Birgit Berndt

LOTSENGOLD


Скачать книгу

riss sich zusammen, presste ein „danke, mach' ich“ zwischen den Zähnen hervor und stapfte, wütend über sich selbst, zu ihrer Wohnung hinauf. Mist, den hatte sie ja schön vergrätzt, dabei war er eigentlich recht symphatisch und attraktiv dazu, irgendwie ein Künstlertyp. Was war bloß in sie gefahren?

      Sie schloss ihre Wohnungstür auf und freute sich über die Wärme, die sie sogleich umfing. Hier fühlte sie sich geborgen. Hoffentlich war Gesche auch gut aufgehoben, dachte sie gerade, als ihr Handy bimmelte. Sie sah auf's Display, auch das noch, der hatte ihr gerade noch gefehlt. Kurz angebunden meldete sie sich: „Ja?!“

      „Ja, was ja,“ äffte eine weinerliche und schleppende Stimme sie nach, „endlich erreiche ich dich und du sagst nur ja. Ich hab' mir Sorgen gemach'.“

      „Deshalb bist du mal wieder in einem See von Wein und Bier davongeschwommen und suchst nun ein Ufer, was?!“

      „Hör' auf so gestelzzzz rumzusülzen, du fehllsss mir.“

      „Jochen, tut mir leid, aber ich verspüre jetzt überhaupt keine Lust auf dein besoffenes Geschwafel. Melde dich wieder, wenn du deinen Rausch ausgeschlafen hast. Mach's gut.“

      Entschlossen drückte sie das Gespräch weg, für eine sinnlose Endlosdiskussion reichte ihre Kraft heute wirklich nicht mehr. Ach Jochen, du Blödmann, dachte sie und fühlte gegen ihren Willen ein Ziehen in der Brust.

      *

      Am Mittelmeer, in einem verträumten kleinen italienischen Hafen starrte ein ehemals stattlicher, attraktiver Mann auf das vor seinen blutunterlaufenen Augen verschwimmende Display seines Handys. Er schwankte in der Plicht seines Segelbootes bedenklich hin und her, plumpste auf die Backskiste und versuchte, seine Augen scharfzustellen, was ihm nicht gelang.

      Zwischen Wut und Weinen hin und her gerissen, liefen ihm die Tränen übers Gesicht. Er ließ ihnen freien Lauf und erst als sie von selber versiegten, erhob er sich schwerfällig und taumelte schwankend den Niedergang runter in den Salon. Frauke war so kurz angebunden gewesen, und er war zu verblüfft und zu fertig, um einen weiteren Anruf zu wagen. Sogar in seinem Zustand war ihm klar, dass das heute keinen Zweck mehr hatte, schließlich kannte er Frauke lange genug.

      *

      Frauke schüttelte sich, nein, so konnte es nicht mehr weitergehen, sie musste eine Entscheidung treffen, was aus ihrer Beziehung mit Jochen werden sollte, die so hoffnungsvoll begonnen hatte. Wenn ich weiss, was mit Gesche ist, werde ich nach Italien fahren und mit Jochen reden. Entweder, er lässt sich helfen, dachte sie, oder es ist endgültig vorbei mit uns. Hopp oder topp!

      Immer wurden die armen Menschen bedauert, die dem Alkohol verfielen, was ja auch grundlegend ok war, denn sie waren krank. Schön und gut, aber wer dachte an die Partner und überhaupt an die Menschen aus dem sozialen Umfeld, die mit den Alkoholkranken zu tun hatten, all die schwankenden Stimmungen aushalten und ausgleichen mussten? Wer wusste schon, wie viel Kraft das kostete?

      Frauke ging in ihre kleine Küche, die Jochen so liebevoll selbst im mediterranen Stil gebaut hatte. Nein, jetzt keine Gedanken mehr an ihn, sagte sie zu sich und schob die Erinnerungen energisch zur Seite. Sie befüllte den Wasserkocher und schaltete ihn an. Erstmal einen heißen Tee. Das Werkeln in der Küche lenkte sie von ihren düsteren Gedanken ab. Sie richtete sich eine Kleinigkeit zu essen her, stellte ihr Teeglas und den Teller auf ein kleines Tablett und ging zurück ins Zimmer an den runden Tisch. Mit Heißhunger verspeiste sie den Imbiss und spülte mit Tee nach. Nach ihrem kleinen Mahl ließ sie den benutzten Teller einfach auf dem Tablett stehen und sackte mit dem Teeglas in der Hand in ihren gemütlichen Ohrensessel, der so schön bunt mit all ihren Lieblingsstoffen bezogen war.

      Nachdenklich drehte sie das Glas zwischen ihren Händen und als es geleert war, stellte sie es auf einen kleinen Hocker, der als Ablage neben ihrem Sessel stand. Frauke lehnte sich erschöpft zurück als die Müdigkeit sie übermannte und ihr die Augen zuzog. Mühsam versuchte sie wach zu bleiben, aber es gelang ihr nicht, der Schlaf war stärker.

      Wieso klingelte irgend so ein Handy laut und anhaltend in ihren wirren Träumen? Irgendeins? Quatsch, das war ja ihr eigenes, sie brauchte einige Zeit, um das zu realisieren. Benommen starrte Frauke auf das Display, der Anrufer hatte seine Nummer unterdrückt. Sie meldete sich mit belegter Stimme: „Frauke Sundermann.“

      „Ja hallo, sind Sie die Schwester von Gesche Sundermann?“ plärrte ihr eine unbekannte Stimme ins Ohr.

      „Wer ist denn da?“

      „Das tut nichts zur Sache, sind Sie's nun oder nicht?“

      „Ja, bin ich, wer sind Sie?“

      Der Anrufer ging auf ihre Frage nicht ein und sagte nur kurz angebunden: „Sie waren doch heute nachmittag auf der Insel, richtig?“

      „Was geht sie das an?“

      „Ne' Menge, wie auch immer, jedenfalls ist ihre Schwester in Sicherheit, falls sie das überhaupt interessiert.“

      „Hallo, hallo,“ brüllte Frauke ins Telefon, während sie ungeduldig mit den Fingern auf die Sessellehne klopfte „natürlich, wo ist sie denn? Wie geht es ihr? Bitte, bitte, kann ich mit ihr sprechen?“

      Es war zu spät, der Anrufer hatte einfach aufgelegt. Völlig durcheinander und übermüdet brach Frauke in Tränen aus, dieses Telefonat brachte das Fass zum Überlaufen. Erst der Tod ihres geliebten Vaddings Frieder, dann die Probleme mit Jochen und jetzt auch noch die Ungewissheit darüber, ob Gesche schlimm getroffen worden war und wie es ihr wirklich ging.

      Es reichte, sie konnte nicht mehr. Als der Tränenstrom langsam versiegte, wischte sie sich mit der Hand über die Augen, erhob sich schwerfällig aus ihrem Lieblingssessel und schlich zu ihrer Schlafnische. Frauke schaffte es unter größten Mühen, sich zu entkleiden und dann wollte sie nur noch eines, schlafen und vergessen.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCA1CCWADASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwDqHWmb aneo/wAK0IImWmgcVKx9qYvIoAjx81PPAo280rCgCLk0mypiBTGHoaBDQgpQDRyKeCD2oAiYkUBj TyAaAooAYRSbacTQDmgBhWlzuGKcRTduDmgAAxilKbhSjk08HFAEUfymn4y+aAuTnpUm2gBcZFJt 5pwb2p+M0AIop4pMUuKAGsOKaF4qVhxQFyKBkI+9TjzRs+anBaAIippNtT44qMjmgCJqB0NKRk0l AELLzSlflqUrkU1uBigCIDFPzxQBQRQALQ2acMAUpwaQAp+WnBflpFx0qTotACKKCPmpVPtS96AG kkU4MWpcA05VFMBu3NBGKkxTcHvQA0dakA4poHNP7UANApwFIOaeKAACkIp4prnFADKUdabmlB5p gLRRmjFIBQabIc0UdaAImJ4phJqYgUbQaAIgSTUmOKCuKAaQBilUcUHihT7UANIpu3mpcUoFAERT NOAxUmKa1AyNxmodtT0h