Rudi Kost

Die Nadel im Heuhaufen


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      Rudi Kost

      Die Nadel im Heuhaufen

      Ein Hohenlohe-Krimi

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Dienstag

       Mittwoch

       Donnerstag

       Freitag

       Samstag

       Sonntag

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       Mittwoch

       Donnerstag

       Freitag

       Nachwort

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       Der Autor

       Impressum neobooks

      Dienstag

      Der Polizist schaute nach oben und seufzte. Ich tat ihm den Gefallen, schaute ebenfalls nach oben und seufzte mit. »Wie kann man nur so unvorsichtig sein!«, sagte er.

      In den tragischen Momenten des Lebens treibt uns die Sprachlosigkeit unweigerlich zu Banalitäten. Man musste ihm das nachsehen.

      Wir blickten hinauf in eine dunkle, viereckige Luke im Holzboden. Dort oben lagerten Heu und Stroh. Gemein­sam schauten wir wieder nach unten.

      Fritz Huber lag seltsam verrenkt auf dem Betonboden der Scheune. Eigentlich interessant. Tote liegen immer selt­sam verrenkt da, niemals normal verrenkt oder einfach nur so verrenkt.

      Wenigstens bestand kein Zweifel, dass der Bauer tot war. Seine Augen waren starr in die Ferne gerichtet. Unter sei­nem Hinterkopf hatte sich eine Blutlache gebildet. Er trug einen blauen Arbeitsanzug, auf dem ein wenig Heu ver­streut war.

      Der Polizist war noch jung und etwas blass um die Nase. Er hatte wohl noch nicht viele Tote gesehen.

      Ich auch nicht, um ehrlich zu sein. Aber ich war tapfer und ließ mir nichts anmerken.

      »Das weiß doch jedes Kind, wie leicht man da abstür­zen kann«, sagte er. Noch so eine tiefschürfende Bemer­kung.

      »Gestürzt. Geschubst. Gesprungen. Wer weiß das schon.«

      Der Polizeibeamte sah mich etwas argwöhnisch an. Ich trug mein Lässig-aber-elegant-Outfit: beige Jeans von Boss, einen sandfarbenen Cashmere-Rolli, eine hellbraune Leder­jacke von Versace. Er trug seine Uniform.

      ***

      Wir standen im Hof des Anwesens. Vor den Fenstern des Bauernhauses mit seinem schönen Fachwerk verwelkten die letzten Geranien in der milden Herbstsonne.

      Mittlerweile hatte sich das halbe Dorf versammelt. Nur die Huber-Bäuerin und der Sohn fehlten. Sie waren wegge­fahren, so gegen neun Uhr, erfuhr ich von einer Nachbarin. In solchen Dörfern bleibt wenig unbemerkt.

      Ich mischte mich unters Volk. Man erzählte sich die Ge­schichten, die jeder kannte: wie der Sohn vom Reber beim Dachdecken abgestürzt war und sich fast das Kreuz gebro­chen hatte, wie dem Hummels-Bauer die Kettensäge ins Bein gefahren war, der Röger vom Baum erschlagen wurde, der Otter die Hand in die Häckselmaschine brachte … Ein Bauernhof ist ein gefährlicher Arbeitsplatz.

      Doch unter die Betroffenheit mischten sich auch andere Stimmen. Fritz Huber war offenbar nicht sonderlich be­liebt gewesen im Dorf, und sein Tod stimmte die Nachbarn nicht gerade milder.

      Als Kommissar Keller auf den Hof fuhr, hätte ich mich am liebsten verdrückt. Aber ich wusste, dass das keinen Sinn hatte, und arbeitete mich langsam vor.

      »Und wer hat ihn entdeckt?«, fragte Keller gerade den jungen Polizisten.

      Der sah sich suchend um und wies auf mich: »Der da!«

      Keller entdeckte mich und seufzte. »Ich hätte es mir denken können.«

      Ich grinste ihn an. »Jeder hat halt so seine Hobbys, She­riff. Und ich bin in diesem County eben für die Entdeckung der Leichen zuständig.«

      Keller zog seine linke Augenbraue in die Höhe. Das hatte er sich von Roger Moore abgeschaut und bestimmt wochenlang vor dem Spiegel geübt. Ich kannte mich da aus. Ich hatte auch mal geübt, aber nach zwei Tagen auf­gegeben. »Wie kommt’s, dass ausgerechnet Sie ihn gefun­den haben?«

      »Ich hatte einen Termin mit ihm.«

      »Und warum?«

      »Er wollte seine Lebensversicherung ändern. Jemand anders sollte begünstigt werden.«

      »Wer sollte das werden?«

      »Hat er nicht gesagt.«

      »Warum haben Sie nicht gefragt?«

      »Ich bin doch nicht neugierig.«

      »Und wer war es bisher?«

      »Wie üblich. Seine Frau.«

      »Warum, um alles in der Welt, wollte er das ändern?«

      »Weil ihm die Frau davonlaufen wollte? Weil er seine Frau satthatte? Keine Ahnung. Er hat’s mir nicht verraten. Ich hätte es schon noch erfahren.«

      Nun wurde Keller doch etwas nachdenklich.

      »Und ausgerechnet, bevor Sie kommen, stürzt er vom Heuboden und bricht sich das Genick. So ein Zufall!«

      »Ich glaube nicht an Zufälle«, sagte ich.

      Vor allem nicht, wenn es meine Versicherung eine hüb­sche Stange Geld kostet. Hunderfünfzigtausend Euro, das Doppelte bei einem Unfalltod, sind kein Pappenstiel.

      Mittlerweile hatte der Arzt seine Untersuchungen abge­schlossen. Es war der Dorfarzt, den irgendwer aus dem Nachbarort geholt hatte, um das Offensichtliche festzu­stellen. Er fühlte sich sichtlich unwohl.

      »Todeszeitpunkt zwischen acht und zehn Uhr«, sagte er.

      »So genau legen Sie sich fest?«, fragte Keller verblüfft.

      »Ist ja noch nicht lange her. Man sieht’s an der Blut­gerinnung.«

      »Todesursache?«

      »Er hat sich eindeutig das Genick gebrochen. Aber ob das die Todesursache war …«

      »Anzeichen von Fremdeinwirkung?«

      »Hören Sie, ich bin kein Pathologe. Dass er eine stark blutende Wunde am Hinterkopf