Ann Bexhill

Lucullus muss sterben


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Mann geöffnet, der wegen der Hitze nur eine grau gewordene Tunika trägt. »Ich habe keinen erwartet, Centurio.« Er sieht sich auf dem Treppenhaus um und wirkt verängstigt. Die hellen kleinen Augen stehen dicht beieinander; der Mund ist schmallippig eine zusammengepresste Linie und sein rotes Haar hängt klatschnass in seiner Stirn.

      Der Raum, den wir betreten, ist ein kleines und verdrecktes Zimmer. Schmutziges Geschirr und Weinamphoren stehen überall herum. Er starrt uns mürrisch an. Metellus schenkt dem keine Beachtung.

      »Setzt euch doch«, sagt Corati und legt eine Toga von den Steinsitzen. Ich stelle einen Weinbecher vom Holzschemel und setzte mich.

      »Was wollt ihr?«, fragt er uns misstrauisch.

      Metellus verzieht sein Gesicht. »Was hast du dir gedacht mir zu erzählen du kennst Kassiopeia aus Ostia?«

      »Bei Merkur, das ist die Wahrheit.«

      Zweimal blickt er nach oben, sein Blick besagt er bat Merkur für die Lüge um Verzeihung.

      »Möglich, dass ich sie nicht so gut in Ostia kannte. Wir haben uns gegrüßt ›Wie geht’s‹ in der Art. Und dann sah ich sie in Rom wieder. Ich habe sie im Brecheisen getroffen. Bei Jupiter das ist die Wahrheit.«

      »Schluss mit den Lügen«, knurrt Metellus.

      Corati bewegt seinen fetten Kopf hin und her. »Was meinst du damit Centurio?« Corati scheint ehrlich überrascht. So etwas Argloses gibt‘s nicht wieder in Rom. Er hätte zum Theater gehen sollen, um das Publikum zu unterhalten. Möglicherweise würde er das, wenn er uns anlog bei den Spielen.

      »Wer sagte dir du sollst Kassiopeia, als Bürgerin Roms beim Aedilen identifizieren?«

      Der hässliche Mann ist entrüstet. »Wenn irgendjemand sagt, dass ich jemals in meinem Leben nur einmal gelogen habe –«

      Metellus unterbricht ihn, indem er mit seiner Hand zu seinem Schwertgriff fasst, als will er sein Gladius ziehen, um ihm den Kopf abzutrennen.

      »Wenn du ihm köpfen willst, warte bis ich weggegangen bin, Blutflecken gehen nicht raus«, sag ich. Blutflecken gehen wirklich schwer heraus.

      Corati grinst und streckt uns die fleischigen Hände entgegen. »Schon gut, schon gut, immer mit der Ruhe Centurio.«

      Sein Wesen hatte jede Unterwürfigkeit verloren. Corati fährt sich mit der Zunge über den Mund als sei er ausgetrocknet. »Na ja«, sagt er vorsichtig, als taste er sich im Dunklen die Straßen entlang. Corati zögert und zuckt dann die Achseln und sagt: »Ihr wisst doch, wie das läuft. Wenn jemand kommt und ich lasse mir eher die Zunge herausschneiden, als zu sagen wer. Wenn jemand kommt, der dir mit einem Wimpernschlag alle Lizenzen nehmen kann. Meine Geschäfte gehen gut, unten werden die Nudeln gemacht auf der anderen Seite ist die Garküche. Frage die Leute Coratis Nudeln, sind aus Weizen und das sind Hühnereier drin, nicht billige Enteneier. Und in meiner Werkstatt wird nichts mit Sägespänen vermischt. Also in der Gegend, wenn es dir gutgeht, kommt immer einer der etwas von deinem Erfolg haben will. Der es versucht und man braucht deshalb Freunde.«

      Metellus sieht ihn an. »Du hättest besser daran getan uns im vornherein zu sagen du tust jemanden einen Gefallen. Du kennst sie also nicht. Wer sagte dir du sollst, Pretonius aufsuchen?«

      Der Mann fuhr hoch, als hätte er Neptuns Zepter im menschlichen Sitzkissen, als sei er mit einer Nadel gepikst worden. »Ihr glaubt doch nicht, dass er irgendetwas mit dem Mord zu tun hat?«

      »Wer?«

      Coratis zuckt zusammen.

      Metellus wiederholt: »Wer?«

      Corati ruft: »Valerius der Alte.«

      Wir halten die Luft an. Der Spitzel hat nicht gelogen, nur was er Valerius Vater.

      Metellus zischt nur: »Unsinn.« Er beugt sich vor. »Senator Valerius was sollte er mit Kassiopeia zu schaffen haben?«

      Corati schlägt die Hände zusammen.

      »In den Thermen das warst du und Senator Valerius?«, fragt Metellus.

      Ich gieße Wein in einen Becher und gebe ihn Corati.

      »Danke.« Er trinkt hastig und ist anscheinend daran gewöhnt, seinen Wein unverdünnt zu trinken.

      »Ich kann mich nicht erinnern. Möglich, dass ich mit einem anderen in den Thermen war. Jedenfalls ist sie aus Ostia, was spielte es für eine Rolle, wer sie erkannte?«

      »Weil es jemand wichtig ist, dass sie ordentlich beerdigt wird. Valerius der Senator, was sollte er für ein Interesse daran haben, dass die Geliebte seines Sohnes anständig verbrannt wird.«

      »Zum Hades. Ich habe nichts zu sagen es ist besser, wenn ich mein Gedächtnis verliere.«

      Ich blinzele Metellus zu. Ich traue Corati so weit über den Weg, wie einem Siccario die Sicherheit meines Geldbeutels an. Er hat es mit wenigen Worten geschafft, dass die Aussichten von Mimosa Valerius besser denn je stehen. Vertuscht der Vater die Verbrechen seines Sohnes, ist er unwürdig und wird von Cato aus dem Senat ausgeschlossen. Zudem wohnt er in einer von Mimosas Insulae, ein Zufall? Ich sage nichts und marschiere in meinen Gedanken vertieft neben Metellus die Gasse entlang.

      Metellus sah besorgt aus und er hatte auch allen Grund dazu.

      »Ich wollte er hätte den Namen nicht gesagt«, sagt er.

      »Ich schätze das tun wir beide wirklich. Ich hab mich gefragt, ob Aulus Calpurnius Geschäfte alle so astrein sind.«

      »Wer soll das denn feststellen?«

      »Der Mann hat gerade den Ruf eines Senators auf dem Tablett gereicht und wem nützt das. Der Kerl wohnt in einem Haus das, rate mal, wem gehört? Aulus verwaltet es für wen wohl?«

      »Mimosa?«

      »Der Senator ist auf die Exfrau seines Sohnes nicht gut zu sprechen. Die Tochter erzählte mir eine ihrer Insulanas sei kurz nach Fertigstellung zusammengebrochen und hat nicht einmal die Baukosten eingespielt. Ich meine, wenn es diese Gesellschaft gibt, wollen die Profite sehen. Er braucht schnell Geld und mit dem Präfekten im Gefängnis, wegen Mord an einer Bürgerin und seinen Vater entehrt verwaltet Mimosa das Erbe der Kinder.«

      An der Kreuzung der verstopften Clivus Suburanus zum Schweinemarkt neben dem Tempel der Juno trennen wir uns. Ich verspreche ihn, auf dem Laufenden zu halten.

      8 Kapitel

      Zu Hause erzähle ich Iulia die Neuigkeiten des Falls. Iulia sitzt am Spiegel und eine Sklavin steckte ihr Haar zu einem, kunstvollen mit Perlen und Bändern verzierten Turm auf. Ich erzähle ihr von Coratis Aussage.

      Sie sagt: »Bulbus Mercius hat kurz hereingeschaut und ist sehr enttäuscht, dich nicht anzutreffen. Er bat mich dir zu sagen, er habe dir etwas mitzuteilen.«

      »Vermutlich will er wissen, wie Menschenfleisch schmeckt. Oder hat entdeckt, dass Romulus und Remus nicht von einer Wölfin, sondern einem Lupara erzogen wurden.«

      Iulia lächelt, Frauen aus den Bordellen werden auch Wölfinnen genannt.

      »Glaubst du, dass Aulus Calpurnius sie umgebracht hat?«, fragt sie.

      »Im Moment ist alles zu verworren.«

      »Und was ist deine Vermutung?«

      »Mimosa, Aulus Calpurnius vielleicht Tiro? Suche dir einfach einen aus.«

      Ich bin bei meinem zweiten Becher Falerner, als ein Sklave Mimosas mir einen Brief überbringt. In dem Brief steht, wie schrecklich leid ihr alles tat, ich nicht glauben solle, sie habe mich aus dem Haus geworfen. Die ganzen Verdächtigungen gingen ihr an die Nerven und sie habe überreagiert. Bitte verzeihe mir. Sie bat mich, mit ihr zu treffen und ihr einen Ratschlag zu geben. Ich sagte dem Sklaven ich würde vorbeischauen.

      Ich gehe zurück ins Atrium und helfe Iulia, die Opfer für die Laren auf den Altar herzustellen. Iulia fragt mich, was in dem Brief stand.