Ann Bexhill

Lucullus muss sterben


Скачать книгу

schimmert und ihr Haar ist imposant hoch aufgetürmt und steckt in einem goldenen Haarnetz. Der Tischsklave ein missmutiger Knabe, der auf jedes nette Wort mit, »Kraul mir den Bart« reagiert, knallt die Acta diurna auf den Esstisch. Ich nehme sie und lese.

      Das Neuste vom Mord: Tiro libertus Corati; Nudelproduzent: Identifiziert Leiche der Kassiopeia als Bürgerin. Das geheime Doppelleben des Stadtpräfekten. Valerius noch auf der Flucht.

      Iulia, streichelt meine Schulter und sagt: »Sei nett zu den Gästen«

      »Was immer du verlangst.«

      Am anderen Ende des Atriums lacht Aebutius Valerius gekünstelt über irgendetwas Versautes, das Apuleius ihr erzählt. Meine Fuß- und Fingernägel rollen sich bei dem glockenhellen Lachen nach oben. Der Ton ist, wie eine lange Nadel die ins Trommelfell stößt. Ich dreh mich um und widme mich den Nachrichten. Crassus hat eine Latrine mit 120 Sitzplätzen auf dem Capitol eingeweiht, die größte Latrine des Imperiums, was sagt man dazu. Unersättlich der Mann.

      »Du bist kein Wächter, lese das Käseblatt nicht«, sagt Iulia und widmet sich den Gästen. Gegen Morgen sind die letzten Gäste hinaus und wir werfen uns ins Bett. Iulia kann nicht schlafen und blättert in einem Buch von Cato, in dem er das Lotterleben in Rom, mit seiner erbärmlichen zügellosen Moral verurteilt. Wenn meine Augen zuklappen und ich langsam in Schlaf gleite bekomme ich Iulias Ellenbogen in die Seite gedonnert, das ich Blitze sehe.

      »Entschuldige schläfst du?«

      »Ich schlafe nicht mehr, sondern reibe mir die Seite.«

      »Langweilst du dich? Fehlt dir die Verbrecherjagd?«

      »Ha«, sag ich anstatt einer Antwort. »Valerius ist irre. Er hat sie einfach umgebracht und wenn nicht seine Geliebte, dann andere Menschen. Er ist genauso Gewissenlos, wie alle Beamten und Politiker.«

      »Ich merke, wann du lügst.«

      »Wirklich?«

      »Natürlich, Venus ist eine Ahnin von mir.«

      »Behauptet zumindest dein Vater. Alle Valerius sind schräg. Vertraue einem Valerius und du bist geliefert. Er ist ein verschlagenes kleines Glühwürmchen. Ich mag die Kleine aber sie versucht über dich, dass ich nach ihrem Vater suche. Und du weißt, wenn das passiert, kommt nichts Gutes raus.«

      Iulia seufzt, sie hat ein zu gutes Herz. Sie beugt sich zu mir herüber und drückt mir einen Kuss auf meine Stirn.

      »Was hast du mir zu Bacchanalien gekauft?«, will sie wissen.

      Ich schüttel den Kopf.

      »Was?«

      »Gar nichts, ich mach den verlogenen Brauch nicht mit.«

      Sie lacht, ich vergaß, dass man ihr nichts vormachen kann, zumindest ist es schwierig.

      »Beim Aufstehen.«

      »Und was bekomme ich beim Aufstehen«, fragt sie.

      »Der Sklavenhändler sagte er funktioniert ohne Peitsche.«

      »Du kaufst mir zum besten Feiertag im Jahr einen Sklaven?«

      »Einen der von Natur aus reinlich ist.«

      Sie schüttelt das Kissen auf. »Welche Herkunft?«

      »Es ist einer aus Thyrsos.«

      Iulia legt sich wieder hin und verschränkt die Arme unter dem Kopf. Sie richtet sich wieder auf.

      »Findest du ich, bin zu dünn, oben herum?«

      »Wie kommst du auf so was?«

      »Ha!«

      »Ha was? Du siehst umwerfend aus. Und nach meiner Strafe sehen wir, wie sich das entwickelt.«

      »Du weißt, was Vater sonst mit dir machen lässt.«

      Die Formalitäten in ihren Kreisen um einen Mord zu arrangieren sind leicht und einfaltslos, ein Beutel Sesterzen wechselt den Besitzer.

      »Vielleicht gibt es eine Möglichkeit deinem alten Freund zu helfen. Das Mädchen hält große Stücke von dir.«

      »Ich bitte dich.« Ich richte mich auf: »Ich mische mich da nicht ein!«

      »Vielleicht wenn ...«

      »Du willst deine Nase in Dinge stecken, die mich den Hals kosten können.«

      »Ist seine Exfrau eifersüchtig auf seine Geliebte?«

      »Warum sie selber hat, die Scheidungsformel vor ihren Eltern als Zeugen ausgesprochen.«

      »Scheidung ist was anders. Das ist wie, wenn du eine alte Tunika verschenkst und dann feststellst an deiner Freundin sieht sie umwerfend aus.«

      »Ich verschenke keine Tunikas.«

      »Ist seine Exfrau hübsch die Tochter, ist es auf alle Fälle. Dein Freund Apuleius ist verrückt nach ihr?«

      »Höre ich da Eifersucht heraus?«

      »Wie alt?«

      »Schluss jetzt Iulia. Die Valerius machen Probleme die wird man nicht wieder los, die sind wie Flöhe. Mord ist in diesen Kreisen eine Privatangelegenheit zwischen Opfer und Täter, in die man sich nicht einmischen sollte, außer der Dienst zwänge mich.«

      Sie zieht ein Gesicht. Ich beginne zu hoffen, dass dieses Thema sich erledigt hat und versuche zu schlafen. Keine Hora später klopft es an der Schlafzimmertür und der Janitor steckte den Kopf ins Zimmer.

      »Wer ist da?«, fragt Iulia den Pförtner, dessen Aufgabe es sein sollte, Besuch zu dieser Zeit zu unterbinden. Es ist die kleine Valerius. Der Janitor sagt aber, es ist die Süße. Seinen Worte entnehme ich das es Aebutius Valerius ist und sie ist besoffen wie ein Latiner.

      »Habe ich nicht gesagt diese Valerius, wird man nicht los, die sind wie Flöhe?«

      Iulia verschwindet ins Atrium und kommt nach kurzer Zeit zurück, um mir eine Tunika zuzuwerfen. »Sei nett zu ihr sie, klingt traurig ...«

      »Traurig? Eher betrunken!« Ich kann das Lallen der Kleinen vom Atrium her hören.

      »Das auch. Steh auf, du kannst später schlafen.«

      Iulia sieht mich mit ihren großen Augen an: »Wird ihre Mutter sie, bis zur Verheiratung in ein Zimmer einmauern lassen, wie sie sagt?«

      Ich zieh mir die Tunika über den Kopf. »Kann sein, ich sag doch keiner von denen ist bei Verstand.«

      »Dann stimmt die ganze Geschichte, armes Kind!«

      »Manchmal stimmen alte Geschichten egal, was sie dir erzählt hat und sehr oft nicht.«

      »Willst du was essen?«

      »Wein«, gähne ich.

      Aebutius Valerius ist sternhagelvoll. Ihre milchige Haut glüht und sie hat rote Flecken auf den Wangen. Xerxes springt um sie herum und leckt ihre Fußgelenke, sein Schwanz peitschte in der Gegend. Wenn die Katze sie tüchtig beißt, wird sie es nicht einmal mitbekommen, besoffen, wie sie ist.

      »Setz dich hin, was hast du getrunken? Bier in den Kaschemmen Ostias?«

      Sie torkelt gestützt von ihrem vollgesoffenen Sklaven zum Stuhl, schüttelt den Kopf und tastet nach der Lehne und setzt sich umständlich.

      »Weiß nicht ... überall alles. Ich will nicht nach Hause. Sie mauert mich ein. Ich habe mir extra das gekauft.«

      Sie steht auf und zieht aus ihrem Seidenüberwurf ein Hand Gastraphetes heraus. Eine Waffe, bei der man den Handgriff hält, den Pfeil einlegt und die Sehne spannt und den Pfeil losschnellen lässt. Ob die Handarmbrust was taugt, will sie von mir wissen und zielt auf mein hübsches Gesicht. Ich nehme ihr vorsichtig die Waffe weg.

      »Setzen dich lieber hin Kleine.«

      Ich entlade die Waffe und steckte die Armbrust in die Innentasche meiner Tunika.

      »Wo