Ann Bexhill

Lucullus muss sterben


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gegeben, für einen Kuss.«

      »Der hat dich ganz schön übers Ohr gehauen. Was mich interessiert wozu willst du eine Waffe haben? Unreine Waffen, wie das Sicarius und die Handarmbrust sind in Rom illegal. Jemanden mit einer unreinen Waffe umzubringen wirkt sich strafverschärfend aus.«

      Aebutius starrt mich mit funkelnden, irren Augen an. Ich gieß ihr ein Becher Wasser ein und sorge, dass sie austrinkt. Sie ist aber eingeschlafen, bevor ich, »alles in Ordnung« fragen kann. Ich hole die Armbrust aus der Tasche und betrachte sie. Sie ist mitgenommen, aber ein gefährliches kleines Spielzeug. Man kann eine Menge Pfeile damit, in kurzer Zeit verschießen.

      »Wirst du die Waffe bei der Cohorte abgeben?«, fragt Iulia besorgt.

      »Die sind ohne mich zu dumm, um was mit ungewöhnlichen Waffen anfangen zu können. Vielleicht stecken die Pfeile noch in irgendeinem Opfer.«

      »Aber sie sagte ...«

      »Ich weiß, was sie sagt, ein Fremder verschenkt, eine unreine Waffe, für deren Besitz er in das übelste Gefängnis in Rom dem Mamertinus wandern kann. Ich hab’s gehört und glaube es nicht. Ich sehe die ganze Zeit eine Leiche in einer stinkenden Gasse liegen, die mit der blöden Waffe erschossen wurde.«

      »Glaubst du das Kind, will ihren Vater oder die Mutter ... mit der Armbrust ...?«

      »Traue Allen alles zu und damit liegt man nicht verkehrt«, sage ich.

      »Du glaubst ihre Geschichte nicht.«

      »Zerbrechen wir uns nicht die Köpfe über ungelegte Hühnereier. Alles, was sie erzählt hat, dass sie Angst hat, wenn sie besoffen nach Hause käme.«

      »Vor ihrer Mutter, dass sie eingesperrt wird und bei erster Gelegenheit mit einem reichen Freigelassenen verheiratet wird.«

      »Sie ist besoffenen, wie ein Schlangenbeschwörer! Einmauern, hör auf.«

      4 Kapitel

      Am Mittag, nach dem ich etwas Schlaf gefunden habe, sitzen wir drei beim Frühstück, als Valerius Exfrau mit Aulus Calpurnius kommen.

      »Das ist ihre Mutter«, sagt Iulia. »Ich habe ihr einen Sklaven geschickt und geschrieben das Sie sich keine Sorgen um das Kind machen soll, das sie bei uns ist.«

      Aebutius flucht: »Verdammte Medusa überall stört Mutter.«

      Ich sage: »Wozu macht man in Rom Ferien. In Pompeji wird man nicht so oft von den Leuten belästigt.«

      Iulia tätschelt Aebutius Gesicht. Verquollen sieht die Kleine aus, der Alkohol in solchen Mengen bekommt ihr nicht.

      Die Jahre konnten Mimosa nichts anhaben. Sie wirkt auffällig und ist in ein, nach allen Luxusgesetzen jeder Periode in ein verbotenes und anmaßendes purpurnes Gewand gehüllt. Sie trägt mehr Gold an sich, als der römische Staatsschatz im Saturntempel wiegt. Sie ist größer als ihre Tochter und ihr Haar ist leuchtend Gelb. Sie lacht und entblößte Perlenzähne und streckt mir ihre beringte Hand entgegen.

      »Frohe Bacchanalien Decimus. Das ist Aulus.« Sie zeigt zu ihm. Der Aulus kommt mir regelrecht eingeschüchtert vor.

      »Du siehst gut aus Mimosa«, sag ich. Ich schüttele dem Calpurnius die Flossen. Er ist ein langer, kerzengerade dastehender Typ. Seine Toga ist sorgfältig in einen schönen Faltenwurf arrangiert. Er wirkt aalglatt mit seinem weichem Haar und dem verlogenen Lächeln in der Visage. Er ist der geborne Politiker und so schmierig, dass ich mir nach dem Händeschütteln und dem Wangenkuss, instinktiv die Hände an meiner Tunika abwische. Sein Akzent ist unüberhörbar Ostia. Es wimmelt in Rom von Provinzlern, die hier ihr Glück suchen.

      Mimosa betrachtet ihre Tochter mit einem Lächeln. »Diese Göre kann nur pünktlich sein, wenn man sie an den Haaren wohin schleift. Eine Pella für den Empfang des neuen phrygischen Botschafters wartet beim Händler.« Sie richtet ihr Lächeln von mir auf Aebutius. »Zieh dich an«, befiehlt sie.

      Die Tochter erklärt sie sähe nicht ein, warum sie ein Gewand aussuchen soll, wenn auf dem Senatsempfang nur bescheuerte Langweiler, primitive Germanen und bärtige Phrygier sind. Sie habe Besseres vor, als ihre Zeit zu verschwenden, selbst wenn Bacchanalien sein und selbst wenn Jupiter persönlich gerufen habe. Mimosa sagt nichts und der Aulus verzieht sein Gesicht.

      Mimosa fragt mich neugierig, ob ihr Exmann sich bei mir gemeldet habe.

      »Nein.«

      Sie spielt nervös mit dem goldenen Phallusanhänger an ihrer Kette. »Er ist so vollkommen verrückt. Kein Wunder, dass die Leute annehmen, er hätte was mit der unschönen Sache zu tun.« Ihre Augen durchbohren mich: »Hast du deinen alten Freund nicht besucht, kam er nicht einmal vorbei?«

      »Nein, in diesem Domus lässt man keine Wachleute herein.«

      »Es ist ein anderer gewesen steht in der acta diurna, ein Mann namens Tiro libertus Tullius. Er hat sie aus Eifersucht umgebracht. Er war ihr Unterschicht Liebhaber.«

      »Fein, sie haben Tiro geschnappt. Dann ist Valerius ja aus dem Schneider«, sag ich. Was mich wundert, die Cohorte ist nach meinem Weggang inkompetent. Vielleicht hat sich dieser Tiro freiwillig gestellt. Er ist zu den Vigiles am Nachtmarkt marschiert und hat die Tatwaffe, dieses Messer auf den Tisch geknallt und ihnen den Mord gestanden.

      »Sie suchen ihn, aber er ist es. Der Centurio der in dem Mord ermittelt ist sich sicher.«

      Mimosa schiebt ihren beeindruckenden Busen hoch und seufzte. »Petronius hilft mir überhaupt nicht weiter. Er lügt und behauptet er weiß nicht, wo mein Exmann steckt. Warum lügt er?«

      »Er ist Aedil es gibt keinen logischen Grund.«

      Sie nickt, »ganz meine Meinung.« Sie trippelt in ihrer aufwendiger Tunika, die einen Ausschnitt des Rückens freilässt zum Korbsessel, und nimmt Platz und schlägt die Beine übereinander. Ich gehorche den Regeln der Gastfreundschaft, die uns heilig ist. Schon im Zwölftafelkodex ist geschrieben: die Gastfreundschaft und die Kunst Wein anzubauen, ist das Einzige, was uns von den wilden Tieren unterscheidet. Gastfreundschaft wird hochgehalten, sie steht unter dem Schutz Jupiters. Ein Gast ist eine Person, die wir mit den gnädigen Augen sehen, wie der Vater das Kind betrachtet, oder das Enkelkind den Großvater sieht. Einmal gegebene und genossene Gastfreundschaft bildet in ein Band, das sich über Generationen vererbt.

      »Wie wär’s mit einem Wein?«

      Aulus sagt: »Alles außer Musulum mit Thrakischen Honig und Mastix aus Libyen. Den hatten wir gestern die ganze Zeit. Geharzter Retsina aus Griechenland.«

      Iulia und Aulus Calpurnius reden, der Schnösel macht ihr in einer Tour Komplimente. Aebutius Valerius wirkt unscheinbar neben ihrer Mutter. Ein Sklave verteilt den Wein und ich setze mich auf einen Stuhl mit Blick auf Mimosas Beine. Ihr Gewand ist hochgerutscht, dass Apuleius beim Anblick ihrer Schenkel, angefangen hätte zu sabbern.

      »Deine Herrin ist nett«, sagt mit Mimosa. »Sag mir Decimus: Glaubst du auch, das mein Exmann verrückt ist? Glaubst du, dass etwas vom Familienrat getan werden sollte?«

      »Woher soll ich das Wissen? Ich habe ihn Monate nicht gesehen, damals war er schon seltsam, aber nicht gemeingefährlich.«

      »Ich mache mir Sorgen um sein Vermögen. Ich habe gehört er verschwendet sein Vermögen. Wer wird die kleine Aebutius zum Domus ihres zukünftigen Gatten bringen, wenn sie zur Aussteuer keine Sesterze?«

      »Denkst du daran ihn umbringen zu lassen?«, frag ich.

      »Nein«, sagt sie ernst.

      Wahrscheinlich hat sie sich bereits umgehört und der Preis für den Mord, an den Stadtpräfekten übersteigt dessen Erbschaft. Er ist immer vorbereitet und hat mehr, als einen Attentäter durch seine Vigiles von den Insulae Suburas werfen lassen. Er ist verrückt, und zwar auf eine vorsichtige und paranoide Art, die einen Anschlag auf sein Leben, zu einer kostspieligen Angelegenheit macht. Zudem gibt es unter den Stadtwächtern die Sitte, das für jeden ermordeten von uns eine Menge Verbrecher zu sterben