Maximilian Christis

homo connectus


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ihnen wohl alles vorenthalten wurde? Er ließ seinen Blick über das farblose Fußvolk schweifen. Der homo connectus in seinem natürlichen Umfeld. Umgeben von Fassaden aus Glas, Beton und Haut. Ruhelos, orientierungslos, freudlos. Immer auf der Zielgeraden, aber eigentlich auf der Flucht vor der Leere, die er selbst verbreitet. Seinen Schafskopf starr nach vorne gerichtet, hetzt er… Schafskopf?! Ralphs Augen weiteten sich. Tatsächlich. Menschen mit Schafsköpfen, die in irgendwelche Richtungen stolperten. Paketroboter, die sich durch die Masse schlängelten. Hauswände, die sich in Bewegung setzten, näher kamen. Es begann zu krachen, die Luft spannte sich und schnalzte um Ralphs Wagen. Sein Kopf fuhr nach oben. Es begann Zeitungen zu regnen. Die losen Blätter schälten sich aus dem steril weißen Himmel, wirbelten in wirren Bahnen abwärts und verwandelten die Straße in eine Bleiwüste. Schlagzeilen klatschten gegen Ralphs Windschutzscheibe. „Nichts.“ „Unterhaltung.“ „Wach auf.“ „Die Ampel ist grün.“ Ralph blinzelte. Die Zeitungen waren verschwunden. Er blickte aus dem Seitenfenster. Die Schafsköpfe waren noch da. Er blickte durch die Frontscheibe. Sein Vorausfahrer war weg. Eine grüne Ampel forderte ihn auf, Gas zu geben. Hinter ihm ertönte laute Hupenmusik. Die vernetzten Fahrzeuge kommunizierten untereinander, um mit ihren Tröten Akkordfolgen erklingen zu lassen. Harmonien aktueller Popsongs. Menschen auf den Bürgersteigen begannen mit den Beinen zu wippen und wild zu tanzen, rissen sich dabei die Kleidung vom Leib. Sie grölten irgendwelche Liedtexte aus den Charts und machten Affengeräusche. Was sollte das? Eine tsunamiartige Wasserwelle näherte sich jetzt vom Horizont und überschwemmte die Straße. Eine mitgerissene Gerätehütte hielt direkt auf Ralphs Wagen zu. Der Aufprall ließ ihn heftig aufschrecken. Mit springendem Herz schnappte er nach Luft. Er brauchte eine Weile, bis er wieder klar sehen konnte. Das Hochwasser war offenbar weg, die tanzenden Menschen auch, ebenso die Schafsköpfe. Es hetzten wieder normale Bürger die Bürgersteige entlang. An ihren Hinterköpfen glänzten eingebettete Metallknöpfe. Der einzige von außen sichtbare Teil ihrer Implantate – er sorgte für die Temperaturdifferenz in den thermogalvanischen Zellen. Widerlich kalt schimmernd zogen die silbernen Punkte vorbei. Ralph starrte ihnen mit hängendem Mund nach, bis das anhaltende Hupkonzert wieder zu ihm durchdrang. Er rieb sich erst einmal die Augen. Um den richtigen Gang einzulegen und das Gaspedal zu finden, brauchte er eine Weile. Hatte er gerade Tagträume gehabt? Es ging wohl wieder los - schon eine Stunde nach dem Aufstehen. Diese Müdigkeit, die ihn seit einiger Zeit immer öfter unerwartet angriff, konnte er nicht mit ausreichend Schlaf vertreiben. Es war keine gewöhnliche Schläfrigkeit. Das einzige, was dagegen ein wenig half, war Kaffee. Ralph griff zu der gefallenen Flasche und trank die paar Schlücke, die den fatalen Sturz überstanden hatten. Viel zu wenig. Er versuchte, sein Gehirn mit irgendwelchen Gedanken von der Müdigkeit abzulenken. Er würde mehr über diese überschwemmte Kleinstadt, Valigia, herausfinden müssen. Am Besten in den Logdateien des Zentralrechners, der zeichnete ja alles auf, was in der Welt so geschah.

      Ralph entwarf einen Plan: Er würde sich im Büro verstecken, den Abzug seiner Mitarbeiter abwarten und dann im Geheimen die Protokolle des Rechners inspizieren. Wie in Hollywood-Filmen. Mangelnde Koffein-Konzentration ließ seine Gehirnzellen unterschlagen, dass er mithilfe seines Wartungstablets eigentlich von überall auf die Datei zugreifen konnte und dazu nicht an seinem Arbeitsplatz sein musste. Ralph versuchte, seinem Aufmerksamkeitsverlust mit einem herzhaften Gähnen entgegenzuwirken, verpasste dabei aber die richtige Abzweigung. Im Halbschlaf und unter zunehmender Verwirrung navigierte er seinen Wagen durch das Büroviertel. Die Glasfassaden verschwammen mit der Menschenmasse zu grauen Schlieren, die an seinem Wagen vorbeiflossen. Ralph stemmte seine Augen auf und starrte angestrengt umher, mal in den hellgrauen Himmel, mal auf die anthrazitgraue Straße. Seine Wahrnehmung trübte sich rapide, bald konnte er die Grautöne nicht mehr auseinander halten. War das noch Asphalt unter seinem Wagen? Er wusste es nicht, es war unmöglich, zu unterscheiden. Orientierungslos glitt er durch die verschwimmende graue Masse, fand keinerlei Anhaltspunkte. Doch, da. Eckcafé. Bremsen. Er torkelte aus seinem Wagen und lief gegen eine Glastür. Verdammt, er brauchte jetzt wirklich Kaffee. Als er erfolgreich die Tür passiert hatte, steuerte er direkt auf die Theke zu.

      „Drei Tassen Esprse…Essrps…Espresso. Bitte.“

      „Äh… Das wäre ein Viertelliter. Sind Sie sich sicher?“

      „Was? Dann sechs Tassen.“

      „Ich… Ich gebe ihnen einen Becher.“

      „Danke.“

      „Das wären dann zwölf Euro fünfzig.“

      Missmutig klatschte Ralph irgendwelche Geldscheine auf die Theke. Für die Summe bekam er im Supermarkt eine ganze Tüte Kaffeebohnen! Der Becher war in vier Zügen geleert. Ralphs Wahrnehmung besserte sich schlagartig. Trotzdem würde das kaum bis zum Feierabend reichen. Was war nur los mit seinem Kopf? Dieser übermäßige Koffeinkonsum konnte keine Dauerlösung sein, auch, wenn der Kaffee einfach himmlisch schmeckte. Ralph trat zurück auf die Straße und sah sich um. Obwohl er die Umgebung wieder klar erkennen konnte, hatte er keine Ahnung, wo er sich befand. Da musste die Navigation seines Tablets Abhilfe schaffen. Die behauptete, er wäre 3,4 Kilometer von seinem Ziel entfernt. Ralph seufzte. So viel Weg und so viel Geld für so wenig Kaffee. Er tippte angesichts der Uhrzeit eine entschuldigende Kurznachricht an seinen Chef und machte sich auf den Weg zum Unternehmen.

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