Anrecht das zu wissen, sie ist in einem heiratsfähigen Alter.«

      »Er ist wohlhabend und für die Mitgift seiner Tochter ist gesorgt.«

      »Hat er Angehörige, außer seine Kinder? Ich meine bei einer Heirat mit Kassiopeia schmälert sich noch einmal die Summe, die den Kindern zusteht.«

      »Frag seinen Bruder, er hat noch einen Halbbruder.«

      »Wo wohnt der?«

      »Auf dem Esquilin.«

      7 Kapitel

      Aebutius und Apuleius sitzen im „Rufus“. Sie sehen mich nicht, bis ich neben ihnen auftauche. Sie trägt ein goldenes Haarnetz und eine dünne Tunika, die unter dem Busen mit einem Gürtel geschnürt ist, darüber eine purpurne Stola aus Seide. Sie sieht mich und errötet.

      »Was willst du trinken?«, fragt Apuleius, der vom Alter ihr Vater sein könnte und nicht einmal besonders Reich ist.

      »Ein phönizisches Bier«, antworte ich.

      Aebutius sieht mich an die Augen in ihrem blassen Gesicht sind gerötet, die Schrammen auf ihrer Wange kaum zu sehen.

      »Ich hab euch vertraut«, sagt sie. Sie scheint dem Weinen nahe und schweigt mich erzürnt an.

      »Was meinst du damit?«

      »Du weißt genau, was ich meine.«

      »Nein tue ich nicht.«

      Ich setz mich zu den Beiden und trink schnell mein Bier. Danach bringe ich das Mädchen zu uns nach Hause, sie scheint immer noch berauscht vom Vortag zu sein.

      Bulbus Mercius Valerius ist bei Iulia, als wir anlangen. Er umarmt seine Schwester herzlich und schüttelt mir die Hand, als hätte ich sie aus den Fängen der Kilikischen Piraten befreit. Apuleius, der mitgekommen ist, spielt den Mundschenk. Ich frage, wo sie den Bengel aufgetrieben hat. Sie sagt mir er machte sich Sorgen um seine Schwester und suchte sie. Die Kleine hat unsere Adresse, als ihr Wohnort mitgeteilt.

      »Wo hat du sie gefunden?«, fragt mich Iulia.

      »Im Rufus, Apuleius kam wohl rüber um mit uns zu sprechen jedenfalls behauptet er das.«

      Iulia lacht. »Ihr Bruder meinte zu mir seine Schwester habe eine Verknotung. Er sagte, sie treibe es ständig an gefährliche Orte, sie sei manianisch, oder so. Was, seiner Meinung nach von der fehlenden Vaterfigur herrühre und was er furchtbar interessant findet. Er sagt auch, wir sollen auf unsere Dinge aufpassen, dass manianische Menschen zum Diebstahl neigen. Er hat selbst Untersuchungen im Kerker angestellt und seiner Meinung nach sind 70 von 100 Dieben manianisch, wegen ihrer fehlenden Vaterfigur.«

      »Merkwürdiger Junge. Hat er etwas über seinen Vater gesagt?«

      »Er ist ein komischer Junge. Er schreibt an einem Buch über den positiven Effekt von Blutopfern bei Liebeszaubern. Da denke ich, vielleicht kannte er Kassiopeia von Recherchen.«

      Mercius setzt sich zu uns, sein musulum in der Hand, als habe er Angst man würde es ihm wegnehmen. Seine Schwester stromert durchs Haus.

      »Ich bin noch nie angestochen worden«, sagt er und fährt fort mich aufzuklären. »Schmerz ist sehr gut zur Erlangung der Selbstkontrolle, habe ich gelesen. Ich hatte mal athenisches Fieber. Ich wünsche keinem das Fieber, man schwitzt und fühlt sich unwohl.« Er rückte auf dem Lectus näher zu mir. »Ist es eigentlich Kannibalismus, wenn ein Besitzer seinen Sklaven frisst?«, fragt er.

      Ich bin überrascht: »Du interessiert dich für Gesetzgebung. Ich denke, wenn es in Hunger geschah, dann nicht, nehme ich an.«

      »Ja einerseits sind Sklaven Besitz, wie ein Esel. Andererseits verbietet uns Jupiter, Menschen zu essen. Es wäre ein verzwickter juristischer Fall. Es ist bestimmt ein Frevel gegen die Götter.«

      »Ja es kommt auch darauf an, wie oft gefrevelt wurde. Ich meine ein Mensch, der zu Grausamkeit gegenüber seinen Sklaven neigt, ist schnell unten durch. Bei uns ist einer in Pompeji der lässt seine Sklaven in der Weinpresse zerquetschen.«

      »Und?«

      »Nun ja die Leute meiden ihn. Es ist unfein, Sklaven kreuzigen nun gut das ist so üblich, aber in einer Weinpresse zu zerdrücken. Schließlich ist eine Weinpresse zu was anderem da, als ihn zu unterhalten.«

      Aebutius Valerius gesellt sich zu uns sie tätschelt die Schultern ihres Bruders, eine Geste, die beiden haben eine enge Verbindung. »Er ist klug, er wird mal ein guter Anwalt und Politiker«, sagt sie. Er grinst übers ganze Gesicht, selbst seine Ohren werden rot. Er ist schon ein netter Bursche, gestehe ich ihm widerwillig zu.

      Und er wird entweder ein guter Politiker oder ein Kannibale, ich meine bei den Fragen, die er so im Laufe des Tages stellt. Iulia spielt mit dem Gepard, der es sich auf ihren Schoss bequem gemacht hat. Xerxes schnurrt, so wie eine riesige Katze es vermag, laut und bedrohlich, schon eher ein Knurren.

      Mercius sagt: »Ich war beim Onkel er hat einen Brief von Vater bekommen, worin er ihn vor Mama warnt, komisch.«

      »Was hat er geschrieben?«, will ich mit neu erwachtem Interesse wissen.

      »Ich hab ihn nicht gelesen. Onkel ist vergesslich und konnte den Brief nicht mehr finden. Aber er ist ohnehin seit Jahrzehnten böse auf sie und deshalb weiß ich nicht, ob man ihm ohne weiteres alles glauben darf. Onkel sagt Vater sei wegen des schlechten Einflusses von Mutter nur zu einem Stadtpräfekten geworden, anstatt der Tradition zu folgen und eine Legion zu kommandieren. Er ist sich auch sicher,